biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

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Das Faultier
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biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

#1

Beitrag von Das Faultier » Do 15. Mär 2012, 20:27

Hat jemand Erfahrungen bzw. Erfolge damit,
Baumkrebs, Rindenbrand und Schorf an Apfelbäumen
biologisch zu bekämpfen ?

Das Faultier

Manfred

Re: biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

#2

Beitrag von Manfred » Do 15. Mär 2012, 20:54

Habe einen älteren Apfelbaum mit Krebs. Hatte ihn nur als Schattenspender für den Rinderpferch stehen lassen. Da der Pferch jetzt abgebaut ist, werde ich auch den Baum fällen, nicht wegen dem Krebs, sondern wegen der schlechten Fruchtqualität (sortenbedingt).
Habe vor ca. 20 Jahren angefangen, mich um den bis dahin ungepflegten Baum zu kümmern. Damals war jeder stärkere Ast verkrebst und teilweise am Verdorren. Ich habe ihn massiv um gut 2/3 des Kronenvolumens zurückgeschnitten, um starke Jungtriebe zur provozieren. Er war schon so geschwächt, das er sich nicht komplett in ein Wasserschoss-Stachelschwein verwandelt hat, sondern nur eine begrenzte Zahl stärkere Triebe anlegte. Aus denen konnte ich im Lauf der Jahre wieder ein Art Krone zurechtbasteln. Die alte, verkrustete Borke ist in der Zeit überall an den verbliebenen Starkästen aufgeplatzt, weil die nach Jahren des Stillstandes wieder mit dem Dickenwachstum angefangen haben. Der Krebs kam immer wieder an der einen oder anderen Stelle zum Vorschein und wurde bis weit ins gesunde Holz entfernt.
Der erste starke Rückschnitt hat auch den Fruchtertrag merklich verbessert. Ich denke, die Unterlage konnte die Krone nicht mehr richtig versorgen und deshalb war er verkreist und verkrebst.
Mit einer guten Nährstoff- und Wasserversorgung und konsequentem Schnitte sollte man die meisten Krebsbäume viele Jahre im Ertrag halten können. Beim schwächerem Befall ist evtl. sogar eine Heilung möglich. Wenn der Baum optimal versorgt ist, hat er deutlich mehr Abwehrkraft gegen den Pilzbefall. Wird er zu mager oder zu mastig gehalten, haben die Krankheitserreger freie fahrt.

Benutzer 72 gelöscht

Re: biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 15. Mär 2012, 21:04

hallo!

Sorry, ot, aber nur weil meine Kinder gemeckert haben über die toootal leckeren ersten Äpfel unserer Canada-Reinette:
kann man Schorf am Apfel (als Selbstversorger) nicht einfach ignorieren und mitessen? :rot:
(das wäre ja eine ganz biologische Maßnahme)
oder ist das doch irgendwie schädlich??

liebe Grüße!

sheep
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Re: biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

#4

Beitrag von sheep » Do 15. Mär 2012, 23:07

ina maka hat geschrieben: kann man Schorf am Apfel (als Selbstversorger) nicht einfach ignorieren und mitessen?
So wie ich das verstanden habe, ist der Schorf am Baum selbst gemeint. Schorf am Apfel esse ich auch immer mit.

Eigentlich bekommen nur schwache Bäume Krebs. Wenn nicht eine falsche Unterlage die Ursache ist, ist der Baum vielleicht mit Nährstoffen, Sonne, Luft oder Wasser unter- / überversorgt.

Rausschneiden bringt meistens nur kurzfristige Besserung. Der Baum wird durch das Rausschneiden auch wieder geschwächt und somit anfälliger.

Das Faultier
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Re: biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

#5

Beitrag von Das Faultier » Fr 16. Mär 2012, 21:43

Genau da würde ich gerne mit meinen Gedanken weitermachen.

Ausgangspunkte:
- weiter steigender Befallsdruck
- zunehmende Streßfaktoren in der Umwelt
- Rückgang der biologischen Vielfalt
- zunehmend eineseitige Ernährung der Bäume

Folge:
- Schwächung des Immunsystems der Bäume

Meine Ideen:
- Rückentwicklung der Standorte in Richtung Urbiotop
- Optimierung der Ernährung und Wasserversorgung
- Schnittmaßnahmen
- Training des Immunsystems ( Impfversuche )
- Naturheilkundliche Behandlung mit Erden und Pflanzenextrakten

Hat jemand schon mal Impfstoffe hergestellt ?
Kennt sich jemand mit Moor-, Lehm-, Kalk- oder
Aschebehandlungen aus ?
Welche Beikräuter können dem Baum gegen Pilzbefall helfen ?

Das Faultier

Myrica

Re: biologische Bekämpfung von Rindenkrankheiten

#6

Beitrag von Myrica » So 18. Mär 2012, 11:58

Hallo zusammen,
ich bin neu im Forum. Super spannend hier!
Obstbaukrebs sieht besonders im Winter oft schlimm aus, ist es meist aber nicht. Wirklich zu schaffen macht er es meist nur jungen Bäumen. Schof befällt bei Apfelbäumen nur die Blätter und Früchte. Bei Birnen kann er auch junge Triebe befallen.

Jeder Baum versucht sich gegen Schaderreger zu wehren. sehr interessant was Faultier schreibt:

Das Faultier hat geschrieben:Genau da würde ich gerne mit meinen Gedanken weitermachen.

Ausgangspunkte:
- weiter steigender Befallsdruck
- zunehmende Streßfaktoren in der Umwelt
- Rückgang der biologischen Vielfalt
- zunehmend eineseitige Ernährung der Bäume

Folge:
- Schwächung des Immunsystems der Bäume
An sich sind die meisten Krankheiten sehr sortenabhängig. Es gibt z.B. schorfresistente Sorten und Sorten, die keinen Krebs bekommen. Jedoch hat man bei schorfresistenten Sorten beobachtet, dass die Resistenzen von Schaderregern wieder durchbrochen werden können, besonders z.B. in Intensivobstanlagen. Ich denke es liegt daran, dass man hier oft nur die Sorten, nicht aber die Schnitt- und Pflegemaßnahmen sowie das Umfeld an den Bäume ändert.
Das Faultier hat geschrieben: Meine Ideen:
- Rückentwicklung der Standorte in Richtung Urbiotop
- Optimierung der Ernährung und Wasserversorgung
- Schnittmaßnahmen
- Training des Immunsystems ( Impfversuche )
- Naturheilkundliche Behandlung mit Erden und Pflanzenextrakten
spannend! In Weiterbildung zur Baumpflegerin (Park- und Straßenbäume) lernt man, dass Wasser weitaus wichtiger ist als Nährstoffe. In der Gärtnermeisterschule lernt man, dass eine gute Durchwurzelung sehr wichtig ist und bei einer guten Durchwurzelung eine mittelmäßige Nährstoffversorgung ausreicht. Es sei sogar viel besser als eine schlechte Durchwurzelung bei optimaler Nährstoffversorgung.
Also lieber sparsam düngen... stark wachsende Pflanzen sind auch anfälliger für Frostschäden, ect.
Wir lernten, dass es sogar freilebende Bodenbakterien gibt, die den Stickstoff aus der Luft sammeln, fixieren und pflanzenverfügbar machen können (ich meine nicht die Knöllchenbakterien der Leguminosen). Sie hören jedoch auf mit ihrer Arbeit, wenn man größere Mengen Stickstoff düngt...
(einige dieser Infos wurden nur am Rande der Gärtnermeisterausbildung gelehrt, aber ich finde sie seeeehr spannend)

Viele Grüße

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