Altes Obst

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riesewohldschrat
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Altes Obst

#1

Beitrag von riesewohldschrat » Mo 13. Feb 2012, 22:26

Hallo alle zusammen,
ich habe ein Grundstück mit Streuobstwiese übernommen. Die Bäume sind mindestens 60 Jahre alt, richtig knorrig und mit Flechten überwachsen. 2010 haben sie noch richtig gut getragen,das Obst war ziemlich gesund. Im letzten Jahr war nicht viel dran, aber ich glaub das ist normal. dass die Bäume nur alle 2 Jahre gut tragen.
Meine Sorge ist, dass das Lebensende dieser Bäume naht. Wie alt wird so ein Obstbaum eigentlich? Kann man was machen, um die Bäume noch einige Jahre fit zu halten? Jetzt stehen sie inmitten einer Grasfläche, solte man das Gras im Wurzelbereich entfernen und etwas anderes darunter pflanzen und wenn ja, was?
Kann ich zwischen diese Bäume schon neue setzen oder geht das gar nicht? Ich möchte meine Streuobstwiese gerne am jetztigen Platz erhalten, weiß aber nicht, ob es sowas wie "Rosenmüdigkeit" auch bei Obstbäumen gibt?
Die Äpfel sind total lecker, verschiedene alte Sorten. Kann man diese alten Zweige (viel frisches wächst da nicht) auf eine junge Unterlage pfropfen? Hab zwar keine Ahnung wie das geht, aber wozu gibts Bücher und Internet?
Und darf der Maulwurf da weiter sein (Un)Wesen treiben? Hübsch finde ich die vielen Haufen nicht, andererseits stört er die Bäume ja nicht und bisher haben die erstaunlich wenig Krankheiten gezeigt, anders als die betüdelten Bäume in meinem Hausgarten.
Im meinem vorigen Leben als Dekogärtnerin hätte ich einfach Ramblerrosen in die abgestorbenen Bäume gepflanzt, aber nach meiner intensiven Permakulturlektüre geht das nun nicht mehr.

Ich würde mich über Tipps und Erfahrungberichte sehr freuen
Der Schrat aus dem Wald

zonia
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Re: Altes Obst

#2

Beitrag von zonia » Di 14. Feb 2012, 09:25

Hi,

ich würde sagen, so bei 80- 100 Jahren Jahren ist Schluss. Wobei Äpfel und Birnen im Extremfall bis zu 250 Jahre und älter werden können, aber dann ist von Ertrag wahrscheinlich keine Rede mehr. Wie ist denn der allgemeine Zustand der Bäume, sprich, sind sie regelmäßig geschnitten worden? Wenn nicht, lohnt es sich einen Verjüngungsschnitt zu machen. Wie ist der Boden, in dem sie stehen? Dass sie im Gras stehen, macht garnix, willst Du ihnen was Gutes tun, mulche sie mit Grasschnitt. Junge Bäume dazwischenpflanzen kann klappen, wenn der Abstand zwischen den Bäumen groß genug ist. Der Maulwurf ist kein Problem, Wühlmäuse bei neugepflanzten Bäumen schon...
Die alten Sorten zu vermehren ist eine sehr gute Idee- wir haben das vor 15 Jahren mit den alten Apfelsorten aus Uropa's Obstgarten gemacht. Lass' Dich am besten mal in einer Baumschule über passende Unterlagen beraten. Das pfropfen ist garnicht so schwer, und das Ergebnis, wenn's denn geklappt hat, umso beglückender!

Gruß,
zonia
'Simplify, simplify!'
Henry David Thoreau

Manfred

Re: Altes Obst

#3

Beitrag von Manfred » Di 14. Feb 2012, 10:09

Wir hatten einen Apfel mit mind. 150 Jahren der bis zum Ende sehr gut getragen hat aber leider aufgrund mechanischer Probleme (Kernfaul) im Sturm gebrochen ist. Die Wurzel hat wieder ausgetrieben und ich möchte mir davon irgendwann Unterlagen ziehen. War der dickste Apfelbaum, den ich aus eigener Anschauung kannte. In Brusthöhe mit meinem knapp 2 m Spannweite nicht annähnernd zu umfassen.
100 Jahre dürften bei guten Sämlingsunterlagen kein Problem sein. Wenn die aufgeben, liegt es oft an mangelnder Nährstoffversorgung, spricht der Baum hat seinen Standort einseitig ausgelaugt. Und wenn trotz guter Nährstoffversorgung der Ertrag im Alter einbricht kann man die Bäume oft noch viele Jahre in guter Produktion halten, wenn man das Kronenvolumen nach und nach durch Entfernen starker Äste reduziert.
Letztes Jahr haben aufgrund der Witterung viele Obstbäume nicht getragen (Blüte erfroren etc.). Erst mal einige Jahre beobachten um sich einen Einduck machen zu können. Eine Bodenuntersuchung zur Klärung der Nährstoffversorgung ist ebenfalls hilfreich.

AnamPrema

Re: Altes Obst

#4

Beitrag von AnamPrema » Di 14. Feb 2012, 13:19

http://www.pomologen-verein.de/

erkundige Dich doch mal hier, die haben wirklich das Wissen und sind nach miner Erfahrung auch sehr interessiert
alte Sorten zu erhalten und hilfsbereit.

Anamrema

riesewohldschrat
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Re: Altes Obst

#5

Beitrag von riesewohldschrat » Di 14. Feb 2012, 13:45

Vielen Dank für die hilfreichen Antworten.
Dann lass ich den Grabowski mal gewähren. Es freut mich total, dass Obstbäume so alt werden können, hätte ich nicht gedacht. Da werde ich meine mal ganz vorsichtig beschneiden und was für die Nährstoffversorgung tun, damit es ihnen noch lange gut geht.
Gruß
Andrea

riesewohldschrat
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Re: Altes Obst

#6

Beitrag von riesewohldschrat » Di 14. Feb 2012, 13:49

Nochmal ich,
das mit dem Pomologen-Verein ist ja ein Super-Tipp. Da gibt es genau die Bücher, die ich gesucht habe.
Danke!!!!!!!!

zonia
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Re: Altes Obst

#7

Beitrag von zonia » Di 14. Feb 2012, 16:27

riesewohldschrat hat geschrieben: Da werde ich meine mal ganz vorsichtig beschneiden...
Wenn die Bäume lange nicht mehr geschnitten worden sind, brauchen sie einen Verjüngungsschnitt. Der ist alles andere als vorsichtig ;)
'Simplify, simplify!'
Henry David Thoreau

Manfred

Re: Altes Obst

#8

Beitrag von Manfred » Di 14. Feb 2012, 19:26

Ich hab hier auch was Nettes liegen, wenn du nach Literatur suchst.
Der Deutsche Verwand für Landschaftspflege hat ein A4-Heft mit gut 50 Seiten herausgebracht:
"Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen - Naturgemäßer Obstbaumschnitt für die Praxis"
Das Heft kann man für 10 Euro Unkostenbeitrag beim Landschaftspflegeverband oder bei der Schlaraffenburger Streuobstagentur bestellen.

Das Heft bringt es kurz und knackig und mit vielen Bildern auf den Punkt. Ein Kapitel zur Pflege vernachlässigter, alter Bäume ist ebenfalls enthalten.
Autor ist Alexander Vorbeck, ein sehr erfahrener und umtriebiger Streuobst-Erhalter, Fachbuchautor und Schnittkurs-Veranstalter.

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