Vom Kompost zur Humuserde

Moderator: kraut_ruebe

Eberhard
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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#71

Beitrag von Eberhard » Di 25. Jun 2024, 15:05

emil17 hat geschrieben:
Di 25. Jun 2024, 07:36
Wer behauptet, mit BZH könne man das Welternährungsproblem lösen, der sollte darauf eine Antwort bereit halten, die den Praktikern plausibel ist.
Der Umgang mit Visionen ist Dir auch nicht gegeben.
Von der Vision, dass der Mensch fliegen könnte, bis zur heutigen Realität war es auch ein längerer Weg, und die Umsetzung dessen stellt sich desweilen auch etwas "variiert" dar. Das mit dem Ankleben von Federn und dem Armwackeln war es dann in dieser Kombination nicht.
Aber ohne die Vision und den Willen zur Umsetzung wäre eine Luft- und Raumfahrt nie entstanden.

Umsetzung von Visionen: Ein Flugzeug, das schwerer als Luft ist, hast Du schon mal gesehen und dessen Existenz und Funktionieren anerkannt?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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emil17
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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#72

Beitrag von emil17 » Di 25. Jun 2024, 18:11

Der Mensch kann nicht fliegen. Man kann bloss Maschinen bauen, die Menschen durch die Luft transportieren. Die sind physikalischen Gesetzmässigkeiten unterworfen. Ob sie funktionieren oder nicht, entscheidet das Experiment. Die Vision war, dass es machbar sein müsse, eine in der realen Welt funktionierende und beherrschbare solche Vorrichtung zu bauen.
Visionen, die grundlegenden Erkenntnissen von Physik und Chemie widersprechen, oder gar auf schlichter Rechenunfähigkeit basieren, sind etwas anderes. Entweder es ist Märchen oder Science Fiction oder Religion oder bloss nur schlecht durchdacht. Märchen oder Science Fiction sind zulässig und faszinierend, weil Autor und Publikum wissen, woran sie sind, und keiner den Anspruch hat, es verwirklicht sehen zu wollen. Damit ist der Autor von der Auflage befreit, es sich widerspruchsfrei zu bekannten Naturgesetzen auszudenken, oder sich unbequemen Rückfragen zu stellen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 3585 gelöscht

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#73

Beitrag von Benutzer 3585 gelöscht » Di 25. Jun 2024, 18:32

@ Eberhard
Eigentliche Eigenschaften des Dauerhumus sind aber langfristige Stabilität und die Fähigkeit des Speicherns und Binden von Nährstoffe in wasserunlöslicher Form, so dass sie eben nicht durch einen Starkregen ausgewaschen werden.
Das ist richtig.
Welche Stoffe aber genau im Dauerhumus, haben diese Fähigkeit, Stickstoff für 25 Jahre zu binden und 10 % des Kohlenstoffs im Boden zu speichern?

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#74

Beitrag von Rohana » Di 25. Jun 2024, 19:43

Eberhard hat geschrieben:
Di 25. Jun 2024, 12:35
nicht zu ersetzen durch wühlen
Nein, ich sprach nicht von Wühlen, sondern von Erleben, Fühlen.
Wenn Deine gelernten chemisch-biologischen Grundlagen nicht die Eindrücke der eigenen Sinne wiedergeben, stellen sich Fragen.
Die Frage die sich hier stellt: Lachen oder Weinen?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Eberhard
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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#75

Beitrag von Eberhard » Di 25. Jun 2024, 21:33

Brunnenwasser hat geschrieben:
Di 25. Jun 2024, 18:32
Welche Stoffe aber genau im Dauerhumus, haben diese Fähigkeit, Stickstoff für 25 Jahre zu binden und 10 % des Kohlenstoffs im Boden zu speichern?
Es ermutigt mich, wenn auch mal einer an Bindung denken kann und nicht nur an Durchfluss.
Ich verweise zuerst noch einmal auf die Humustheorien, siehe Link in #23. Die von Dir eingebrachten Zahlen muss ich nicht kommentieren ob ihrer Korrektheit im genannten Zusammenhang. Sowie: Wenn man noch von Theorien spricht, gibt es auch keine auf den Punkt ausformulierten absoluten Beschreibungen, die man in unumstößliche Gesetze eingießen kann, auch nicht durch mich.
Wenn der Begriff Dauerhumus noch in Bewegung ist, sind Dinge und Prozesse um ihn herum ja ebenso wenig wissensmäßig fixiert.

