NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

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Manfred

Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#11

Beitrag von Manfred » Mo 28. Nov 2011, 09:38

Naja. Es zwingt einen auch keiner, außen Rauputz statt wieder Klinker anzubringen. Halt auch eine Kostenfrage und eine des Geschmacks.

Was mich an der Sache am meisten stört: Der gesetzliche Zwang. Als ob wir Bürger nicht selber rechnen könnten, ob eine Investition mit/ohne Förderung in Wärmedämmung sich für uns rechnet und welchen Aufpreis für einen möglichen Klimaschutzaspekt bereit sind zu zahlen.
Diese Klein-Klein-Politik, die uns den letzten Handgriff vorschreiben will, kann ich nur noch als Verfassungsbruch verstehen. Da ist der Punkt, bis zu dem Staat und Politik dem Volk dienen, längst überschritten. Wir Zeit für eine neue, freiheitliche Partei in der Mitte. Die zwei großen Volksparteien scheinen zu einem Wandel hin zur Freiheitlichkeit nicht mehr in der Lage zu sein. Und die FDP spielt weiter Klientelpartei für Reiche statt in dieses riesige Loch zu stoßen. Aber es tut sich was. Wenn man Markwort Glauben schenken kann, werden kräftig Klinken geputzt und Telefondrähte erwärmt in der neuen Mitte.

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marion
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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#12

Beitrag von marion » Mo 28. Nov 2011, 09:48

Ich weiß nicht, was ich von Dämmung halten soll. Vermutlich kann man das nicht so pauschal sagen. Dafür gibt es zu viele Aspekte, die bedacht werden wollen.
Zur Zeit hab ich ja mehrere Häuser ( na ja, eigendlich hat meine Bank mehrere Häuser :engel: ) und bei denen verhält es sich völlig unterschiedlich.

Den alten Bauernhof mit Fachwerk von Achtzehnhundert-hau-mich-tot würde ich niemals nicht dämmen lassen, jedenfalls nicht die Außenwände. Fußboden und Dachboden hab ich aber gedämmt und neue Fenster und Haustür hat dieses Haus auch. Meine jetzigen Mieter haben Verbrauchswerte von einem Passivhaus, als ich noch da gewohnt habe, sah das noch ganz anders aus. Spitzenwerte heute ! Liegt aber auch am Heizverhalten der Bewohner ( selbst bin ich eine Frostbeule ).

Das ganz kleine, aus,- und angebaute, ehemalige Backhaus von 1860 würde ich wenn nur mit Natutmaterialien dämmen lassen. Mit Styropor hätte ich da Angst um die Bausubstanz, da eine gewisse Feuchtigkeit im Haus ist ( Elbnähe, ab und an leichtes Grundwasser im Keller, kein vernünftiges Fundament, bzw. gar keins ). Dort ginge das auch vom Preis her, da klein und überschaubar.

Bei dem größerem Haus würde, nee werde, ich eine gewöhnliche Dämmung aus Styropor nehmen. Gewöhnlicher Ziegelsteinbau aus den 50zigern, 36 Mauerwerk mit Bodenplatte. Dämmen lassen werde ich mit Hinblick auf die Mieter. Große Wohnungen, großes Grundstück und dadurch auch hohe Nebenkosten. Um das ein wenig weg zu puffern würde ich den Mietern gerne helfen, um wenigstens bei den Heizkosten etwas einzusparen. Naturmaterialien gingen bei der Größe finanziell nicht, muß warscheinlich jetzt schon 5 Jahre jeden Cent sparen, um die Dämmung mit herkömmlichen Materialien bezahlen zu können. In diesem Falle ist mir auch die Optik egal, was zählt ist die Ersparniss bei den Heizkosten der Mieter. Bei den anderen Nebenkosten kann ich herzlich wenig regulierend eingreifen und die Nebenkosten explodieren regelrecht. Heute zahle ich in Euro das, was ich als letztes in DM gezahlt habe. Und mehr noch! Es ist zum ko...en !
Werde den Bau aber demnächst noch einmal von Fachleuten untersuchen lassen, eventuell hab ich ja das Glück wie meine Ma, dass es sich um ein zweischaliges Mauerwerk mit Luftzwischenraum handelt. Dann, aber auch nur dann, käme eine Dämmung mit umweltverträglichen Materialien wie Isoflock in Frage. Es muß einfach bezahlbar bleiben. Für die Mieter und für mich.

Gut...hätte ich jetzt eins von diesen wunderschönen Gründerzeithäusern so mit Stuck und Schnickschnack...da würde mir das schon bannig schwer fallen.

Mich würde es freuen, wenn die Dämmung mit Naturmaterialien preiswerter würde. Die Preise, die die ausloben, sind echt nicht mehr feierlich. Ich arbeite z.B. gerne mit Lehm und so. Aaaber: den aus dem Naturbaumarkt - den kann man echt nicht bezahlen. Ich würd da gerne öfters einkaufen, aber das geht finanziell überhaupt nicht. Weiß auch nicht, ob diese Preise wirklich gerechtfertigt sind oder ob da jemand den Hals nicht voll genug bekommen kann. Den Eindruck hab ich manchmal, denn mittlerweile kenne ich die Preise für die ursprünglichen Rohstoffe ziemlich genau.

Deswegen: Es gibt solche und solche Situation und Dämmung per se abzulehnen ... ich weiß nicht. Hab da auch mal anders drüber gedacht, heute kenne ich zu viele Situationen wo ich anders als vor 5 Jahren entscheiden würde und werde.

Mein Bruder hat übrigens einen Klinkerbau im Münsterland. Der wurde auch gedämmt und ich hab regelrecht mitgezittert, denn vorher hatten sie eine Schimmelbildung im Haus und ich hatte befürchtet, dass es nach der Dämmung eher schlechter als besser wird. War eine Zwischenraumdämmung mit Isoflock oder was ähnliches. Das hat super geklappt, Schimmel ist weg und das Haus sieht aus wie vorher. Teuer war es auch nicht, ich glaub 5000,-€ für ein Zweifamilienhaus.
Dämmung rundum gelungen: umweltverträgliches Material, Haus sieht genauso aus, Schimmel ist weg, Heizkosten reduziert und preiswert war es auch noch. So sollte es sein. Ich freu mich für ihn.

Liebe Grüße,
Marion

P.S.: Manfred, du hast in der Zwischzeit geschrieben. Etwas von einem gesetzlichem Zwang. Was genau meinst du damit ? Ich weiß nur, dass man jetzt die Decke zum Dachboden dämmen muß, wenn dieser ungedämmt ist und das Haus nicht eigengenutzt wird. Ich rede jetzt aber von Bestandsbauten, nicht von Neubauten. Da ist es glaube ich krasser mit den Zwängen ( bei Neubauten mein ich jetzt ).
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

Knurrhuhn

Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#13

Beitrag von Knurrhuhn » Mo 28. Nov 2011, 10:25

Zum Thema Styropor las ich neulich den "Tipp" in einer Hausfrauenzeitschrift, daß man das wunderbar zerbröseln und unter Blumenerde mischen kann, da würde das Wasser in den Pötten besser verteilt oder so. :roll: :bang:
Das Problem ist doch, daß Otto-Normalhausbesitzer oder Vermieter wohl das draufbappen lassen, was bezahlbar ist. So wie Marion schreibt, und das kann ich auch nachvollziehen. Die wenigsten würden sich eine komplette Dämmung aus Naturmaterialien leisten können.
Und selbst wenn, dann werden doch vom größten Teil trotzdem die finanziell günstigste Variante gewählt werden. Schließlich geht es doch um's Einsparen von Kosten, und da werden sich sicher, ich behaupte mal 95% für's billigste entscheiden. :sauenr_1:

Ich habe mal in so einem totisolierten Haus gewohnt, und es war im Winter total ätzend. Hatte dauernd das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und wenn ich abends heim kam hieß es erst mal: alle Fenster aufreißen. Da passte die Bezeichnung "Tupperdose" sehr gut.
In meinem früheren Lehmfachwerkhaus dagegen waren die Fenster etwas zugig und ein sehr angenehmes Raumklima, das war echt spürbar.

