Selbstversorger in Deutschland gesucht

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deGraaf
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Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#11

Beitrag von deGraaf » Mi 19. Okt 2011, 16:37

Hi Sarek!

Also, bei uns sieht es so aus: seit einem jahr leben wir (meine frau mit vollzeit-job, Ich als 'Hausmann', und unsere zwei kinder von 4 und 2) auf einem hof mit insgesamt etwa 3500 qm wiesen und 500 qm garten. Im vergleich mit viel leute ist das viel land, im vergleich mit anderen weniger.Wir haben es aber gekauft mit das ziel, möglichst viel selber zu tun, nicht sosehr aus 'Prinzip', aber eher weil es einfach spass macht (wie bei dir, versteh ich das richtig?) Das ziel haben wir sicher noch nicht erreicht, weil hier am anfang so viel zu tun war, und noch immer ist. Wie Krautruebe schon sagt, mann braucht umfangreiche investitionen, und zwar nicht nur geld, aber auch zeit. Zum beispiel: Normalerweise kann man etwa in März anfangen, im gemüsegarten zu dungen, sähen usw, wir könnten in März anfangen 6 kubikmeter bauschutt und etwa 25 thuja's auszugraben. Anfang Juni könnten wir dann das erste sähen und pflanzen... Daher hätten wir dieses jahr aus 500 qm weniger ertrag als letztes jahr aus 150 qm... Hühner gibt es schon, milchschafen haben wir noch vor, aber dazu muss erst die renovation unsere scheune (zeit und geld...) fertig sein. Aber ich ärgere dich nicht länger mit was hier alles noch gemacht werden muss, wenn du lust hast das zu lesen, schau mal auf meinem Blog (leider auf niederländisch weil wir Holländer sind und nach Deutschland sind umgezogen weil land hier billiger ist...)

Aber zu deine Fragen: Ich schätze diese zahlen als realistische ziele für uns: 70% selbstversorgung mit gemüse und obst (mehr wäre vielleicht auch möglich, wenn ich mich sehr viel mühe machen wurde, ein zu frieren, konservieren usw, oder mehr wiese in garten umgestalten), 20% mit kartoffel, 0% Getreide, wobei ich sagen möchte, dass weizen kaufen bei eine benachbarte bauer und selber mahlen und backen auch selbstversorgung ist, das kann theoretisch jeder 100% machen, wird bei uns so um die 50-75% liegen (nicht immer lust zum mahlen und backen...). Eier hier jetzt schon 100%, mit zwei milchschafe auch (hoffentlich) 100% milchprodukte. Fleisch auch um die 100%, da wir nur zwei- oder dreimal pro Woche fleisch essen. Dazu kommen natürlich noch andere sachen, wie selber spinnen, bier brauen usw. Ist aber schwierig in zählen aus zu drücken. Für komplette autarkie reicht unsere fläche nicht, wir werden es z.B nie schaffen jedes jahr all unseres brennholz selber zu erzeugen. Willen wir auch nicht. Ich find 'in die laden gehen' nicht so ganz schlimm. Wir essen z.B. auch gerne ab und zu reis, dass wird ich nie schaffen, hier an zu bauen. Mann braucht aber sicher kein 2 Hektar um trotzdem ziemlich weit zu kommen.

Das kostet aber alles viel zeit, und ich kann Ina Maka nur sagen: Männer schaffen das auch nicht. Ich bin jetzt froh, wenn ich pro tag etwa 2 stunden zeit habe, hier an unsere selbstversorgungs-traum zu arbeiten. Backen geht aber auch mit kinder dabei, macht sogar spass. Ich denke, das Selbstversorgung mit Familie/Kinder besser geht (siehe auch Sabi(e)ne) und mehr spass macht. Die oben genennte zahlen werden wir daher auch nur dann erreichen, wenn wir mehr zeit haben bzw. wenn die kinder grösser sind.
Mit nur abends und im wochendende und ferien dran zu arbeiten (lese: alleine mit vollzeit-job), kann man auch schon viel erreichen, sicher im gemüse- und obstbereich, aber Tiere geht dann tatsächlich nicht, und backen usw wird dann auch schwierig. Um so mehr zeit man hat, um so mehr kann man machen, logisch.

