Waldstilllegung führt zu Artenverlust

Rati
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#41

Beitrag von Rati » Mo 2. Mär 2015, 10:11

Manfred hat geschrieben:
Reisende hat geschrieben: ich glaube die entscheidende frage ist: warum soll das erstrebenswert sein?
ist ein reiner buchenwald mit artenvielfalt in bereichen, die wir nicht sehen können, weniger wertvoll?
Da haben wir uns jetzt einmal im Kreis gedreht...
zum Glück, dann brauch ich nicht auf so viele Zwischenzitate eingehen. :mrgreen:
Manfred hat geschrieben:...Wieso sollte ein solcher Totalschutzwald erstrebenswerter sein als ein Wirtschaftswald, der alle diese Arten auch enthält, dazu viele weitere Arten und der außerdem noch dem Rohstoffbedürfnissen der Art Mensch dient?...
weil Artenvielfalt ein menschlicher Begriff ist.
Wenn ein unberührter Wald aus menschlicher Sicht karg an Arten ist, ist das eigentlich völlig schnuppe weil von Natur aus alles i.O. ist.
Aber auch die Artengemeinschaft in menschlichen Kulturlandschaften wie zB der Heide ist erhaltenswert.
Und deshalb:
Reisende hat geschrieben::aeh:
ich persönlich finde, es sollte beides geben dürfen.
Genau! :daumen: :)

Grüße Rati
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Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#42

Beitrag von Manfred » Mo 2. Mär 2015, 10:41

Was ist nur so schwer daran zu verstehen, dass es keinen unberührten Wald gibt?

:hmm:

Rati
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#43

Beitrag von Rati » Mo 2. Mär 2015, 10:43

:lol: ist wohl wie alles subjektiv zu sehen Manfred.
Für mich gibt es ihn für dich nicht. :aeh:

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#44

Beitrag von Reisende » Mo 2. Mär 2015, 10:58

und was ist so schwer daran zu verstehen, dass diese erde nicht uns menschen alleine gehört und es uns schlicht nicht zusteht, jeden qm für uns zu nutzen?
dieser egoismus ist zum kotzen. langsam kriege ich schlechte laune.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#45

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 2. Mär 2015, 11:14

wieviel %-anteil deines landes nutzt du denn nicht und lässt es unberührt für die natur, reisende?
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

centauri

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#46

Beitrag von centauri » Mo 2. Mär 2015, 11:15

Vielleicht würde man gutes tun überhaupt so manche Forschungsgelder zu streichen.
In vielen Fällen wäre da der Natur mehr geholfen.
Und die Gelder könnte man einsetzten um Renaturierungsmaßnahmen durch zu führen.
Deshalb muss man aber auch nicht gleich in bestehende Bestände eingreifen.
Also eher eine Art Natur schaffen,
nicht verändern wollen. :aeh:

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#47

Beitrag von Reisende » Mo 2. Mär 2015, 12:30

kraut_ruebe hat geschrieben:wieviel %-anteil deines landes nutzt du denn nicht und lässt es unberührt für die natur, reisende?
es gibt bei uns einige bereiche, an die wir noch nie hand angelegt haben und es auch nicht vorhaben. dort bleibt das laub liegen, es wird nix beschnitten und dort kann wachsen was will. das machen wir, weil wir glauben, dass diese bereiche kleine nischen für nützlinge bilden, die uns beim gärtnern unterstützen. wieviel %? schwer zu sagen, vll 5-10%?

wolltest du mich mit der frage auf konsequenz prüfen, oder wofür ist das relevant, wenn wir über staatsforste sprechen? :)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#48

Beitrag von Manfred » Mo 2. Mär 2015, 13:08

Jetzt geraten wir aber tief in die Abgründe der Religion.
Der Generierung von Wissen, das den eigenen Glauben nicht bestärkt, soll der Geldhahn zugedreht werden.
Wo man gegen Logik nicht mehr ankommt, werden die Schotten dicht gemacht und man setzt auf Sturheit...

Ich habe kein Problem damit, wenn jemand seinen eigenen Wald stilllegt. Aber andere Eigentümer dazu zu zwingen, und Staatseigentum in großem Umfang dafür zweckzuentfremden, und das aus religiösen Gründen, dafür habe ich kein Verständnis.
Wenn es wenigstens Sachargumente dafür gäbe, die all die negativen Folgen irgendwie relativieren würden...

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#49

Beitrag von Rati » Mo 2. Mär 2015, 13:59

Manfred hat geschrieben:Der Generierung von Wissen, das den eigenen Glauben nicht bestärkt, soll der Geldhahn zugedreht werden. Wo man gegen Logik nicht mehr ankommt, werden die Schotten dicht gemacht und man setzt auf Sturheit...
ich kann mir nicht vorstellen das centauri auch nur im Ansatz solche Studien gemeint hat.
Manfred hat geschrieben:und Staatseigentum in großem Umfang dafür zweckzuentfremden,
Staatseigentum gehört entweder dem Staat oder dem ganzen Volk (wie immer du es sehen willst.)
Ob das zweckentfremdet ist, ist nicht von der Meinung der Privatwaldbesitzer sondern der des Staates oder der Gesamtbevölkerung abhängig.
Es bleibt dabei manfred, deine Sichtweise bleibt subjektiv eben so wie meine oder Reisendes oder oder oder.


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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#50

Beitrag von emil17 » Mo 2. Mär 2015, 14:14

Interessante Diskussion. wie immer beim Naturschutz werden Weltanschauung, Wirtschaft, Forschung und eine romantische Sicht der Vergengenheit vermischt. Recht hat, wer seine Argumente höher gewichtet als die der anderen. Dem kommt keiner aus.