Es ist wirklich ein Dilemma - Heizkosten sparen und Klimaschutz: alles erstrebenswert. Aber um welchen Preis??? Auch von der optischen Seite her.
In den 50er Jahren hat man hier angefangen, Fachwerkfassaden hinter hässlichen Eternit- oder was auch immer für Platten zu verstecken. Mit dem Ergebnis, daß es nicht nur pottenhäßlich aussah, sondern auch, daß die Wände dahinter verfaulten.
Jetzt ist es die inflationäre (Styropor-)Dämmung, deren Auswirkungen wohl auch erst in 20-30 Jahren sichtbar werden?

Bin echt mal auf die Reportage heute Abend gespannt.

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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#14

Beitrag von Shura » Mo 28. Nov 2011, 11:14

Frau Hollerbusch hat geschrieben:Bin echt mal auf die Reportage heute Abend gespannt.
Ich glaube viel neues werden wir nicht erfahren. Viele Punkte wurden hier schon angesprochen.

Die eigentliche Sorge die ich bei der ganzen Geschichte habe ist, daß man uns eines Tages in all dem Klima - & Energiesparwahn dazu zwingen wird, diese oder jene Maßnahme durchzuführen! Was heute noch nur für Mehrfamilienhäuser gilt - könnte irgendwann für alle Gebäude gelten.
Aber wer kann sich das alles leisten... ? Dies wäre quasi eine kalte Enteignung !
Unkraut ist für alle da ;)

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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#15

Beitrag von Theo » Mo 28. Nov 2011, 11:42

Hildegard hat geschrieben:Ich würde die Amortisation eines Vollwärmeschutzes vermutlich gar nicht mehr erleben. (Haus Baujahr 1980).
Dazu gibt es einen Artikel im aktuellen Capital. (Luitpold, mal weghören :engel: )
Bei einem Einfamilienhaus lohnt sich hauptsächlich die Erneuerung der Heizung. Fassadendämmung kaum.
Manfred hat geschrieben:Wir Zeit für eine neue, freiheitliche Partei in der Mitte. Die zwei großen Volksparteien scheinen zu einem Wandel hin zur Freiheitlichkeit nicht mehr in der Lage zu sein. Und die FDP spielt weiter Klientelpartei für Reiche statt in dieses riesige Loch zu stoßen. Aber es tut sich was. Wenn man Markwort Glauben schenken kann, werden kräftig Klinken geputzt und Telefondrähte erwärmt in der neuen Mitte.
Das wär ein Anfang. Müsste doch eigentlich nicht so schwer sein, die Nachfrage ist da :daumen:
Wirklicher Liberalismus hat in D. leider gar keine Tradition.
Gruß
Theo

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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#16

Beitrag von luitpold » Mo 28. Nov 2011, 11:53

Dazu gibt es einen Artikel im aktuellen Capital.
Bei einem Einfamilienhaus lohnt sich hauptsächlich die Erneuerung der Heizung. Fassadendämmung kaum.
wer das behauptet hat nichts verstanden, oder trägt den schönen namen gazprom.

lg
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Manfred

Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#17

Beitrag von Manfred » Mo 28. Nov 2011, 12:02

marion hat geschrieben:Ich weiß nur, dass man jetzt die Decke zum Dachboden dämmen muß, wenn dieser ungedämmt ist und das Haus nicht eigengenutzt wird.
Das ist so nicht zutreffend.
Ein Bestandschutz gilt für für selbst bewohntes Alteigentum (bzw. bei max 1 Mietwohnung im selbst bewohnten Haus) von vor 2002.
Wer die Immobilie nach dem 01.02.2002 erworben hat, muss auch selbst bewohnte Gebäude nachrüsten.

