Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

BernhardHeuvel
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Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#1

Beitrag von BernhardHeuvel » Mo 24. Okt 2011, 13:25

Gestern habe ich meinen Garten für den Winter vorbereitet.

So sah er anfangs aus:

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Eine ganz schöne Wildnis. Ich jäte kein Unkraut, sondern lasse es neben den Gemüsen wachsen. Ich kürze es durch Schneiden nur so ein, daß dem Gemüse Luft, Licht und Wasser bleiben. Diese Vorgehensweise habe ich mir von Masanobu Fukuoka abgesehen. Die Kräuter bringen mit ihren Wurzeln Zucker in den Boden, der Schnitt ist Nahrung für die Mikroben. Solange die Wurzeln nicht herausgerissen werden, können die Wurzelkanäle spätestens im nächsten Jahr von den Gemüsepflanzen genutzt werden.

Jedenfalls lasse ich das Kraut zum Ende des Jahres hemmungslos und ohne Schnitt wuchern. Das ist wie eine Art Gründüngung.

Zur Vorbereitung des Gartens auf den Winter schneide ich es mit einer Sense ab:

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Das abgeschnittene Kraut reche ich in die Gräben, die mir als Wege dienen. Während der Arbeit trete ich auf dem Kraut herum und breche es so etwas.

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In diesem Jahr hat sich der Oberboden etwas verdichtet - daher bearbeite ich die oberen zehn Zentimeter mit einer Hacke. Die Verdichtung rührt vermutlich von der langen Periode der Trockenheit - etwa drei Monate lang ohne Regen.

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Im letzten Jahr wurde eine ähnliche Trockenheit problemloser überstanden. Im nächsten Jahr werde ich überall kleine Minibrunnen eingraben. (Alte Weckgläser mit Wasser.) Und ich werde vermehrt mit Steinmulch arbeiten, mal sehen.

Schon alleine, um diese Freunde hier bei Laune zu halten - sie helfen, die Schnecken einzudämmen.

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Es gibt Kröten, Schnirkelschnecken und Weinbergschnecken in meinem Garten. Wobei zum Beispiel die Schnirkelschnecken die Eier der Nacktschnecken fressen. Außerdem zeigen sie Kalk an. So wie Glühwürmer.

Bei dem Boden handelte es sich ursprünglich um einen reinen Sandboden mit aschgrauer fahler Farbe. Das ist bis jetzt nach zwei/drei Jahren daraus geworden:

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Der Boden ist wesentlich dunkler geworden und er hat eine kolloidale Struktur aufgebaut. Vielleicht seht ihr es im Bild, die Sandkörner sind kugelförmig miteinander verklebt. Fühlt sich phantastisch an. Ist zwar noch lange vom Humus entfernt, aber ich experimentiere noch.

Als nächstes streue ich auf die gehackte Erde kleine Holzstücke, Hackschnitzel aus einer gefällten Pappel. In den letzten Jahren habe ich vornehmlich Heckenschnitt genommen. Dieses Jahr stehen mir eben Hackschnitzel zur Verfügung. Die Pappel hat sehr viele Harze im Holz und damit Phenole. Ich hoffe, daß diese zum Humusaufbau beitragen. Das Lignin des Holzes ist ja zwingend notwendig für einen Humusaufbau, denn ohne Lignin gibt es keine Huminverbindungen. Deswegen kommt bei mir immer Holz in kleineren Mengen in den Garten.

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Die Schnitzel werden nur ganz dünn gestreut. Ich streue sie direkt auf den Boden - der später abgedeckt wird. So verrotten die Holzstücke nicht ganz, sondern bleiben halb verrottet im Boden. Nur so können die Verbindungen für den Humusaufbau genutzt werden.

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So sieht der gehackte und gestreute Zustand dann aus:
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Jetzt kommt der in den Gräben/Wegen zwischengelagerte frische Grünschnitt wieder drauf. Der Grünschnitt ist das Winterfutter für die Mikroben, die unter der Wärmedecke weiterarbeiten können, während ihre Kollegen in den Schrebergärten in den umgegrabenen Böden erbärmlich frieren.

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Die Wärmedecke besteht aus einem Heu- und Blättermulch. Das Heu sorgt dafür, daß der Boden darunter warm bleibt. Außerdem bleibt darin Luft eingeschlossen, so daß später unter dem Schnee keine Atemnot aufkommen kann und die Prozesse weitestgehend aerob ablaufen. Das Heu bringt des weiteren Zellulose in den Boden, was für die Bodenmikroben wichtig ist, um selbst ihre Zellstrukturen aufzubauen.
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Danach "impfe" ich den Boden mit dem Bodensatz aus den Gräben. Zu den Gräben.