Zur Finanz: Im alltag lohnt es sich, aber nicht echt wenn man die investitionen dazu rechnet . Das heist: wenn ich auch arbeiten gehe, und wenn wir statt einem hof ein kleines EFH gekauft hätten und einfach alles in die Laden kauften, hätten wir am ende des monats wesentlich mehr geld im kasse. Dann waren wir aber nicht glücklicher. und das zählt.

Also mein rat an dir :opa: : such dir eine nette Partner, such beide eine halbzeit-job oder eins von euch einen vollzeit, ein schöne kleine bauernhof, aber warte mit kinder bis alles wenigstens ein bisschen lauft. :aeh: Es ist natürlich ganz einfach dass so zu schreiben (obwohl für mich ein bisschen schwieriger weil auf Deutsch), und mann braucht auch eine menge glück dazu, aber möglich ist es sicher. Viel erfolg, und meld dich mal mit fragen!

Bram
"Ikke zellef doen!"

Knurrhuhn

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#12

Beitrag von Knurrhuhn » Mi 19. Okt 2011, 19:50

Ich find den Thread auch sehr spannend, Danke an den TE und Danke an die Berichterstatter :)

Genau das sind ja auch die Überlegungen, die mich derzeit plagen, so von wegen wie viel Platz brauche ich eigentlich und was kann ich alleine überhaupt schaffen?!?
Ich tendiere aber inzwischen dazu, doch ein möglichst großes Grundstück kaufen zu wollen. Denn dann hätte ich die Möglichkeit, später eventuell mal zu erweitern. Auch wenn ich erst mal mit wenig starte und einen größeren Teil brach liegen lasse (da freuen sich die wilden Tiere :) ) - wenigstens hätte ich dann noch Reserve falls ich mir doch ein paar Tiere halten, Getreide oder Mais anbauen oder sonstwas veranstalten möchte.

Derzeit bin ich zwar solo, aber ich will ja nicht ausschließen, evtl. doch mal zu zweit auf meinem neuen Mini-Höfchen zu leben. Deshalb überdenke ich gerade meine Pläne für ein klitzekleines Single-Haus, die Hütte soll aber trotzdem so klein wie möglich bleiben, so daß zwei Leute halt grad gut drin wohnen können. Großes Grundstück ist mir wichtiger als unnötiger Wohnraum, der ja auch instandgehalten und geheizt werden will.

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citty
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Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#13

Beitrag von citty » Mi 19. Okt 2011, 20:27

Hallo,

man kann es wirklich auch alleine schaffen. Ein netter Nachbar ist natuerich von Vorteil.

Ich kenne hier einen Farmer, der staendig unterwegs ist aber trotzdem auf 2 eingezaeunten ha ( ca 2 Fussballfelder) Land Huehner, Tauben, Ziegen, Lamas, Hunde, Katzen und zwei bis drei Rinder ums Haus haelt. Sein Geheimnis ist die Heuselbstversorgung fuer die Pflanzenfresser und riesige Futterautomaten fuer's Gefluegel, Hunde und Katzen. Man muss nur 1x pro Tag kontrollieren ob die Futter- und Wasserversorgung klappt. Die Hunde und Katzen haben eine Klappe sodass sie selbst nach draussen koennen und die anderen Tiere einen rieisgen Offenstall mit Tiefstreu. Ausgemistet wird 1-2x pro Jahr.

