Version 1.3 ... Überarbeitungen und Aufpolierungen werden noch angenommen
Eine englische (meiner Meinung nach noch schönere) Variante findet sich >>hier<<
Beute
(c)dasfuxi 2010
Eine Pfote senkte sich geräuschlos ins taunasse Gras. Der Kreis schloss sich unmerklich enger um die dicht gedrängt stehenden Hirsche. Struppige Rücken drückten sich tiefer in die Schatten der Bäume. Das Wolfsrudel bebte vor kaum gezügelter Blutgier.
Ein Ohrenzucken, ein kurzer Blick und langsam schob sich das Leittier aus der Deckung. Ihm an der Flanke ein junger, zottiger Rüde, der mit vor Jagdeifer sprühenden, gelben Augen jede seiner Bewegungen nachahmte. Unter rauem Fell spannten sich seine Muskeln wie zitternde Stahlseile.
Das Hirschrudel bewegte sich unruhig. Nervös zuckte der Leitbulle mit den Hufen und hielt seine Nüstern witternd in den Wind.
Die zwei Schattenjäger schlichen wie ein einziges Wesen durch das Unterholz. Ein unmerkliches Zeichen, schon sprangen sie knurrend dem Hirschbullen entgegen.
Panisch bäumte der Hirsch sich auf und riss sein imposantes Geweih herum. Horn traf auf Fell. Eine helle Geweihspitze bohrte sich in weiches Fleisch und riss dem jaulenden Jungwolf eine blutige Spur über den ungeschützten Vorderlauf. Zahn traf auf Knochen. Mit zerfetzter Kehle brach das röchelnde Tier unter dem Gewicht des Leitwolfs in die Knie. Blut füllte seine Lungen und pulste mit jedem Herzschlag auf den kalten Waldboden.
Keuchend und hustend fuhr sie auf. Blind riss sie an dem Deckenzipfel, der sich um ihren Hals gewickelt hatte und rang würgend nach Luft.
Nur die Decke, nur ein Traum.
Sie atmete durch.
Nur ein Traum.
Mit einem letzten Schaudern setzte sie sich auf und strich sich die zerwühlten Haare aus dem Gesicht.
Nur ein Traum.
Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das Zwielicht des frühen Morgengrauen, das durch die Jalousien sickerte. Fröstelnd zog sie die Decke enger um sich. Seine Hand, die sie durch ihr panisches Auffahren abgeschüttelt hatte, suchte schlaftrunken ihre warme, weiche Nähe und zog sie zurück in seine schützende Umarmung.
Nur ein Traum.
Während sie sich langsam wieder entspannte und die letzten geisterhaften Reste des Alptraums verjagte, glitten ihre Augen über seine starken Arme.
Sie schluckte schwer.
Ein dünner Pfad aus frisch geronnenem Blut zog sich dunkelrot über das feine Narbengeflecht seines Unterarms.
Nur ein Traum.
Sie schloss die Augen.
Nur ein Traum.
Morgen früh würde sie es glauben.
Wie jedes Mal.
Beute - eine sehr kurze Kurzgeschichte
- fuxi
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Beute - eine sehr kurze Kurzgeschichte
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Re: Beute - eine sehr kurze Kurzgeschichte
Coool - emotional sehr mitreißend
(und wo ist der Rest vom Buch? )
(und wo ist der Rest vom Buch? )
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And resistance is fertile. :-)
Words are no substitute for actions...
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- fuxi
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Re: Beute - eine sehr kurze Kurzgeschichte
Merci
Witzig übrigens, wie man beim Schreiben eine ganz andere Geschichte erzählt, als manche Leser dann daraus erkennen.
Das macht es für mich als Buchkonsument noch spannender, darüber nachzudenken, was der Autor vielleicht wirklich für ein Bild im Kopf hatte, als er die eine oder andere Szene geschrieben hat.
Tja, wenn doch nur meine Romanidee nur halb so klar in meinem Kopf wäre, wie diese Kurzgeschichte es warSabi(e)ne hat geschrieben:(und wo ist der Rest vom Buch? )
Witzig übrigens, wie man beim Schreiben eine ganz andere Geschichte erzählt, als manche Leser dann daraus erkennen.
Das macht es für mich als Buchkonsument noch spannender, darüber nachzudenken, was der Autor vielleicht wirklich für ein Bild im Kopf hatte, als er die eine oder andere Szene geschrieben hat.
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