Zu Neuengland: Aufgrund der Fläche des Gebietes, des Klimas, der Wüchsigkeit und der Bevölkerungsdichte von vor 1620 kann ich mir schlicht nicht vorstellen, dass diese Waldbestände in ihrer Artenzusammensetzung ein Bewirtschaftungsprodukt gewesen sein sollen.
Natürlich gibt es überall mal wieder Jäger und Sammler, aber die können die Klimaxvegetation nicht wirklich beeinflussen.

Für mich ist unerklärlich, dass einerseits die Steinzeitjäger alle Grossherbivoren ausgerottet haben sollen, andereseits aber die Pioniere in den Prärien Nordamerikas bis Mitte des 19.Jhdts noch riesige Büffelherden angetroffen haben, denen erst eine Kombination aus Feuerwaffen und Dummheit (Freude am sinnfreien Abknallen) den Garaus machen konnte.
Hier wird europäische Jägermentalität auf die Vorgeschichte übertragen. Versuche mal mit einer Treibjagd einige hundert Quadratkilometer dicht bewaldetes Mittelgebirge wildfrei zu machen, dann weisst du warum ich nicht glaube, dass die Steinzeitjäger das geschafft haben sollen. Abgesehen davon, dass das ihren eigenen Interessen zuwidergelaufen wäre. Die Prärieindianer hatten bis zu den Feuerwaffen immerhin schon zweihundert Jahre lang Pferde (von den Spaniern im 16. Jhdt) und damit wesentlich bessere Jagdmöglichkeiten, konnten oder wollten aber die Grosswildbestände damit genausowenig gefährden wie das die Eingeborenen in den Savannengebieten Zentralafrikas je getan haben. "Primitive" Jagdvölker verstehen sehr viel von dem, was man heute als Populationsmanagement bezeichnen würde, nur würden sie ihre Handlungsmaximen nie auf eine uns verständliche argumentierende Weise begründen.

Geschlossene Wälder sind überall leer, was Grossherbivoren angeht, in den nassen Tropen, in den nassen Subtropen, im gemässigten und im borealen Klimabereich. Da wo es Grasland gibt (wegen zeitweiliger Trockenheit oder im Waldgrenzbereich), sind die grossen Grasfresser vorhanden.
Wo sie vorhanden sind, verzögern sie natürlich dei Wiederbewaldung offener Flächen, was dazu führt, dass das Wald/Offenlandgemisch im klimatischen Grenzbereich grösser ist als wenn es keine grossen Pflanzenfresser gäbe. Aber Elche können in Zentralschweden das Land genauso wenig Waldfei machen, wie man bei uns mit Kühen ohne Nachputzen die Verbuschung von Weideland verhindern kann. Sobald aber zeitweilig Sommertrockenheit herrscht (in der Felsensteppe im Zentralwallis gibt es solche Flächen), tut sich die Baumverjüngung unglaublich schwer, weil sie der Konkurrenz des Grases nicht gewachsen ist. Genaueres über den Antagonismus Gras/Gehölz findet sich bei Heinrich Walter.

Was ich an der Diskussion schade finde, ist, dass aus Sicht des Land- und Forstwirts jede nicht besiedelte oder sonst zugebaute Fläche als potentielles Ertragsland gesehen wird, dessen Nicht-Nutzung eine Dummheit wäre. Das ist aus der Sicht dieser Berufe verständlich, aber die wahren Kulturlandverluste gehen zu Lasten der Besiedelung. Bestes Kulturland wird quadratkilometerweise in Einfamilienhaussiedliungen oder Industrieland verwandelt, weil das finanziell rentabel ist. Die Naturschutz- und Waldflächen sind meistens wenig fruchtbar (z.B. die riesigen Buntsandsteinflächen des Pfälzerwaldes) und deshalb bewaldet geblieben. Später haben feudale Besitzverhältnisse einerseits Wald konserviert: Der Fürst gönnt sich einige tausend ha Wald zur Jagd, und seine Untertanen wissen nicht womit ihre Kate heizen. Genau deswegen wurde aber auch Wälder ruiniert: Verkauf zum Abholzen, um einen Krieg oder den Hof zu finanzieren, oder der Wald wurde gnadenlos übernutzt, weil die Landfbevölkerung auf das Holz angewiesen war.
Hierzu lies in "Wald und Mensch" von F. v. Hornstein.

Für mich ist das Hauptargument, an sich rentabel bewirtschaftbare Flächen aus jeder Nutzug zu nehmen, neben des ästhetischen und rein wissenschaftlichen, folgendes:
Wir wissen nicht, was in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten von Interesse sein könnte. Deshalb wäre es dumm, Vegetationsformen mit Dingen, die wir noch gar nicht kennen, weil sie uns jetzt nicht interessieren und wir sie deshalb nicht wahrnehmen, aus kurzfristigem ökonomischen Interesse verschwinden zu lassen.
Land- und Forstwirtschaft gegen Naturschutz auszuspielen ist sowieso unsinnig, weil beide die gleichen langfristigen Intressen haben, nämlich eine funktionierende und deshalb nachhaltig produzierende Umwelt. Die Hauptprobleme der Grundproduktion, der Zwang zur Rentabilität auf Kosten der Umwelt, wird nicht kleiner, wenn man jede Restfläche auch noch voll ausnützt.
Ich meine jetzt nicht die Bauern, die Grund als Bauland verkaufen und dann jammern, sie bräcuhten mehr Fläche.
Der Zwang zu mehr, schneller, rentabler hört nicht auf, solange die einheimischen Erzeugnisse der Forst- und Landwirtschaft gegen die auf Plünderwirtschaft beruhenden Einfuhren aus dem Ausland bestehen müssen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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