Pfropfen
- emil17
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Pfropfen
Ich habe dieses Frühjahr versucht, freigestellte Wildgehölze zu veredeln.
Holzapfel, Wildkirsche, Wildbirne und Walnuss kommen auf solchen Orten bei Verbuschung häufig von selbst auf, es scheint ihnen also zu passen.
Anpflanzen von Pfropfunterlagen ist schwierig, weil der Boden flachgründig und steinig und hart ist, die wachsen auch bei grosszügiger Pflanzgrube oft jahrelang nicht.
So muss man nur das Dickicht von Schlehen, Hartriegel, Wildrosen (könnte man auch veredeln, kommt vielleicht noch) entfernen, was auch schon genug Arbeit ist.
Die Edelreiser stammen von alten einheimischen, nicht mehr gepflegen Obstbäumen, die den Standort (Kalkboden, sehr warm und trocken) offenbar ertragen.
Das Hauptproblem ist, dass so alte Bäume nur noch Fruchtholz und Kurztriebe machen und es kaum brauchbare Schosser gibt, die Pfropferei ist deshalb recht fummelig.
Um so grösser die Freude, wenn sie angehen ... ob es geklappt hat, weiss man erst im Sommer.
Hier abgebildet der Zustand nach 2 Wochen sehr warmer Frühjahrswitterung (am Tag bis über 20 Grad, nachts noch Frost) Die Stämme werden auch mit abgeschnittenen Schlehenzweigen beigebunden, damit sie nicht von fegenden Rehen ruiniert werden - die suchen sich gerne solche Einzelbäumchen dazu aus.
Holzapfel, Wildkirsche, Wildbirne und Walnuss kommen auf solchen Orten bei Verbuschung häufig von selbst auf, es scheint ihnen also zu passen.
Anpflanzen von Pfropfunterlagen ist schwierig, weil der Boden flachgründig und steinig und hart ist, die wachsen auch bei grosszügiger Pflanzgrube oft jahrelang nicht.
So muss man nur das Dickicht von Schlehen, Hartriegel, Wildrosen (könnte man auch veredeln, kommt vielleicht noch) entfernen, was auch schon genug Arbeit ist.
Die Edelreiser stammen von alten einheimischen, nicht mehr gepflegen Obstbäumen, die den Standort (Kalkboden, sehr warm und trocken) offenbar ertragen.
Das Hauptproblem ist, dass so alte Bäume nur noch Fruchtholz und Kurztriebe machen und es kaum brauchbare Schosser gibt, die Pfropferei ist deshalb recht fummelig.
Um so grösser die Freude, wenn sie angehen ... ob es geklappt hat, weiss man erst im Sommer.
Hier abgebildet der Zustand nach 2 Wochen sehr warmer Frühjahrswitterung (am Tag bis über 20 Grad, nachts noch Frost) Die Stämme werden auch mit abgeschnittenen Schlehenzweigen beigebunden, damit sie nicht von fegenden Rehen ruiniert werden - die suchen sich gerne solche Einzelbäumchen dazu aus.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: Pfropfen
Klasse! Und gar nicht teuer, odr??
Das müsste doch auch in einem alten Obstgarten gehen: Einfach z.B. ein paar Äpfel einpflanzen und wenn sie groß genug sind, s.o.
Das müsste doch auch in einem alten Obstgarten gehen: Einfach z.B. ein paar Äpfel einpflanzen und wenn sie groß genug sind, s.o.
Gruß
Theo
Live Free or Die
Theo
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Re: Pfropfen
hi
finde ich auch ganz toll. man kann ja auch mehrere verschiedene reiser aufsetzen.
aber der alte ast auf dem ersten foto soll wild abhalten?
nimm doch watte oder wolle, das mögen die rehe garnicht.
vg
finde ich auch ganz toll. man kann ja auch mehrere verschiedene reiser aufsetzen.
aber der alte ast auf dem ersten foto soll wild abhalten?
nimm doch watte oder wolle, das mögen die rehe garnicht.
vg
- ahora
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Re: Pfropfen
hallo emil,
sind das aktuelle fotos? der austrieb der wildkirsche ist ja bereits mächtig. wo wohnst du? ich habe in hessen einen propflehrgang gemacht - hochschwanger
einen tag später kam unsere tochter zur welt, deswegen vergesse ich das datum nie - es war der 11. mai - wir haben äpfel und kirschen gepropft. allerdings war das ein sehr spätes frühjahr, die apfelblüte war erst mitte mai voll in die gänge gekommen. so, wie der austrieb deiner wildkirsche aussieht, ist sie bereits gut im saft. der apfel schläft noch ein wenig.
ich wünsche dir viel erfolg. hier übe ich mich mit mäßigem erfolg beim pfrofen von orangen- und zitronenbäumen. ich hatte einen reiß von <buddhas hand> ergattert. er wuchs auch an, wurde aber 2 jahre später wieder abgestoßen. ich versuche es wieder.
