Obstbaumschnitt

hias90

Re: Obstbaumschnitt

#51

Beitrag von hias90 » Sa 3. Jun 2017, 11:32

Der Erziehungsschnitt muss passen, egal ob man dann im naechsten Jahr weniger Aepfel hat oder nicht. Und in meinen Augen sollte die untere Etage immer die staerkste sein. Also ruhig einkuerzen. Manchmal waechst der Baum eben nicht von Anfang an so wie er soll und nach 6 Jahren regelmaessigen Schnitt hat man ihn soweit, dass man nur noch regulierend eingreifen muss.

Ruhig auch duengen. Ich gebe jungen Apfelbaeumen umgerechnet immer ca. 100-150g NPK Duenger pro Jahr.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Obstbaumschnitt

#52

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 3. Jun 2017, 12:01

Danke für die Antwort!
hias90 hat geschrieben:in meinen Augen sollte die untere Etage immer die staerkste sein.
Das ist es ja genau, was ich erreichen möchte. Aber man sagt doch immer, wenn ich wo was wegschneide, rege ich das Wachstum erst recht an - deshalb meine Zweifel....
Ich werde wohl am besten die oberste Etage nach der Ernte kürzen, sonst erledigt mir das der Winterschnee womöglich (so dünn und lang wie die Äste sind) - oder??
Die Apfelernte ist für uns allerdings jetzt schon wichtig - solange die Kinder klein sind, sollen sie erleben dürfen, wie es ist, einen Apfel vom Baum zu pflücken und zu essen.
Uuund: ich liebe frische Boskoop!! (vielleicht weiß der Baum das? ;) )

Einer meinder Söhne rief immer "lecker!" wenn wir beim alten Apfelbaum vorbeigingen, eben deshalb, weil er dort selber pflücken durfte.
Das ist schon wichtig, finde ich.

Aber ganz blick ich noch nicht durch mit diesen Schnittmaßnahmen:
schneidet man jetzt in erster Linie, um störendes zu entfernen oder schneidet man um das Wachstum gezielt anzuregen?

Bei unserm mit dem Grunsdtück mitgekauftem Uraltapfelbaum hat das toll geklappt:
Nach einem kräftigen Rückschnitt hat der beinah greise Baum viele Wassertriebe gemacht, die nach 2 (?) Jahren Äpfel trugen und er hat sich insgesamt verjüngt, sodass ich ihm jetzt noch ein paar Jährchen gebe.

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Till
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Re: Obstbaumschnitt

#53

Beitrag von Till » So 4. Jun 2017, 22:22

Solang der Baum jung ist, schneidest du, um ein starkes Gerüst aufzubauen, an dem dann die dünneren Fruchtäste und an denen das dünne Fruchtholz an gut sonnenbeschienen und gut zu beerntenden Stellen ausgebildet werden kann. Ziel sind kräftige Leitäste; die Anordnung richtet sich nach der Schnitttechnik.
Das ist die Erziehung.
(Für Spindelbäumchen gilt was anderes, das werde ich nicht ansprechen)

Wird der Baum älter, schneidest du, um den Baum zu verjüngen und Licht in die unteren Bereiche der Krone zu lassen.
Das hält den Baum gesund und produktiv.

Nach dem Schnitt wächst ein Trieb.
1. Im ersten Jahr reifen die Knospen und der Zweig treibt erneut einen Trieb (oder mehrere).
2. Im zweiten Jahr trägt er gute Äpfel., am Vorjahrestrieb reifen die Knospen und treibt wieder.
3. Im dritten Jahr gibt's auch noch gute Äpfel, der zweijährige Trieb fruchtet jetzt ebenfalls, etc der Austrieb wird schwächer, und zwar umso mehr, je flacher der Zweig steht und umso niedriger er in der Krone positioniert ist.

Danach (4-jähriges Holz) wird die Qualität schlechter, der Zweig wird immer länger und der junge Zuwachs, an dem die guten Äpfel der nächsten Jahre wachsen, immer kürzer.
Der Ertragsbereich wandert immer weiter nach außen, immer weiter nach oben, die Menge an hochwertigen Äpfeln geht zurück, die Zweige werfen Schatten. Hängt der Zweig auch noch nach unten, so verjüngt er sich nur noch minimal. Es wird Zeit, zu handeln.

Altes Holz und solches im Schatten oder das nach unten hängt, wird entfernt. Äste im oberen Bereich, die Schatten werfen oder sogar bogig nach unten hängen, werden ebenfalls entfernt (die sog. Überbauungen).

