Manfred:
Jetzt bist du schon bei den afrikanischen Wüsten. Wir waren doch bei Wald-Totalschutzgebieten in Mitteleuropa?
Seis drum, von Heinrich Walter gibts Untersuchungen aus Südafrika (Südrand der Kalahari) aus den späten 1940er Jahren - er kam zum Schluss, dass die Farmer dort ihr Land durch Überbeweidung ruiniert hatten, wie man durch Vergleich von links und rechts an einem einfachen Weidezaun sehen konnte. Das Gras bzw. was davon noch übrig war, ist dann in der folgenden Trockenzeit wegen Frass- und Trittschäden abgestorben, und in der nächsten Regenzeit war der Ertrag der Weiden entsprechend.
Es funktioniert auch mit Ackerbau, wie man in den nordamerikanischen Prärien in den 1930er Jahren erfahren hat (
Dust Bowl).
Na gut, für Dich ists halt andersrum und die Nicht-Nutzung führt zur Wüstenbildung.
Die Sache mit der Evolution in Mitteleuropa hat noch den kleinen Haken, dass die heutige Vegetation erst seit etwas mehr als zehntausend Jahren überhaupt da ist. Vorher war da Eis oder Kälte-Halbwüste oder subarktische Tundra, also das, was heute das Zentrum Islands bedeckt. Die Buche ist erst seit deutlich weniger als 10'000 Jahren waldbildend. Klima? Mensch? Schwer zu entscheiden, aber ich persönlich halte das Klima für ursächlicher. Sobald die Niederschläge während der warmen Jahreszeit unter einen bestimmten Wert fallen, hat man Grasland. Ist es im Sommer feucht genug, herrscht Wald, wenn man nicht dauernd eingreift. Das funktioniert eigentlich auf allen Kontinenten und in allen Klimazonen so, die überhaupt warm genug für Wald sind.
Deine Meinung sei dir unbenommen. Es entspricht halt, was du an grösseren Zusammenhängen schilderst, nicht dem allgemeinen wissenschaftlichen Konsens. Nicht dem gesellschaftlichen Konsens der Diskussionskultur entspricht es, Dinge einfach zu behaupten, ohne Fakten zu bemühen. Dagegen bin auch ich nicht gefeit, aber ich bemühe mich.
Aber du kannst ja allen Naturschützern zeigen, wie man es richtig macht. Wanderherden gibts in den Landfluchtgebieten der französischen Westalpen, auch in den dünn besiedelten Karpaten. Da könnte man doch hingehen und in der Praxis studieren, wie gross die wirtschaftlichen Vorteile und Kollateralschäden sind. Vielleicht macht mans hier ja nicht, weil die Bevölkerungsdichte zu hoch ist oder die Eigentümer gefragt werden wollen, oder weil man keine Hirten findet, die das noch können, oder weils zu viele Strassen und Bahnen hat? Oder haben die schlicht nicht nachgedacht?
Frag doch mal.
Du kannst auch weiterhin behaupten, dass Naturschutzbeamte nichts anderes im Sinn haben, als sich selber geschützte Arbeitsstätten auf Staatskosten zu schaffen. Das ist ja so offensichtlich, dass man keinen Naturschützer direkt fragen muss, warum er seinen Job sinnvoll findet, denn die Antwort kennt man ja schon. Man muss auch nicht den Gesetzgeber fragen, warum Naturschutz überhaupt Staatsaufgabe ist. Man muss auch nicht wissen, wieviele Prozent der Bevölkerung Naturschutz im allgemeinen und Waldschutzgebiete im Besonderen wichtig finden.
Du kannst das einfach so behaupten. Mir stellt sich die Sinnfrage.
Du könntest aber auch einfach auf deinem Grund im Rahmen deiner Verfügungsgewalt als Eigentümer das machen, was du für sinnvoll hältst. Dann lässt dich dieses unnütze Gesocks von Beamten in Ruhe, du verschwendest keine emotionale Energie im Kampf gegen die Beamten- und Behördenhydra, den du sowieso nicht gewinnen kannst, und deine Sach spricht für sich selbst.
Ich habe übrigens immer noch nicht verstanden, worin der Schaden besteht, wenn einige Prozent Waldfläche aus jeglicher Nutzung genommen werden.
Ein Schaden ist eine durch ein Ereignis oder eine Tat unfreiwillig erlittene Einbusse an einem Gut oder eine persönliche Beeinträchtigung.
Also, bitte: Wer genau wird durch den Nutzungs
verzicht wie genau geschädigt? Warum stört es Dich, wenn irgendjemand beschliesst, irgendwas im Wald, der Dir nicht gehört, nicht mehr zu tun?
Mich stören (und schädigen mich in meinen subjektiven Wohlbefinden) laute Flugzeuge und Helikopter. Mich ärgert die Tatsache, dass immer mehr Kulturland zugebaut wird, dass jede Schlucht, jeder Berg, jeder Bach, jedes stille Seitental zu einem Erlebnispark mit Wertschöpfung verbessert werden soll. Ich begreife nicht, dass die Mehrzahl der Leute hier banalste Gärten haben, aber das ist mein Problem und nicht ihres - ich will ja auch nicht, dass die mir sagen, wie ich meinen Garten gestalten soll. Soll ich jetzt jedem, der eine Thujahecke hat, sagen was für ein Depp er ist und dass er von nix keine Ahnung hat?
Nö - die müssen mich nämlich auch vertragen.
Die Naturschutzbehörde, die mir nur Dinge verbieten kann, die ich sowieso nicht tun will, die stört mich nicht.
Ich sehe aus meinem Küchenfenster am Gegenhang ziemlich viel ungenutzten Wald, der früher mal zur Brennholzgewinnung geschlägert wurde und der als Schutzwald nicht mehr so wie früher bewirtschaftet werden kann, aber mir ist niemand bekannt oder vorstellbar, der diese Nicht-Nutzung als Schaden auffassen könnte. Die Gemeinden werden auch so ihr Brennholz nicht kostendeckend los. Was habe ich nicht begriffen?
Dass deswegen mehr Tropenwälder abgeholzt werden sollen, ist eine etwas zwanghafte Logik, zumal ja der einheimische Wald noch reichlich nicht genutzten Zuwachs zu bieten hätte, ohne dass das Nachhaltigkeitsgebot der Forstwirtschaft beeinträchtigt würde. Mindest behauptet das die Waldwirtschaft selber.
Nachdem ich aber aus anderen Foren weiss, dass die Mehrzahl der Häuslebauer Gartenmöbel und Terrassenböden aus Bangkirai oder Bongossi will, weil dafür einheimische Eiche oder Robinie oder temperaturbehandelte Buche oder gar schlichte Steinplatten nicht gut genug oder ein klein wenig teurer sind, und z.B. Kunststoffenster "besser" sein sollen als solche aus Holz, das arbeitet, sich verzieht und verwittert, habe ich eine Ahnung, woran es liegen könnte.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.