Erdbeeracker vorbereiten?

Florian
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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#11

Beitrag von Florian » Fr 20. Jul 2012, 15:00

Natürlich nicht wörtlich Fuxi, aber erfahrungsgemäß, tragen die Pflanzen die im Herbst nach dem Verpflanzen nicht dementsprechend gepflegt werden im nächsten Jahr wenig Früchte.

Wir haben ja ganze Felder Erdbeeren, und haben schon viel versucht, aber vernachlässigt man Dünger welchen auch immer, oder auch das Wasser nach dem Pflanzen im Herbst, sind die Erträg im folgejahr schlecht.

Das gilt für "normale" Pflanzen, Frigos verhalten sich angeblich anders, aber damit arbeiten wir nicht.

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Thomas/V.
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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#12

Beitrag von Thomas/V. » Fr 20. Jul 2012, 20:33

fuxi hat geschrieben:
Florian hat geschrieben:Die neu gepflanzten Ableger, bilden im Herbst die Frucht fürs nächste Jahr.
:hmm: So ganz ohne Blüte und Bestäubung und so?
Die Pflanze bildet die Blütenanlage schon im Herbst und braucht deswegen nach der Pflanzung bzw. bei den schon älteren Pflanzen nach der Ernte, eine Düngergabe.
Ich dünge sie mit reifem Kompost, 3x im Jahr: im Frühjahr nachdem ich die abgestorbenen Reste entfernt habe, dann nach der Blüte, und nach der Ernte. ( Wenn ich es zeitlich schaffe.) Dazwischen wird gemulcht mit Grasschnitt oder ähnlichem.
Immer vorsichtig sehr oberflächlich einarbeiten, die Pflanzen wurzeln von kurz unter der Erdoberfläche, können aber auch bis 70cm in den Boden wurzeln und dort noch Nährstoffe aufnehmen, deswegen die tiefgründige Lockerung und Düngung vor dem Pflanzen der Jungpflanzen.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Kurzversion

#13

Beitrag von Das Faultier » Fr 20. Jul 2012, 22:43

Ich bin wütend! Meine alten Texte zu den Thema finde ich einfach nicht mehr, auch nicht in den Datensicherungen. Außerdem streßt mein Drachen.

Ich schreib jetzt mal kurz auf, wie ich es mache. Später folgen Erläuterungen, hab nämlich nur eine halbe stunde Zeit.

Standort: Vollsonnig

Boden, Fruchtfolge:
Erdbeeren wollen keinen frischen Kompost und schon gar keinen Mist und man sollte sich jeglichen Mineraldünger verkneifen, es sei denn, der Boden hat Kalimangel.
Man braucht eine sinnvolle Kulturfolge oder man pflanzt die Erdbeeren auf neu umgebrochene Brache.
Kulturfolge:
1. Tomaten ( Kompostdüngung )
2. Sellerie ( Kompostdüngung )
3. Kohl
5. Porree ( alternativ Zwiebel )
6. Frühgemüse

Nachdem das Frühgemüse ( alternativ die Zwiebeln ) abgeerntet sind, wird umgegraben, gehackt, und es werden Reihen in 80 cm Abstand gezogen. Die Reihen werden als flache Mulde geformt, so stehen die Erdbeeren im Winter tief genug und im Folgejahr, wenn gegossen werden muß, fließt das Wasser nicht von den Pflanzen weg und es werden keine Wurzeln freigelegt.
Somit brauchen auch nicht die schwachsinnigen Gärtnertricks angewendet werden, wie z.B. die Pflanzen in den Boden zu treten, nach dem Wässern anhäufeln usw.

Die Jungpflanzen müssen jetzt gepflanzt werden. Das ist wichtig, weil die eigenständige Pflanze viel Vegetationszeit im Sommer braucht, um viele Blätter und Knospen für die zukünftigen Blütenstände zu bilden. Wer jetzt pflanzt, der darf pro Pflanze 10 Blütenstände erwarten. Das bringt selbst unter widrigen Bedingungen mindestens 1 KG erstlassige Erdbeeren pro Pflanze in nächsten Jahr zuzüglich Naschbeeren.
Somit kann jeder kalkulieren, wieviele Pflanze er braucht.

