Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

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Theo
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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#41

Beitrag von Theo » Di 21. Sep 2010, 15:30

Tanja hat geschrieben:Früher ist es ja auch so gewesen. Ein tierpsychologisches Studium braucht man deswegen sicherlich nicht. Etwas Einfühlungsvermögen und der Grundgedanke, dass unter den Hunden auch nur die wenigsten aggressiv sind, wie auch unter Menschen, reicht völlig.
Einfühlungsvermögen, genau. wie wäre es mit etwas Einfühlungsvermögen der Hundehalter gegenüber Passanten?
Tanja hat geschrieben:Natürlich ist es übel, wenn man angegriffen wird und ein solches Erlebnis kann traumatisch sein. Aber deswegen die gesamte Spezies verurteilen?
Verurteilt hat hier niemand was, schon gar nicht den Hund. Es geht um die Halter.
Tanja hat geschrieben:Außerdem habe ich gar nicht "verlangt", dass Hunde immer und überall frei herum laufen dürfen sollen,
Das versteht sich von selbst, denn in der Position bist Du auch nicht.
Tanja hat geschrieben:Es ging mir nicht darum, irgendwem Schuld an irgendetwas zuzuweisen.
Na das wär ja auch noch schöner :roll: Das mit der Schuld war natürlich ironisch gemeint...
Tanja hat geschrieben:Ich wollte nur erklären, wieso es manchmal dazu kommt, dass Hunde jemanden beissen.
Die Gebissenen wollen aber keine Erklärung, warum sie jetzt gebissen werden mussten, sondern, dass dieses unterbleibt.
Mein Gott, manchmal ist es wirklich schwer :roll: :roll:
Gruß
Theo

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Tanja
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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#42

Beitrag von Tanja » Di 21. Sep 2010, 15:39

Theo hat geschrieben:Die Gebissenen wollen aber keine Erklärung, warum sie jetzt gebissen werden mussten, sondern, dass dieses unterbleibt. Mein Gott, manchmal ist es wirklich schwer :roll: :roll:
In der Tat. Du hast Angst, gebissen zu werden? Dann bleib stehen, schrei nicht herum und starre dem Hund nicht in die Augen. Zu 99,99 % wird Dir dann nichts geschehen. Der Hund wird sich umdrehen und weggehen oder Dir seinen Ball vor die Füße werfen.
Tanja

:blah:

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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#43

Beitrag von greymaulkin » Di 21. Sep 2010, 16:06

Siehst du, Tanja, das ist es.
Ich KANN nicht stehen bleiben, ich KANN nicht nicht schreien. Und ich HABE Angst vor den 0,01 % Wahrscheinlichkeit, jetzt gebissen zu werden. Da hilft auch keine noch so schöne Therapie, kein aufmunterndes: daran mußt du aber arbeiten. Sicher entwickelt man im Laufe der Zeit Strategien. Ich gehe inzwischen z.B. auch wieder auf open airs, halt mit Leuten, die sich automatisch zwischen mich und den Hund stellen, oder es kaum noch registrieren, wenn ich sie am Ärmel neben, hinter, vor mich ziehe.
Es bleibt die Frage, warum muß ich (und alle anderen, die Angst vor Hunden haben) meine Freiheit einschränken. Warum nicht der Hund?

Gruß, Bärbel

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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#44

Beitrag von Little Joe » Di 21. Sep 2010, 21:23

Hallo Ihr, eigentlich wollte ich mir verkneifen mich zu diesem Thema zu äußern, da die Fronten doch sehr verhärtet sind. Frei nach dem Motto: Es gibt Hundeliebhaber und vom Leben benachteiligte :haha:
greymaulkin hat geschrieben:Ich KANN nicht stehen bleiben, ich KANN nicht nicht schreien. Und ich HABE Angst vor den 0,01 % Wahrscheinlichkeit, jetzt gebissen zu werden
Doch Bärbel du kannst, du musst aber sicherlich nicht.
Ich habe mit meiner Hündin vor 8 Jahren einen Lehrgang für Therapiehunde besucht, weil ich sie genau aus dem Grund mit in die Schule nehmen wollte, um Kindern und Kollegen die Angst vor Hunden zu nehmen und ihnen den Umgang zu erleichtern. Das war ein hartes Stück Arbeit, sowohl für die Hunde (mittlerweile nehme ich beide mit) als auch für mich und einige Schüler. Kurzes Beispiel, ich hatte einen Schüler der schon vor Angst schrie, wenn er nur einen Hund geshen hat. Es hat 6 Monate gedauert bis er mit den Hunden in einem Raum bleiben konnte. Zu Beginn hat er geheult, wenn die Hunde in seiner Nähe waren, mittlerweile heult er wenn er in der Mittagspause nicht mit den hunden raus darf. Er ist der erste der die Wassernäpfe füllt, der erste der pünklich die Leinen holt und hat ein irres selbstbewußtsein entwickelt wenn er mit einem großen Hund an der Leine spazieren gehen kann. Im Unterricht liegt immer einer der Hunde neben seinem Platz und die Konzentration hat sich super gesteigert, da er immer wieder mal mit einer hand n Hund kraueln kann. Die Geräuschkulisse ist merklich ruhiger, "Wenn ihr so laut seid, haben dei Hunde Angst". Auf Klassenfahrten fahren auch Kinder mit, die sonst nie von zu hause weg sind wegen Heimweh. Weil, Ben schläft ja neben meinem Bett und passt auf mich auf. Schüler im Rollstuhl, blind, extremer Spasmus, nimmt nie von sich aus die Hände runter. Maia sitzt (freiwillig) 15 minuten neben dem Rolli und wartet bis endlich die Hand unten ist um sie am Kopf zu kraulen. Ich kann euch nur sagen Unterricht mit Hunden ist wesentlich entspannter wie ohne.
Nur geht das alles nicht ohne absoluten Gehorsam. Ich muss mich in jeder Situation voll auf die Beiden verlassen können und trotzdem würde ich niemals ein Kind mit einem Hund alleine lassen. Versteh echt nicht warum nicht jeder Hundebesitzer darn arbeiten kann zumindest einen Grundgehorsam seinem Pelzgesicht beizubringen. Hunde sind eben kein Fahrrad welches man übern Winter in die Garage packt, sie benötigen Aufgaben und tägliche Erziehung um ausgeglichen und freundlich zu sein.

