penelope hat geschrieben: ↑So 18. Dez 2022, 10:16
Zum Argument: "so ein Wald braucht auch Pflege, ihr wisst gar nicht wie viel Arbeit das ist" kann ich sagen: doch, weiß ich - man wartet auf einen Anruf, gibt sein ok und füllt einen Zettel aus. Das war es dann.
Ja, klar. Weil der Förster auch alles umsonst und für sein Vergnügen macht.
Nach der Logik könnte ich die Milch auch bei Aldi kaufen und die Kühe sein lassen. Ist viel weniger Arbeit!
Wir könnten auch einen Bewirtschaftungsvertrag mit der Waldbauernvereinigung schliessen und hätten keine Arbeit mehr mit dem Wald. Kann man alles machen und macht sicher Sinn wenn man keine eigene Forstausrüstung etc hat, bzw. sich selbiges nicht lohne weit Waldfläche zu klein, oder sich bei Gemeinschaftswald es sowieso anbietet. Aber deswegen zu behaupten ein Wald mache keine Arbeit ist schlicht Unfug

bissl Holz einschlagen und weiter nix tun ist der Sache nicht förderlich. Ein Wirtschaftswald, der auch zukünftig Ertrag bringen soll, braucht Pflege - vom Durchforsten bis zum Anpflanzen jedes Jahr, Jungpflanzen freistellen und ggf. ergänzen, Zukunftsbäume erziehen, ggf. Sturm- und Käferschäden aufarbeiten, Wege- und Heckenpflege, ....
Wir machen die Arbeit halt selbst, und die Wertschöpfung bleibt auch bei uns.
Natürlich darf man in seinem privaten Wald auch selbst arbeiten, wenn man eben der Meinung ist, man macht das besser als der Förster und der holt nicht genug Geld aus dem Wald. Dann kann man auch selbst dadurch stapfen und sich über jede Buche einzeln ärgern - aber dann ist das vielleicht eher das Hobby.
Ich ärgere mich nicht über Buchen. Ich mag sie sogar sehr gerne. Es sind tolle Bäume, grade die alten. Wir werden diesen Winter leider meine liebste "Buchen-Allee" am Waldrand-Südhang fällen müssen. Da bilden ein paar Buchen vom Waldrand ein richtiges Dach über dem Weg daneben. Die werden so ein Alter von 100 bis 120 Jahren haben, vielleicht mehr, und jetzt hat sie ein Pilz erwischt

. Das traurige ist halt dass die keine Karriere vor sich haben - und da könnte auch dein Förster nix dran ändern. Taugt nicht als Sägeholz. Die Säge möchten bitte gleichmässige Stämme ohne Äste und auch nicht mit 1m Durchmesser... ganz bestimmt keine sehr individuellen Individuen wie diese (Zwiesel, ewig breit, niedriger Astansatz, sehr starke untere Äste zur Südseite etc pp). Zum Aufarbeiten auch ein riesiger Spass, so eine alte Buche
Die Buchen können nix dafür dass sie nicht "in die Säge wachsen" so wie das diverse Nadelhölzer tun. Wir haben durchaus auch sägetaugliche Stämme, die muss man aber suchen, das ist nichts selbstverständliches.
Ich hab also das beste Beispiel direkt vor der Nase: die prächtigen Erdmannwälder und das Waldstück meiner Familie, dass in einem anderen Gebiet liegt und wo irgendwie immer was ist, sei es Sturm, Nässe, Trockenheit oder Borkenkäfer.
Nebenbei ist die Grundlage des Erdmann-Waldes ein Boden und ein Klima mit dem sich relativ viel anfangen lässt. Allerdings, so schön der Wald ist, wie aktiv wird der denn bewirtschaftet? Wenn ich im Video höre dass man andere Wälder nach diesem Vorbild umbauen will in "klimastabile, strukturreiche, artenreiche Mischwälder" dann fehlt mir der Punkt der Wirtschaftlichkeit. Grade wenn so viel Laubholz angebaut werden soll, wird denen mal das Holz ausgehen was auch Geld bringt und nicht nur hübsch ist - es sei denn es ist Naturschutzgebiet wo tatsächlich der Naturschutz Hauptsinn und -zweck der ganzen Geschichte ist. Hab ich ja nix gegen, muss man aber auch so betiteln und nicht einen Naturschutzwald als Vorbild für einen Wirtschaftswald hinstellen.
Ist klar dass eine Fichtenmonokultur anfällig ist, genau wie die Kiefernmonokultur die der Ausgangspunkt für die Überlegungen und Handlungen des Herrn Erdmann waren. Monokulturen haben das so an sich - speziell wenn sie an ungünstigen Standorten stehen (ich war öfter mal im Harz, das tut so richtig weh). Man kann die aber auch ganz un-ideologisch behutsam und trotzdem auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet umbauen. Musst halt gucken was wo mit den Bedingungen zurecht kommt, welche Hölzer bis zu welchem Alter stehen bleiben und die "Brotbäume" werden sollen - das sind bei uns immernoch zum Grossteil Nadelbäume. Kiefern; Lärchen, