Dagmar hat die 3 wichtigsten Arten der radioaktiven Strahlung ja schon ganz gut erklärt.
Ich versuche es mal mit einem (nicht maßstäblichen) Größenvergleich weiter zu verdeutlichen:
Alphastrahlung ist keine Strahlung wie man sie sich evtl. sonst vorstellt.
Das Alpha-Teilchen ist ein richtig dicker Brummer aus 2 Protonen und 2 Neutronen.
Das entspricht dem Atomkern eines Helium-Atoms.
So ein Brocken ist vier mal so schwer wie ein Wasserstoff-Atom.
Wenn so ein dicker Brocken irgendwo einschlägt, dann hinterlässt er Schaden.
Vergleichen kann man das evtl. mit einer Handgranate. Kurze Reichweite, aber wenn sie trifft, dann gibt es gewaltigen Schaden.
Zum Glück ist unsere Hornhaut so dick, dass ein Alphateilchen von außen nicht durchkommt.
Gefährlich wird es erst, wenn der Alphastrahler in den Körper gelangt und dort zerfällt und sein Alphateilchen abschießt.
Dann trifft dieses Teilchen z.B. auf die ungeschützte Schleimhaut der Lunge (wenn wir z.B. das gasförmige Radon einatmen) oder auf die ungeschützte Darmschleimhaut (wenn wir einen Alphastrahler essen).
Es ist aber nicht so, dass jeder Alphastrahler den wir einatmen oder essen in unserem Körper zerfällt. Den größten Teil davon atmen oder koten oder urinieren wir einfach wieder aus.
Cäsium ist ein besonderes Problem. Es reagiert chemisch wie Magnesium. Unser Körper verwechselt es deshalb mit Magnesium und baut es in unsere Knochen ein. So bleibt es sehr lange im Körper und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich in unserem Körper spaltet.
Aber selbst wenn sich so ein Teil in uns spaltet und wir die Strahlung abkriegen, gehen wir daran nicht gleich ein. Unser Körper hat sich im Laufe der Evolution gut darauf eingestellt und Reparaturmechanismen entwickelt. Der Schaden, denn ein Alpha-Beschuss in unseren Zellen hinterlässt wird repariert wie andere Wunden auch.
Das Problem ist: Leider kann unser Körper nicht jeden Schaden reparieren. Wenn z.B. die DNA einer Zell geschädigt wird und dieser Schaden genau an der richtigen Stelle sitzt, dann kann das zu Krebs führen. Diese Chance ist sehr klein, aber es gibt sie halt. Und je mehr radioaktivem Beschuss wir ausgesetzt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Beschuss mal einen Treffer landet, den unser Körper nicht mehr reparieren kann.
Betastrahlung ist schon ein deutlich kleineres Kaliber, aber mit größerer Reichweite.
Das Beta-Teilchen ist ein Elektron (in selteneren Fällen ein Positron).
Makroskopisch evtl. mit einer Gewehrkugel vergleichbar.
Es kann, wenn es schnell genug ist, auch von außen unseren Haut durchdringen.
Die Schäden die es bewirken kann sind aber deutlich kleiner als beim Alphateilchen.
Trotzdem gilt: Je mehr kleine Schäden, desto höher das Risiko, dass ein nicht reparierbarer darunter ist.
Und dann gibt es noch die Gamma-Strahlung. Das ist klassische Strahlung, wie man sie sich vorstellt.
http://www.ceramic-energy.de/wp-content ... ktrum1.jpg
Im Lichtspektrum liegt in der "Mitte" das sichtbare Licht in Richtung höherer Energie kommt dann das UV-Licht, dann die Röntgenstrahlung und schließlich die Gammastrahlung.
Man kann Gammastrahlung also am ehesten mit Röntgenstrahlung vergleichen. Der Übergang ist fließend.
Sie geht durch uns durch, aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommt es zu Wechselwirkungen und damit evtl. zu Schäden, die wieder mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nicht reparierbar sind.
Also gilt bei allen dieser Strahlungsarten: Im allerdümmsten Fall kann schon ein einziger Treffer bleibenden Schaden (Krebs oder Erbgutschäden) verursachen.
Es gibt also keine Schwelle wo man sagen könnte, bei weniger Strahlung sei es harmlos.
Aber unser Körper kann viel reparieren. Trotzdem sollten wir uns nicht unnötig der Strahlung aussetzen, weil mit mehr Strahlendosis auch die Wahrscheinlichkeit eines schädlichen Treffers steigt.
Strahlenkrankheit ist noch mal ein anderes Thema. Die fängt man sich ein, wenn man einer extrem starken Bestrahlung ausgesetzt wird, wie z.B. die Arbeiter bei einem Reaktorunfall oder bei der Explosion einer Atombombe etc.
Dann wird im Körper so viel Schaden auf einmal angerichtet, dass der Körper mit der Reparatur völlig überfordert ist und man daran stirbt oder mit Glück nach einem langen und langsamen Heilungsprozess wieder gesundet.
Leider sterben viele die eine akute Strahlenerkrankung überleben später an Krebs, wegen nicht reparierbarer DNA-Schäden.