Projekt Faire Milch gescheitert

tyr
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#41

Beitrag von tyr » Di 24. Jul 2012, 08:55

kraut_ruebe hat geschrieben:@tyr: hattest du schonmal freunde oder mochte dich noch nie jemand?

Was soll diese Frage, was meinst Du? Ich war nur neugierig aus welcher Motivation jemand so ein Leben auf sich nimmt, nach Eigentum zu streben, dafür lieber aus der Mülltonne zu fressen(wie er selbst sagte)
kraut_ruebe hat geschrieben:@thema: das einkommen ist ein punkt den man nicht unterschätzen darf wenn man so projekte wie 'faire milch' ins leben ruft. wenn ich mir das hier bei mir so ansehe: das durchschnittseinkommen eines familienvaters macht hier 1500 euro aus pro monat, mein bundesland ist schlusslicht im österreichischen ost-west-gefälle. das durchschnittseinkommen von frauen beträgt hier sagenhafte 400 euro laut statistik austria.

es passt so schlecht zusammen alles. dass das nirgendwo hinführen kann liegt irgendwie auf der hand.
Das Projekt"faire Milch" war von vornerein eine Todgeburt. Wir haben einen völlig übersättigten Markt, mit oligopolhaften Strukturen, da ist es äußerst riskant bis unmöglich, mit einen gleichwertigen Produkt hineinzustoßen, zu einem höheren Preis als die Konkurenz. Der mensch ist in seiner Psysche nunmal so beschaffen, bei gleicher Qualität zuerst das Preisgünstigere zu nehmen. Das wissen die Handelskonzerne, und darauf beruht ein großer Teil ihres Geschäftsprinzips. Wenn man das ignoriert geht man pleite. Auch wenn´s traurig ist....

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luitpold
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#42

Beitrag von luitpold » Di 24. Jul 2012, 09:04

Dagmar hat geschrieben:Und das sind meist Menschen der (immer kleiner werdenden) Mittelklasse. Jemand der H4 oder ein ähnlich geringes Einkommen hat, da kann ich ja verstehen, daß man möglichst billig einkaufen muss, weil kein Geld da ist. Aber andere die doch genug Geld haben, da wird das Geld lieber in teure Hobbies gesteckt.
ich geh mal davon aus die H4 hätten etwa mehr freizeit, selber nudeln spätzle pizzateig oder brot machen sollte dann drin sein. mit der brotbackmaschine von A..I wäre das nicht einmal viel arbeit. ich mir das einmal für den haushalt durchgerechnet, das selbstgebackene brot ist 3-6x billiger. die grabbelkiste mit altbrot hab ich allerdings nicht berücksichtigt.

fleisch auch gutes, ist genaugenommen unglaublich billig, einen ganzen braten oder gulaschfleisch eingekauft und abgearbeitet, das ist theoretisch immer, nicht nur preiswerter sondern auch billiger als die bratmaxe, die ich bei aller experimentierfreude noch nie gegessen habe.
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#43

Beitrag von Dagmar » Di 24. Jul 2012, 09:24

Hallo Luitpold,

jemand der H4 bekommt und Zeit hat - da sind sehr häufig andere Probleme vorhanden, warum die freie Zeit nicht sinnvoller genutzt wird, so wie du es z.B. schilderst. Aber das ist dann ein anderes Thema. Das sollte hier nicht den Threas zerstören :holy:

Ich dachte eher an die Menschen wie z.B. Hunsbuckler der (mehr als) Vollzeit arbeitet und trotzdem sehr wenig verdient. Oder eine Friseurin die Vollzeit arbeitet und auch meist sehr wenig verdient. Da fehlt dann häufig die Zeit um vieles selber zu machen. Als ich studiert habe und auch sehr wenig Geld hatte, da habe ich beim Essen auch sehr viel mehr gemacht als Heutzutage. Von daher freue ich mich schon jetzt auf die Zeiten mit meinem eigenen Garten und Tieren.


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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#44

Beitrag von Dagmar » Di 24. Jul 2012, 09:26

Hallo Luitpold,
luitpold hat geschrieben:die bratmaxe, die ich bei aller experimentierfreude noch nie gegessen habe
nach meiner unmaßgeblichen Meinung hast du da auch absolut nichts verpasst. Aber diese meine Meinung ist nun wirklich sehr subjektiv. :pfeif:


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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#45

