Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

Sabi(e)ne
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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#51

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 29. Sep 2010, 12:26

Moin,
bleibt doch mal auf dem Teppich - keiner ist perfekt, und keiner kann die Gedanken eines Autors nachvollziehen, zumal nicht in Zeiten, die nicht grad gut und friedlich waren. Political correctness gibt es noch nicht soo lange, und ist nach wie vor in vielen Ländern gar nicht bekannt...
Außerdem ist es immer eine Frage der jeweiligen Zeit, was grad als "politisch korrekt" angesehen wird.
Von daher messe ich sowas keine große Bedeutung zu. Menschen machen Fehler - dazu zu stehen, ist größer als sich rauszureden zu versuchen.
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Theo
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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#52

Beitrag von Theo » Mi 29. Sep 2010, 18:47

BernhardHeuvel hat geschrieben:...Bisher sind die Bücher von R. Francé frei von solchen politischen Äußerungen,...
Eigentlich hieß der Typ ja "Rudolf Franze", schon deutlich weniger cool :engel:
BernhardHeuvel hat geschrieben:Die wissenschaftlichen Arbeiten von R. Francé an sich sind sehr gut - kritisch betrachtet wird das Verständnis von Politik des Autors für die Inhalte nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Klar, wenn es um (überprüfbare) Faketen geht - vorsichtig sollte man nur bei irgendwelchen mystischen Theorien sein, die daraus abgeleitet werden.
BernhardHeuvel hat geschrieben:Trotzdem bin ich etwas enttäuscht darüber, aber das Leben ist kein Ponyhof. Leider gibt es allen Anschein nach immer eine Schattenseite von allem. Ähnlich ist es mir auch beim Lesen der Memoiren von Ghandi ergangen.
"Er ist der Messias.
Und ich muß es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt." ;)
Gruß
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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#53

Beitrag von BernhardHeuvel » Do 30. Sep 2010, 12:44

Theo hat geschrieben:Rudolf Franze
Ich möchte echt mal wissen, welche Quellen dahinter stecken. Denn wann und warum Raoul H. Francé sich von Rudolf Franze in seinen bekannten Namen umbenannte, kann ich aus historischen Quellen nicht nachvollziehen. Sicher ist, daß er schon vor 1900 unter R.H. Francé wissenschaftliche Studien nachging.

Möchte mal wissen, wer das bei Wikipedia eingetragen hat.

Einen Messias suche ich nicht - ich hatte schon als Kind keine Poster von Idolen an der Wand hängen. Das Einzige, was an der Wand hing, waren meine selbstgemalten Bilder von Pflanzen.

Viele Grüße
Bernhard

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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#54

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 30. Sep 2010, 12:58

hallo!

Schon die alten Römer hatten das Hackenkreuz verwendet... hab ich selber gesehen auf einem Schulausflug in eine alte Römersiedlung - da war das ein immer wiederkehrendes Muster im Bodenmosaik.
Das Hackenkreuz an sich ist viel älter als Hitlers Ideen - der hat es einfach "gestohlen" als "sein Symbol", aber ursprünglich war es wohl was anderes.... egal

Das nicht alles stimmt, was bei wikipedia steht, hab ich heute auch schon bemerkt - abgesehen davon :rot: mir klingt Rudolf Franze flüssiger als Raoul France (hab ich jetzt sicher falsch geschrieben) - mag sein, weil ich kein Französisch kann....

Aber bitte: was hat das alles zu tun mit seinen Forschungen über den Humus und das Bodenleben?
gar nichts, tät ich sagen.

Mich interessiert es noch immer brennend, wie ich bodenaufbauende Organismen in meinen Garten/auf meinen Komposthaufen krieg!
(ohne dass ich dauernd teure Impfungen nachkaufen muss - "SV" sozusagen)
Falls sie nicht ... eh schon in meinem Garten sind - weil ich mir ja einbilde, dass wir sehr guten Humus haben hier :watt:

liebe Grüße!

