terra preta

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luitpold
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Re: terra preta

#151

Beitrag von luitpold » Mi 18. Jan 2012, 22:13

hallo :wink2:
hobbygaertnerin hat geschrieben:Diese schwarze Erde erscheint mir durch ein sehr geschlossenes Stoffstrom- und Abfallverwertungssystem aufgebaut worden zu sein.
Das sie sich aber wieder aufbaut, das grenzt für mich an ein kleines Wunder.
Ich denke, dass der Aufbau Terra Preta mit unserem Wissen über Boden- bzw. Humusaufbau nicht übereinstimmt.
Um Dauerhumus aufbauen zu können, müssten wir die Vorgänge im Boden viel mehr kennen.
meine theorie, es verlangsamt sich der humuskreislauf, eben wegen der eigenschaften der biokohle. ähnlich einem hochmoor, das wächst auch.

hobbygaertnerin hat geschrieben:Es wäre sicher eine gute Form gegen den Hunger auf der Welt.
Und viele kleine Gemüsegärten weltweit- was hier alles an Gemüse für den Eigenverbrauch erzeugt werden könnte.
Die Frage ist nur, ob dies überhaupt gewollt ist?
das ist es meiner meinung nach wirklich.
und wenn du dir den link anschaust, die halbe welt forscht wie verrückt daran, ich glaube es ist gewollt.

lg
luitpold
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: terra preta

#152

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 19. Jan 2012, 08:30

Lassen wir uns überraschen, was dabei herauskommt.
Ich fände es gut, wenn sich die anwendenden Hobbygartler über ihre Erfahrungen austauschen könnten.
Zum Glück hab ich selbst einiges über die Zusammenhänge im Boden gelernt, aber ich weiß eigentlich auch nur, dass ich nichts weiß.
Freu mich auf alle Fälle auf das heurige Gartenjahr, die ersten Samen können schon in der warmen Stube ans keimen und Wachsen denken.
Gruss
hobbygaertnerin

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Re: terra preta

#153

Beitrag von Seppel » Sa 21. Jan 2012, 06:57

Es gibt 2 Arten, und zwar Nährhumus und Dauerhumus. Man sagt, um 1cm Dauerhumus aufzubauen, braucht es 500 Jahre. Konventionelle Landwirschaft mit synthetischen Düngern und Pestizideinsatz stört jedoch den Humusaufbau / die daran beteiligten Mikroorganismen.

Kohlenstoff allein in den Boden einbringen hat zunächst nur bedingt Vorteile. Das Bodenleben muss in seiner Gesamtheit betrachtet werden. Für mich sieht die Reihenfolge so aus: Umstellung auf organische Düngung + Verzicht auf synthetischen Pflanzenschutz, dann Humusaufbau (Kompost) und (aufgeladene) Pflanzenkohle.

Der Gerald Dunst hat 2 gute Bücher rausgebracht: Humusaufbau, und Kompostierung. Kann ich nur weiterempfehlen.
Hier: http://www.sonnenerde.at die Leute sind schon ziemlich nah dran.

PS: Wer in Österreich wohnt, kann sich für betreute Terra Preta Versuche anmelden unter obiger Adresse;
Material wird gestellt :daumen:

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Re: terra preta

#154

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 21. Jan 2012, 10:31

Hallo Seppel,
das ist wohl das Geheimnis- Dauerhumus.
Ich hab das Buch von Gerald Dunst, finde es gut zu lesen. Jeden Winter lese ich in Anne France-Harrars Buch von einer Zukunft ohne Not - das Geheminis des Dauerhumus scheint wirklich ein Geheimnis zu sein, dass Gott wohl nur den Regenwürmern anvertraute.
Ich hab gelernt, dass ein Centimeter Humusaufbau 100 Jahre braucht.
Den wirklichen Humusaufbau kennen wohl wenige, es dann auch wirklich zu schaffen, noch weniger.
In meinem Bücherschrank stehen viele Bücher über den Kompost, 10 Experten, 20 Meinungen.
Deshalb bin ich um meinen Garten froh, dort können mir die Bodenlebewesen zeigen, was ihnen am Besten passt.
Auf alle Fälle muss mit der Biomasseverschwendung endlich mal Schluss sein - und hier bitte können sich alle an der Nase fassen, ich bin Bäuerin und manchmal steigt mir der Blutdruck, wenn immer die Bauern an allem Schuld sind.
Hobbygaertnerin