Ich verwende kleine ausgehobene Gräben als Wege. Das hat mehrere Gründe. In den Gräben fließt stets das Regenwasser hinein. So stehen die Pflanzen immer im Trockenen - was Wurzelfäule durch stehendes Wasser verhindert. Mit ihren tiefen Wurzeln können die Pflanzen auf das Wasser im Graben zurückgreifen, das auch in den Gräben besser vor Sonnenlicht und Wind geschützt ist - und daher weniger schnell verdunstet.

Diese kleine Wasserwelt in den Gräben ist fast so belebt, wie so ein Sediment in einer Regenrinne - wo ja bekanntlich Lithobionten vorkommen. Es tummelt sich dort in den Gräben das wasserliebende Volk der Mikroben und hier ist auch eine Grenze zwischen trocken und naß. Genau diese Grenze erzeugt die humus-aufbauenden Mikroben des Detritus. So ein Graben ist also ein Versuch der Erzeugung einer frischen Humusimpfung im Garten. Dazu siedele ich auch Moos auf den Wegen an.

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Die Wege und Beete sind nach dem Schlüssellochprinzip angeordnet, so daß ich von jedem Punkt des Weges mit einer Armlänge ins Beet reichen kann - ich vermeide es auf die Beetfläche zu treten und es damit zu verdichten.

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Jedenfalls impfe ich die Beete mit dem Detritus der Gräben, indem ich die Wege mit der Schippe flach aushebe - und das Moos, den Detritus der über das Jahr auf den Weg gefallenen Pflanzen und die oberste Erdschicht auf das Heu schippe. Die Mikroben werden in Trockenstarre verfallen und beim nächsten Regen ins Heumulch gespült, wo sie hoffentlich ihre Arbeit machen.

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So sieht der Garten dann aus - fertig für den kommenden Winter.

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Abendessen!
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Freundliche Grüße

Bernhard

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marion
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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#2

Beitrag von marion » Mo 24. Okt 2011, 14:07

Wow...klasse Beitrag :daumen:
Ich werd das mal kopieren ( ich versuch es jedenfalls ) und schick es meiner Tochter. Denn, wenn alles klappt, hat sie (wir) nächstes Jahr wieder einen Garten und da ist die Erde nicht so wirklich ideal.
Danke für die tolle und anschauliche Erklärung, gefällt mir echt.

Liebe Grüße,
Marion
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#3

Beitrag von Rati » Mo 24. Okt 2011, 14:10

danke Bernhard,

sehr anschaulich.
Hast du auch Erdbeeren? Wie machst du das da?

Und noch eine Frage zu den Weckgläserminibrunnen, wie vermeidest du das die Kröten und anderes Getier nicht darin ertrinken?

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Knurrhuhn

Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#4

Beitrag von Knurrhuhn » Mo 24. Okt 2011, 14:21

Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht und die Fotos Bernhard. Klasse gemacht!
Das ist besonders für mich als angehende Gemüsegärtnerin sehr interessant. Im Moment sauge ich alles auf über diese Art des Gärtnerns, damit ich es dann zu gegebener Zeit in die Praxis umsetzen kann.

Und übrigens: trägst Du Holzklumpen? Gefallen mir!! :aeh:

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marion
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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#5

Beitrag von marion » Mo 24. Okt 2011, 15:17

Bernhard, sag mal...wie machst du das denn im Frühling mit dem sähen und pflanzen ? Buddelst du dann alles um oder wie geht das ?

Liebe Grüße,
Marion
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

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stoeri
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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#6

Beitrag von stoeri » Mo 24. Okt 2011, 15:23

Hallo Bernhard,

boh das ist ein super Beitrag, da habe ich wieder was dazu gelernt.
herzliche Grüße
Erika mit Lux und Ricky im Herzen

Wenns nur olle so waradn, wia i sei soiad.

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stoeri
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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#7

Beitrag von stoeri » Mo 24. Okt 2011, 16:05

Hallo Bernhard

jetzt kommen aber doch noch einige Fragen.


Hast Du bei soviel Mulchen keine Probleme mit den Wühlmäusen?

Hast Du Bilder wo die Beete bestellt sind wo Gemüse oder Salat darauf wächst?

Wie breit sind Deine Beete?

Und auch ich würde gerne Wissen was Du im Frühjahr mit der dicken Mulchschicht machst?

Ich Mulche auch sehr dick, staube nochmal Gesteinsmehl drüber, begiese es mit EM A ein Schnabsglas EM A auf 10 L Wasser rechere es zusammen und gebe es in den Kompster oder unter Sträucher.
DIeses Jahr habe ich auf zwei Beeten auf die dicke Mulchschicht meine Pflanzen (Salat und Kohlrabi) die sind aber erst gewachsen als ich die Mulchdecke entfernt habe und sie nochmals gepflanzt habe.

Gibst Du auch Tiermist auf den Boden?
herzliche Grüße
Erika mit Lux und Ricky im Herzen

Wenns nur olle so waradn, wia i sei soiad.

