Das mit den X-Sorten auf einer Unterlage ist eigentlich als Spielerei zu bezeichnen, die der (wie oben schon erwähnt) andauernden 'Pflege' bedarf. Soll heissen, dass man dazu wirklich einen sog. Grünen Daumen braucht.
Jede Edelsorte ist entweder (mit Plan) gezüchtet oder wie früher nach dem Zufallsprinzip selektiert worden (die Mönche des Mittelalters waren da federführend) und ist damit mehr oder weniger genetisch "verarmt"...
Soll heißen, dass die Fähigkeit des Wildapfels, einen gesunden, widerstandsfähigen Wuchs zu entwickeln, oftmals verloren ging. Erst auf dieser Tatsache entwickelte sich die Notwendigkeit, Obstbäume regelmäßig schneiden zu müssen.
Schon deshalb ist verständlich, dass X-Sorten auf einer Unterlage auch X-Pflege- bzw. Schnittzuwendung und -erfahrung benötigen, um einen Baum im ursprünglichen Sinne zu erzeugen und am Leben zu erhalten (also einer, der 'ne gesunde Wuchsform hat hinsichtlich Kronenaufbau, Statik, Größe etc.).
Das Problem
Unterlageist ja die erste Entscheidung.
Nimmt man einen starkwüchsigen Sämling (10m-Baum, wenn "erwachsen"), Halbstamm, Busch usw.?
Auf einen Busch etwa mehr als zwei oder drei Sorten zu veredeln ist einfach nur Unsinn wegen der Kronenstatik und Stammbelastbarkeit.
Ich habe vor über 20 Jahren draußen ausgebuddelte Wildsämllinge mit meinen Vorzugssorten (jede Unterlage nur eine Sorte!) veredelt und ich zwinge die durch permanentes Schnippeln in einem 450 m²-Gärtchen so zu wachsen, wie ICH das will...
Das sind eigentlich Riesen-Bonsais, die mit kleiner Staffelei sicher zu schneiden sind. Das geht aber nur, weil ich das vor gefühlten 100 Jahren als Gärtner in meinem Erstberuf wirklich gelernt habe und beherrsche.
Auf einen z. B. Halbstamm 20 Sorten zu pfropfen,ist ein Spleen für Experten, die "Otto oder Liese Normalverbraucher" nur verrückt machen wollen.
In einem kleinen Garten mehrere Obstsorten (nehmen wir mal z. B. Apfelsorten) zu haben, schlage ich eine wirklich sinnvolle Alternative vor:
Beschränkung auf 2 oder 3 Sorten pro Standplatz; Büsche-, Spindelbüsche oder maximal Halbstämme!).
Die zwei oder drei Bäumchen als zwei- oder dreistämmige "Sonderformen" so eng zusammenzupflanzen, dass die sogar im Stammbereich zusammenwachsen dürfen, falls sie das möchten...
Vom späteren Schnitt her habe ich dann nur das Problem, mich mit zwei oder drei unterschiedlichen Wuchsformen rumschlagen zu müssen, die man schon unter einen Hut bringen kann (hab' ich mit zwei Frühapfelsorten vor zwei Jahren gemacht, weil ich wirklich keinen Platz mehr hier hätte
).
So kann man auf ein paar Standplätzen auch im kleinen Garten locker an die 10 z. B. Apfelsorten unterbringen.
Drauf gekommen bin ich durch meine Gärtnerausbildung: die teuren 2-stämmigen Heister- oder Solitärbäume (das waren natürlich keine Obstbäume) wurden nur durch enges Zusammenpflanzen und mehrjähriges Aufschulen herangezogen.
Das wäre mein Beitrag zum Wunsch, viele Sorten im kleinen Garten praktikabel pflegen und ernten zu können!