Wer mag, kann zwischen die Reihen noch Knoblauch stecken. Andere Gemüse würde ich nicht zusammen mit Erdbeeren pflanzen, einfach um die Pflege nicht unnötig zu erschweren.

Jungpflanzen:
Sie sollten 3 kräftige Blätter haben. Dann ist der Wurzelballen auch gut ausgeprägt, d.h. er ist ca. 15 cm breit und 10 cm tief. Genau in dieser Größe solltern die Pflanzen mit Erde aus dem Beet entnommen werden.
Wer jetzt Topfpflanzen hat, der sollte die Wurzeln, die sich am Topfrand drehen mit einem scharfen Messer abschneiden, da diese Mißbildung zu deutlichen Ertragseinbußen führt.

Pflanzabstände:
Starkwüchsige ( z.B. Florence ): Reihe 80 cm, Pflanzabstand 60 cm
Mittelwüchsige ( Senga Sengana ) Reihe 80 cm, Pflanzabstand 50 cm
Schwachwüchsige ( Mara des Bois ) Reihe 70 vm, Pflanzabstabnd 45 cm

Wer zu faul ist, entsprechende Flächen umzugraben, der produziert eben Kraut mit Schimmelpilz und hat in nächsten Jahr minderwertige Senker.

Die Jungpflanzen werden in die Mulde gepflanzt und zwar so, daß die Spitze des Herzblattes ( also die Sproßspitze ) genau in Höhe der Erdoberfläche liegt.

Wenn gepflanzt ist, brauchen die Erdbeeren eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit, um sich optimal zu entwickeln. Je nach Unkrauteintrag muß mehrmals gehackt werden. Dabei ist darauf zu achten, daß die Mulden nicht zugezogen werden.

Sollte sich die Rot- bzw. Weißfleckenkrankheit bemerkbar machen, sollte kompromißlos mit Kupferspritzmitteln gespritzt werden. Nur die Blätter vollständig benetzen, aber bei trockenem Wetter.

Im April können Die Pflanzen geputzt werden, d.h. die alten Blätter werden entfernt, das flache Muldenprofil der Reihen wird wieder hergestellt, falls notwendig und dann wird gemulcht, und zwar mit Torf. Auf keinen Fall irgendwelchen billigen kommunalen Abfallkompost verwenden, sondern Qualität. Wer hier sparen will, der macht etwas falsch im Leben.
Stroh als Mulchmaterial sollte frei von Chemikalien sein. Wenn mit Stroh gemulcht wird, dann sollte die Schneckenpopulation sehr gering sein. Torf mögen Schnecken gar nicht, wenn er trocken ist.

Ab der Blüte ist es wieder wichtig, daß die Erdbeeren eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit haben, damit die Früchte optimal ausgebildet werden können.
Bis zur Blüte muß noch mehrmals gehackt werden, wenn dann die Beeren heranwachsen und die ersten Ausläufer da sind, ist Hacken eher schädlich. Auch darum ist Torf das beste Mulchmaterial.

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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#14

Beitrag von kleinesLicht » Fr 20. Jul 2012, 23:19

Wow! Das muss ich erst mal savken lassen! Meine armen Erdbeeren... Die stehen ja viel zu eng!
viele Grüße
ein kleines Licht

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Anfügung

#15

Beitrag von Das Faultier » Sa 21. Jul 2012, 22:57

Wer Erdbeeren langfristig erfolgreich kultivieren will, der sollte o.g. Fruchtfolge unbedingt einhalten
und grundsätzlich die Kulturdauer nur einjährig machen, damit Krankheiten und Schädlinge gar nicht
erst in größerem Umfang auftreten.

Nachdem die Erdbeeren abgeerntet sind, sollten sie gerodet werden ( alternativ: alles Laub abschneiden )
Als Nachkultur ist dann Feldsalat bestens geeignet.
Im Folgejahr könnten Blumen, Salate, Spinat oder Gründüngung auf die Fläche, danach folgt wieder die Tomate.

