terra preta

hobbygaertnerin
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Re: terra preta

#161

Beitrag von hobbygaertnerin » So 22. Jan 2012, 09:00

Hallo DieterB,
diese Erde ist wohl die perfekte Mischung von geschaffenem Dauerhumus, ein Humusprofil von mehr als einen Meter, von so was kann man nur träumen.
Diese Mischung von Abfallwirtschaft, von Müllentsorgung, von Siedlungshygenisierung in diese fruchtbare Erde umzuwandeln, meine tiefe Hochachtung vor dieser hohen geistigen Leistung.
Die Tonscherben hatten sicher auch die Aufgabe, als Mykhorizzazwischenspeicher zu dienen.
Terra preta ist nicht nur mal schnell ein paar Abfälle zu kompostieren, sie mit Holzkohle zu versehen, es muss in einer bestimmten Weise geschehen sein, die diese Symbiose von Bakterien, Regenwürmern, Mykhorizza und allem anderen Bodenlebewesen eine perfekte Lebensgrundlage geschaffen hat.
@Seppel, die Biokohle auf Landwirtschaftliche Flächen auszubringen- wäre eine gute Lösung, allerdings müssen hier noch viele Millionen Liter Wasser den Rhein durchfliessen.
Klärschlamm als Biokohle- hier muss die Medikamentenfracht aber sehr genau geklärt werden.
Die Grundidee von diesem perfekten Stofstrommanagement in diesen alten Kulturen war genial, nur haben wir hier noch einige Hausarbeiten zu machen. Die Wälder auszuräumen, um den Boden zu verbessern, das wäre doch das Gegenteil von gut.
Solange die Stoffstromkreisläufe so sind, wie sie eben sind, halte ich nichts von einer Aufbringung von Terra preta auf Ackerböden. Erstens ist es viel zu teuer und zweitens, nur damit die darauf erzeugten Lebensmittel in die Biotonne geworfen werden, das ergibt für mich keinen Sinn. Wenn die Erdölvorräte zur Neige gehen, dann kommt der grosse Druck auf die Flächen, die Verschwendung der Biomasse wird dann ganz schnell zu einer Verknappung führen. Ob irgendwann die Lichter in den Oberstübchen aufgehen, dass dieser verschwendende Lebensstil nicht funktionieren kann, ich hoffe es.

Gruss
hobbygaertnerin

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Re: terra preta

#162

Beitrag von Seppel » Mo 23. Jan 2012, 01:39

Keine Sorge, die Verkohlung findet bei >700°C statt, die chemischen Bindungen werden dabei aufgebrochen. Alles was nicht Kohlenstoff ist, wird verbrannt.

Es gibt bereits Anreize für Bauern, langfristig organische Substanz (+Kohlenstoff) in den Boden einzulagern, Stichwort CO2-Zertifikate. Klar kostet das zunächst den Bauern etwas Geld, aber andererseits wird der Boden aufgewertet. Und wenn es (mittelfristig) geklappt hat, kriegt er schließlich wieder Geld rein, eben durch den Verkauf der CO2 Zertifikate.

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Re: terra preta

#163

Beitrag von Chaosgarten » Mi 1. Feb 2012, 14:04

Ich habe meine offenen Fragen, die hier auch schon teilweise kontrovers diskutiert wurden mal einem Fachmann gestellt.

Die Fragen und Atworten habe ich hier veröffentlicht: http://chaosgarten.blogspot.com/2012/01 ... of-dr.html

Die Antworten sind zwar recht kurz, gerade bezüglich der Frage Fermentierung und EM aber ziemlich eindeutig.

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Re: terra preta

#164

Beitrag von luitpold » Mi 1. Feb 2012, 16:09

Chaosgarten hat geschrieben:Ich habe meine offenen Fragen, die hier auch schon teilweise kontrovers diskutiert wurden mal einem Fachmann gestellt
hey danke.
super idee dr bruno glaser direkt anzusprechen.

das ist ein wirklich toller beitrag auf deiner seite. (der auch noch meine meinung bestätigt) :mrgreen:

