terra preta

Sarek
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Re: terra preta

#91

Beitrag von Sarek » Mi 2. Nov 2011, 19:05


Genau das Szenario hast du da am Amazonas ja eben NICHT, bei den Regenmengen und den Böden hast du keinerlei Stickstoffspeicherung - was bei uns 8-10 Jahre dauert, läuft da in 6-8 Monaten ab. Deshalb haben sie diese Methode ja erfunden. :)
Und warum sollte jemand mutwillig seinen Boden überdüngen und ruinieren? :hmm:
Die Frage zielt auf die Verwendung in hiesigen Klimaten ab (was offenbar bei einigen Gärtnern in Mitteleuropa zu höheren Erträgen geführt hat).
Ich versuche die Prozesse, die im Milieu der Biokohle ablaufen, zu verstehen (auch wenn hier noch großer Forschungsbedarf besteht). Wie kommt es, dass nicht alle Nährstoffe, die innerhalb der Biokohle gespeichert sind, relativ gleichzeitig pflanzenverfügbar sind. Wovon hängt es ab, dass Nährstoffe freigesetzt werden.Wie kommt es, dass man z.B. keinen Stickstoffüberschuss hat, obwohl mehr als genug in der Kohle "gespeichert" ist?

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Re: terra preta

#92

Beitrag von luitpold » Mi 2. Nov 2011, 19:21

http://de.wikipedia.org/wiki/Holzkohle# ... _Holzkohle

die bekannten eigenschaften der holzkohle und der aktivkohle sind für die speichereffekte verantwortlich.
die stoffe werden an die oberfläche (bis 2000m2 /1g) gebunden und langsam abgegeben.

lg
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Sarek
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Re: terra preta

#93

Beitrag von Sarek » Mi 2. Nov 2011, 20:08

Danke für den Link.
Stellt sich die Frage, ob damit bedarfsgerecht Nährstoffe zur Verfügung stehen. Würde z.B. eine Kopfdüngung in der Wachstumsphase eines Weißkohls weiterhin (d.h. im Sinne einer biologischen Gartenpraxis) sinnvoll bleiben? Nährstoffe wären zwar im Boden gespeichert, jedoch nicht in Lösung pflanzenverfügbar.

Daraus stellt sich wieder die Frage, warum es zu einem besseren Ertrag kommt - wenn doch die Nährstoffe eigentlich fest gespeichert sind und nur nach und nach verfügbar gemacht werden.
Evtl. weil in "gängigen", Kompost angereicherten Böden die Nährstoffe zu schnell ausgewaschen werden und daher nicht effektiv das Wachstum ermöglichen, was eigentlich mit den Nährstoffen möglich wär?

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Re: terra preta

#94

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 2. Nov 2011, 20:25

Daraus stellt sich wieder die Frage, warum es zu einem besseren Ertrag kommt - wenn doch die Nährstoffe eigentlich fest gespeichert sind und nur nach und nach verfügbar gemacht werden.
Du hast das Prinzip noch nicht begriffen - in der Holzkohle ist innen eine wahnsinnig große Oberfläche mit Nährstoffen, und die Wurzeln müssen da hineinwachsen.
Damit sind die Nährstoffe aber genau da, wo sie hin sollen - direkt an den Feinstwurzeln der Pflanze und nicht irgendwo daneben.
Und überdosieren geht da auch nicht, weil eben nur eine begrenzte Menge an Wurzeln da wachsen kann, und ausgespült wird da auch nix.
Evtl. weil in "gängigen", Kompost angereicherten Böden die Nährstoffe zu schnell ausgewaschen werden und daher nicht effektiv das Wachstum ermöglichen, was eigentlich mit den Nährstoffen möglich wär?
Nein, sondern weil auch in Komposten nicht wirklich alle Spurenelemente mehr drin sind, und die sind oft der limitierende Faktor.
Von manchen braucht man wirklich nur ein halbes Gramm pro Hektar (oder weniger), aber ohne wächst dann auch mit dem besten Kompost nicht alles richtig (Rüben brauchen Bor, und so ziemlich alles braucht Mangan, beides wird nicht direkt verbaut, sondern dient als Katalysator für die Bauphase bestimmter Verbindungen - sehr komplexes Thema).
In unseren Klimazonen hier wird nicht sooo viel ausgewaschen, wenn der Boden permanent begrünt ist.
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Re: terra preta

#95

Beitrag von emil17 » Mi 2. Nov 2011, 21:50

luitpold hat geschrieben: die (Nähr-?) stoffe werden an die oberfläche (bis 2000m2 /1g) gebunden und langsam abgegeben.
Nein, eben nicht ... Die Substanzen sind an der grossen inneren Oberfläche absorbiert und werden von den Wurzeln oder der Mykorrhiza im Austausch gegen andere Kationen (oft H+) aktiv abgelöst und sofort aufgenommen. Frei im Bodenwasser ist praktisch nix
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Re: terra preta

