Gigerl schlachten

Hühner, Wachteln, Puten, Fasane, Pfauen
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Minze
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Re: Gigerl schlachten

#51

Beitrag von Minze » Fr 7. Okt 2011, 16:41

Unser erster Hahn liegt nun auch nackig im Kühlschrank. Ohne mir etwas zu sagen hat mein Liebster ihn heute Morgen um 5 Uhr aus dem Stall geholt und geschlachtet, wofür ich ihm wirklich dankbar bin.

Der Hahn war in der Entwicklung etwas hinter den anderen und wurde nun sehr gemobbt, so daß ich ihn die letzten Tage abseits von den anderen Hühnern mit der Hand gefüttert habe, weil er sich nicht an den Napf traute. Er war permanent in Panik. Und, an solchen Tieren hängt man ja besonders. Also mußte ich schon ein bissi weinen.

Er war knapp 5 Monate alt und wiegt 1,75 kg, das finde ich ganz ordentlich.
Liebe Grüße
Minze

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Zacharias
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Re: Gigerl schlachten

#52

Beitrag von Zacharias » Mi 19. Okt 2011, 00:23

Ich habe heute zum ersten Mal das Beil geschwungen. Es war ein langer Prozess. Ich habe mich zwar immer gezwungen bei Hühnerschlachtungen dabei zu sein und selbst zu rupfen und auszunehmen, aber töten, das ging bisher nie. Allerdings hatte ich den Anspruch an mich, es irgendwann zu können. In diesem Jahr hat sich zum ersten Mal das Gefühl entwickelt, dass ich es schaffe. Ich hatte einige Küken gekauft und da waren natürlich auch Hähne bei. Dass sie sich als Zwerge entpuppten, hat mich wegen den Hennen geärgert, mir das Schlachten aber erleichtert. Bei einem schweren Hahn hätte ich einfach mehr Hemmungen und zudem die Angst, dass mich die Kraft verlässt.
Außerdem habe ich mir gedacht, dass es leichter für mich ist, wenn ich nur Hals und Kopf sehe und eine Kiste gebaut mit einer Aussparung für den Hals. Es waren 2 Hähne. Ich habe ihnen mit der Rückseite des Beils auf den Hinterkopf geschlagen und dann den Kopf abgehackt. Die Kiste hat sich nicht bewehrt, fürs nächste Mal kaufe ich mir wohl doch so einen teuren Trichter.
Als ich später mit stolz geschwellter Brust zu Hause meine bereits gerupften Hähne präsentieren wollte, habe ich den Spruch zu hören bekommen, ich sei nicht ganz normal. Ruhrpötter!!!

Beim Betäuben war ich mir nicht ganz sicher wegen der Methode, es wäre nett, wenn jemand das mal genau beschreiben würde.
Grüße,
Birgit

Manfred

Re: Gigerl schlachten

#53

Beitrag von Manfred » Mi 19. Okt 2011, 00:48

Ich fasse das Beil zum betäuben verkehrt herum, also an der Schulter, da wo der Steil aus dem Axtkopf kommt, und schlage dann mit dem Stielende zu. Dann reicht ein kräftiger Schlag aus dem Handgelenk.
Das Huhn halte ich mit der linken Hand kopfüber an den Beinen. Die Flügelspitzen nehme ich mit in die Hand, damit es nicht rumflattern kann.
In der rechten Hand das Beil.
Dann schlage ich wie beschrieben mit dem Beilstiel einmal kräftig gegen den Kopf.
Wenn es richtig betäubt ist, hängt das Hühn schlaff runter.
Dann drehe ich das Beil um, lege den Hals des Huhns auf den Hackstock und schlage mit der Schneide des Beils den Kopf ab.
Der ganze Vorgang dauert evtl. 2 oder 3 Sekunden.
Danach zuckt das Huhn einige Sekunden heftig, weil die Nerven durchtrennt wurden. Also gut festhalten.
Alternativ taugt du zum Betäuben jeder kräftige Stock in der Länge eines kurzen Axtstiels. Stell dir vor, du würdest mit einem Polizeiknüppel zuschlagen. Wenn der Stock so in der Hand liegt, ist er genau richtig.
Wichtig ist, dass der Schlag schnell ist, damit eine Schockwelle durchs Gehirn erzeugt wird. Schlägst du zu langsam, musst du den ganzen Kopf zermatschen um das Hirn zu schädigen.