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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#55

Beitrag von BernhardHeuvel » Do 30. Sep 2010, 13:26

ina maka hat geschrieben:Mich interessiert es noch immer brennend, wie ich bodenaufbauende Organismen in meinen Garten/auf meinen Komposthaufen krieg!
(ohne dass ich dauernd teure Impfungen nachkaufen muss - "SV" sozusagen)
Daran arbeiten wir gerade. :daumen:

Bernhard

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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#56

Beitrag von luitpold » Do 30. Sep 2010, 13:28

Universität für Bodenkultur Wien
University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna

Raoul H. Francé site:boku.ac.at :rot:

weniger ist mehr???

lg
luitpold
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#57

Beitrag von Theo » Do 30. Sep 2010, 13:28

BernhardHeuvel hat geschrieben:
Theo hat geschrieben:Rudolf Franze
Ich möchte echt mal wissen, welche Quellen dahinter stecken.
Francé, Raoul Heinrich eigentlich Rudolf Franzé
Francé, Raoul H[einrich] (d. i. Rudolf Franzé)
Francé, Raoul Heinrich (eigentlich Rudolf Franzé)

Ist ja auch egal. Ich wünsche mir nur eine einfache Anleitung zur Bodenbearbeitung, nicht mehrere Raummeter Literatur mehr oder weniger zweifelhafter Güte. Vielleicht sollte man dazu eher in so eine Datenbank für die Dritte Welt schauen...
Gruß
Theo

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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#58

Beitrag von FarmerJohn » Fr 3. Dez 2010, 23:28

Hallo,

angeregt durch die lebhafte Diskussion, habe ich einen Teil der empfohlenen Bücher gelesen. Vielen Dank - vor allem an Bernhard Heuvel - für diese Anregungen, ich konnte sehr viel über Bodenfruchtbarkeit lernen.
Da ich es schade finde, dass diese Diskussion offensichtlich verstummt ist, möchte ich das Thema nochmal nach "oben" holen.
Folgendes hat mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt:

Die Regenwürmer: Bisher waren für mich Regenwürmer immer ein zentraler Indikator für Bodenfruchtbarkeit und ich wollte es nicht wahrhaben, dass sie "auf einmal" faulenden Boden anzeigen sollen.
Hans Peter Rusch unterscheidet in seinem faszinierendem Buch "Bodenfruchtbarkeit" zwischen den fruchtbarkeitsanzeigenden Würmern und den "roten, kleineren Dünger-Würmern" (offensichtlich Kompostwürmer, eisenia), die die Zellgare lieben. (Hohe Zellgare entspricht, wenn ich richtig verstanden habe, den Böden in faulendem Zustand). H.P. Rusch betont allerdings, dass der Regenwurm (und hier meint er offensichtlich Lumbricus terrestris und nicht eisenia) in seinen Untersuchungen ein Zeichen für biologische Güte ist. (S. 206/207 im o.g. Buch)
Deshalb halte ich es für falsch, den normalen Acker-Regenwurm mit faulendem Boden in Zusammenhang zu bringen. Das halte ich für eine Fehlinterpretation von Rusch.

Obwohl ich die Diskussion um Kompost/Humus/Flächenkompost/Erdisierung logisch finde, halte ich es für wichtig, nicht zu vergessen, in welcher Zeit die Bücher geschrieben wurden:
Sie beziehen sich meiner Einschätzung nach auf die damalige Mist/Güllewirtschaft der Landwirtschaft, die natürlich anaerobe Faulprozesse förderte (und immer noch fördert), läßt sich aber nicht 1:1 auf den Gartenboden von Selbstversorgergärten, die mit Kompost düngen, übertragen.

