Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

Manfred

Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#1

Beitrag von Manfred » Do 6. Dez 2012, 12:15

Nachdem inzwischen ein Großteil der Schafherden auf die Fleischproduktion optimiert ist und die Wolle meist nur noch lästiges Beiwerk dastellt, ist evtl. die richtige Zeit, um antizyklisch zu handeln.
Dem einen oder anderen Forenbeitrag entnehme ich, dass Vliese bester Qualität durchaus gesucht sind, z.B. von Handspinnern.
Welche Rassen und Farbschläge wären am besten zur Produktion hochpreisiger Wolle geeigent?
Und wie müssen die Tiere gehalten werden (Fütterung, Einstreu etc.), damit die Qualität am Ende wirklich stimmt?

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Reisende
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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#2

Beitrag von Reisende » Do 6. Dez 2012, 12:29

Antizyklisch ist mMn nie verkehrt. :daumen:

Die meisten möchten gern weiße Wolle, damit sie diese dann auch selbst noch färben können.
Ich persönlich hätte gern mehr Angebot in kräftigem Braun und Schwarz. Das Coburger Fuchsschaf ist groß im Kommen, soweit ich informiert bin sowohl aufgrund der schönen Färbung als auch wegen der recht anständigen Wollqualität. Auch scheinen sich immer mehr Menschen für Waren aus der Wolle seltener Rassen zu interessieren. Das soll ja nächstes Jahr auch mein Absatzmarkt werden. :)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#3

Beitrag von Waldläuferin » Do 6. Dez 2012, 12:43

Das Coburger Fuchsschaf hat recht kratzige Wolle, ich steh auf Jakobsschaf-Wolle :lol:
Zum Vlies kann Sabi(e)ne sicher noch was sagen.
Fertig ist besser als perfekt.

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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#4

Beitrag von Griseldis » Do 6. Dez 2012, 13:04

Manfred hat geschrieben: Welche Rassen und Farbschläge wären am besten zur Produktion hochpreisiger Wolle geeigent?
Was verstehst Du unter hochpreisig?
Ich stelle mir das sehr schwierig vor, mit Schafwolle, auch solcher von guter Qualität, Gewinn zu erwirtschaften.
Ich verspinne gerne Coburger Fuchs und dt. Merino für Sockenwolle, Jakobsschaf für Jacken.

"Bunte" Wolle, also grau und braun, schwarz! in allen Schattierungen könnte gut Abnehmer finden.

Ich liebe Ryeland-Schafe, gute und viel Wolle, etwas weicher als dt. Merino. Und schöööön sind sie außerdem. :aeh:
http://www.ryeland.de/DE/Ryeland_Zuchte ... ml?v=00001
http://www.ouessant-vardeilsen.de/index ... age785.htm

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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 6. Dez 2012, 13:16

:) Zur Haltung sind da die Experten gefragt wie Jörg und Paul.
Ansonsten:
Bockwolle ist nahezu unverkäuflich, weil zu grob, außer es ist die erste Schur.
Die meisten möchten weiße Wolle, wie waldläuferin schon schrieb, zum Färben, oder eben ungewöhnliche Farbtöne.
Der Rest kommt aufs Marketing an.
Deutsche Rassen sind allerdings oft wesentlich gröber als ihre englischen Cousins, Coburger und Jakobsschaf sind mit 35-40mic "für mich" schon ziemlich grenzwertig, was Kratzigkeit betrifft.
Und ich bin eh nicht ausschlaggebend, weil ich ein long-wool-Fan bin, und es von den betreffenden Rassen in D nicht sooo viele Schafe gibt.
Dazu kommt, daß die Profiwollwäscher/Minimills in D Longwools grundsätzlich schneiden, weil sonst die Maschinen kaputtgehen würden, und sie können alle nur kardieren, nicht kämmen.
Sprich, ich muß selbst kämmen, wenn ich von sowas Kammzug haben will, oder gleich Industriekammzug kaufen.
Wie lange der derzeitige Handarbeitsboom anhält, kann auch keiner sagen.
Aber es wäre schon schön, wenn der Wollqualität wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet würde...für Isolierung ist Wolle nämlich viel zu schade, finde ich.
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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#6