Beitrag von Little Joe » Di 24. Jul 2012, 09:27

Guten Morgen Hobbygärtnerin, ich kann schon nachvollziehen,was du schreibtst. Ich hab vor Urzeiten mal ein Jahr ein Landwirtschaftliches Praktikum gemacht weil ich damals die (irre) Idee hatte das beruflich zu machen. Gut ich hab mich dann doch umentschieden aber durch dies eine Jahr viel an Erfahrungen mitgenommen und auch gesehen wie viel Dauerarbeit ein Betrieb mit sich bringt und trotzdem am Ende vom Monat kaum was übrig bleibt um mit der Famile über die Runden zu kommen. Was ich nicht glaube ist, dass Bauern als unter besonderer Beobachtung stehendes Objekt gelten. Glaube vielmehr dass kaum noch jemand Kontakte hat zu Vollzeitlandwirten. Das Essen kommt ausm Supermarkt und Schluss, wer das letztendlich produziert interessiert kaum jemanden. Welche Kinder wissen denn noch wie es auf einem andwirtschaftlichen Betrieb zugeht, schau dir nur mal die Bücher für Kinder zu dem Thema an,da wird immer noch eine Bauerhofidylle vermittelt, die es so schon lang nicht mehr gibt. Aus eigener Erfahrung: So 2 - 3 mal im Schuljahr bin ich mit meiner Klasse bei dem Bauern zu Besuch wo ich auch mein Heu und meine Milch her beziehe. Die Sch. die schon länger dabei sind kennen dass und sthen mittlerweile schon nicht mehr ganz so "geschockt" da, wenn sie sehen wo die Milch her kommt. Hab es vor einiger Zeit schon mal erzählt, dass ich vor 2 Jahren einen neuen Sch. mit hatte der den Bauern fragte warum er denn so viele Kühe hat. B.: Ja, für die Milch. Sch.: Wieso, gibts hier keinen L..dl? Erst mal lustig aber was steckt dahinter. Gerade deshalb find ichs um so wichtiger dass du weiter aus der Praxis berichtest.

Zum Essen: Viel hilft es schon, die Augen auf zu halten. Wenn ich weiss wo ich Rohmilch bekomme, kann ich da erfahren wo Kartoffeln her beziehen kann (wenn das nicht sogar der selbe ist :mrgreen: ) und Fleisch denn ebenso. Es muss nicht unbedingt teurer sein, man muss nur damit leben können dass nicht alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Da muss man sich halt mal mit Vorratshaltung beschäftigen.

lg
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#46

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 24. Jul 2012, 09:48

Hallo kleines Licht,
selbst erzeugte Lebensmittel mit Hofer, Aldi oder sonstigen Discountern zu vergleichen, das geht schon mal nicht.
Meinen Salat hole ich kurz vor dem Essen rein, er ist sozusagen nur eine Minute unterwegs, da kann auch kein noch so umweltbewusst erzeugter Salat aus dem Geschäft mithalten.
Und ich mache auch deswegen vieles selbst, weil wir wegen eines grossen Unglücks im Stall fast unsere Existenz verloren hätten.
Damals hab ich aus reinem Sparzwang angefangen und inzwischen könnte ich mir ein anderes Leben gar nicht mehr vorstellen.
Ich kenne den bezahlten Job- und als Gegensatz die Selbstständigkeit, jedes hat seine Vor- und Nachteile.
Wegen kochtechnischer Kreativität-
jede Familie hat hier wohl seinen eigenen Geschmack,
ich stell fest, dass die Kochrezepte in den Kochbüchern sehr aufwendig sind, von der Zubereitung, vom Zeitaufwand und von den Zutaten her,
mein Vorbild ist hier die italienische Küche- ein paar wenige frische Zutaten und ein einfaches Gereicht daraus zubereitet, einen Speiseplan für die Woche, und von den vorhandenen Zutaten her planen, damit komme ich auch mit meiner knappen Zeit besser klar. Kochen ist auch Übung, ein Teil lernen, der Rest Kreativität.
Muss allerdings auch zugeben, dass für mich Kochen ein sehr schönes Hobby ist, einen grossen Tisch mit lauter Leuten darum herum zu bewirten, mir sehr viel Freude macht. Kartoffeln, ganz frisch aus der Erde, einen Topf davon frisch gekocht, dazu Butter, Quark mit frischem Leinöl, da kann kein noch so versierter Sternekoch mithalten.
Sonnenwarme Tomaten, selbst herangezogen, dazu ein frisch gebackenes Weissbrot,
die einfachen Glücks- und Geschmackserlebnisse- auch mal ein gutes Glas selbstgemachten Wein,
dies ist für mich ein hohes Gut bzw. Lebensqualität.
Und wenn eine hungrige Siliermannschaft die Schüsseln und Teller ratzeputz ausleert, sich auch für das gute Essen bedankt, freut mich auch.

Ich würde sicher auch in meinem bezahlten Job mehr verdienen, aber die Freude am Umgang mit den Tieren, den Jahreszeiten, auch zu sehen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, dass 2 Schritte vor und 3 zurück manchmal auch auszuhalten sind und vor allem, den unmittelbaren Bezug zu dem, was wir auf dem Teller haben,
das lässt sich mit Geld nicht ersetzen.