ahora
sind das aktuelle fotos? der austrieb der wildkirsche ist ja bereits mächtig. wo wohnst du? ich habe in hessen einen propflehrgang gemacht - hochschwanger

ich wünsche dir viel erfolg. hier übe ich mich mit mäßigem erfolg beim pfrofen von orangen- und zitronenbäumen. ich hatte einen reiß von <buddhas hand> ergattert. er wuchs auch an, wurde aber 2 jahre später wieder abgestoßen. ich versuche es wieder.
ahora
- emil17
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Re: Pfropfen
Der beigebundene Zweig verhindert (hoffentlich), dass sich ein Vogel auf das Edelreis setzt und es ausbricht, bevor es gut verwachsen ist. Die Idee stammt nicht von mir, es steht so in mehreren alten Büchern zum Thema.
Die Bäume stehen im Zentralwallis, etwa 100 Höhenmeter oberhalb der klimatischen Höhengrenze des Weinbaus, auf 880 Meter Höhe an einem flachgründigen und sehr trockenen Südhang.
Nach der Lehrmeinung soll man die Edelreiser im Frühwinter schneiden oder brechen, wenn sie in der Ruhephase sind. Gepfropft wird, sobald sich die Rinde der Unterlage leicht ablöst. Das ist bei der Kirsche gewöhnlich der Fall, wenn die Knospen zu schwellen anfangen und schon grünliche Spitzen bekommen. Wenn man ein schlafendes Reis auf eine gerade treibende Unterlage setzt, dann hat das Reis Zeit, zu verwachsen, bevor seine Knospen aufgehen und die Blätter anfangen, Wasser zu verbrauchen. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Leitgefässe nämlich schon funktionsfähig sein. Deshalb wird auch die Wunde an der Spitze des Edelreises verschlossen.
Soweit die Theorie. Ich habe gewöhnlich die Edelreiser erst unmittelbar vor der Pfropfung geholt und sie noch am selben Tag gepfropft. Es ist nicht so einfach, sie von Dezember bis März knapp über 0 Grad im Dunkeln aufzubewahren. Sie dürfen nämlich auf keinen Fall austreiben. Da muss man dann so früh wie möglich veredeln und darf dem Pfropfreis nur wenige Augen belassen oder muss, wenn es kurz später bereits heftig durchtreibt, einige wieder entfernen, damit das Pfropfreis nicht vertrocknet. Beim Apfel habe ich deshalb den unteren Bereich des Reises genommen, weil da die Knospen noch nicht ganz so weit sind. Bei der Kirsche sind gewöhnlich alle Seitenknospen gut entwickelt und öffnen sich gleichzeitig.
Die Seitenästchen unterhalb der Pfropfung werden belassen, bis das Edelreis gut verwachsen ist, dann entspitzt und im Herbst entfernt. Sie sollen den Haupttrieb ernähren und verhindern, dass das Pfropfreis zuviel Schub von der Unterlage erhält und im Saft erstickt. Das kann passieren, wenn man zu spät im Frühjahr pfropft oder wenn die Unterlage keine eigenen Seitenzweige mehr hat.
Am besten geht es an einem kühlen, trüben Tag, weil dann die Schnittflächen nicht so rasch eintrocknen.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass man einfach mit einem Messer zwei sich fremde Zweige zurechschnitzen und zusammenfrickeln kann und daraus ein einziger Baum wird.
Die Bäume stehen im Zentralwallis, etwa 100 Höhenmeter oberhalb der klimatischen Höhengrenze des Weinbaus, auf 880 Meter Höhe an einem flachgründigen und sehr trockenen Südhang.
Nach der Lehrmeinung soll man die Edelreiser im Frühwinter schneiden oder brechen, wenn sie in der Ruhephase sind. Gepfropft wird, sobald sich die Rinde der Unterlage leicht ablöst. Das ist bei der Kirsche gewöhnlich der Fall, wenn die Knospen zu schwellen anfangen und schon grünliche Spitzen bekommen. Wenn man ein schlafendes Reis auf eine gerade treibende Unterlage setzt, dann hat das Reis Zeit, zu verwachsen, bevor seine Knospen aufgehen und die Blätter anfangen, Wasser zu verbrauchen. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Leitgefässe nämlich schon funktionsfähig sein. Deshalb wird auch die Wunde an der Spitze des Edelreises verschlossen.
Soweit die Theorie. Ich habe gewöhnlich die Edelreiser erst unmittelbar vor der Pfropfung geholt und sie noch am selben Tag gepfropft. Es ist nicht so einfach, sie von Dezember bis März knapp über 0 Grad im Dunkeln aufzubewahren. Sie dürfen nämlich auf keinen Fall austreiben. Da muss man dann so früh wie möglich veredeln und darf dem Pfropfreis nur wenige Augen belassen oder muss, wenn es kurz später bereits heftig durchtreibt, einige wieder entfernen, damit das Pfropfreis nicht vertrocknet. Beim Apfel habe ich deshalb den unteren Bereich des Reises genommen, weil da die Knospen noch nicht ganz so weit sind. Bei der Kirsche sind gewöhnlich alle Seitenknospen gut entwickelt und öffnen sich gleichzeitig.