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Zacharias
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Re: Gigerl schlachten

#54

Beitrag von Zacharias » Mi 19. Okt 2011, 11:54

Hallo Manfred,

danke für die genaue Beschreibung.
Mit der Kiste habe ich einfach einen Schlachttrichter nachgebaut, nur halt nicht in Trichterform, aber da der Hahn so wehrig war, hat das nicht geklappt. Evt. lag das Problem des Betäubens wirklich, dass ich nicht schnell genug geschlagen habe. Das war aber nicht fehlender Mumm, sondern die Wehrigkeit und damit verbundene Schwierigkeit des Treffens. Ich werde es das nächste mal mit einem Knüppel versuchen, das Blatt nehme ich nicht so gerne in die Hand.
Grüße,
Birgit

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Re: Gigerl schlachten

#55

Beitrag von Thomas/V. » Mi 19. Okt 2011, 18:23

Ich verstehe nicht, warum ihr immer noch mit dem Beil hantiert....
Habs ja schon etliche Male geschrieben: Die Betäubung mit einem abgesägten Besenstiel, Huhn unterm linken Arm klemmen (dabei kann man die Beine und Flügel mit einem Handgriff festhalten und bis kurz vorm Betäuben sogar dem Huhn die Augen zuhalten mit rechts). Nach dem (kurz und kräftig aus dem Handgelenk) Schlag den versteiften Hals auf den Hackklotz legen und mit dem spitzen Messer die Halsschlagadern durchstechen. Das Huhn zappelt nicht, kann ganz einfach über einen Eimer gehalten werden und ausbluten. Weil die Wirbelsäule nicht durchtrennt wird, gibt es keine Reflexzuckungen und Flügelschläge!
Das Ausbluten erfolgt sehr schnell und auch dabei bleibt das Huhn ruhig.

DIese Methode ist sehr streßarm für Mensch und Tier, wenn man den Ablauf richtig vorbereitet und etwas Übung beim Schlag und Stich hat.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Gigerl schlachten

#56

Beitrag von Zacharias » Mi 19. Okt 2011, 18:32

Hallo Thomas,

das kann ich dir ganz einfach beantworten: Weil der Schlag mit dem Beil einfacher ist, so nach dem Motto Augen zu und durch. Mir ist vom Kopf her schon bewusst, dass deine Methode die bessere ist, aber mein Bauch empfindet das als Gemetzel und da gehört einfach Mut zu, den ich nicht habe. Ich glaub, bei der Methode würde mir schon das Zugucken schwer fallen.
Grüße,
Birgit

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Re: Gigerl schlachten

#57

Beitrag von Thomas/V. » Mi 19. Okt 2011, 18:42

Also ich weiß nicht, ich fand das mit dem Beil viel "metzliger". Eben weil die Hühner viel unruhiger waren (kein Huhn hat still gehalten, auch nachdem es betäubt war, wenn ich den Kopf abgehackt habe).
Ich finde es z.B. auch "schön", dem Huhn noch mal "Auf Wiedersehen" zu sagen, wenn ich es unterm Arm halte. Ist vor allem bei netten Hähnen so (meine ersten Hähne waren Lachshähne, die sehr zutraulich waren).
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Gigerl schlachten

#58

Beitrag von Zacharias » Mi 19. Okt 2011, 18:55

Also den ersten von den beiden gestrigen hätte ich nicht unterm Arm halten können. Das war Meister Krabetzig, seines Zeichens Deutscher Zwergsperber. Ich weiß nicht ob die alle so sind, aber dieser war ein sehr aufgewecktes Kerlchen, der nicht viel von mir gehalten hat. Einer seiner Brüder war allerdings ein von Anfang an völlig zahmer, der mir auf Schritt und Tritt folgte... bis er vom Fuchs geholt wurde. Aber ich glaube, bei dem hätte ich Probleme mit dem Schlachten gehabt.
Mit dem 2. Hahn, ein Zwergvorwerk wäre das schon eher gegangen.
Das Gezappel nach Kopf ab stört mich übrigens gar nicht. Zumindest bei leichten Hühnern ist das ja eher harmlos.

Unser größtes Problem ist, dass uns Rassehühner nicht schmecken. Wir lieben zartes saftiges junges Fleisch. Mein Traum wäre Hybridhähnchen von einer Glucke aufziehen zu lassen, aber die müsste ich entweder im Stall halten oder der Fuchs wäre schneller als wir.
Grüße,
Birgit

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Re: Gigerl schlachten

#59

Beitrag von fuxi » Do 20. Okt 2011, 11:06

Thomas/V. hat geschrieben:Weil die Wirbelsäule nicht durchtrennt wird, gibt es keine Reflexzuckungen und Flügelschläge!
Oh, mann, warum bin ich da noch nicht drauf gekommen? Das Geflatter und Gezucke beim Ausbluten find ich immer schlimm.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Manfred

Re: Gigerl schlachten

#60

Beitrag von Manfred » Do 20. Okt 2011, 11:32

@Thomas:
Ich habe zwischenzeitlich keine mehr geschlachtet. Werde zukünftig auch den Stich durch die Halsschlagadern anwenden.
Die Beilmethode habe ich beschrieben, weil eh davon die Rede war und sie auch für Anfänger halbwegs narrensicher ist.
Kopf ab ist Kopf ab. Da kann man außer unzulänglicher Betäubung nichts falsch machen was zu unnötigem Leid führen würde. Und wenn die Betäubung beim ersten Versuch nicht zu 100% sitzt ist es trotzdem nach ein paar Sekunden vorbei.

Wer gleich mit der Stichmethode anfangen will, kann natürlich auch mit einem Schnitt von der Kehle bis zur Wirbelsäule auf Nummer sicher gehen, falls sein Stich nicht optimal sitzt.

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