Little Joe, der zum Glück in einer Gegend wohnt wo alle Hunde ohne Leine laufen können :pfeif:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#45

Beitrag von Tanja » Di 21. Sep 2010, 21:38

greymaulkin hat geschrieben:Es bleibt die Frage, warum muß ich (und alle anderen, die Angst vor Hunden haben) meine Freiheit einschränken. Warum nicht der Hund?
Hi Bärbel,

der Hund muß ja eigentlich, das Gesetz ist ja nun auf Deiner Seite. Fakt ist aber, dass es immer Leute geben wird, die sich nicht daran halten, weil sie ihrem Hund eben seinen Bewegungsdrang ausleben lassen wollen und sich sicher sind, dass er niemandem etwas tut. Und in den allermeisten Fällen ist das so. Als Halterin einer schwierigen Hündin (die trotzdem noch niemanden gebissen hat, die aber heftig bellt und auch schon in Situationen, die ich zuvor als unproblematisch angesehen hatte) kann ich Dir versichern, dass man als Hundehalter den Teufel tut, einen Hund laufen zu lassen, wenn man nicht davon ausgeht, dass er friedlich bleibt. Damit schneidet man sich doch ins eigene Fleisch. Es gibt äußerst wenig Leute, die ihren Hund wider besseren Wissens laufen lassen. Vereinzelt gibt es aber auch solche. Nun ist es so, dass Du, solltest Du ausgerechnet das Pech haben, einem solchen Menschen mit Hund zu begegnen, einfach wesentlich bessere Chancen hast, dass Dir trotzdem nichts passiert, wenn Du Dich richtig verhältst. Es nützt Dir doch nichts, auf Deine Angst zu verweisen und über alle Hundehalter zu schimpfen anstatt dafür zu sorgen, dass es Dir selbst besser geht!

Ich habe keine Angst vor Hunden, aber ich weiß sehr wohl, wie es ist, Angst zu haben und auch die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn das kaum jemand versteht. Brücken und Tunnel beissen niemanden, aber sie können einstürzen, man kann durch einen Unfall darauf über das Brückengeländer stürzen oder bei einem Brand im Tunnel ums Leben kommen. Vor so etwas ich früher höllische Angst, insbesondere im Auto. Ich habe Panikattacken bekommen, Schweißausbrüche, Herzrasen, Zittern, wenn ich über eine Brücke fahren musste oder durch einen Tunnel. Also habe auch ich Strategien entwickelt, und "ungefährliche" Strecken gewählt. Ich habe sogar auf bestimmte Urlaube verzichtet und mich dadurch selbst in meiner Freiheit eingeschränkt. Irgendwann habe ich das erkannt und beschlossen, dagegen etwas zu unternehmen. Und dann habe ich angefangen, bewusst "gefährliche" Strecken zu wählen. Es hat ziemliche lange gedauert, mit kleinen "Horrorstrecken" fing es an, aber zuletzt habe ich es fast als Sport betrachtet. Meinen großen "Durchbruch" feierte ich mit der Überquerung der Pont de Normandie und auch als ich ohne Zucken den Gottgardtunnel durchfahren hatte, war ich total stolz auf mich und ebenso nach Überquerung der Brücke zwischen Dänemark und Schweden. Klar, jetzt kannst Du natürlich sagen, dass das nicht das selbe ist. Und natürlich sind die Auslöser ganz unterschiedlich. Aber die Angst ist durchaus vergleichbar und selbstverständlich kannst Du etwas dagegen tun, wenn Du Dich dafür entscheidest.