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Stieglitz
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Re: terra preta

#155

Beitrag von Stieglitz » Sa 21. Jan 2012, 12:34

Hallo hobbygaertnerin

Du schreibst:
Auf alle Fälle muss mit der Biomasseverschwendung endlich mal Schluss sein - und hier bitte können sich alle an der Nase fassen, ich bin Bäuerin und manchmal steigt mir der Blutdruck, wenn immer die Bauern an allem Schuld sind.
Wo, meinst Du, wird Biomasse verschwendet?

Ich finde es gut, wie es die meisten Bauern machen - ausser dass sie manchmal etwas zu viel Kunstdünger ausbringen.

Grüsse Stieglitz

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Re: terra preta

#156

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 21. Jan 2012, 13:12

Moin, ich mache mal nen neuen Thread zu dem Thema Bauern auf, ja?
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

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Re: terra preta

#157

Beitrag von Stieglitz » Sa 21. Jan 2012, 13:54

Hallo Sabi(e)ne

Habe ich etwas falsches gefragt?

Biomasse braucht es, wenn wir unsere Böden verbessern wollen.
Biomasse braucht es um „terra preta“ oder wie auch immer man diese neue Erde nennen möchte, herstellen zu können.
Biomasse wurde und wird auch immer mehr kommerziell weiter verarbeitet und genutzt zur Verbesserung unserer Böden.

Dass in den letzten Jahren immer mehr Kunstdünger verwendet wurde, ist kein Geheimnis. Ich habe meinen Pflanzgarten am Rande des Dorfes und sehe, wie da pallettenweise weisses Granulat auf die Äcker verteilt wird. Es ist bei uns noch nicht so schlimm wie z.T. in Mecklenburg, wo der Boden noch einen Humusanteil von 0.5 % haben soll. Ich habe diese Zahl nicht selber gemessen, aber der Trend ist bekannt.

Es ist auch bekannt, dass Kunstdünger, der ja bekanntlich keine humifizierende Wirkung hat, logischerweise auch nicht dazu beiträgt, dass es unseren Böden wieder besser geht.

Dies möchte ich zum Thread „terra preta“ noch anfügen.

Mlg Stieglitz

DieterB
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Re: terra preta

#158

Beitrag von DieterB » Sa 21. Jan 2012, 15:15

Stieglitz hat geschrieben:
Auf alle Fälle muss mit der Biomasseverschwendung endlich mal Schluss sein - und hier bitte können sich alle an der Nase fassen, ich bin Bäuerin und manchmal steigt mir der Blutdruck, wenn immer die Bauern an allem Schuld sind.
Wo, meinst Du, wird Biomasse verschwendet?
Damit hat sie schon recht. In den letzten Hundert Jahren wurde ein Grossteil der natuerlichen Bodenfruchtbarkeit zerstoert, weil immer mehr Biomasse dem Kreislauf des Lebens (Boden – Pflanze – Tier/Mensch - Boden) entzogen wird. Zuerst sind Zugtiere und andere Nutztiere aus der Landwirtschaft verschwunden – also weniger Stallmist. Dann wurde organische Duengung durch mineralische/chemische Duengung ersetzt. Zusaetzlich geht organische Substanz im Boden (Humus) verloren, weil der Boden gepfluegt wird, durch Erosion und weil der Boden oft lange ohne Bodendecke bleibt. Der Boden braucht permanenten Pflanzenbewuchs, um seine Fruchtbarkeit staendig zu erneuern. Schliesslich werden grosse Landflaechen zubetonniert oder asphaltiert. Viel Land geht durch Wuestenbildung verloren. Und ein erheblicher Teil der Biomasse wird im WC einfach herunter gespuelt. All das ist schon kriminell, aber jetzt soll die verbleibende Biomasse auch noch karbonisiert werden, um damit pseudo Terra Preta herzustellen. Das ist alles sehr pervers.

