Dickmaulrüssler

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Steinbock
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Re: Dickmaulrüssler

#1

Beitrag von Steinbock » So 2. Jul 2017, 00:59

Hallo,
ich bin kein Schädlingsbekämpfungsexperte. Ich kann nur auf Wissen verweisen, das schon vorhanden ist. Es gibt tatsächlich eine Möglichkeit den Dickmaulrüssler biologisch zu bekämpfen, sogar ohne Gift:

Nematoden gegen Dickmaulrüssler
Dickmaulrüssler kommen häufig in Gärten vor, bereiten dort aber meist keine besonderen Probleme. Problematisch ist der Befall auf Dachterrassen, in großen Pflanzgefäßen und in Wintergärten, da sich die Tiere hier in den lockeren torfhaltigen Substraten besonders gut vermehren können.
Biologie des Nützlings
Die Fadenwürmer oder Nematoden dringen über den Boden in die Larven des Dickmaulrüsslers ein. Erwachsene Käfer werden nicht befallen. In ihrem Wirt geben sie dann ein Bakterium ab. Dieses Bakterium vermehrt sich in der Dickmaulrüsslerlarve und bringt sie zum Absterben.
Die Fadenwürmer benötigen je nach Art Bodentemperaturen ab 5°C (Steinernema kraussei = SK-Nematoden) bzw. 12° C (Heterorhabditis bacteriophora=HB-Nematoden), um aktiv werden zu können.
Neuerdings werden auch Nematoden (Steinernema carpocapsae) gegen ausgewachsene Käfer eingesetzt. Dabei wird ein Gel, das die Nützlinge enthält in die Nuten eines kleinen Brettchen gestrichen. Mit der bestrichenen Seite nach unten wird das Brett als "Unterschlupf" ausgelegt, in dem sich die Käfer infizieren.

http://www.gartenakademie.rlp.de/Intern ... enDocument

Als Zusatzinformation kann ich zum Beispiel das folgende Video ab 26:10 empfehlen (Stichwort: E-β-Caryophylen bzw. Westlicher Maiswurzelbohrer):

Walter Schmidt: Ko-evolutionäre Pflanzenzüchtung: Dem Mais seine Mischkulturfähigkeit zurückgeben
(29min)
https://www.youtube.com/watch?v=Q1s1-YYyTY8

Das Problem ist meistens dass in der heutigen Natur die Biodiversität nicht mehr besonders hoch ist und deswegen nur noch eine begrenzte Anzahl an Organismen im und über dem Boden sich befindet, die als kleine Helferlein wirken können.

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Re: Dickmaulrüssler

#2

Beitrag von Rohana » So 2. Jul 2017, 07:49

Dein letzter Satz passt nicht zu dem Kommentar im verlinkten Video, oder hab ich was verpasst? Da war es nämlich offensichtlich nur an die Aussendung des Botenstoffs gekoppelt war, ob "Hilfe" in Form von Nematoden kommt oder nicht, und der Botenstoff war sortenspezifisch. :flag:
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Dickmaulrüssler

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 2. Jul 2017, 09:52

bist du überhaupt sicher, dass es der Dickmaulrüssler war?
Die Blattschneiderbiene z.B. macht auch solche Löcher an den Blatträndern! nur etwas größere als der Käfer.
Und ein paar angeknabberte Blätter steck`en die allermeisten Pflanzen normalerweie ohne Schaden weg - wie arg ist es denn?
Ich täte ganz unporfessionell mal einfach abwarten und schaun, ob ich ein Tierchen "in flagranti" erwischen kann.

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Re: Dickmaulrüssler

#4

Beitrag von Steinbock » So 2. Jul 2017, 14:15

Rohana hat geschrieben:Dein letzter Satz passt nicht zu dem Kommentar im verlinkten Video, oder hab ich was verpasst? Da war es nämlich offensichtlich nur an die Aussendung des Botenstoffs gekoppelt war, ob "Hilfe" in Form von Nematoden kommt oder nicht, und der Botenstoff war sortenspezifisch. :flag:
Hallo Rohana,
ich weiß nicht was Du genau meinst, aber man kann doch sicher davon ausgehen, dass auch Nematoden von irgend was leben müssen. Und wenn z.B. beim Mais die Pflanze, nur mal angenommen, nur alle paar Jahre angebaut wird, was machen dann die speziellen Nematoden im Boden?

Okay bei Bakterien und Pilzen weiß ich, dass die in so eine Art Überwinterungsmodus (Sporen etc.) wechseln können, wenn der Wechsel nicht zu schnell vonstatten geht. Bei Nematoden habe ich keine Ahnung.

In einem Vortrags-Video von Gabe Brown erklärt er, dass die Regenwürmer auf seinem Land plötzlich wieder in Massen aufgetaucht sind, ohne dass er irgend etwas tun musste (Wurmeier kaufen und verteilen oder so).