Der Schnitt wirkt immer auf den ganzen Baum. Je mehr du schneidest und umso stärker das Holz ist, in das du schneidest, desto stärker treiben die verbliebenen Knospen. Örtlich wirkt der Schnitt besonders stark auf das Stück Holz, das du angeschnitten hast. Es treibt stärker und dickt stärker auf.

Es wächst junges Holz nach, das die gute Qualität tragen kann. Je mehr junges Holz wächst, desto wählerischer kannst du beim nächsten Schnitt sein, denn natürlich belässt du nur die Triebe, die günstig stehen. Was zu steil, sehr lang, nach innen oder über andere gut zu beerntende Kronenbereiche drüber wächst und Schatten wirft, das schneidest du weg.
Treibt der Baum hingegen wenig junges Holz, so musst du dich leider mit dem zufrieden geben, was ungünstig steht (Schatten, Wuchsrichtung, Höhe über dem Boden = Beerntbarkeit)...
Zuwachs? So circa eine Elle, also um die 30cm Jahreszuwachs an den Fruchtästen wäre schon gut. Schafft der Baum das trotz Düngung nicht, so musst du agressiver schneiden. An den Leitästen wird der Zuwachs viel größer sein.

An den Enden der Leitäste möchtest du aufrecht stehendes, kräftig nach oben wachsendes Holz. Das nimmt die Wuchskraft auf und sorgt dafür, das Leitast dicker und damit tragfähig wird. Ein richtig schöner Prügel. Damit das Holz kräftig wächst, schneidest du es jedes Jahr über einer nach außen stehenden Knospe an (d.h. du kürzt der Zuwachs jedes Mal um ein gutes Stück, z.B. um ein Drittel.)
Wird der Leitast zu lang, zu flach, wächst in die falsche Richtung oder verjüngt sich im unteren Bereich nicht mehr (siehe vorigen Absatz), dann schneidest du deutlich mehr weg, also auch den endständigen Zuwachs der Vorjahre. Und zwar höchstens in so starkes Holz, dass die Wunde noch verheilen kann. Das ist je nach Wuchskraft circa Handgelenkdurchmesser; aber nicht so, dass das Wasser drin stehen kann.

Nach der Ernte würde ich nur schneiden, wenn der Baum trotz Düngung deutlich zu schwach wächst oder es sich nicht irgendwie anders einrichten lässt. Über den Winter heilt nichts.

Empfehlenswert ist diese Seite über den Oeschbergschnitt, mein Favorit unter den Schnitttechniken:
https://www.ogv-rietenau.de/oeschbergschnitt/

Benutzer 72 gelöscht

Re: Obstbaumschnitt

#54

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 5. Jun 2017, 12:04

danke, Till!
Till hat geschrieben:Das nimmt die Wuchskraft auf und sorgt dafür, das Leitast dicker und damit tragfähig wird.
Das ist genau das, was ich erreichen will!
Till hat geschrieben:Nach der Ernte würde ich nur schneiden, wenn der Baum trotz Düngung deutlich zu schwach wächst oder es sich nicht irgendwie anders einrichten lässt. Über den Winter heilt nichts.
nicht im Winter, im Herbst - also vor dem Frost. Da heilen die Wunden doch noch zu? Ich dachte nämlich, so ein Schnitt im Herbst führt eher dazu, dass der Baum weniger wächst - nein??

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Till
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Re: Obstbaumschnitt

#55

Beitrag von Till » Mo 5. Jun 2017, 21:28

Nein. Im Herbst kommt der Baum zur Ruhe, da heilt nichts mehr. Höchstens die Wurzeln wachsen noch. Stattdessen ist es oft nass und die Schnittflächen folglich feucht; nicht gut.
Je später du schneidest (also beispielsweise im Frühjahr vor der Blüte), desto schwächer ist der Wachstumsschub. Noch ausgeglichener wird der Wuchs, falls man stärkeres Holz im Frühjahr verschont und dieses erst im Sommer herausnimmt, wenn womöglich Äpfelchen daran hängen und man es nicht über's Herz bringt, den Schnitt zu führen.

Der Schnitt im Herbst ruft einen starken Austrieb hervor.
Till hat geschrieben: Zuwachs? So circa eine Elle, also um die 30cm Jahreszuwachs an den Fruchtästen wäre schon gut.
Ich meine damit ein Stück ungefähr von der Länge "Handgelenk zum Ellenbogen". Kein historisches Ellenmaß von Metern o.ä., wie es bei Wikipedia steht.

