Waldstilllegung führt zu Artenverlust

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kraut_ruebe
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#11

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 28. Feb 2015, 21:11

also so wie die ungarische puszta und mit auenwald durchzogen? könnte passen :hmm:
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Reisende
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#12

Beitrag von Reisende » Sa 28. Feb 2015, 22:23

Manfred hat geschrieben: Stellt man den Wald dagegen unter Totalschutz, bildet sich innerhalb weniger Jahrzehnte ein geschlossenes Kronendach, dass kaum noch Licht zum Boden lässt und so zum Ausstreben vieler Arten führt.
ist es nicht auch so, dass während dieser jahrzehnte stürme und blitzeinschlag zu neuen lichtungen führen und den wald verjüngen?
über wie viele jahre wurde diese studie denn geführt?
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#13

Beitrag von Manfred » Sa 28. Feb 2015, 23:20

Die Studie hat Daten von 1924 Standorten in D und 4775 Standorten in Rumänien, verteilt über alle Wald-Altersklassen ausgewertet.
Es läuft im Endeffekt auf das heraus, was auch aus den nordiranischen "Urwäldern" bekannt ist:
Mit der Zeit dominieren die Buchen. Die alten Buchen machen ein dichtes Schattendach und darunter verbeißen Reh und Hirsch alle anderen Baum- und Straucharten fast bis zur Ausrottung.
Auch deshalb unterliegt in D kaum ein Nationalpark dem Totalschutz, sondern es wird überall intensiv gejagt. Oder besser reguliert. Jagen darf man im Nationalpark ja nicht, die Schalenwildbestände mit der Waffe regulieren dagegen schon. Weil: Wenn man das nicht macht, sehen die Nationalparks sehr schnell nicht mehr aus, wie sich das der deutsche Naturschutzromantiker so vorstellt.

Die Verjüngung läuft in den nordiranischen Buchenwäldern so ab: Der Boden ist trotz der sehr geringen (mangels Nahrung) Wilddichten völlig kahlgefressen.
Fällt einer der alten Baumriesen um, kommt wieder Licht auf den Boden. Dort bildet sich dann über einige Jahre zuerst Dornengestrüpp, überwiegend aus Brombeere. In dem Brombeerverhau kommen dann erste schnellwachsende Pionierbaumarten hoch. Gleichzeitig machen sich einige Buchenkeimlinge auf den Weg. Die Pionierbäume schließen die Lücke. Die schattenverträglichen Buchen wachsen durch die Pionierbäume durch und beschatten sie dann, so dass diese wieder absterben. Dann ist das Dach wieder zu.
Ein geringer Anteil in diesen Wäldern besteht auch aus Eichen. Diese haben aber eine viel geringere Vermehrungswahrscheinlichkeit, werden dafür aber deutlich älter als die Buchen.
Natürlich kommt es auch mal vor, das ein Sturm oder Brand eine größere Lücke reist. Der Mechanismus bleibt aber gleich: Dornen - Pionierbäume - Buchen.

Den Zustand, den hier in den seit Menschengedenken bewirtschafteten Plenterwäldern sieht, dass durch den lichten Schirm und die intensive Jagd eine reiche Auswahl an schattenverträglichen Jungbäumen in verschiedenen Größen nur darauf wartet, jede entstehende Lücke sofort wieder zu schließen, kenn man dort gar nicht.
Diese Buchenwälder sehen eher aus wie ein Monokultur-Altersklassenwald. Aber mit nur einer Altersklasse: Alt.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#14

Beitrag von kraut_ruebe » So 1. Mär 2015, 07:58

soll es von natur aus so sein dass die buchen alles überschatten und auf dauer bleiben während alles andre nur einen vergleichsweise kurzen auftritt auf der erde hat? ich schätze mal die natur setzt auf waldbrand um die rohstoffe für die erde wiederzugewinnen und die vegetation zu verjüngen?
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Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#15

Beitrag von Manfred » So 1. Mär 2015, 08:28

Ich glaube nicht an einen "Plan" der Natur. Religiöse Menschen können das natürlich als geplant ansehen.
Die Buchen haben sich halt auf diesen Standorten in Laufe der Evolution durchgesetzt. Da es keine Megaherbivoren mehr gibt, die mit Gewalt Lücken schaffen, bleiben nur noch kleine "Schädlinge" wie Pilze und Insekten, um die Lückenbildung zu verstärken, und natürlich der Mensch.
Da nach der letzten Eiszeit der Mensch die freiwerdenden Flächen schon lange vor den Buchen besiedelt hat, wieso sollte man ihn nicht als natürlichen Baumprädator ansehen?