BernhardHeuvel
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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#8

Beitrag von BernhardHeuvel » Mo 24. Okt 2011, 16:20

Rati hat geschrieben:Hast du auch Erdbeeren? Wie machst du das da?
Die wachsen an der Böschung, also zwischen Graben und Beet und dienen der Randbefestigung. Ich habe noch einige andere Stauden - da arbeite ich einfach drum herum. Die Erdbeeren wachsen leider immer auf den Weg - das ist noch nicht ganz so ideal. Ich setze die Ableger dann erneut in den Rand an anderer Stelle.
Rati hat geschrieben:...Weckgläserminibrunnen, wie vermeidest du das die Kröten und anderes Getier nicht darin ertrinken?
Indem ich ein paar Zweige und etwas Moos hineinstopfe. Kröten sind zu groß zum Ertrinken. Das andere Getier krabbelt über die Zweige heraus. Ich baue eine Art Trichter in die Erde, so daß sich das Glas mit Regenwasser von selbst füllt. Diese Kleinstquellen von Wasser werden unwahrscheinlich gern angenommen.
Frau Hollerbusch hat geschrieben:...trägst Du Holzklumpen?
Für die Garten- und Hofarbeit sind die Holzklompen einfach ideal. Im Sommer schön luftig, im Winter mit dicken Schafwollsocken ebenfalls sehr angenehm. Nur im matschigen Schnee bilden sich "Ganzschuhabsätze". Ich habe schon früh - sozusagen in den Kinderholzschuhen - damit begonnen zu laufen. Andere sagen aber, daß die Schuhe unbequem wären. Nun gut, wer sie ausprobieren, sollte etwas Geduld mitbringen. Der Lederkragen vorne muß erst weich gelaufen werden, damit er bequem ist und der Fuß die Holzschuhe anhebt, ohne daß er drückt.
marion hat geschrieben:...wie machst du das denn im Frühling mit dem sähen und pflanzen ? Buddelst du dann alles um oder wie geht das ?
Im Winter gart der Boden unter der Heizdecke und deswegen ist er darunter schön krümelig im Frühjahr. Ich harke die Stelle frei, wo ich etwas säen oder pflanzen will. Den Mulch ziehe ich einfach in den Weg/Graben. Dann säe ich aus. Wenn es Lichtkeimer sind, streue ich etwas hellen Sand darüber. Ansonsten bedecke ich den Boden ganz leicht mit dem Mulchheu. Die Saat läuft besser auf, wenn das Heu den Boden morgens mit Tau versorgt und die Oberfläche nicht aushärtet. Wenn die Saat dann aufgelaufen ist, streue ich ab und zu von dem Mulch zwischen die Pflanzen. Unkraut reiße ich nicht heraus, sondern schneide es in der Höhe unterhalb der Gemüsepflanzen ab und streue es auf das Beet oder in den Graben. (Im Graben bearbeite ich das Kraut mit den Holzschuhen.)

BernhardHeuvel
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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#9

Beitrag von BernhardHeuvel » Mo 24. Okt 2011, 16:30

stoeri hat geschrieben:Hast Du bei soviel Mulchen keine Probleme mit den Wühlmäusen?
Bis jetzt nicht, obwohl wir hier ansonsten einige Wühlmäuse haben.

stoeri hat geschrieben:Hast Du Bilder wo die Beete bestellt sind wo Gemüse oder Salat darauf wächst?
http://www.selbstversorgerforum.de/view ... =31&t=6727

http://www.selbstversorgerforum.de/view ... =31&t=7080

http://www.selbstversorgerforum.de/view ... =31&t=7212

stoeri hat geschrieben:Wie breit sind Deine Beete?
Vom Weg aus immer etwa 60 bis 80 cm tief, also 120 bis 200 cm insgesamt. Dafür habe ich die Schlüssellöcher - so daß ich reinreichen kann.

stoeri hat geschrieben:Gibst Du auch Tiermist auf den Boden?
Ja - Kaninchen-, Hühner-, Pferdemist. Aber eher sehr vorsichtig und sporadisch. Zusätzlich gebe ich noch Holzasche aus dem Ofen mit - auch eher vorsichtig und sporadisch. Wenn Holzspäne gegeben werden, dann kann der Boden schnell sauer werden, Asche wirkt dem entgegen.

Gruß
Bernhard

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Re: Vorbereitung des Gemüsegartens für den Winter

#10

Beitrag von Buchkammer » Mo 24. Okt 2011, 17:48

Schöner informativer Beitrag. :daumen: Das mit dem Unkraut stehen lassen und abschneiden funktioniert aber im gepachteten Garten eines Vereines bestimmt nicht so gut. Wo andere Gärten immer wie geleckt aussehen, naja, man kennt das ja. Aber ich hab ja auch kein Unkraut im Garten, nur Bodendecker. :pfeif:

Eine Frage zu den Holzschnitzeln. Könnte man da auch Rindenmulch aus dem Baumarkt nehmen oder wird das dann eventuell doch zu sauer für den Boden und man sollte das eventuell mit einer Kalkgabe wieder ausgleichen?
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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