Wenn man Pflanzen in Töpfe mit keimfreier Gartenerde pflanzt, könnte ich mir vorstellen, dass die Menge an Bodenlebewesen darin äußerst gering ist. Und deswegen könnte es dann auch sein, dass der eine oder andere spezielle Nützling fehlt, der helfen könnte.
Das Gleiche ist wahrscheinlich der Fall, wenn man so Pflanzen mitten in ein Feld auspflanzen würde, das seit Jahrzehnten konventionell mit aller möglichen Chemie (Glyphosat etc.) bearbeitet wurde, die dann auch Jahre noch nachwirkt. Aber vielleicht passiert trotzdem das Gleiche wie bei Gabe Brown mit seinen Regenwürmern.

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Re: Dickmaulrüssler

#5

Beitrag von Rohana » So 2. Jul 2017, 21:27

Nematoden gibts überall, Ackerboden (auch konventionellen) kannst du nicht mit keimfrei gemachter Blumenerde vergleichen! Ob es die spezifische Nematode hier auch gibt, die zum Maiswurzelbohrer passt, das weiss ich nicht - vermute mal nicht, da der hier nicht heimisch ist. Das kann man ja ändern, sollte sich der Bedarf ergeben. Mich würde der genaue Versuch interessieren der im Video genannt wird, leider sind da zuwenig Details bei..
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Re: Dickmaulrüssler

#6

Beitrag von Steinbock » So 2. Jul 2017, 23:05

Rohana hat geschrieben:Nematoden gibts überall, Ackerboden (auch konventionellen) kannst du nicht mit keimfrei gemachter Blumenerde vergleichen!
Wenn ich an dieses Vergleichsbild in einem Gabe Brown Vortrag denke mit Originalwaldboden und gleichem Boden nach 15jähriger Sojaanbaunutzung, dann kommen mir schon Zweifel, ob da in manchem Boden auch bei uns noch viel Leben vorhanden ist. Ich habe allerdings selber noch kein Bodenprofil in echt von solch einem richtig konventionellen Acker gesehen.

Hier eine Demonstration einer lokalen Spatenprobe von fünf unterschiedlichen Bodenzuständen in der gleichen Gegend (ab 7:40 Erklärung der "worst case" Spatenprobe aus einem konventionellen Maisfeld):

Die Spatenprobe (14 min)
https://www.youtube.com/watch?v=Zj8gHd_TpG8

Ich selber habe sieben Jahre lang inmitten von großen Landwirtschaftsfeldern gewohnt, die alle konventionell bearbeitet wurden. Im Sommer, wenn ich wie üblich einmal pro Woche mit dem Fahrrad in der Gegend unterwegs war, waren diese Böden nach etwa einer Wochen ohne Regen hart wie Beton, obwohl das eigentlich eine Gegend mit sandigen Böden ist. Dabei war es ganz egal ob auf einem solchen Acker auch schon größere Pflanzen wuchsen oder nicht.

Rohana hat geschrieben:Ob es die spezifische Nematode hier auch gibt, die zum Maiswurzelbohrer passt, das weiss ich nicht - vermute mal nicht, da der hier nicht heimisch ist. Das kann man ja ändern, sollte sich der Bedarf ergeben.
Hier kann man diese nützlichen Nematoden bestellen:

https://www.e-nema.de/professional/maisanbau/

Mich würde der genaue Versuch interessieren der im Video genannt wird, leider sind da zuwenig Details bei..
Hier ist eine Studie, die sich mit dieser speziellen Nematode und dem Maiswurzelbohrer beschäftigt (sogar von 2012):
Persistence of the entomoparasitic nematode Heterorhabditis bacteriophora in maize fields
Article in Journal of Applied Entomology · January 2012
https://www.researchgate.net/profile/Ch ... fields.pdf

Abstract hier:

https://www.researchgate.net/publicatio ... ize_fields

Selbst in Wikipedia werden etliche Fraßfeinde des MWB (Maiswurzelbohrers bzw. von Diabrotica virgifera) aufgelistet:
Bekämpfung - Biologisch
In den USA wurden als natürliche Gegenspieler bestimmte Laufkäfer, Kurzflügelkäfer, Raubfliegen, parasitische Wespen (Braconidae), Spinnen und Fadenwürmer (Nematoden) nachgewiesen. Zudem erkranken die Schädlinge auch an entomopathogenen Pilzen wie (Beauveria und Metarhizium). Entomopathogene Nematoden sind mit gutem Erfolg in Ungarn, Österreich und Italien getestet worden. Ein erstes Produkt auf Basis des Nematoden Heterorhabditis bacteriophora namens dianem[10] ist seit 2012 im Handel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Westliche ... rzelbohrer

Und noch ein Filmbeitrag zum Thema MWB-Bekämpfung mit Nematoden (ab 6:10):


Kluge Pflanzen - Blattgeflüster 4v4 Doku EP02
Published on Jan 26, 2010
https://www.youtube.com/watch?v=Umd4RhmjDNw

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