Waldstilllegung führt zu Artenverlust

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emil17
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#91

Beitrag von emil17 » Di 3. Mär 2015, 22:13

Manfred hat geschrieben: Buchen werden in D jährlich viele Millionen gepflanzt.
Du hast ja soviel Ahnung, dass nicht einmal Fakten wie amtliche Quellen ...
aber ich hör jetzt auf.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#92

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 22:30

Evtl. findest du was in den staatlichen Statistiken zu den Baumschulen.
Hab noch einen alten Zeitungsartikel im Kopf. Ist aber schon ein paar Jahre her. Da hatten alleine die Fortbaumschulen in Brandenburg über 15 Millionen Buchensetzlinge stehen. War aber zu der Zeit, als der Waldumbau noch stärker gefördert wurde. Aber lass es jetzt noch 1/3 sein, für das eine Bundesland...
Alleine unsere kleine Waldbauernvereinigung hat jedes Jahr etliche Tausend in der Sammelbestellung.

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emil17
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#93

Beitrag von emil17 » Di 3. Mär 2015, 22:42

Ich finde, dass Buchen gepflanzt werden zur Umwandlung von Fichtenforsten in naturnahere Wälder da, wo Samenbäume fehlen und die natürliche Verjüngung deshalb nicht funktioniert. Das ist aber nicht rentabel, also eine Naturschutzfunktion. Du hast insofern recht, als dass tatsächlich wieder Buchen gepflanzt werden. Aber eben nicht aus wirtschaftlichen Gründen.
So what ...
Beleidigen will ich dich übrigens nicht, bloss weil du einen anderen Zugang zum Thema hast. Immerhin hast du einen.
Manfred hat geschrieben: Das ist leider das Problem mit vielen "Naturschützern". Der völlig fehlende Praxisbezug.
was weisst du denn schon von mir ...
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

unkrautaufesserin
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#94

Beitrag von unkrautaufesserin » Mi 4. Mär 2015, 00:44

Ich glaube schon, daß die Baumschulen Millionen Buchen verkaufen. Kilometerweise Buchenhecken ziehen sich um deutsche Handtuchgärten... :holy:

Liebe Grüße, M

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#95

Beitrag von Manfred » Mi 4. Mär 2015, 08:31

@Unkrautfresserin: In den Gärtenhecken stehen fast nur Hainbuchen. Die gehören zu den Birkengewächsen. Mit richtigen Buchen haben die außer der Optik wenig zu tun.

@Emil: Musst du halt mehr über dich erzählen. Was ich mitbekommen habe: In Pflanzenbestimmung bist du richtig gut und wenn ich es recht in Erinnerung habe, hast du ein Biologiestudium. Ich gehe deshalb davon aus, dass du im Bereich der Artenerfassung Praxis gesammelt hast. Aber von der praktischen Land- und Forstwirtschaft hast du offensichtlich allenfalls rudimentäres Wissen.
Was die Rodung angeht: Hier darfst du in der Feldflur vom 01.03. bis 30.09. gar keine Bäume fällen. Das Roden von Feldgehölzen und Hecken ist sowieso verboten, bzw. nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden und unter Einhaltung der auferlegten Ausgleichsmaßnahmen (z.B. anlegen einer größeren Hecke an anderer Stelle) möglich.
Man ist dabei aber völlig der Willkür der unteren Naturschutzbehörde ausgeliefert. Stufen die den Gestrüpp als Hecke oder Feldgehölz ein, hast du alle Auflagen. Wird es dagegen als störende Verbuschung eingestuft auf Flächen, die die Behörde gerne frei halten will, dann kannst du für die Rodung sogar Zuschüsse erhalten. Beide Arten von Einstufungen liegen oft nur 1 m auseinander.
Ebenso ist es im Vertragsnaturschutz. Ob auf einer Fläche z.B. die Mahd oder eine Beweidung gefördert wird, hängt völlig davon ab, welcher Mode im Naturschutz der zuständige Beamte gerade anhängt.
Auch ob überhaupt eine Förderung möglich ist, hängt oft mehr von persönlicher Sympathie (bist du Mitglied im selben Naturschutzverband wie der Beamte?) und den persönlichen Gestaltungswünschen des Sachbearbeiters als von sachlichen Gründen ab.
Diese Willkür ist es unter anderem, die die Sache in der Praxis extrem problematisch macht.
Lösen kann man dieses Dilemma eigentlich nur, indem man den Landwirten diese Gestaltung wieder selbst überträgt. Man könnte z.B. sagen: Du hast auf deinen 10 ha Biotopflächen von 2 ha. Dieser Flächenanteil muss erhalten bleiben. Aber wo auf den Flächen der liegt und welche Art von Biotopen, das bleibt dir überlassen. Dann könnte der Landwirt eine Hecke verlegen oder statt einer Hecke einen Froschteich anlegen oder einen Anteil Altgrasstreifen für Vögel und Käfer stehen lassen, oder Streuobstbäume pflanzen und er könnte entscheiden oder er eine Fläche beweidet oder ob der eine Magerwiese durch Mahd entstehen lässt etc.
Niemand kann sachlich belegen, ob und warum eines dieser Biotope höherwertig ist und ob es 20 m weiter rechts oder links auf der Fläche höherwertiger ist oder wäre. Diese Art Willkür muss ein Ende finden.