Nach dieser Vorbemerkung lasse ich dann eigene Zusammenfassungen und Interpretationen folgen.
Zu beiden Teilfragen kann man die Fraktionen totes Material und Leben betrachten.

Kohlenstoffbindung:
Erst Mikroben lassen Humus entstehen (Beitrag aus 12/2012)
Als Ergebnis fanden wir Reste von Bakterienzellwänden überall in unseren Bodenproben
Leben basiert auf Kohlenwasserstoffen. Also beherbergt auch Lebendes einen Anteil an Kohlenstoff, jetzt nicht ein einzelnes Individuum auf Dauer, aber für die meisten Individuen gibt es Fressfeinde bzw. Verwerter iher sterblichen Überreste, so dass eine Kontinuität bestehen kann, aber auch ein Wachstum oder ein Niedergang. Stabile Aggregate wie Ton-Humus-Komplexe, aber auch verschiedene Tonminerale und neu Pflanzenkohle bieten Lebensraum (Wasserspeicher, Schutz vor Fressfeinden).

Stickstoffbindung:
Kationenaustauschkapazität: Hier wird Stickstoff nicht genannt.
Nitrat ist leicht wasserlöslich. Ammonium dagegen ist basisch und könnte beteiligt sein. Z.B. wird die Bindung von Ammonium an Zeolith erwähnt.
Gelingt der Forschung eine zweite Stickstoff-Revolution? (Beitrag aus 11/2009)
Pflanzen ... sind auf reaktionsfreudigere Stickstoffverbindungen wie Nitrat (NO3-) oder Ammonium (NH4+) angewiesen – oder auf die Hilfe von Bakterien
Wenn man also die Zulieferung per Düngung ausblendet, bleibt die zeitnahe Zulieferung per Stoffwechsel durch Bodenleben. Mit AKRA Azotobacter können 40-80% des handelsüblichen Stickstoffaufwandes eingespart werden.
Interessanterweise wurde die konkrete Form des durch stickstoffbindende Bakterien fixierten Stickstoffs in meiner Wahrnehmung noch nicht publiziert. Da bleibt ein Fragezeichen (Nitrat, Ammonium, Futtereiweiß o.a.?).
Daneben dokumentiert sich Leben durch Eiweiße und damit auch durch Stickstoffgehalt. Viel Leben im Boden bedeutet somit auch bzgl. Stickstoff Erhalt und eine Fixierung.

Bezüglich "da gibt es Bodenleben und das macht irgendwas": Etwas differenzierter darf man das ruhig anschauen.
planet wissen - Bodenleben

Mikroben/Bodenleben kommen also nicht irgendwann später, sondern sind stets aktiv beteiligt (wenn man sie lässt). In diesem Sinne darf man dann auch noch mal 2 der Konsequenzen für die Landwirtschaft lt. Humustheorienskript aufnehmen.
- Mikrobielle Aktivität für die Humusneubildung fördern: Überladung mit Salzionen woher auch immer ist eine Antiförderung. Pestizide sind eine Antiförderung.
- Das Bodenleben kontinuierlich ernähren: Nicht nur irgendwie etwas haben, funtionierendes Leben muss kontinuierlich gefüttert werden, und dann guckt man nochmal hin, welche (wichtigen) Individuen welches Futter benötigen.

Zu einigen Quellen habe ich die verfügbare Zeitangabe hinzugefügt. Ja, das ist nichts Neues. Wenn es aber nicht brandneu ist, kann man so etwas doch mal in seine Überlegungen und Äußerungen einfließen lassen, statt da ein ultimatives Ablehnungsprogramm abzufahren wie manche.
Mit freundlichem Glück Auf!

