Hallo Claudia,
ich denke ich sehe es ganz ähnlich wie Du.
Vielleicht ist auch die Frage, woraus Bescheidenheit resultiert - es ist ja ein Unterschied, ob ich mich selbst widerwillig "kasteien" muß, weil ich halt nicht genug
habe. Oder ob ich merke, ich
brauche dies und jenes einfach nicht.
Vieles ist doch eine Frage der Sichtweise. Wenn ich Verzicht als etwas mir aufgezwungenes, einschränkendes betrachte ist es für mich schlimm. Aber freiwilliger "Verzicht", weil man einfach keine Notwendigkeit im Besitz bestimmter Dinge sieht, ist doch dann auch kein Verzicht mehr im Sinne von "Opfer bringen" oder unfreiwillig etwas nicht haben zu können, was man doch so sehr begehrt. Wenn ich es einfach nicht benötige und nicht zwingend haben muß, stellt dieses nicht-haben für mich auch keinen Mangel dar.
Ich frage mich nicht mehr: was
will ich?! Sondern: was
brauche ich wirklich?!?
So habe ich mir ja z.B. überlegt, daß ich gerne ein kleineres Haus möchte, das hat ganz pragmatische Gründe. Und ich persönlich kann mich auf kleiner Fläche genauso wohl fühlen wie in einer 200 qm-Villa. Mir geht es um Gemütlichkeit, Helligkeit im Haus und daß ich viel Grün drumherum habe, daß ich mein eigenes Reich habe und ein eigenes, bezahltes Dach über'm Kopf - und das kann ich alles in einem kleinen Haus haben.
Wenn ich hier in meinem derzeitigen 12 qm Wohnzimmer sitze, in den Garten gucke und die Vögelchen beobachte, dann geht mir das Herz auf und ich freu mich darüber. Wäre das in einem doppelt oder dreifach so großen Zimmer anders oder
noch intensiver??

Wohl kaum.
Oder als Beispiel mein Auto, ein Hochdachkombi, den ich als "Wohnmobil" nutze. Da ist zwar wenig Platz drin, aber ich habe alles dabei, was ich für den Urlaub brauche, und kann sogar drin pennen. Mein Umfeld hält mich ein wenig für schräg und merkwürdig, wenn ich damit durch Großbritannien gondle.
Die haben es halt noch nie erlebt wie es ist, diese Freiheit zu genießen, die damit verbunden ist.
Wenn ich morgens aufwache und mir erstmal einen Kaffee koche auf meinem Spirituskocher, je nach Standort sogar das Meer sehen kann und beim Frühstück mit etwas Glück Robben beobachte oder Seevögel - WAS will ich mehr?
Das ist für mich pures Glück und Luxus!
In einem 100.000 € Luxuswohnmobil hätte ich mit Sicherheit kein größeres Glücksgefühl, als in meinem kleinen Renault. Im Gegenteil - mit so einer Kiste käme ich gar nicht erst an die Stellen hin, die ich mit einem kleinen Auto erreiche.
Und für andere ist wiederum
meine Campinglösung schon dekadent. Die pennen im Zelt oder direkt unter freiem Himmel, gehen zu Fuß oder erreichen ihre Ziele mit dem Fahrrad (was ich leider aus gesundheitlichen Gründen nicht kann), und halten mich für den totalen Öko-Flegel.
Wo zieht man da die Grenze, wessen Maßstäbe sind die richtigen? Natürlich wäre es ökologisch sinnvoller, überhaupt kein Auto zu besitzen, gar nicht zu verreisen, absolut kein Plastik mehr in irgend einer Form zu kaufen/zu benutzen, den Gedanken könnte man endlos weiterspinnen.... Es ist eine schwierige Frage, aber letztlich jedem selbst überlassen, was er für sich benötigt und verantworten kann.
Ich hab mal gelesen, daß Menschen eine bestimmte "Grundstimmung" haben, die durch äußere Ereignisse schwanken kann. So steigt z.B. nach einem Lottogewinn kurzzeitig die Stimmung an - aber nach einer bestimmten Zeit ist sie genau wieder da, wo sie davor schon war. Erzeugt mehr Geld oder Besitz also wirklich mehr Glück und Zufriedenheit??
Und ist es nicht auch bekannt, daß Leute immer mehr haben wollen, egal wie viel sie haben? Warum strebt denn ein Millionär nach noch mehr Milliöönchen? Warum zieht ein Deutscher Formel 1-Fahrer in ein auswärtiges Steuerparadies, obwohl man doch meinen könnte der hat eh mehr Geld als er jemals ausgeben kann??
Wie heißt es im Buddhismus, was die Grundübel der Welt sind?
Gier, Hass und Verblendung .... die drei geistigen Gifte.
Das hat für mich auch nichts damit zu tun, welche innere Einstellung man zu Geld hat. Für mich ist Geld das, was es ist. Ein Zahlungsmittel, das man in dieser Gesellschaft benötigt, um sich Dinge oder Dienstleistungen beschaffen zu können. Ich sehe es nicht als "gut" oder "böse" - es IST einfach. Es gehört zum Leben und ja, es hilft mir auch dabei, etwas ruhiger zu schlafen, weil ich keine Schulden habe, genug zu essen, 'ne Hose am Poppo und ein trockenes, warmes Plätzchen zum schlafen!
Nur ist mir klar, daß meine Glücksmomente und meine Zufriedenheit definitiv nicht dadurch gesteuert werden, wie viel ich an Geld und Gütern habe oder nicht habe. Meine Wertung diesbezüglich liegt eben zum größten Teil auf nicht käuflichen Dingen und in bestimmten Augenblicken, für die ich kein Geld brauche.