centauri

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#96

Beitrag von centauri » Mi 4. Mär 2015, 08:57

Also hier in den heiden rings rum werden ausschliesslich buchen nachgepflanzt.
Aber auf eine art die ich aus dem bayrischen wald nicht kenne.
Zuerst kommt der harvester legt einen halben kahlschlag hin.
Also wird erst gut 50% der kiefern und meißt birken entfernt.
Dann kommt der forwarder und räumt das holz aus dem wald.
Nach dem holz wird das ganze restholz und die äste auf einen grossen haufen geschichtet.
Dann kommt ein großschredder und bläst das ganze auf containerfahrzeuge.
Und weg ist dann die hälfte der biomasse die normalerweise zur humusbildung im wald verbleiben sollte.
Dann kommt ein grosser traktor mit forstpflug und pflügt alles zwischen den bäumen um.
Im frühjahr kommt dann ein pflanztrupp und pflanzt in das gepflügte kleine buchen.
Natürlich nur buchen! Warum auch immer?
Zuletzt kommt dann ein bautrupp und bastelt einen forstzaun um die bepflanzte fläche.
Mit artenvielfalt hat das aber dann auch nix mehr zu tun.
Nach dem pflug stehen dort wirklich nur noch kiefern sonst nichts mehr.
5 jahre später stehen dort nur kiefern, buchen und brombeeren.
10 jahre später nur noch kiefern und buchen.
Also artenvielfalt ist irgendwie anders.
Kann man hier alles schön verfolgen wenn man mit offenen augen durch den wald geht.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#97

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 4. Mär 2015, 11:07

@Manfred: gibt es in Deutschland keine Flächenwidmungen?
Also zum Beispiel, eine Fläche ist als Ackerland gewidmet - auch wenn ich da ein paar Jährchen "faul" bin und es deshalb verbuscht, bleibt die Flächenwidmung Ackerland - ist das nicht so? Wird dann Grünland mit Umbruchsverbot daraus??
Also das fände ich sehr kontaproduktiv!

Ja, Willkür ist nie gut, da stimme ich mit dir überein.
Lernen Landwirte (in der Ausbildung?) über Umweltschutz oder können sie das von selber??

Centauri: mein ... öh egal, einer aus der Familie, in der Steiermark, der hat einen Buchenwald und setzt zwar keine nach, weil die eh von selber wachsen, aber er schwört auf Buchenholz als das beste Heizmaterial.
Buchenholz ist doch Hartholz, oder?

Aber du hast recht, so brutal eine Buchen-Monokultur anlegen ist auch nicht das Wahre......

centauri

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#98

Beitrag von centauri » Mi 4. Mär 2015, 11:26

@ina
Klar ist buche super brennholz.
Stimmt so brutal kannte ich das aus dem bayrischen wald auch nicht.
Was mich eben dabei am meissten stört ist das sämtliche biomasse rausgeräumt wird.
Früher wurde das hier zwar auch so gehandhabt.
Nur das geäst wurde auf dämme geschichtet und verblieb im wald.
Und heute gehts ab in ein heizkraftwerk oder noch besser zu german pellets.
Da werden dann aber keine pellets draus wie man denken würde.
Die verwenden diese zur trocknung der späne vor der pressung.
Ein sehr ökologisches konzept :hmm:

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#99

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 4. Mär 2015, 12:02

ina maka hat geschrieben: Also zum Beispiel, eine Fläche ist als Ackerland gewidmet - auch wenn ich da ein paar Jährchen "faul" bin und es deshalb verbuscht, bleibt die Flächenwidmung Ackerland - ist das nicht so? Wird dann Grünland mit Umbruchsverbot daraus??
nein, und nein, in D herrschen andere gesetze.

da gibt es entweder kein landesgesetz oder es hat versagt, und daher gilt bei dir das bundesgesetz (Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend über die Angabe und Definition der Benützungsarten und Nutzungen im Grenzkataster (Benützungsarten-Nutzungen-Verordnung – BANU – V) StF: BGBl. II Nr. 116/2010, §2.3 das besagt, dass nach 9 jahren und 364 tagen oder vorher, sobald die überschirmung bei 50% angelangt ist, das forstgesetz 1975 greift, und die fläche zu wald umzuwidmen ist und als solcher behandelt werden muss. wenn du kein weiderecht drauf eingetragen hast, was bei acker unwahrscheinlich ist, und dir auf antrag keine rodungsgenehmigung ausgestellt wird (werden kann) ist die fläche auf ewig zu wald geworden.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#100

Beitrag von Manfred » Mi 4. Mär 2015, 12:41

Ackerland wird nach 5 Jahren ohne Umbruch zu Dauergrünland.
Früher konnte man das durch eine Anmeldung als Stilllegung jeweils im 6. Jahr unterbrechen und der Ackerstatus bleib erhalten.
Leider gab es dazu 2014 ein Gerichtsurteil, dass dieses Vorgehen untersagt hat.
Deshalb müssen dieses Jahr wieder viele tausend ha Grünland umgebrochen werden, die teilweise 15 oder 20 Jahre nicht mehr gepflügt waren aber alle 6 Jahre "stillgelegt" wurden, damit der Ackerstatus nicht verloren geht.
Völlig hirnrissig, aber die EU-Bürokratie will es so. Übrigens auf Betreiben der Naturschutzverbände... Denen haben wir das ganze Theater um den Grünlandstatus zu verdanken.
Nichts hat mehr Dauergrünland vernichtet, als das heranrückende Umbruchverbot. Und jetzt kann man nicht mal mehr mit der Stilllegung tricksen, sondern muss die Wiesen wirklich alle 5 Jahre platt machen. Kostet die Bauern einen Haufen Geld (umpflügen, ein Jahr als Acker nutzen, neu einsäen, die ganzen hochgepflügten Steine wieder los werden...) und kein artenreiches Dauergrünland kann so auf diesen Flächen auch nicht mehr entstehen. Alles nur, damit der Ackerstatus und damit der Wert des Grundstücks erhalten bleibt. Dabei würden sehr viele Bauern ihre Flächen lieber als richtiges Dauergrünland nutzen...

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