Etwas Off-topic, aber für die Bodenfruchtbarkeit sehr wichtig, finde ich auch folgendes Buch, das bisher, glaube ich, noch nicht genannt wurde:

"Das neue Bodenbuch" von Gerhardt Preuschen:

Sein zentrales Thema ist die Gründüngung; sie ermöglicht es, Energie in Form von abgestorbenen Wurzeln und Wurzelausscheidungen in den Boden zu bringen. Unsere Kulturpflanzen sind auf Blatt bzw. Fruchtertrag selektiert/gezüchtet, besonders günstige Gründungungspflanzen haben - bezogen auf Ihre Blattmasse - hingegen besonders viel, feinverzweigte Wurzelmasse und bringen dadurch die (Sonnen-)energie in den Boden und ernähren so das Bodenleben. Auch Pommeresche gibt in seinem Buch "Humusspähre" zu bedenken, dass jede Fläche die durch "erdisierte" Pflanzenabfälle bedeckt ist, keine zusätzliche Sonnenenergie in den Boden bringen kann. Das können nur Pflanzen, und zwar indirekt über Ihre Wurzeln; diese scheiden Stoffe aus und ernähren so das Edaphon, oder auch dadurch,dass sie im Herbst absterben.

Ich halte Kompost für nicht optimal und offensichtlich energieverschwendend, Erdisierung scheint wesentlich effektiver zu sein, glaube aber auch, dass er als Kompromiss (unter Berücksichtigung der Zeit, die man für die SV zur Verfügung hat) nicht so schlimm ist, wie es hier dargestellt wurde. Man sollte ihn allerdings gut ausreifen lassen (eigene Erfahrung).


Viele Grüße
Frank

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Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#59

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 3. Dez 2010, 23:48

Willkommen, Frank,
ich sehe das auch etwas differenziert, aber durch die Erfahrung mit dem "erdisieren" hat sich mein persönliches Empfinden doch etwas gewandelt.
Bernhard brachte mal das Beispiel von der Kuh, die unter normalen Umständen ihre Milch ohne jeden Luftkontakt in das Kalb liefert.
Wenn man sich dann überlegt, daß man auch als Mensch/beliebiges Säugetier/sonstiges Tier seine Nahrung eigentlich auch immer ohne Luftkontakt zu sich nimmt - wie Beeren vom Strauch, Äpfel statt Apfelmus, Honig in Wabe statt geschleuderter Honig, Fleisch roh statt Hackburger, Pflanzensprosse statt zerkleinertem totgekochtem Gemüse, usw. - dann kommt man darauf, daß man tatsächlich von lebenden Zellen lebt - eigentlich.
Die Pflanzen leben ebenfalls von lebenden Zellen, und auch die Tiere.
In freier Wildbahn hab ich noch keine Komposthaufen gesehen - nur tote Tiere/Pflanzen, die sehr schnell von anderen Arten zersetzt wurden (die einzelnen Zellen eines Tiers/Pflanze leben auch noch etwas länger als das Individuum).
Von daher kann ich Bernhards Theorie nur zustimmen, daß Humus als Lebensgemeinschaft nur in der Grenzschicht entstehen kann, die extrem lebendig ist, und nicht in Komposthaufen.
Ich hab hier vorn und hinten am Grundstück jeweils sehr alte Eichen, mit entsprechenden Mengen an "schwer kompostierbarem Laub" - im Frühjahr ist nichts mehr davon übrig, ohne daß ich irgend etwas tue.....
Im Kompost würde das Jahre dauern, hier keine 6 Monate.
Aber hier wurde auch seit mindestens 10 Jahren nicht mehr wirklich "aufgeräumt".... :mrgreen: (sprich: Natur machen lassen geht am besten)
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#60

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 4. Dez 2010, 00:10

hallo!
Sabi(e)ne hat geschrieben:Ich hab hier vorn und hinten am Grundstück jeweils sehr alte Eichen, mit entsprechenden Mengen an "schwer kompostierbarem Laub" - im Frühjahr ist nichts mehr davon übrig, ohne daß ich irgend etwas tue.....
(Hervorhebung durch mich)

eben - aber wenn man von seinem Grund und Boden leben will (und nicht einen Riesenwald samt Teiche zur Verfügung hat), dann dürfte eben das schwierig werden...

Mir hat Franks Beitrag sehr gefallen!

Vor allem der Hinweis auf die Gründüngung und das Wort "Kompromiss" :wink_1:

liebe Grüße!

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