lg. Dieter

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Re: terra preta

#159

Beitrag von DieterB » Sa 21. Jan 2012, 15:18

Seppel hat geschrieben:Es gibt 2 Arten, und zwar Nährhumus und Dauerhumus.
Die Unterscheidung in Naehrhumus und Dauerhumus wird in der traditionellen deutschen Bodenforschung verwendet (siehe z.B. H.P. Rusch). In der angelsaechsischen Bodenforschung sowie in modernen Untersuchungen spielt dieser Unterschied keine sehr grosse Rolle mehr. Da gibt es zahlreiche andere Kriterien nach denen der Boden untersucht wird. Aber selbst wenn man die organischen Substanzen im Boden grob in Naehrhumus und Dauerhumus unterteilen, gibt es keine scharfe Trennlinie zwischen den Beiden. Ein Teil der organischen Stoffe zirkuliert durch Abbau/Umbau/Aufbau zwischen Boden-Pflanze-Tier/Mensch und natuerlich der Atmosphere, ein anderer Teil wird in den sogenannten Ton-Humus-Komplexen, usw., gebunden und kann unter Umstaenden 100 ja 1000 Jahre ueberdauern, bis er irgenwann in den aktiven Kreislauf zurueckkehrt. Aber die Grenze zwischen den Beiden ist eher fliessend. Auch gibt es ganz neue Ansaetze wie z. B. die Glomalinforschung.

lg. Dieter

Seppel
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Re: terra preta

#160

Beitrag von Seppel » Sa 21. Jan 2012, 22:42

DieterB hat geschrieben:Und ein erheblicher Teil der Biomasse wird im WC einfach herunter gespuelt. All das ist schon kriminell, aber jetzt soll die verbleibende Biomasse auch noch karbonisiert werden, um damit pseudo Terra Preta herzustellen. Das ist alles sehr pervers.
Nicht absolut, denn auch Klärschlamm lässt sich verkohlen. Bei den Aufwandmengen an Biokohle stellt stellt sich nicht einmal die Frage "Tank oder Teller?". Aus ganz ökonomischen Gründen. Wenn die Hersteller für die Ausgangstoffe auch noch Geld bezahlen müssten, würde die Tonne Kohle viel mehr kosten als sie ohnehin tut. Kein Landwirt würde das bezahlen. Daher werden i.d.R. Rest- und Abfallstoffe verwendet.
Stieglitz hat geschrieben:Es ist bei uns noch nicht so schlimm wie z.T. in Mecklenburg, wo der Boden noch einen Humusanteil von 0.5 % haben soll. Ich habe diese Zahl nicht selber gemessen, aber der Trend ist bekannt.
Solche Gehalte sind schon sehr schlimm, wenn man die Folgen betrachtet. Bodenerosion ist eine schlimme Sache, doch trotzdem wird munter weiter gepflügt und gespritzt.

Dass es auch anders geht zeigt Dipl.-Ing Henning Knutzen aus in der Nähe von Flensburg. 100ha ökologisch bewirtschaftet, mit Humusaufbau und schonender Bodenbearbeitung. Wieder einer, der in die richtige Richtung geht! Hier klicken für mehr Informationen -----> http://www.hamhamgmbh.de


Was mir bei Bodenerosion noch einfällt, ist Plaggenhieb. In Norddeutschland wurde das Verfahren bis vor 70-100 Jahren angewand. Weil die Böden von Beginn an schon ziemlich arm waren, gingen die Bauern in die Heide bzw. in den Wald, um die obere Bodenschicht abzutragen. Das so gewonnene Material wurde als Einstreu (in schlimmen Zeiten auch als Futter) für Tiere verwendet. Nach der Nutzung wurde das Material zusammen mit den tierischen Ausscheidungen wieder ausgebracht, auf Anbauflächen in Siedlungsnähe. So sind einerseits nahrhafte Böden entstanden; Andererseits auch furchtbar arme. Die Auswirkungen sind heute noch zu sehen, an ausgedehnten Heideflächen, die bestenfalls als extensive Schafweide taugen. Auch offene Dünen(!) habe ich in dem Zusammenhang schon gesehen...

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