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Benutzer 947 gelöscht

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#14

Beitrag von Benutzer 947 gelöscht » Mi 19. Okt 2011, 20:33

Hallo Sarek,

wir hatten vor Jahren einen sehr hohen Selbstversorgergrad. Schwierig, das in Prozent anzugeben, aber wir haben was Lebensmittel betrifft wirklich "nur" noch Dinge wie Backzutaten, Butter, Margarine, wenig Süßigkeiten, bestimmtes Obst, das bei uns nicht vorhanden war und ähnliches gekauft und alles andere selbst produziert (Fleisch, Wurst, Milch, Käse, Getreide, Kartoffeln und Gemüse, Obst usw.). Und auch in anderen Bereichen haben wir uns enorm engagiert, wie zum Beispiel Nähen von Kleidung für die Kinder (aus ausgedienten Erwachsenen-Kleidern, die wir geschenkt bekamen) und Bauen eines Gerüsts, um die Kunststofffassade des Hauses zu entfernen. Vielleicht habe ich es schon an anderer Stelle geschrieben: Wir waren echt so verrückt, für das Gerüst in den Wald zu gehen, einen Stangenschlag rauszuräumen, entasten, entrinden und dann das Gerüst daraus zu bauen. Eine super Sache, wenn man nicht allzu viel anderes zu tun hat. Aber daneben haben wir noch das Haus ohne irgendwelche Handwerker ökologisch saniert mit allem, was dazugehört, den Putz selbst gemacht, eine Vollholzküche und andere Möbel geschreinert und vieles mehr und das alles mit einem, dann zwei und schließlich drei Kindern. Der Mann war Vollzeit-Arbeiter/Verdiener, ich Hausfrau. Eine Person - oder zwei "halbe" braucht so ein fast Rundum- Selbstversorger-Leben auf jeden Fall - und Geld zunächst auch nicht zu knapp; jedenfalls, wenn das Haus noch zu renovieren ist, der Tierbestand angeschafft werden muss und noch viele arbeitserleichternde Anschaffungen wie Werkzeug und Maschinen anstehen (und daran sollte tatsächlich nicht gespart werden! wenn man noch "jung" ist denkt man selten daran, weil Kraft und Energie noch sehr weit reichen, aber es rächt sich oftmals später).

Es war unser Traum, so zu leben. Wir haben es zuerst genossen und für die Kinder war es wunderbar, sie waren immer dabei, erlebten Existenzielles ganz nah. Aber irgendwann wurden wir von der Arbeit gejagt und der Traum war zum Alptraum mutiert. Schließlich hat es uns unter anderem unsere Ehe gekostet, die dabei in die Brüche ging, von einer runinierten Gesundheit ganz zu schweigen. Ich denke, ich erwähnte es schon anderswo in diesem Forum.

Ich habe immer noch den Traum der Selbstversorgung. Und ich sehe an meinen Kindern auch positive Auswirkungen dieser intensiven Zeit. Aber heute würde ich es anders angehen. Behutsamer, Stück um Stück, zwar vieles ausprobieren, um im Ernstfall zu wissen, wie es geht; aber dennoch auf die Annehmlichkeiten fertig gekaufter Dinge nicht verzichten. solange es noch möglich ist. Mich mehr schonen, mir Zeit zum Entspannen nehmen ohne Leistungsdruck. Auch würde ich besser planen und mich meinen körperlichen und emotionalen Möglichkeiten besser anpassen. Für mich selbst habe ich deshalb für die Zukunft entschieden: Selbstversorgung soll ein Hobby bleiben und damit immer auch nur eine Teilselbstversorgung, solange es in unserem Land und System noch irgendwie möglich ist. Ein Hobby, das ich durchaus mit Ernst und Eifer betreiben will, das sich mittelfristig finanziell wenigstens selbst tragen soll - im Idealfall sogar was "übriglässt", und womit ich mir eine solide Wissens- und Erfahrungs-Basis dafür schaffen kann, wenn die Zeiten kommen, die viele hier in mehr oder weniger ferner Zukunft sehen. Zur Ideologie will ich es nicht mehr machen.

Liebe Grüße
S.

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kraut_ruebe
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Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#15

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 19. Okt 2011, 20:46

Frau Hollerbusch hat geschrieben: und einen größeren Teil brach liegen lasse (da freuen sich die wilden Tiere :) )
darf man das denn in D? :hmm:

das darf man nichtmal hier in A - hier in meiner region gilt mähpflicht für wiesen zweimal jährlich im juni und ende sommer um das verbuschen zu unterbinden.
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Knurrhuhn

