Pilze beendeten das Karbonzeitalter

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Manfred

Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#1

Beitrag von Manfred » Fr 6. Jul 2012, 12:14

Das Thema geisterte vor einigen Tagen durch die Presse:

http://www.pflanzenforschung.de/node/18 ... mpaign=RSS

Der Großteil der heutigen Kohlevorräte entsand im sogenannten Karbonzeitalter, das vor ca. 300 Millionen Jahren endete.
Der Grund für dieses Ende war ein Evtolutionsschritt bei den Pilzen. Diese "lernten" das Lignin im Holz abzubauen. Vorher konnte das Lignin in der biologischen Kette nicht verarbeitet werden, blieb in großen Mengen liegen und wurde durch die Bewegung der Erdkruste nach und nach nach unten transportiert und von anderen Schichten überlagert.
Sobald die neu entstandenen Weißfäulepilze das Lignin zersetzen, war Schluss mit der Einlagerung gigantischer Kohlenstoffmengen aus holzigen Pflanzen.

Bin gespannt, wann der erste Klimaschützer fordert, die Weißfäulepilze auszurotten. Die Mistviecher sind schließlich noch viel schlimmer als Kühe. :lol:

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ahora
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Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#2

Beitrag von ahora » Fr 6. Jul 2012, 12:41

ist ja irre, dann verdanken wir die kohlevorräte dem damals nicht vorhanden gewesenem weißfäulepilz. hatte man nicht in der schule gelernt, das holz wäre versunken, und deswegen nicht verrottet? aber so genau kann ich mich nicht mehr erinnern. wieder ein baustein der evolution.

danke fürs einstellen. lg ahora

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emil17
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Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#3

Beitrag von emil17 » Mi 11. Jul 2012, 07:15

Interessanter Gedankengang im verlinkten Artikel, jedoch etwas unrealistisch:
Da steht z.B. "Lignin zählt zu den sekundären Pflanzenstoffen, d.h. es ist ein Stoff, der für Pflanzen nicht lebensnotwendig, wenn doch mitunter sehr nützlich ist." Dieser Satz ist absurd, denn ohne Lignin gäbe es keine Gefässpflanzen. Die Pflanzen haben ja die Verbundwerkstoffe erfunden (Fasern und druckfestes Material), und Lignin ist für das Holz das was der Zement für Faserbeton ist. Alles, was grösser als irgend ein Kriechkraut werden will, verwendet Lignin, wobei viele Pflanzen auch noch andere Substanzen wie Silikate in ihre Gewebe einbauen.
Man könnte genausogut sagen, Knochen seien nicht lebensnotwending, mitunter jedoch sehr nützlich. OK, aber ohne Erfindung des Skeletts (auch Insekten haben hieruzu Chitin erfunden) wäre die Entwicklung der Tierwelt auf dem morphologischen Stand von Würmern stehengeblieben.
Mit der gleichen Argumentationsweise kann man behaupten, es brauche kein Gehirn - viele Lebewesen können bestens ohne.

Dass Lignin als polymere Phenolverbindung so schwer abbaubar ist, ist meiner Meinung nach gewollt - nur so können Pflanzen ihre Stützgewebe gegen den Angriff von Mirkroorganismen verteidigen.

Die Argumentation, Lignin sei vor Ende des Karbons nicht abbaubar gewesen, würde bei der langen Dauer dieser Erdzeitperiode (rund 60 Mio. Jahre) und der üblichen Produktivität von Holzpflanzen, die damals eher höher gewesen sein dürfte als heute (mehrfaches des CO2-Gehaltes der Luft) sehr schnell zur völligen Erschöpfung des Luft-CO2 und damit zu einem Wachstumsstop geführt haben. Das Luft-CO2 tauscht sich mit dem grössten biologisch aktiven Speicher von CO2, dem Meer, in Zeiträumen von etwa 1000 Jahren völlig aus, also verglichen mit der Dauer des Karbons rasch. Ausserdem wären alle Nährstoffkreisläufe unterbrochen, wenn Biomasse nicht abgebaut würde.
Um die Hypothese der Autoren zu stützen, wäre eine gründliche Recherche von Fossilien von halb zersetztem Holz aus der Steinkohlenzeit erforderlich. Die gibt es, z.B. noch erhaltene Stümpfe von Bäumen aus Sumpfwäldern. Was hat damals das Holz der Krone und des Stammes zerfallen lassen?

Ich vermute, dass diese modernen ligninabbauenden Pilze damals die Mikroorganismen, welche diesen Job vorher gemacht haben, erstmals erfolgreich konkurrenziert haben, genauso wie die Blütenpflanzen in der Kreidezeit die vorher vorherrschenden Pflanzen abgelöst und in wenige, allerdings heute immer noch bedeutende Ökonischen abgedrängt haben.
Tatsache ist, dass das Karbon vom Perm abeglöst wurde, wo aufgrund der Kontinentalverschiebung das ganze Erdklima völlig anders wurde und grosse Landflächen arid geworden sind (der Buntsandstein als Wüstensedimentgestein zeugt davon).