Beitrag von zaches » Do 6. Dez 2012, 14:12

Nun, verrückt ist auch, daß da gewisse Hypes kreiert werden in diversen Foren und Internetgruppen. Auch die Blogs tun da das Ihre dazu... WEnn so "Spinngöttinen" einen Trend vorgeben, wird dem hinterhergerannt wie eben Schafe das so machen.....

Beispiel: Plötzlich wollten alle nur noch Gotlandpelzschafe - deren Roh-Wolle/Locken wird derzeit mit 18€/kg gehandelt wird (deutsches MErino dagegen mit 2,50€)
Dann kam WEnsleydale, weil die Locken ja noch lääääänger sind.

Es ist schon verrückt, daß so etwas bodenständiges wie Schafwolle so exaltiert behandelt werden kann. Also nix gegen respektvolles Behandeln eines wunderbaren Rohstoffes, und auch nix gegen ordentliche Bezahlung, aber nun ja, dieses Fangekreische - damit ist wohl am meisten Geld zu verdienen, egal was Du ablieferst und in welches Qualität auch immer - Hauptsache, Du hast einen Blog und schreibst: "aaaaahhhh wie schööööööön, wie tooooooollll, das müüüüüüst Ihr mal ausprobiiiiiiiieren!!!"

Da bei gibt es auch WOllen, die sich eben nicht diesem Hype ergeben, denn sie sind erst auf den 2. Blick schön, weich und besonders.

Ouessantwolle nämlich :mrgreen: , aber nur gekämmt, nicht kardiert!

lg, zaches
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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#7

Beitrag von Waldläuferin » Do 6. Dez 2012, 14:53

Letztlich sind die SpinnerInnen eine winzige Zielgruppe, die man aufwendig bewerben müsste.
Und dann bringt ja so ein Schaf jedes Jahr wieder Wolle, die muss man erstmal loswerden. Jede Spinnerin nimmt ja nur eine begrenzte Menge ab. Und man hält nicht nur ein Schaf - schnell sitzt man da auf Mengen von Wolle.
Insgesamt eher schwierig, würde ich mal sagen.
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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 6. Dez 2012, 15:25

Eben. Und sich jetzt da auch noch auf eine Rasse festzulegen, wäre Wahnsinn - es kann keiner vorhersagen, was läuft, und was nicht.
Was anderes sind die "spinner's flock" - eine Herde Mädels aus verschiedenen Rassen, die NICHT gedeckt werden, eben zugunsten der Wollqualität. Aber ich glaub nicht, daß man das vernünftig (= teuer genug) vermarktet bekäme....das kann man als Hobby machen, aber kaum zum Geld verdienen.
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Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#9

Beitrag von Zacharias » Do 6. Dez 2012, 21:53

Ich sag mal was zur Haltung, was ich als Schafhalterin UND Spinnerin absolut wesentlich finde: Man sollte darauf achten, dass sich beim Fressen das Heu nicht in der Rückenwolle verteilen kann. Die meisten Schäfer haben Heuraufen und damit die Jungtiere da nicht rein können, werden sie entsprechend hoch angebracht. Schaf reckt den Hals hoch beim Fressen - Heu bröselt runter und verteilt sich in der besten Wolle. Besser sind Fressgitter mit Heu auf Kopfhöhe. So geht auch viel weniger Heu verloren.
Grüße,
Birgit

Manfred

Re: Wolle: Welche Schafe und Haltungsbedingungen?

#10

Beitrag von Manfred » Do 6. Dez 2012, 22:44

Deswegen auch die Frage nach der Einstreu. Habe schon öfter gelesen, dass die Wolle durch Futter- und Einstreureste teilweise entwertet wird.

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