Obstbaumschnitt

hias90

Obstbaumschnitt

#1

Beitrag von hias90 » So 26. Okt 2014, 16:39

Hi,

natürlich weiß ich, dass man einen richtigen Obstbaumschnitt nur vor Ort erlenen kann. Quasi Learnin by Doing. In der Theorie hab ich schon viel vom Obstbaum schneiden gehört, nur in der Praxis mangelt es eben. Nun haben wir hier im Dorf auch ein paar "Fachleute", die sich auf Obstbäume spezialisiert haben und dies als Hobby machen. Doch wenn ich deren Obstbäume und Veredelungen anschaue, dann schaudert es mich.
Natürlich: Jeder hat eine andere Methode und es gibt sogar Leute, die erfolgreich sind mit "abreißen" anstatt abschneiden von überschüssigen Trieben....und anstatt nun mein eigenes Ding durchzuziehen möchte ich einfach auf Nummer sicher gehen und hier im Forum nochmal fragen.

Nun habe ich meine Streuobstwiese fertig gepflanzt, und möchte die im Winter natürlich auch richtig beschneiden. Da es sich um starkwüchsige Unterlagen handelt, möchte ich den Oeschberg-Schnitt verwenden. Also: zwei bis vier Leitäste in einem Winkel von ca. 45° neben dem Haupttrieb.

Ich habe ein paar Bilder gemacht und mit Paint die Zukünftigen Schnitte eingetragen. Natürlich ist es teilweise etwas schwerer zu erkennen, doch vielleicht kann mir ein Spezialist ja dennoch etwas sagen:
Rot bedeutet: Einkürzen, bzw. komplett abschneiden, grün: Der Ast bleibt drann.

Bild Bild Bild Bild Bild

P.S.
Bei der nächsten Möglichkeit mache ich bei einem Schnittkurs mit, versprochen.

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Mika
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Re: Obstbaumschnitt

#2

Beitrag von Mika » So 26. Okt 2014, 17:03

Äh, ganz doofe Frage, welche Obstbäume? Apfel oder was? Auch nach der Baumart richtet sich ein Schnitt. :)

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emil17
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Re: Obstbaumschnitt

#3

Beitrag von emil17 » So 26. Okt 2014, 19:20

Ich nehme an. das ist Apfel.
Zeigen musst du nur wo geschnitten wird, sonst müsstest du ja alles grün malen, was nachher noch da ist.

Generell: die Mitte sollte länger bleiben als die Seiten-Hauptäste (Leitäste). Du lässt die Seitenäste zu lang. Seiten immer auf Auge nach aussen zeigend schneiden!
Wenn der Baum vital ist (das dürfte bei Deinen Jungbäumen der Fall sein) und du wie beim Exemplar Nr. 2 keinen schlauen Kronentrieb hast, nimm den schiefen "Kronen"trieb bis auf die gerade Verlängerung des Stammes weg oder schneide auf das erste Auge im schiefen Teil, das nach innen zeigt. Der dort entstehende Trieb wird dann der Mitteltrieb, der Knick im Aufbau drückt sich bald weg.
Dann auch die Seitenäste weit unten wegnehmen, bis auf ein nach aussen zeigendes Auge. Aus den starken Austrieben im Frühjahr (meist 2 -3 pro Stummel) den besten belassen und damit die Leitäste bilden. Weil 3 etwas wenig sind, wirklich weit unten schneiden, damit ein zusätzlicher Austrieb des Stammes als weiterer Leitast herangezogen werden kann.

Beim Schneiden ist auch die Kombination von Sorte, Unterlage und Wüchsigkeit des Standortes wichtig - wenn du auf deinem nach Bild wüchig aussehenden Wiesengrund Veredelungen auf Wildlinge gepflanzt hast, wollen es grosse Hochstämme mit mächtiger Krone werden. Das musst du denen lassen. Wenn du da zuviel runter schneidest, treibt der Baum nur immer ins Holz.

Apfel ist gutmütig, man kann bei vorjährigen Sämlingen 2/3 der Wurzeln wegnehmen und auf Stamm veredeln. Die gehen, obwohl sie ausser dem Stämmchen fast nix mehr haben und wurzelnackt sind, los wie Raketen, wenn die Veredelung geklappt hat.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Fred
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Lehrvideo Oeschbergschnitt

#4

Beitrag von Fred » So 26. Okt 2014, 22:20

Für die Interessenten am Oeschbergschnitt, gibt es bei youtube einen aufgezeichneten Kurs von Helmut Ritter, der den Oeschberg-Schnitt nach Palmer/Spreng verwendet.

Links:
Theorieteil
Praxisteil
Großaufnahmen derTalfeln

Für mich sehr aufschulssreich, da er auch erklärt, wie konkret mit dem Fruchtholz vorgegangen wird, und er auf fragen eingeht, wobei man mit den Grundgedanken des Oeschbergschnittes vertraut sein sollte.