#96

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 2. Nov 2011, 21:56

Mich hat ein Filmbeitrag vor mehreren Jahren über diese "Terra Preta" mit ihrer sagenhaften Fruchtbarkeit neugierig gemacht.
Nach 25 Jahren Gartenbewirtschaftung und vielerlei Versuchen mit Mulch, Kompost, kann ich nur sagen, es ist wirklich sagenhaft, was mit dem Holzkohlezusatz auch in unserem Klima wächst.
Die Kombination Hochbeet und Terra Preta ist die praktischte und einfachste Methode im Garten. Es gibt ein Buch eines Amerikaners, der mit 1000 qm nicht nur sich selbst, sondern auch noch andere mitversorgt. Wenn der in seinen Hochbeeten Terra Preta einsetzt, kann ich mir vorstellen, dass davon ein ganzes Dorf versorgt werden kann.
Wer in der glücklichen Lage ist, Schwarzerdeböden landwirtschaftlich nutzen zu dürfen, den kann man nur beneiden.
Am Sonntagabend war in 3-Sat über die dünne Haut der Erde ein sehr interessanter Fernsehbericht zu sehen. Fruchtbarkeit des Bodens - davon hängt unser Überleben ab,
und der gärtnerischen Versorgung wird dort ein wichtiger Beitrag für eine lebenswerte Zukunft prognostiziert.
Wie und was alles nicht geht, das kenn ich zur genüge.
Aber dazu muss man es versucht haben.
In dem Filmbeitrag über die Terra Preta von Sabienes Link sind die Vorteile der indianischen Erde sehr gut beschrieben.
Gibts denn ausser kritischen Anmerkungen keinerlei Praxiserfahrungen über die indianische Erde in diesem Forum?
Vom Ausputzen des Holzbackofens wurden früher die Holzkohlereste auch immer im Garten verteilt, ich hab mich schon als Kind gefragt, warum es an bestimmten Stellen um so viel besser wächst.
In der langen Geschichte der Menschheit gab es das auf und ab der Kulturen- mir scheint, dass es immer mit der Fruchtbarkeit der Böden zusammenhing.
Abnehmende Bodenfruchtbarkeit hat nicht nur Mindererträge, sondern auch Mangelpflanzen hervorgebracht.
In der Bioschule im Stift Schlägl in Österreich gibt es jeden Winter eine 4-teilige Veranstaltungsreihe-
gesunder Boden, gesunde Pflanze, gesundes Tier, gesunder Mensch.
Das hängt in hohem Maße zusammen.
Gruss
hobbygaertnerin

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Re: terra preta

#97

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 2. Nov 2011, 21:58

hallo!
Sabi(e)ne hat geschrieben:Nein, sondern weil auch in Komposten nicht wirklich alle Spurenelemente mehr drin sind,
Und woher kommen diese Mikro-Nährstoffe bei Terra Preta??
Den Punkt versteh ich leider noch immer nicht.... :im:
Sabi(e)ne hat geschrieben:In unseren Klimazonen hier wird nicht sooo viel ausgewaschen, wenn der Boden permanent begrünt ist.
Wie sieht das bei Lehmböden aus? Da wird doch sowieso kaum was ausgewaschen? Zumindest bei uns im Garten sieht das ganz danach aus... Ich hab eher das Gefühl, dass der Boden die Nährstoffe gar nicht mehr hegeben will :aeh:
wäre auch da Terra Preta sinnvoll?
emil17 hat geschrieben:Die Substanzen sind an der grossen inneren Oberfläche absorbiert und werden von den Wurzeln oder der Mykorrhiza im Austausch gegen andere Kationen (oft H+) aktiv abgelöst und sofort aufgenommen.
ist das bei toniger oder lehmiger Erde nicht so?

liebe Grüße!

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Re: terra preta

#98

Beitrag von Sarek » Mi 2. Nov 2011, 22:03

Und überdosieren geht da auch nicht, weil eben nur eine begrenzte Menge an Wurzeln da wachsen kann, und ausgespült wird da auch nix.
Je mehr Fläche zur Verfügung steht, desdo mehr müssten die Wurzeln aufnehmen. Tendenziell müsste dann aber doch eine Überdosierung möglich sein, wenn z.B. zuviel Fläche zur Verfügung steht.

Die Frage steht im Kontext der Gemüsequalität. Übermäßiges Wachstum ist zumindest in den BioKreisen oftmals nicht das ziel, sondern ein vitales, gesundes Wachstum. Ich frage mich halt, ob man sich dann wieder ein Stück davon entfernt. In gewisser Weise rückt wieder die Ernährung der Pflanze mehr in den Vordergrund und nicht die Ernärung des Bodens. Zwei völlig unterschiedliche Ansätze.
Gibts denn ausser kritischen Anmerkungen keinerlei Praxiserfahrungen über die indianische Erde in diesem Forum?
Ja, das wär wirklich spannend!

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Re: terra preta

#99

Beitrag von emil17 » Mi 2. Nov 2011, 22:36

Sarek hat geschrieben:In gewisser Weise rückt wieder die Ernährung der Pflanze mehr in den Vordergrund und nicht die Ernärung des Bodens. Zwei völlig unterschiedliche Ansätze.
Warum? Warum ist das nicht das selbe?
ina maka hat geschrieben:ist das bei toniger oder lehmiger Erde nicht so?
Eigentlich auch, aber erstens ist die Absorbtionskapazität bei Ton riesig, dann werden gewisse Nährstoffe bei zu hohem pH-wert immobil und sind nicht mehr pflanzenverfügbar, und dann haben viele Pflanzen Mühe mit schweren Böden, weil die oft kalt und staunass sind und es ein Luftproblem hat.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: terra preta

#100

Beitrag von luitpold » Mi 2. Nov 2011, 22:50

In gewisser Weise rückt wieder die Ernährung der Pflanze mehr in den Vordergrund und nicht die Ernärung des Bodens. Zwei völlig unterschiedliche Ansätze.
nein das ist einheitlich zu betrachten.
allerdings sollte der garten nicht überdüngt werden.
das maß nach aktuellen erkenntnissen sind auflagen von ca 3cm rottehumus und wachstumsbezogene düngung.

mit angereicherter kohle ist das dann etwas einfacher, die nährstoffverluste werden veringert, die pflanze hat mehr zeit sich die benötigten nährstoffe aus dem boden (dünger/bodenleben und den entstandenen stoffwechselprodukten) zu holen.

am besten du machst einfach zwei beete zum vergleich. :daumen:

lg
luitpold
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