Worauf unbedingt zu achten ist:

- verkrüppelte Blätter: ein Hinweis auf Milbenbefall, Pflanzen Roden und verbrennen, Jungpflanzen mit Insektizid behandeln

- einzelne absterbende oder mickernde Pflanzen: Hinweis auf Wurzelkrankheiten, ebenfalls roden und verbrennen, Jungpflanzen mit Fungizid behandeln

Wo Verbrennen nicht möglich, Pflanzen entsorgen. Wenn möglich, die Kulturfolge noch länger machen und die Neupflanzung nicht auf benachbarte oder nahe Flächen. Das könnte in kleinen Gärten schwierig werden und leider sind Mittel zur Bodenentseuchung auch nicht für den Hausgebrauch erhältlich.

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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#16

Beitrag von Thomas/V. » So 22. Jul 2012, 07:28

Wow!

Da wundere ich mich, das ich überhaupt was geerntet habe die ganzen 23 Jahre, in denen ich alles falsch gemacht habe :hmm: :platt:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#17

Beitrag von kraut_ruebe » So 22. Jul 2012, 08:11

ich hab dann wohl die letzten harten ihrer art hier, die stehen einfach nur so rum ohne dem ganzen gschisti-gschasti und fruchten trotzdem tapfer :pft:
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#18

Beitrag von Little Joe » So 22. Jul 2012, 08:46

Wie ist das eigentlich bei den "wilden" Erdbeeren. Die haben sich irgendwann selber in einer Ecke angesiedelt und mittlerweile ist es ein Teppich von gut 6qm, seit drei Jahren kann ich da immer gut was ernten, die werden nicht weniger eher mehr.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#19

Beitrag von 65375 » So 22. Jul 2012, 09:03

Genau, Little Joe. So kenne ich das auch.

Im riesigen Garten meiner Kindheit standen mehrere Quadratmeter leckerer kleiner Erdbeeren (ich schätze, es war eine sehr alte Kultursorte) unter und neben dem Birnbaum. Da haben wir einfach geerntet. Zu weiteren Maßnahmen hätte bei uns eh keiner Zeit gehabt.

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Re: Erdbeeracker vorbereiten?

#20

Beitrag von Das Faultier » So 22. Jul 2012, 12:56

Auch ich hab jahrzehntelang Erdbeeren als Baumscheibenbepflanzung gehabt.
In dem Halbschatten gediehen sie bestens und die Beeren hatten sogar das
beste Aroma. Der Ertrag war wesentlich geringer, aber das war ja egal - und man
erinnert sich eben an die wenigen, aber vorzüglichen Beeren.

Warum ich das nicht mehr mache: Der Pilz, der die Lederfäule bei der Erdbeere macht,
der ist am Apfel dann die Kragenfäule. Diese Krankheiten hatte ich nie, aber ich will sie
auch nicht riskieren.
Ebenso riskiere ich nicht die Wurzelfäule, also trenne ich den Kartoffelanbau vom Erdbeeranbau.
Das ist einfach zu machen, weil ich Erdbeeren und Tomaten am Haus haben will und die
Kartoffel kann auf dem Land stehen.
Ebenso bleibt die Bohne von der Erdbeere entfernt - wegen der Milben.
Da wundere ich mich, das ich überhaupt was geerntet habe die ganzen 23 Jahre, in denen ich alles falsch gemacht habe
Um noch was zu ernten, kann man durchaus sehr viel falsch machen,
da Erdbeeren eine gewisse Robustheit haben, insbesondere die alten Sorten.
Wenn man aber - so wie ich - etwas für die Selbstversorgung Werbung machen will,
dann muß man die im Laden angebotenen Erdbeeren in jeder Hinsicht übertreffen.
Also: mehr Ertrag pro Pflanze, größere Beeren, besseres Aroma, beste Gesundheit
und das ohne den Einsatz von Chemikalien.

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