Am 29.11.2014 gibt der Mann einen Schnittkurs beimOGV-Bissingen.

Fred
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Re: Obstbaumschnitt

#5

Beitrag von Fred » So 26. Okt 2014, 22:25

hias90 hat geschrieben:Hi,

Ich habe ein paar Bilder gemacht und mit Paint die Zukünftigen Schnitte eingetragen. Natürlich ist es teilweise etwas schwerer zu erkennen, doch vielleicht kann mir ein Spezialist ja dennoch etwas sagen:
Rot bedeutet: Einkürzen, bzw. komplett abschneiden, grün: Der Ast bleibt drann.
Wie in den Videos gezeigt, kommt es beim Oeschbergschnitt auf die Augen(Knospen), vorallem deren Orientierung an. Dies ist in 2D-Bildern leider nicht ausreichend zu erkennen, das so per Ferndiagnose zu beurteilen und was dazu zu sagen.(deshalb ist das Bücherlernen, ja auch nicht so einfach).

Fred
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Re: Obstbaumschnitt

#6

Beitrag von Fred » So 26. Okt 2014, 22:48

emil17 hat geschrieben: Generell: die Mitte sollte länger bleiben als die Seiten-Hauptäste (Leitäste). Du lässt die Seitenäste zu lang. Seiten immer auf Auge nach aussen zeigend schneiden!
Entschuldigung Emil, das wird zwar allgemein so gemacht, nur gerade beim Oeschbergschnitt, nach dem gefragt wurde , wird gerade das anders gehandhabt. Deshalb hatte Herr Palmer ja auch ständig "Diskussionen" mit seinen Kollegen.

Mitte und Leitäste werden fast gleichwertig (=gleichhoch) behandelt, unter berücksichtigung der Laubmasse eines Ast, da dies auch darüber entscheidet wie stark sich ein Ast entwickelt.
Sofern ein Ast nicht bereits flach genug wächst, verwendet man das Umkehrauge-Verfahren beim Öeschbergschnitt. D.h. man schneidet auf ein inneres(!) Auge, dessen Trieb dann dazu führt, daß das nächst tiefere Aussenauge schön nach aussen wächst. Man wählt quasi das gewünschte Aussenauge aus, schneidet dann aber auf das Innenauge (Umkehrauge) darüber. Im Jahr darauf, schneidet man den Innentrieb über dem Aussentrieb ab, erhält so ein schönes Wachstum nach aussen.
Wichtig dabei alle anderen ungewünschten inneren (+seitlichen) Augen auszublenden, damit der Austrieb des Astes auch in die gewünschte Richtung gelenkt wird, und zum vermeiden von weiteren Innentriebe die heruntergeschitten werden müssten.

hias90

Re: Obstbaumschnitt

#7

Beitrag von hias90 » Do 30. Okt 2014, 14:53

Vielen Dank für die Antworten, die sind schonmal sehr konstruktiv. Gerade bei diesem Thema habe ich befürchtet, dass sich ein paar Klugscheißer einschalten, und nur meckern, aber nichts aussagen. Doch das ist ja hier nicht der Fall :)

Das Umkehrauge-Verfahren werde ich auf jeden Fall anwenden. Das erspart einem in Zukunft viel zusätzliche Arbeit. Ansonsten sind die Youtube Links sehr gut, danke dafür. Ich sehe mich schon etwas darin bestätigt, dass ich das nötige Know-How dafür schon habe. Nur bei dem krummen Exemplar #2 wusste ich ehrlich gesagt nicht Bescheid.

hias90

Re: Obstbaumschnitt

#8

Beitrag von hias90 » So 2. Nov 2014, 16:37

Ich hab noch eine Frage an die Experten:
Wenn man einen Ast zum Leitast erzieht, welcher sich zu weit oben befindet, besteht später die Gefahr, dass er durch den Wind abgebrochen wird.
Muss ich darauf jetzt schon achten, oder befinden sich in diesem jungen Jahr bereits alle Äste auf einem ausreichend niedriger Höhe?

Melusine

Re: Obstbaumschnitt

#9

Beitrag von Melusine » So 2. Nov 2014, 16:58

Die Gefahr besteht immer.
Deshalb mußt Du bei Der Pflege immer wieder nachkorrigieren.
Schließlich verwächst sich das jedes Jahr wieder!

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Obstbaumschnitt

#10

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » So 2. Nov 2014, 18:10

Gerade bei jungen Bäumen würde ich nicht zuviel schneiden. Gerade in den ersten Jahren besteht die Gefahr das die Bäume versuchen den Verlust an Masse denn du durch schneiden verursachst auszugleichen. Informiere dich doch mal über Obstbaumschnitt im August, also das schneiden im Spätsommer anstatt im Frühjahr , gerade in den ersten Jahren habe ich da bislang gute Erfahrungen mit gemacht.
Das deine Bäume so riesig viel Platz haben ist sicher Absicht ?? oder täuschen die Bilder ?

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