Liebe Grüße
Tanja

:blah:

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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#46

Beitrag von Theo » Di 21. Sep 2010, 21:58

greymaulkin hat geschrieben:Es bleibt die Frage, warum muß ich (und alle anderen, die Angst vor Hunden haben) meine Freiheit einschränken. Warum nicht der Hund?
Nimm einfach ein Spray mit, und gut is.
Ich hab das früher in so einer Tasche am Gürtel getragen, und die Hundehalter haben dann, wenn sie es gesehen haben, immer schnell den Fiffi an die Leine genommen. Der Hundehalter kalkuliert eben, was passieren kann, und wenn der Spaziergänger nichts in der Hand hat, lässt er Fiffi laufen. Der Spaziergänger kriegt Angst, aber das hat eben keine Folgen.
So einfach ist das ;)
Gruß
Theo

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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#47

Beitrag von Little Joe » Di 21. Sep 2010, 22:22

Theo hat geschrieben:Der Hundehalter kalkuliert eben, was passieren kann, und wenn der Spaziergänger nichts in der Hand hat, lässt er Fiffi laufen.
was isn das für ne absurde Argumentation :grr:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#48

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 22. Sep 2010, 02:14

hallo!

@Little Joe - Theo meint wahrscheinlich, dass Hundehalter sich einen Sport draus machen, gute Menschen zu jagen ... :troest:
Ich denke mir, wenn sich wer mit Pfefferspray sicherer fühlt, dann hat er weniger Angst und - schwups! schon gibt es weniger Attacken - ?

Meine Tochter in ihrer ärgsten Hundeangstzeit hat es auch nicht und nicht vermeiden können, die Hände hochzureißen, rumzuhüpfen und zu schreien, sobald sich ein Hund auch nur näherte....

Einen Hund aus dem Freundeskreis an der Leine spazieren führen dürfen, hat ihr dann Selbstvertrauen gegeben (der Hund ist schon älter und seeeehr lieb).
Dann hat sie ihn beim Abendessen heimlich unterm Tisch gefüttert.
Seitdem begrüßt sie der Hund schwanzwedelnd und schleckt ihre Hand.
Meine Tochter ist wie gesagt wie ausgewechselt - sie liebt jetzt Hunde! :daumen:

Sowas kann man aber nur erreichen, wenn man sich seinen Ängsten stellt und die auch überwinden will - nicht indem man sagt "ich hab Angst, passt euch alle an".
Geht ja bei Spinnenphobikern auch schwer :watt:
(ist als echt gut gemeinter Ratschlag gemeint!! nicht als Vorwurf)

Ich denke ja auch, dass Hundeunfälle von den Medien ziemlich hochgepauscht werden und sofort in der Zeitung erscheinen.
Vor unseren Augen ist eine Alkoholikerin aus dem Fenster gesprungen - ein Auto hat plötzlich zu brennen begonnen, der Fahrer hat es stehen lassen und ist rausgerannt, eine Frau hatte einen epileptischen Anfall im Supermarkt und sich leider auf die Zunge gebissen...

Immer die Frage meiner Kinder "steht das jetzt in der Zeitung??" - nein, tat es nie....
hmmm

liebe Grüße!

greymaulkin
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Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#49

Beitrag von greymaulkin » Mi 22. Sep 2010, 07:34

Also, ich hoffe nicht, dass irgendjemand denkt, ich würde Hundehaltern unterstellen, sie ließen einen Hund frei laufen, von dem sie wissen, dass er gefährlich ist. Die Reaktion auf Zwischenfälle aller Art ist schließlich immer die selbe: Das hat er noch nie getan... Und zur allgemeinen Beruhigung, ich habe gelernt, mich der Hundeangst zu stellen und damit zu leben. Es gibt bestimmt schlimmeres im Leben. Trotzdem sehe ich es einfach so, dass ich von "dem Hundehalter i.a." gezwungen werde, mein Leben nach ihm auszurichten. Es passiert mir immer wieder, dass ich auf diese Diskussion einsteige.
Es baut auch nicht mein Selbstbewußtsein auf, mit einem großen Hund umzugehen. Es gibt ja schließlich einige, mit denen ich gut kann. Aber mein Selbstbewußtsein verändert sich deshalb nicht :aeh: warum auch? Es ändert sich ja auch nichts, dass ich mit einem riesigen Pferd umgehen kann oder dem Zuchtbullen vom Kumpel ein getrocknetes Weißbrot zustecke und seine Stirnlocken kraule.
Ich finde Therapiehunde großartig
OT: Auf der Arbeit kam einer für einen Tetraplegiker. Ein klein wenig Leberwurst in die verkrampfte Faust, der Hund leckte sie weg und die Faust öffnete sich ganz langsam, so dass wir mit der Hand das Fell streicheln konnten. Traumhaft.
nochmal OT: @tanja: wenn du was zur Brückenselbsttherapie suchst: die Triftbrücke oberhalb Innertkirchen in der Schweiz. Da war ich letztes Jahr. Kann ich dir nur empfehlen :)

Gruß, Bärbel

Benutzer 72 gelöscht

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

#50

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 22. Sep 2010, 08:15

hallo!

früher mal gabs Wölfe, die die Gegend unsicher machten und gaaaanz frei herunstreiften.... :duckundweg: ... :flag:

liebe Grüße!

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