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#76

Beitrag von emil17 » Di 25. Jun 2024, 22:35

Eberhard hat geschrieben:
Di 25. Jun 2024, 21:33
Wenn man noch von Theorien spricht, gibt es auch keine auf den Punkt ausformulierten absoluten Beschreibungen, die man in unumstößliche Gesetze eingießen kann, auch nicht durch mich.
Wenn der Begriff Dauerhumus noch in Bewegung ist, sind Dinge und Prozesse um ihn herum ja ebenso wenig wissensmäßig fixiert.
Dazu die Bedeutung des Begriffs Theorie in der Naturwissenschaft (wiki):
Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist eine Theorie hingegen ganz im Gegenteil [zum allgemeinen Sprachgebrauch, e17] ein System (möglichst objektiver) wissenschaftlich begründeter Aussagen, das geeignet ist, Gesetzmäßigkeiten zu erklären und Prognosen über die Zukunft zu erstellen; berühmte Beispiele sind die Evolutionstheorie und die Relativitätstheorie.
Mit anderen Worten, Theorien stellen das mathematische Werkzeug zur Verfügung, um verlässliche Prognosen zu machen. Das geht nur, wenn man weiss, wovon man redet - mithin wenn man exakte Definitionen hat.

Der Begriff Dauerhumus ist definiert, nämlich als Humus, der sich nicht oder kaum abbaut. Die Frage ist, wie man ihn bestimmen und von anderen Humusformen abgrenzen kann. Kann man es nicht, ist der Begriff nicht als Erfolgskontrolle oder Zielgrösse eines Bodenbewirtschaftungsverfahrens nützlich. Wenn wie behauptet der Dauerhumusaufbau wesentliches Ziel der Humusbereitung nach Verfahren xyz sein soll und man die Qualität des Bodens am Dauerhumusgehalt beurteilen könne,
Eberhard hat geschrieben:
Mo 10. Jun 2024, 10:16
Ich selber erkenne als Erstes aus dem Vortrag, dass da ein nachvollziehbarer Weg beschrieben wird, wie man in einem relativ kurzen Zeitraum von Bioabfall zu einem Dauerhumus kommen kann, wo doch allgemein noch die hauptsächliche Meinung gilt, dass es Jahrhunderte und Jahrtausende dauert, bis da einige Krümel Dauerhumus neu erzeugt werden können.
dann sollte man allerdings schon wissen, wovon genau man redet und wie man das bestimmt.

Also, wovon wird da geredet? Von etwas, was noch gar nicht wissensmässig definiert sein soll, wie wir jetzt eben erfahren? (siehe oben)
Nun gut, wenn man es nicht weiss, ist es auch egal, ob und wie es sich von Biozyklisch-veganer Humuserde unterscheidet, von dem man das ja eigentlich auch nicht weiss. Auch das ist eine der seit langem offenen Fragen.
Das Verfahren der biozyklisch-veganen Kompostbereitung reduziert sich dann auf was, wenn das, worin es besser sein soll als andere Kompostierverfahren, weder bestimmbar noch genau definiert ist? Mit anderen Worten, was ist neu daran? Auch das ist eine dieser offenen Fragen.

Zu den Mikroben nur soviel: es bestreitet niemand ernsthaft, dass die unwichtig sind. Es gibt jedoch eine schöne wissenschaftliche Theorie, die besagt, dass keine chemischen Elemente entstehen oder verschwinden können. Solange die Frage der Nachlieferung oder der Bilanzen nicht geklärt ist, ist es folglich für die Frage der Ertragssicherung unwesentlich, ob und wie Mikroben beteiligt sind, denn sie können einen bilanzmässig sich ergebenden Nährstoffmangel nicht ausgleichen. Das hat mit der Tatsache, dass Stickstoff in Eiweiss enthalten ist und Eiweiss Leben erst ermöglicht und mehr Leben folglich mehr Stickstoff bedeutet, überhaupt nichts zu tun.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.


