Kirschbaum pfropfen ...

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die fellberge
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Kirschbaum pfropfen ...

#1

Beitrag von die fellberge » Mi 24. Nov 2010, 08:20

Unser Sauerkirschbaum hat schon bessere Zeiten gesehen.

Der Stamm ist zur Hälfte ausgebrochen und es gilt roden oder erhalten?

... daneben steht ein junger Wildkirschbaum.

Jetzt möchte ich aus den verbliebenen Zweigen Reiser machen (sagt man das so??) und auf diesen Jungspund setzten

- wann schneide ich diese?

- wie " verwahre" ich die Reiser bis zum Pfropftermin?

Es wird ein Versuch und ich würde es gerne wagen- neu gekauft ist schnell, vllt ist es ja eine gute alte Sorte?
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LG Marianne

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parson
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Re: Kirschbaum pfropfen ...

#2

Beitrag von parson » Mi 24. Nov 2010, 16:58

Hall Marianne,

dazu musst du allerdings wissen, ob dein Wildkirschbaum ein Sauer-Wildkirschbaum ist, sonst klappt das nicht. Die Reiser müssen in der Zeit der Saftruhe geschnitten werden. Wenns frostfrei im Februar ist, hab' ich die schon geschnitten und in einem Erdkeller, der ziemlich hohe Luftfeuchte hat, zu 2/3 in Erde eingeschlagen und mit einem alten Leinensack abgedeckt. Es darf natürlich kein Licht drankommen und der Keller muss auch kühl sein (Nordseite), sonst schimmelt die ganze Angelegenheit oder vertrocknet.

In Ermangelung eines Kellers hab' ich auch schon geschnittene Reiser in feuchtes Zeitungspapier eingewickelt - ne Folie rum und so 40 - 50cm tief an einer sonnenabgewandten Gartenstelle eingebuddelt. Im Frühjahr, wenn die Sauerkirschenunterlage (=dein Wildlling) Saft zieht - d. h. die Knospen dick werden und kurz vor dem Austrieb sind, kannst du dann veredeln und deine eingebuddelten Reiser haben den Zeitverzug, den sie zum 'Angehen' benötigen. Kirschen wachsen generell schlechter an und ich hatte die besten Erfolge mit der Okulation im Juli/August. Aber das ist eine einigermaßen komplizierte Technik.

Also nun viel Erfolg und "junge, sauere Kirschen" wünscht dir

Werner II
lg parson


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die fellberge
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Re: Kirschbaum pfropfen ...

#3

Beitrag von die fellberge » Mi 24. Nov 2010, 20:29

Süß- oder sauer- das bleibt die Frage :aeh:

Es sind halt Wildkirschen- mehr Stein als Frucht- und sauer sind sie schon.
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LG Marianne

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Re: Kirschbaum pfropfen ...

#4

Beitrag von parson » Mi 24. Nov 2010, 21:07

Das ist schon leicht zu unterscheiden, wenn man's weiß. Süß- u. Sauerkirschen sind zwei wirklich verschiedene Paar Stiefel. Die vermischen sich nicht - sind gegenseitig unfruchtbar.
Musst halt schaun, ob du da nicht selbst üben kannst. Sauerkirschen haben kleine Knospen und dünne, peitschenartige Endzweige, die nicht so 'steiff' sind wie die Süßkirschen-Endäste. Wenn du das ein paarmal registriert hast, ist es echt nicht schwer. Und da isses wurscht, ob's ne Wild- oder Edelform oder 'ne Mischung ist. Dieser Zweig- und Knospencharakter zieht sich sozusagen durch.
Wie du richtig schreibst, sind die Wildformen bei beiden eher sauer und mehr Kern als Frucht. Die Knospen sind das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. Sauer-Knospen sind etwa ein Drittel so groß wie Süß-Knospen.

Nun viel Glück!

Werner II
lg parson


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Anmerkung

#5

Beitrag von Das Faultier » Do 25. Nov 2010, 21:22

Wenn sehr viele Reiser vorhanden sind, würde ich auch mal versuchen,
ob einige wenige sich als Steckling bewurzeln.

Das Faultier

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Re: Kirschbaum pfropfen ...

#6

Beitrag von die fellberge » Do 2. Dez 2010, 23:12

Ich glaub ich werde euch mal ein paar Fotos einstellen :rot:

Ich fürchte, nach Werner II ´s Beschreibung sind es doch süsse Wildkirschen :hmm:

Schade um den alten halben Sauerkirschbaum (hier fehlt ein Tränensmilie!)

Ich werde dann doch die Stecklingsvariante nehmen müssen, viele Reiser sind es nicht- ist ja wie gesagt nur noch ein halber Baum :(
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Re: Kirschbaum pfropfen ...