Dieser Artikel ist vor allem als Eigenwerbung zu verstehen (unser Forschungsgebiet ist wichtig, gebt uns mehr Geld). Deshalb auch der Ausblick auf technische Bedeutung des rascheren biochemischen Ligninabbaus - nur bin ich hier skeptisch: Es gibt gemäss der Theorie der Autoren erst seit Ende Karbon, also seit rund 300 Mio. Jahren, Ligninabbauende Pilze. Mikroorganismen, die Lignin noch rascher verwerten können als die im Artikel zitierten Pilze, wären diesen überlegen und in diesen 300 Mio. Jahren sicher entstanden, wenn es biochemisch möglich wäre.
Eine effiziente und umweltschonende Verfahrenstechnik zur Aufschliessung von Lignin wäre allerdings eine feine Sache - Lignin ist eine mengenmässig extrem bedeutende Substanz, die bei der Papier- und Zellstoff-Fabrikation anfällt und mit der man eigentlich nichts anzufangen weiss.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#4

Beitrag von ahora » Mi 11. Jul 2012, 08:09

emil17 hat geschrieben:Interessanter Gedankengang im verlinkten Artikel, jedoch etwas unrealistisch:
Da steht z.B. "Lignin zählt zu den sekundären Pflanzenstoffen, d.h. es ist ein Stoff, der für Pflanzen nicht lebensnotwendig, wenn doch mitunter sehr nützlich ist." .
hallo emil,

grundsätzlich stimmt diese aussage doch, da es pflanzen gibt, die kein lignin einbauen. also pflanzenwachstum - in bestimmten umfang - ist auch ohne lignin möglich.

imo erstmal eine neutrale aussage.

zersetzt wird organische masse nicht nur durch mikroorganismen sondern auch durch erosion: regen, schnee, eis, sonne usw. - aber ich war nicht dabei, ich weiß es nicht. organische masse muss sich ja irgendwie zersetzt haben, um neuem wachstum platz zu machen.

interessante gedankenspiele

lg ahora

Benutzer 72 gelöscht

Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 11. Jul 2012, 09:46

hallo!

Ja, interessante Gedankenspiele...
Ich finde es nur ziemlich unwissenschaftlich, zu sagen "so war es" :pfeif:

Die Wahrheit ist doch, dass alles, was wir über die Vergangenheit zu wissen meinen, bestenfalls Theorien sind, wirklich wissen tun wir nix, wage ich mal zu behaupten.

Ich hab auch mal die Theorie gelesen, dass früher (also wirklich viel viel früher) die Luft eine total andere Zusammensetzung hatte und deshalb die Lebensbedingungen gänzlich andere waren - irgendwas mit Ernährung aus der gesättigten Luft und dass die Luft dichter war - so auf die Art wie das Wasser, Wale können heutzutage ja nur im Wasser leben, weil ihr hohes Eigengewicht sie sonst zerdrücken tät....

Also: möglich ist vieles! :wink_1:

liebe Grüße!

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Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#6

Beitrag von ahora » Mi 11. Jul 2012, 09:52

hallo ina,

habe neulich den spruch gehört:<< wissenschaft ist die arroganteste form einer behauptung>> - hab jetzt sogar beim kugeln gefunden, wo ich den satz gehört habe - im satiregipfel.

da ist wohl einiges dran. trotzdem fasziniert sie mich - schaue mir gerade mal wieder harald lesch an: http://www.youtube.com/watch?v=7WNuGZwcXiw - sehr schöööööööööööön

lg ahora

Rati
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Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#7

Beitrag von Rati » Mi 11. Jul 2012, 11:38

Ich würde das auch nicht so krass darstellen - ab da keine Kohle mehr .

Im Artikel geschrieben steht
„Zu dieser Zeit ging die Bildung von Kohlevorkommen aus Pflanzen deutlich zurück“,
deutlich heist nicht drastisch oder gar um die Hälfte. Deutlich heist erkennbar und das können auch 10% gewesen sein.
Außerdem geht es da um die Bildung von Steinkohle.
Lange nach dem Carbon kam das Tertiär und das war die Zeit in der (hauptsächlich) die Braunkohle entstanden ist, die wenn sie genug zeit gehabt hätte zu Steinkohle geworden wäre.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

logicalman
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Re: Pilze beendeten das Karbonzeitalter

#8

Beitrag von logicalman » Mi 11. Jul 2012, 15:55

Manfred hat geschrieben:...

http://www.pflanzenforschung.de/node/18 ... mpaign=RSS

Der Großteil der heutigen Kohlevorräte entsand im sogenannten Karbonzeitalter, das vor ca. 300 Millionen Jahren endete.
Der Grund für dieses Ende war ein Evtolutionsschritt bei den Pilzen. Diese "lernten" das Lignin im Holz abzubauen. Vorher konnte das Lignin in der biologischen Kette nicht verarbeitet werden, blieb in großen Mengen liegen und wurde durch die Bewegung der Erdkruste nach und nach nach unten transportiert und von anderen Schichten überlagert.
Sobald die neu entstandenen Weißfäulepilze das Lignin zersetzen, war Schluss mit der Einlagerung gigantischer Kohlenstoffmengen aus holzigen Pflanzen.
nette Meldung - nur leider schon seit Jahrmillionen durch die Realität widerlegt :haha:

und zwar durch die Bildung der Braunkohle, was ja wohl auch eine "Einlagerung gigantischer Kohlenstoffmengen aus holzigen Pflanzen" war

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