Details findest du im §10 der der Energieeinsparverordnung.

Zum Glück hat bei der Vordnung 2009 CSU und FDP den Abschnitt 6 im §10 durchgeboxt. Ohne den wäre der Verordnung der reine Wahnsinn und würde für viele den Hauskauf unmöglich machen bzw. Alteigentümer mit geringem Einkommen zum Verkauf der Immobilie zwingen:

"(6) Die Absätze 2 bis 5 sind nicht anzuwenden, soweit die für die Nachrüstung erforderlichen Aufwendungen durch die eintretenden Einsparungen nicht innerhalb angemessener Frist erwirtschaftet werden können."

Weitere Ausnahmen gibt es für Immobilien mit Denkmalschutz.

Nach geltendem EU-Recht müssen bis 2050 die meisten Immobilien auf fast Passivhausstandard gedämmt werden.
Wer umfangreiche Sanierungen oder Wohnraumerweiterungen (Ausbau Dachgeschoss etc.) vornimmt, muss für das ganze Haus Neubaustandards einhalten. Da zählt auch die Wirtschaftlichkeit nicht mehr. Die gilt nur für §10.
Wer sich ein gebrauchtes Haus kauft oder ein altes Haus umbauen will, sollte sich vorher ausführliche Gedanken machen, welche Dämmauflagen zu welchen Kosten auf ihn zu kommen. Das kann teurer werden als der Hauskauf selber.

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Dagmar
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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#18

Beitrag von Dagmar » Mo 28. Nov 2011, 12:06

Hallo,

bin auch für eine neue Partei in der Mitte. Weiß einfach nicht mehr, welche Partei ich noch wählen kann - eigentlich keine mehr. :bang:

Also los Manfred. Der Wahlspruch lautet dann: Manfred for Bundeskanzler. (Meine Stimme hättest du schon. :) )



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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#19

Beitrag von luitpold » Mo 28. Nov 2011, 12:19

gerade du würdest dir unglaublich viel ersparen...... holzplantage schnitzler trocknungsanlage hackschnitzelheizanlage :engel: .....
dämmung im unteren fünfstelligen eurobereich und gut ist.

lg
luitpold
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Re: NDR-Doku: Wahnsinn Wärmedämmung

#20

Beitrag von Spottdrossel » Mo 28. Nov 2011, 12:47

Mich nervt es, das bei diesen Empfehlungen alle Altbauten über einen Kamm geschoren werden.
Bei den standartmäßigen "soviel können Sie im Jahr einsparen"-Berechnungen ist der theoretisch eingesparte Betrag so hoch wie das, was ich momentan an Heizkosten habe - da wird immer schön der 60er-Jahre-Bunker mit großen Räumen, großen Fenstern, kleinen Heizkörpern und Ölbrenner angesetzt.
Das es auch andere Häuser gibt, wird elegant vernachlässigt, die Investition soll schließlich schön gerechnet werden.
Letztens war hier in der Zeitung ein interessanter Bericht zum Thema Fachwerkdämmung (http://www.mittelhessen.de/lokales/seri ... dex_page=3), mit der Grundaussage, die Dämmung nur so zu dimensionieren, wie es fürs Fachwerk sinnvoll ist, weil man sonst mehr Sanierungs-Folgekosten als Energieeinsparung hat.
Dabei wurde auch auf diese Merkblätter verwiesen http://www.wta.de/de/wta-merkblaetter - das ist die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege. Ist vielleicht mal ganz interessant als "dritte Meinung" zwischen pro und contra Dämmung.
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

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