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#16

Beitrag von Knurrhuhn » Mi 19. Okt 2011, 22:38

Ööhm, Kraut_Ruebe - keine Ahnung :eek: Aber guter Hinweis.
Mit dem Thema hab ich mich noch gar nicht befasst, ich denke das wird evtl. auch regional wieder unterschiedlich sein?
Naja, ich rede hier nicht von Hektar..(en??) von Land oder Ackerflächen. Nur von dem Grundstück (=Garten), das zum Haus gehört. :aeh:
Und da dürfte mir doch eigtl. niemand was können, wenn ich davon eine Fläche von ein paar 100 qm nicht mähe oder sonstwie nutze? :im:
Vielleicht sollte ich vor dem Kauf eines neuen Objekts nicht nur einen Bausachverständigen, sondern gleich 'nen Rechtsanwalt mitnehmen der mir sagt, ob ich meine Gartenplanung überhaupt so realisieren kann und an welchen Paragraphen ich mich orientieren muß....

Boah, geht mir das allmählich auf den S*** hier in D oder der EU mit den Gesetzen. Ich sehe ja manches vielleicht noch ein, aber bald muß man für jeden Furz den man lassen will erstmal einen Antrag stellen und gewisse Emissionsvorschriften beachten .... :sauenr_1:

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Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#17

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 19. Okt 2011, 23:03

oh, sorry, ich dachte du meintest 10.000e von qm - im garten darfst du bestimmt tun was du willst, da erntest du höchstens schräge blicke von den nachbarn ;) (ich mein jetzt wegen dem gras, nicht wegen den emissionen :lol: )
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Knurrhuhn

Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#18

Beitrag von Knurrhuhn » Do 20. Okt 2011, 09:32

:) Neeneeee, also, ich liebäugle derzeit mit Objekten die Grundstücke so zwischen 2.000 und 5.000 qm dabei haben. Richtige Ackerflächen werde ich wahrscheinlich nicht haben. Und mit schrägen Blicken der Nachbarn bin ich durchaus vertraut. :grr:

Sarek
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Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#19

Beitrag von Sarek » Do 20. Okt 2011, 15:21

Ganz herzlichen Dank für eure Erfahrungsberichte!(!)
Das ist sehr spannend zu lesen - auch wenn es mir für dich Sheeplady natürlich leid tut, dass eine Ehe daran gescheitert ist.
Es zeigt, dass Selbstversorgung eben nur zu einem Teil "romantisch" ist und andere Teile schlicht Alltag werden; was nicht immer einfach ist.

Wieviel ha hattet ihr und wieviel Tiere habt ihr gehalten?

DeGraff: Ich drücke euch die Daumen! Finde ich Klasse, dass ihr den Schritt gewagt habt! :daumen:
Innere Motivation sowie Begeisterung am Gärtnern und sich Selbstversorgen ist vermutlich ein zentraler Punkt, wenn man diesen "Lebenstil" wirklich anpeilen möchte. Politische Haltungen etc. können sicherlich auch einen Teil ausmachen, aber letztlich glaube ich, dass man sich wirklich im Inneren dafür begeistern muss. Wie lautet denn euer Blog? (Habe leider nirgends einen Link gefunden).


Insgesamt ist es natürlich spannend zu überlegen, welche Faktoren dazu beitragen, dass einem die Sache nicht über den Kopf wächst. Es ist hier auch ein paar Mal erwähnt worden und ich möchte es ebenfalls nochmal unterstreichen, da ich der selben Auffassung bin.
Kleine, übersichtliche Strukturen und nicht zu viele "Baustellen" aufeinmal. Mit Baustellen meine ich nicht nur den Garten, sondern alles andere ebenfalls. Eine Familie, finanzieller Aufbau, Renovierungen u.ä. In die Sache reinzuwachsen schadet sicherlich nicht ;-).

Ich kenne ein Päärchen, die haben nur ein winziges Häuschen (im Grund 4 Zimmer), 2 ha Land und versorgen sich seit 30 Jahren selbst. Dabei strahlen sie heute immernoch eine Begeisterung aus, dass es eine Freude ist :-).

Viele Grüße
Dominik

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Re: Selbstversorger in Deutschland gesucht

#20

Beitrag von deGraaf » Do 20. Okt 2011, 16:02

Habe es jetzt an meine Personliche Daten zugefugt, war es ganz vergessen....
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