Aus dem Ulmer Verlag gibt es ein neues Buch, das ich aber noch nicht gelesen habe. "Geschichte der Kulturlandschaft" von Peter Poschold.
Schon das Titelbild zeigt, welche gewaltigen Veränderungen der Mensch alleine innerhalb der letzten 3 bis 4 Generationen an unseren Landschaften vorgenommen hat.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#16

Beitrag von kraut_ruebe » So 1. Mär 2015, 09:09

sicher kann man den mensch als natürlichen baumprädator ansehen. ich glaube ganz unreligiös daran dass alles in der natur seinen sinn hat und zu jemandes nutzung dienen soll um letztendlich wieder als staub oder asche dem boden zugeführt zu werden. unterbricht man den kreislauf schliesst er sich früher oder später irgendwie anders wieder.

lässt oder liesse man die bestehenden wälder überaltern wird das feuer sie irgendwann holen. vielleicht nicht überall auf der welt, manche gegenden werden zu feucht dafür sein. aber der grossteil der wälder ist waldbrandgefährdet, auch ohne mensch. ein blitz reicht da auch aus. hierzulande wäre das eine gruselige vorstellung absichtlich alles alt und trocken werden zu lassen um solchen gewalten die tür zu öffnen.
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Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#17

Beitrag von Manfred » So 1. Mär 2015, 09:29

Ja. So funktioniert die Evolution ja. Wenn sich irgendwo eine Ressource ansammelt, dann findet oder entwickelt sich früher oder später eine Art, die diese Ressource nutzt. Ein Grund mehr nicht zu verstehen, wieso nicht mehr der Mensch diese Art sein dürfen soll. Zumal die heutige Forstwirtschaft reichlich Nischen für andere Arten bestehen lässt. Was wir hierzulande noch an Altersklassen-Monokulturwäldern sehen, ist ja fast alles im Umbau begriffen. Aber das geht halt nicht von heute auf morgen. Wald war, ist und bleibt ein Generationenprojekt.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#18

Beitrag von Narrenkoenig » So 1. Mär 2015, 10:49

kraut_ruebe hat geschrieben:…ich glaube ganz unreligiös daran dass alles in der natur seinen sinn hat und zu jemandes nutzung dienen soll…
Tschuldigung Rübchen, aber das ist gequirlter Blödsinn.
Jedes Leben ist sich selbst genug, da brauchts keinen Sinn.
Die Maus frißt keine Körner damit die Katze satt wird.
Die Frage nach dem Sinn des einzelnen Lebens sind Reste unserer christlich/jüdischen Leitkultur, samt Schuldkomplex.

Grüße

Robert
Ich bin zur Vernunft gekommen,
leider war sie grad nicht da.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#19

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 1. Mär 2015, 10:51

Manfred hat geschrieben:es wird überall intensiv gejagt. Oder besser reguliert. Jagen darf man im Nationalpark ja nicht, die Schalenwildbestände mit der Waffe regulieren dagegen schon. Weil: Wenn man das nicht macht, sehen die Nationalparks sehr schnell nicht mehr aus, wie sich das der deutsche Naturschutzromantiker so vorstellt.
na jaaaa - gäbe man Wölfen, Bären, Luchsen und (gab es welche??) anderen einheimischen Raubtieren die Chance, sich wieder anzusiedeln, täten sich Rehe und Wildschweine wahrscheinlich nicht mehr sich so übermäßig vermehren. Den Wisent könnte man ja auch wieder ansiedeln, oder?
Übrigens zerstören Wildschweine auch junge Bäume! :)

Irgenwann hab ich hie rmal gelesen, dass ohne Jagd die Wälder keine Chance hätten, weil sich die Wildschweine sehr gut vermehren und jungen Bäumen keine Chance geben....
Greift der Mensch nicht ein, bildet sich ein Gleichgewicht unter denen, die fressen und denen, die gefressen werden.
Kein Gleichgewicht, wo immer alles gleich ist, aber eines, wo es Phasen gibt - ein Hin und Her.

Wiesen gäbe es in Mitteleuropa höchstwahrscheinlich nur immer wieder kurze Zeit irgendwo, wo die Bäume verschwunden sind.

Bei uns hier in der Gegend gibt es Buchenwälder, da wächst schon etwas im Unterwuchs - nur dort, wo die Fichten dominieren, wächst wenig, aber auch nicht nichts. (Waldgeißbart z.B. und Farne, Pilze).

Ich denke, Manfred, du meinst etwas anderes: nämlich sollte es das Ziel des Naturschutzes sein, eine stabile Landschaft zu schaffen, von der der Mensch sich auch ernähren kann. Denn "den Menschen" gibt es nun mal.
Aber so wirklich ein Teil der Natur ist er nimmer, sonst täte er nackig in Reisighütten im Wald leben und sich von Aas, Jagd und Wurzelsammeln ernähren....
Landwirtschaft ist Kultur, der Mensch ist ein Kulturwesen.
Er kann nicht überleben, ohne regulierend einzugreifen, die Natur schon.

ist ja auch nichts schlechtes!!

Überließe man die Natur sich selber, täte sich wohl bald wieder ein Gleichgewicht einstellen. Mir wäre z.B. neu, dass Urwälder artenarm sind!
Es wäre aber für den Menschen, wie er heute ist, unmöglich darin zu überleben.

Machatschek hat da interessante Lösungsansätze!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#20

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 1. Mär 2015, 10:53

Narrenkoenig hat geschrieben:Jedes Leben ist sich selbst genug, da brauchts keinen Sinn.
:haha: das ist doch auch ein Sinn!!

- ist es nicht überhaupt der Sinn des Lebens?
Dass es gelebt wird?

Was verstehst du denn unter "Sinn"?

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