Jetzt sind wir schon weit von der fairen Milch weggekommen, einfache frische Lebensmittel, sie zu erzeugen und dann auch bestmöglich verarbeiten, zuzubereiten können, sie gut zu bevorraten und mit der knappen Zeit dies auch umsetzbar hinzubekommen,
das empfinde ich als echte Herausforderung.
So und jetzt starte ich dann mit dem Kreiselheuer, unser Hund fährt mit, das Wetter scheint uns jetzt doch mal gewogen zu sein, wenn Heu und Silo wieder gut unter Dach und Folie sind, dann empfinde ich darüber ein stilles Glück.
Denn ein Hagel, Unwetter oder sonstige Unwägbarkeiten können die Arbeit von einem Jahr oder einer langen Zeit in ein paar Minuten zerstören.
Dieses Ausgeliefertsein, immer wieder neu auch nach den grössten Katastrophen anfangen, naja, das geht auch ganz schön an die Substanz.

Wenn immer weniger Landwirte da sind, geht auch sehr viel Wissen, Können und Lebenserfahrung verloren, auch manches Kulturgut, die Welt wird deswegen nicht untergehen, es warten sicher ganze Branchen, um die Lebensmittel anders zu bearbeiten, zu veredeln,
oft merkt man erst, was verloren gegangen ist, wenn es nicht mehr da ist.
Schon alleine das Wissen, um einen einigermaßen gut funktionierenden Gemüsegarten zu bewältigen, fällt nicht vom Himmel,
wir können über alles x- Einträge lesen, googeln,
aber etwas auch zu können, die Misserfolge nicht als Motivationsbremse hinzunehmen, sondern daran zu wachsen und zu lernen,
das wurde in der bäuerlichen und handwerklichen Welt den Kindern schon von klein an gelehrt.
Ob dies gut oder schlecht war, das wird die Zeit dann ohne mögliche Landwirtschaft in der jetztigen Form zeigen.
So ich muss fetzen
Gruss
hobbygaertnerin

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#47

Beitrag von kleinesLicht » Di 24. Jul 2012, 09:49

Dagmar hat geschrieben: jemand der H4 bekommt und Zeit hat - da sind sehr häufig andere Probleme vorhanden, warum die freie Zeit nicht sinnvoller genutzt wird, so wie du es z.B. schilderst. Aber das ist dann ein anderes Thema. Das sollte hier nicht den Threas zerstören
Der Spruch eines Hartz4-Empfaengers "Mein Garten ist zur Erholung da, mein Obst und Gemuese bekomme ich von der Tafel!" ist ganz sicher nicht repraesentativ, aber er hat mich richtig geschockt!
viele Grüße
ein kleines Licht

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#48

Beitrag von kleinesLicht » Di 24. Jul 2012, 09:53

Liebe hobbygaertnerin,

Beim Lesen deines letzten Beitrags lief mir ein Schauer ueber den Ruecken!

Ja, ja und nochmals JA! Danke fuer deinen Beitrag!
viele Grüße
ein kleines Licht

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#49

Beitrag von kleinesLicht » Di 24. Jul 2012, 10:00

luitpold hat geschrieben:
kleinesLicht hat geschrieben:Nun bekommen wir noch den Bau einer Kleinklaeranlage aufgedrueckt, die sollte zusaetzlich noch finanziert werden.
wie muss die denn beschaffen sein? könnte man da mit eigenleistung nicht leicht einige tausender einsparen?
Man hat uns noch Zeit gegeben bis 2015. Bis dahin schiebe ich die Geschichte ganz weit weg :aeh: Ich weiss nur soviel, dass das ein System ist, welches das Wasser soweit reinigt, dass es (in unserem Fall) in einen Abwassergraben eingeleitet werden darf. Aber das weiss sicher jeder!
Da dieses System allerdings Wartungs- und Betriebskosten nach sich zieht, ca. 300€ pro Jahr, bin ich am Ueberlegen, eventuell eine Pflanzenklaeranlage zu bauen!

ABER: Wir sind zwar hochmotiviert, haben aber nicht die geringste Ahnung! Und das ist MEIN groesstes Problem!
viele Grüße
ein kleines Licht

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#50

Beitrag von luitpold » Di 24. Jul 2012, 10:16

kleinesLicht hat geschrieben:Ich weiss nur soviel, dass das ein System ist, welches das Wasser soweit reinigt, dass es (in unserem Fall) in einen Abwassergraben eingeleitet werden darf. Aber das weiss sicher jeder!

ABER: Wir sind zwar hochmotiviert, haben aber nicht die geringste Ahnung! Und das ist MEIN groesstes Problem!
na dann wäre es höchste zeit sich mit den voraussetzungen, eben wie die anlage beschaffen sein muss, welche bautypen abgenommen werden, auseinaderzusetzen.

eigenen faden eröffnen!!! :daumen:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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