Die Seitenästchen unterhalb der Pfropfung werden belassen, bis das Edelreis gut verwachsen ist, dann entspitzt und im Herbst entfernt. Sie sollen den Haupttrieb ernähren und verhindern, dass das Pfropfreis zuviel Schub von der Unterlage erhält und im Saft erstickt. Das kann passieren, wenn man zu spät im Frühjahr pfropft oder wenn die Unterlage keine eigenen Seitenzweige mehr hat.
Am besten geht es an einem kühlen, trüben Tag, weil dann die Schnittflächen nicht so rasch eintrocknen.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass man einfach mit einem Messer zwei sich fremde Zweige zurechschnitzen und zusammenfrickeln kann und daraus ein einziger Baum wird.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
- ahora
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Re: Pfropfen
hallo emil,
danke für deinen ausführlichen bericht. ihr liegt ganz schön hoch. hätte ich nicht gedacht.
ich habe die propfreiser immer im januar geschnitten, in einen plastibeutel getan, zusammen mit etwas nasser watte, den beutel verschlossen und in das gemüsefach des kühlschrankes gelegt. das war schnell gemacht und die propfreiser hatten im frühjahr eine sehr gute beschaffenheit.
allerdings habe ich auch bei uns von leuten gehört, die die reiser geschnitten und sofort gepfropft hatten und es hat auch geklappt. es gibt wohl viele wege zum erfolg.
ja, es ist ein wunder, man nehme einen <trockenen> ast - steckt ihn auf einen anderen - vereinfacht dargestellt - lach - und bekommt einen fruchtragenden baum
ahora
danke für deinen ausführlichen bericht. ihr liegt ganz schön hoch. hätte ich nicht gedacht.
ich habe die propfreiser immer im januar geschnitten, in einen plastibeutel getan, zusammen mit etwas nasser watte, den beutel verschlossen und in das gemüsefach des kühlschrankes gelegt. das war schnell gemacht und die propfreiser hatten im frühjahr eine sehr gute beschaffenheit.
allerdings habe ich auch bei uns von leuten gehört, die die reiser geschnitten und sofort gepfropft hatten und es hat auch geklappt. es gibt wohl viele wege zum erfolg.
ja, es ist ein wunder, man nehme einen <trockenen> ast - steckt ihn auf einen anderen - vereinfacht dargestellt - lach - und bekommt einen fruchtragenden baum

ahora
- Waldläuferin
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Re: Pfropfen

Viel Erfolg!
Meine bisherigen Versuche sind gescheitert. Hatte auch versucht, die Reise aufzubewahren, aber ich glaube, sie waren zu trocken. Wenn ich es nochmal versuche, nehme ich auch die sofort-pfropfen-Methode.
Alles Gute
Waldläuferin
Fertig ist besser als perfekt.
Re: Pfropfen
Habe ich das richtig verstanden bzw. auf den Fotos sieht es so aus, als haettest du die Reiser nur so unter die Rinde gesteckt?
Ich spalte die Unterlage, die ja meistens viel dicker als das Edelreis ist, immer quer zur Schnittflaeche mit einem Beitel und stecke dann in den Spalt den ensprechend angespitzten Reiser, schmier alle Schnittflaechen mit Baumwachs zu und umwickele die gespaltene Unterlage fest mit einem breiten Band.
Habe mit der Methode bei Aepfeln und Birnen recht gute Erfolge.
LG
Aron
Ich spalte die Unterlage, die ja meistens viel dicker als das Edelreis ist, immer quer zur Schnittflaeche mit einem Beitel und stecke dann in den Spalt den ensprechend angespitzten Reiser, schmier alle Schnittflaechen mit Baumwachs zu und umwickele die gespaltene Unterlage fest mit einem breiten Band.
Habe mit der Methode bei Aepfeln und Birnen recht gute Erfolge.
LG
Aron
- emil17
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Re: Pfropfen
Ja, nennt sich "vereinfachtes Rindenpfropfen". War ein rechtes Gefummel, weil die Edelreiser sehr dünn waren. Pfropfen in den Spalt geht auch.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
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Re: Pfropfen
Wenns Dich tröstet, Waldläuferin, meine auch.Meine bisherigen Versuche sind gescheitert.
Um so beeindruckter bin ich....und da kriegt mal Lust, es doch noch mal zu probieren. Nur hab ich weder geeignete Unterlagen noch Bedarf....
Gereizt hat es mich schon seit Kindertagen, als ich bei Opa ein Okuliermesser gefunden habe und er mir das erklärt hat.
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.