#7

Beitrag von Olaf » Fr 3. Dez 2010, 09:01

Moin,
spar Dir die Mühe mit Stecklinge bewurzeln, bei sämtlichen gängigen Obstbäumen WIRD ES NICHTS.
Es geht einfach nicht, ob Du Dich geschickt oder ungeschickt anstellst, ist egal.
lG
Olaf
Irgendwann hatten wir das Thema auch schon mal ausschweifend.
Edit: Quitte ist glaube ich ne Ausnahme...aber ist das noch gängig?
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Stecklinge

#8

Beitrag von Das Faultier » Fr 14. Jan 2011, 19:10

Also so schnell wollen wir das mal nicht aufgeben.
Ich will mal ein paar Versuche dazu machen.

1.) Süß- u. Sauerkirsche als normale Stecklinge

2.) Apfel als normale Stecklinge

3.) Apfelzweige zum Boden heruntergebunden

4.) Apfel und Pflaume aus abgestochenen Wurzeln

4.) Apfel, Süß- u. Sauerkirsche als Abrißstecklinge

Werde dann später über Erfolg und Ernüchterung berichten.

Das Faultier

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Re: Kirschbaum pfropfen ...

#9

Beitrag von parson » Sa 29. Jan 2011, 20:12

Hallo Faultier,

bin zufällig wieder über den Pfropf-Fred gestolpert und hab deine Pläne zur Obstvermehrung gelesen.
Guter Rat: lass es bleiben - ist verlorene Liebesmüh.
Du musst einfach verstehen, dass jede - aber wirklich jede - Obstsorte ein Zuchtkonstrukt ist, das ein einziges Mal gelungen ist und ab dann nur noch vegetativ vermehrt wird. Vegetativ heißt durch z. B. veredeln/pfropfen.
Auf dem züchterischen Weg zur tollen Frucht wurde selektiert und nochmals selektiert. Dadurch gingen viele der Ur-Eigenschaften verloren. Dazu zählen gutes Wurzelwerk, tragfähiger Stamm, gesunder Kronenaufbau usw. usw.

Diese Mängel wurden in Kauf genommen zugunsten der Frucht. Und deshalb muss eine Edelsorte (egal ob Apfel, Kirsche oder oder andere) meistens einen Hegeschnitt erhalten, weil die Krone sonst auseinanderfällt und der Baum nach paar Jahren hin ist.
Und so gibt es auch Sorten, die aus drei 'Bestandteilen' zusammengesetzt sind. Eine tolle Edelsorte hat z. B. die Fähigkeit verloren, gescheite Wurzeln und einen gescheiten Stamm zu bilden. Da nimmst du dann eine Wurzelunterlage....darauf pfropfst du einen Stammbildner .... und erst dann kommt deine Superfrucht drauf.
Den Wurzelbildner und den Stammbildner beziehst du aus speziellen Anzucht-Baumschulen. Und nach dieser Bastelei kannst du als Gärtner einen 'vernünftigen' Obstbaum verkaufen.
So ist das und so hab ich das als gelernter Baumschuler mal vor ca. 150 Jahren :ohoh: gelernt und gemacht.
Und lebenslang musst du dann deinem Edelbaum den Schnitt der Krone zukommen lassen, sonst isses aus mit der tollen Frucht nach ein paar Jahren.

Die Fähigkeit, aus Stecklingen die tolle Sorte zu vermehren, geht praktisch NIE. Diese Fähigkeit verloren die meisten Sorten sehr früh in der Zucht.
Dass dann immer wieder ganz Gescheite meinen, sie könnten 'zurück zur Natur', indem sie ihrem Baumschulbaum jede Freiheit lassen, kann ich nur mit glasklarer Unwissenheit erklären.
Wenn du Wurzelrisslinge machst (mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit nur den Wurzelbildner vermehrst!), wirst du wahrscheinlich schon ein Baum kriegen. Einen, der grottensauere, stachelbeer-große gerbsäurehaltige Uräpfel z. B. produziert und das erst so nach 5 - 10 Jahren und dann kannste wieder von vorne anfangen, wenn du mir das alles nicht abnimmst.

Du wirst nicht für möglich halten, wieviele Alternative es gibt, die völlig ignorant der gezüchteten Obstsorte ihre Freiheit wiedergeben wollen und leider kurz vor Erreichen dieses heren Zieles von dieser Erde abgetreten sind, weil das alles jahrzehntelang dauert... :engel:

Also nimm mal ein Berufsschulbuch der Baumschulklasse zur Hand, dann verstehst du was ich meine - und ich meine es wirklich nur gut!

LG Werner
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ABER

#10

Beitrag von Das Faultier » Sa 29. Jan 2011, 23:59

Hey Werner,
ich muß Dir ja gezwungenermaßen in allen Punkten recht geben.
Aber:
manchmal kann aus den idiotischsten Experimenten etwas ganz
tolles werden
und das Kind in mir freut sich riesig über allerlei Unfug.

Noch mal zur Sauerkirsche:
Meine Oma hat bis in die 60-er jahre noch Abrisse davon gemacht
und die Leute haben die sehr nachgefragt.

Leider ist die Rezeptur für's Substrat verlorengegangen.
Vermutlich Watte + Kuhfladen + Lehm + Kräuter
( aber welche ? ; will mal Brennessel + Schachtelhalm probieren )

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