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Re: Obstbaumschnitt

#56

Beitrag von Fred » Fr 9. Jun 2017, 01:13

ina maka hat geschrieben: Und die tragen! Sind wirklich viele Früchte dran - voriges Jahr war nichts, vor-voriges Jahr konnten wir ordentlich essen, heuer ist er wieder voll (überzählige Miniäpfelchen sind brav abgefallen).

Also eigentlich sollte ich zufrieden sein.
Aber ich mache mir Sorgen, wie der Baum das weiterverkraftet
Frage: Ist es eine gute Idee, die ober Etage zu kürzen?

Und wenn ja, soll ich dann einen nach oben wachsenden Trieb als neuen Endtrieb lassen, obwohl die Äste ohnehin schon recht steil aufwärts wachsen (abgesehen davon, dass das Gewicht der Früchte sie dann etwas nach unten biegt).
Täte es den Baum nicht etwas "beruhigen", wenn ich einen leicht nach unten zeigenden Trieb lasse? Oder schwäche ich ihn damit zu sehr?

Soll ich ihn wirklich "füttern"?
Der Baum steht ungedüngt in der Wiese - ist ein Hochstamm auf Sämlingsunterlage und die Wühlmäuse halten die Wurzeln kurz.
Daß ein Baum mit Sämlingunterlage in den ersten jahren schon trägt ist ungewöhnlich. Daß er noch dünn ist, wird wohl daran liegen, daß er viel Energie in die Früchte gesteckt hat, und ev. an den Wühlmäusen. So von Ferne ist da nur schwerlich was dazuzu sagen. Normal ist aber, daß die oberen Äste, wenn man sie läßt, die unteren dann auskonkurieren, da sie mehr Licht bekommen. V
Man sollte sich überlegen, aus welchen Zweigen es zweckmäßig ist, das Leitastgerüst aufzubauen. Davon hängt dann ab, in welchem Winkel man einen Ast zieht, die Äste die wachsen sollen steiler, diejenige wo Früchte tragen sollen flacher. Steil wächst und flach trägt. Was in deinem Fall zweckmäßig ist, kann man aus Ferne schwerlich sagen.
Sollte jemand der Baumschnitt versteht, und mit dir einig ist, was aus dem Baum werden soll vor Ort ansehen, oder sich selbst das Grundverständnis aneignen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Obstbaumschnitt

#57

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 25. Aug 2017, 00:10

hmm.....
Wir haben :aeh: in den sauren Apfel gebissen....

im Juni hatte ich noch geschrieben:
Ich werde wohl am besten die oberste Etage nach der Ernte kürzen, sonst erledigt mir das der Winterschnee womöglich (so dünn und lang wie die Äste sind) - oder??
nicht der Winterschnee - die Riesen-Äpfel :kaffee:
Also haben wir die drei längsten Triebe in der obersten Etage gekürzt.
Wir wollten es beide nicht, weil wir Anngst hatten, was falsch zu machen - aber ich denke, in dem Fall wäre nichts tun das falscheste gewesen.
Wir haben extra in einer "Trockenzeit laut Wetterbericht" geschnitten.

Die Äpfel schmecken schon!!
Zumindest zweien in der Familie, den anderen sind sie zu sauer, aber das ist frischer Boskoop ja immer ;)
Fred hat geschrieben:Steil wächst und flach trägt.
ich weiß nicht ....
für unsern Baum gilt das definitiv nicht, der trägt an den ganz langen steil nach oben wachsenden Ästen wie verrückt (und die Äste stehen danach nicht mehr in die Höhe).
Irgendwo hab ich mal gelesen "der Boskoop trägt auch an den Langtrieben" - weiß da jemand mehr darüber? ist das so?
Also bei unserm Baum definitiv ja - ich weiß jetzt aber erst recht nicht, wie ich den jetzt ganz richtig schneiden soll.
Der von mir dazu befragte Experte kennt das nicht. :im:

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Obstbaumschnitt

#58

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Mi 30. Aug 2017, 20:22

ina maka hat geschrieben:ich weiß jetzt aber erst recht nicht, wie ich den jetzt ganz richtig schneiden soll.
Eine sehr gute Videoserie über die Grundlagen des Obstbaumschnitts (Einkürzen, Ableiten ,Schnittzeitpunkt, Berühigen usw.)
ich sehe mir die Videos immer mal wieder an bevor ich an den Schnitt gehe, schließlich ist es nicht ganz egal was und wann man schneidet obKernobs, Steinobst, Marielle, Kirsche alles wunderbar verständlich erklärt.

https://www.youtube.com/watch?v=7MfBht6pFms

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