lg
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Re: terra preta

#165

Beitrag von Theo » Mi 1. Feb 2012, 22:50

Danke für den Beitrag!
Gruß
Theo

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Re: terra preta

#166

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 2. Feb 2012, 08:05

Wir hatten vor ein paar Jahren eine Feier, es wurde gebeten, Kartoffelsalat mitzubringen und die Bitte, auf Majonaise zu verzichten.
15 Leute kamen mit Kartoffelsalat, ich werde nie vergessen, wie wir alle staunen:
15 mal aus Kartoffeln einen Salat und 15 mal schmeckte er anders.
Für mich ist es wichtig, das Grundrezept zu wissen, dann kann ich versuchen, mit dem was ich habe, meinen Salat zu machen,
übertragen auf diese "schwarze Erde" sehe ich es genauso.
Ein Jahr hat unser Gemüse mit meinen Versuchen sich ernährt, ich werde sicher meine Wahrnehmung, mein Wissen, meine Erfahrungen erweitern, weil es mich neugierig gemacht hat, es ist spannend, zu sehen, wie in verschiedenen Erden gleich herangezogene Pflanzen sich total unterschiedlich entwickeln. Es ist auch total interessant, zu sehen, dass Kompost mit Holzkohle eine andere Wirkung hat, dass Pflanzen wohl viel mehr "Intelligenz" haben, als uns das wirklich bewusst ist.
Niemand kann ganz genau sagen, welches Verfahren diese Hochkulturen anwandten, es gibt über die Herstellung von Kompost auch sehr viele "Rezepte".
Man würde für Kartoffelsalat wohl auch sehr viele Rezepte finden.
Mir gehts immer darum, wie etwas gehen könnte, nicht darum, wie es nicht gehen kann.
Inzwischen erscheint mir bei der Terra Preta der gleiche Weg eingeschlagen zu werden, wie es meist der Fall ist, jeder beansprucht für sich, das Grundrezept wiedergefunden zu haben, die einen aus der wissenschaftlichen Seite, die anderen wollen damit Geld verdienen.
Das Erbe und das Vermöchtnis dieser untergegangenen Kulturen könnten wir doch auch aus einer anderen Seite sehen-
Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt.
Und niemand ist eine Insel.
In diesem Sinne
hobbygaertnerin

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Re: terra preta

#167

Beitrag von Grunling » Do 2. Feb 2012, 11:14

Der spanische Wiki-Artikel ist umfangreicher als der deutsche und englische. Könnte sich lohnen.
http://es.wikipedia.org/wiki/Terra_preta

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Re: terra preta

#168

Beitrag von Theo » Do 2. Feb 2012, 11:29

hobbygaertnerin hat geschrieben:Wir hatten vor ein paar Jahren eine Feier, es wurde gebeten, Kartoffelsalat mitzubringen und die Bitte, auf Majonaise zu verzichten.
15 Leute kamen mit Kartoffelsalat, ich werde nie vergessen, wie wir alle staunen:
15 mal aus Kartoffeln einen Salat und 15 mal schmeckte er anders.
Interessanter Vergleich! ;)
hobbygaertnerin hat geschrieben:Für mich ist es wichtig, das Grundrezept zu wissen, dann kann ich versuchen, mit dem was ich habe, meinen Salat zu machen,
übertragen auf diese "schwarze Erde" sehe ich es genauso.
Zum gleichen Ergebnis bin ich auch gekommen. Man wird nie wissenschaftlich exakt feststellen können, was "Terra Preta" oder Kompost genau ist, eben weil die Begriffe nicht genau zu definieren sind.
Für den Gärtner macht das aber nichts. Der sollte nur wissen, wie Boden ungefähr aufgebaut sein sollte.
Ein paar physikalische und biologische Grundkenntnisse können dabei aber helfen.

Aber man muss nicht alles wissen :kuuh:
Gruß
Theo

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Re: terra preta

#169

Beitrag von Seppel » Do 2. Feb 2012, 23:38

Ich sehe die "Aufladung" mit effektiven Mikroorganismen auch als ziemlich nutzlos, weil
Der Prozess findet unter anaeroben Bedingungen statt; was für die Mikroorganismen auch gut funktioniert,
nur wird das fertige Produkt dann in den Boden ausgebracht, wo idealerweise aerobe Bedingungen herrschen.
Unter den neuen Umweltbedingungen stellen die Mikrooganismen ihre Arbeit weitgehend ein.

Daher bin ich auch dafür: Kohle ordentlich mit-kompostieren! :daumen:

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Re: terra preta

#170

Beitrag von luitpold » Fr 3. Feb 2012, 00:59

am Sa 23. Jul 2011, 20:00 luitpold hat geschrieben:
exi123 hat geschrieben: http://www.sonnenerde.at/
danke exi.

ich hab mir gerade das dokument über den fast hochwissenschaftlichen großversuch durchgelesen, das wetter war danach.

das ergebnis hat dann vollinhaltlich meine meinung bestätigt.

wichtig ist nur die biokohle. je mehr kohle um so besser. alles andere ist brimborium.
keine urnen keine fische keine muscheln keine opfergaben keine fermentation, bringt alles nichts.

effeektive mikroorganismen sind unnötig, mühsam in der anwendung und teuer.

die besiedelung der kohle erfolgt in der kompostmiete oder direkt im boden.
die im boden vorhandenen MO sind am effektivsten und verdrängen die teuer extern zugekauften.
da zusätzlich mit selbstgebrauten komposttee nachhelfen beschleunigt vermutlich das ergebnis.
je mehr kohle, umso besser das stickstoffhaltevermögen.

im zweiten teil, dem anpflanzversuch hat sich dann gezeigt, wenn man den boden bis zum anschlag überdüngt können sich keine signifikanten ergebnisse abzeichnen.
mit überdüngt sind subsratauflagen von bis zu 20cm gemeint, und ein kohlegehalt von 20kg/m2.

sinnvoll wären vermutlich jährliche substratauflagen von 3-5 cm und kohleanteile von 2-4kg/m2.

stellt man die kohle mit landwirtschaftlichen ausgangsstoffen her sind jährlich 0,2 - 0,3 kg kohleeinbringung möglich.
bis so ein acker zum schwarzerdeähnlichen boden umgebaut ist dauert es dann 15-30jahre.

lg
luitpold
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