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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#78

Beitrag von Eberhard » Di 25. Jun 2024, 23:21

emil17 hat geschrieben:
Di 25. Jun 2024, 22:35
Der Begriff Dauerhumus ist definiert, nämlich als Humus, der sich nicht oder kaum abbaut. Die Frage ist, wie man ihn bestimmen und von anderen Humusformen abgrenzen kann.
Nun, zuerst ist der Begriff Dauerhumus für Dich Neuland und bis vor kuzem gar nicht verwendet. Hat ein Blitzeinschlag Dich halbwissend gemacht?

Mit einer Bestimmung von C-org kommt man hier nicht weiter, eine Glühprobe verbrennt alles organische, sicher auch zusätzlich meine Pflanzenkohle.
Da müsste man also das Mikroskop bemühen und durchzählen, nachdem man für sich struktrell fixiert hat, was stabile Aggregate im Sinne von Dauerhumus sind. An mir ist zumindest der Begriff Aggregate nicht spurlos vorbeigezogen, und ich halte diese auch für unterscheidbar gegenüber weniger oder mehr zerkleinerter Pflanzenreste. Immerhin gibt es Abbildungen von Ton-Humus-Komplexen als Vertreter des Dauerhumus, also manche sind da drei Meilen weiter als Du.

Eine Denkaufgabe ist folgende: Es wird oft publiziert, das der Humus im Boden etwa zu 90 Prozent Dauerhumus und zu 10 Prozent Nährhumus ist, bzw. in ähnlichen Bereichen. Dann gibt es Dauerfeldversuche, wo man mit erhöhter organischer Zufuhr den Humusgehalt erhöhen wollte, was auch gelang bis hin zu Fließgleichgewichten, die sich abhängig vom Boden, Bodenparametern usw. bei um 3 - 4 Prozent einpegeln. Die Schlussfolgerung, eine höherer Humusgehalt im Boden wäre nicht erreichbar, wurde durch praktisch Alleinzufuhr von Nährhumus und dessen Vorstoffen betrachtet und getroffen.
Wenn es aber echte und alte Böden mit mehr als 5 Prozent gibt, wie soll das mit der Theorie der Fließgleichgewichte mit der Folge der Limitierung vereinbar sein? Echte Terra Preta kommt mit über 20 Prozent Humus in Meterdicken daher, es wurde ein Alter bis etwa 7000 Jahre ermittelt. Teilweise wurde Terra Preta abgebaggert, um das zu vermarkten. Nachdem das verboten wurde und die Flächen sich selbst überlassen wurden, stellte man nach einiger Zeit fest, dass diese Terra Preta alleine nachgewachsen ist. Mit etwas Aufstreuen von Nährhumus ist das nicht erklärbar.
Also müsste man auch über den Weg der Erzeugung hin zu stabilen Humus kommen.
es bestreitet niemand ernsthaft, dass die unwichtig sind
Oh doch. Wer heute die Mikroben für unwichtig hält, steh auf der Seite der Unwissenden und Dummen, und die nimmt zahlenmäßig ab.

Deine vielfachen offenen Fragen: Erfasse ausnahmsweise mehr als die bisherigen Selektionen aus den Quellen, die Deiner Argumentation dienlich sind. Ansonsten zitiere ich einen ehemaligen Kollegen: "Versuche mal, einem Ochsen Englisch beizubringen. Der sagt Muhh." Auch nach einem zweiten Versuch oder einem dritten.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#79

Beitrag von Rohana » Di 25. Jun 2024, 23:25

Du vergisst dass der Boden nicht im luftleeren Raum existiert. Da ist ja noch n bissl drumrum.
Ich möchte auch sehen wie du im Mikroskop erkennst welcher Humus nun "Dauerhumus" ist oder nicht :pfeif: und wie möchtest du das dann zählen... ?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#80

Beitrag von Eberhard » Di 25. Jun 2024, 23:48

zählen... ?
Bei einer biologischen Analyse werden Mikroskope eingesetzt, die selber die Krabbeltierchen zählen können und das konnten, noch bevor jeder Taxifahrer von KI sprach.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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