So sah er anfangs aus:

Eine ganz schöne Wildnis. Ich jäte kein Unkraut, sondern lasse es neben den Gemüsen wachsen. Ich kürze es durch Schneiden nur so ein, daß dem Gemüse Luft, Licht und Wasser bleiben. Diese Vorgehensweise habe ich mir von Masanobu Fukuoka abgesehen. Die Kräuter bringen mit ihren Wurzeln Zucker in den Boden, der Schnitt ist Nahrung für die Mikroben. Solange die Wurzeln nicht herausgerissen werden, können die Wurzelkanäle spätestens im nächsten Jahr von den Gemüsepflanzen genutzt werden.
Jedenfalls lasse ich das Kraut zum Ende des Jahres hemmungslos und ohne Schnitt wuchern. Das ist wie eine Art Gründüngung.
Zur Vorbereitung des Gartens auf den Winter schneide ich es mit einer Sense ab:

Das abgeschnittene Kraut reche ich in die Gräben, die mir als Wege dienen. Während der Arbeit trete ich auf dem Kraut herum und breche es so etwas.

In diesem Jahr hat sich der Oberboden etwas verdichtet - daher bearbeite ich die oberen zehn Zentimeter mit einer Hacke. Die Verdichtung rührt vermutlich von der langen Periode der Trockenheit - etwa drei Monate lang ohne Regen.

Im letzten Jahr wurde eine ähnliche Trockenheit problemloser überstanden. Im nächsten Jahr werde ich überall kleine Minibrunnen eingraben. (Alte Weckgläser mit Wasser.) Und ich werde vermehrt mit Steinmulch arbeiten, mal sehen.
Schon alleine, um diese Freunde hier bei Laune zu halten - sie helfen, die Schnecken einzudämmen.

Es gibt Kröten, Schnirkelschnecken und Weinbergschnecken in meinem Garten. Wobei zum Beispiel die Schnirkelschnecken die Eier der Nacktschnecken fressen. Außerdem zeigen sie Kalk an. So wie Glühwürmer.
Bei dem Boden handelte es sich ursprünglich um einen reinen Sandboden mit aschgrauer fahler Farbe. Das ist bis jetzt nach zwei/drei Jahren daraus geworden:


Der Boden ist wesentlich dunkler geworden und er hat eine kolloidale Struktur aufgebaut. Vielleicht seht ihr es im Bild, die Sandkörner sind kugelförmig miteinander verklebt. Fühlt sich phantastisch an. Ist zwar noch lange vom Humus entfernt, aber ich experimentiere noch.
Als nächstes streue ich auf die gehackte Erde kleine Holzstücke, Hackschnitzel aus einer gefällten Pappel. In den letzten Jahren habe ich vornehmlich Heckenschnitt genommen. Dieses Jahr stehen mir eben Hackschnitzel zur Verfügung. Die Pappel hat sehr viele Harze im Holz und damit Phenole. Ich hoffe, daß diese zum Humusaufbau beitragen. Das Lignin des Holzes ist ja zwingend notwendig für einen Humusaufbau, denn ohne Lignin gibt es keine Huminverbindungen. Deswegen kommt bei mir immer Holz in kleineren Mengen in den Garten.

Die Schnitzel werden nur ganz dünn gestreut. Ich streue sie direkt auf den Boden - der später abgedeckt wird. So verrotten die Holzstücke nicht ganz, sondern bleiben halb verrottet im Boden. Nur so können die Verbindungen für den Humusaufbau genutzt werden.

So sieht der gehackte und gestreute Zustand dann aus:

Jetzt kommt der in den Gräben/Wegen zwischengelagerte frische Grünschnitt wieder drauf. Der Grünschnitt ist das Winterfutter für die Mikroben, die unter der Wärmedecke weiterarbeiten können, während ihre Kollegen in den Schrebergärten in den umgegrabenen Böden erbärmlich frieren.

Die Wärmedecke besteht aus einem Heu- und Blättermulch. Das Heu sorgt dafür, daß der Boden darunter warm bleibt. Außerdem bleibt darin Luft eingeschlossen, so daß später unter dem Schnee keine Atemnot aufkommen kann und die Prozesse weitestgehend aerob ablaufen. Das Heu bringt des weiteren Zellulose in den Boden, was für die Bodenmikroben wichtig ist, um selbst ihre Zellstrukturen aufzubauen.

Danach "impfe" ich den Boden mit dem Bodensatz aus den Gräben. Zu den Gräben.
Ich verwende kleine ausgehobene Gräben als Wege. Das hat mehrere Gründe. In den Gräben fließt stets das Regenwasser hinein. So stehen die Pflanzen immer im Trockenen - was Wurzelfäule durch stehendes Wasser verhindert. Mit ihren tiefen Wurzeln können die Pflanzen auf das Wasser im Graben zurückgreifen, das auch in den Gräben besser vor Sonnenlicht und Wind geschützt ist - und daher weniger schnell verdunstet.
Diese kleine Wasserwelt in den Gräben ist fast so belebt, wie so ein Sediment in einer Regenrinne - wo ja bekanntlich Lithobionten vorkommen. Es tummelt sich dort in den Gräben das wasserliebende Volk der Mikroben und hier ist auch eine Grenze zwischen trocken und naß. Genau diese Grenze erzeugt die humus-aufbauenden Mikroben des Detritus. So ein Graben ist also ein Versuch der Erzeugung einer frischen Humusimpfung im Garten. Dazu siedele ich auch Moos auf den Wegen an.

Die Wege und Beete sind nach dem Schlüssellochprinzip angeordnet, so daß ich von jedem Punkt des Weges mit einer Armlänge ins Beet reichen kann - ich vermeide es auf die Beetfläche zu treten und es damit zu verdichten.

Jedenfalls impfe ich die Beete mit dem Detritus der Gräben, indem ich die Wege mit der Schippe flach aushebe - und das Moos, den Detritus der über das Jahr auf den Weg gefallenen Pflanzen und die oberste Erdschicht auf das Heu schippe. Die Mikroben werden in Trockenstarre verfallen und beim nächsten Regen ins Heumulch gespült, wo sie hoffentlich ihre Arbeit machen.

So sieht der Garten dann aus - fertig für den kommenden Winter.

Abendessen!

Freundliche Grüße
Bernhard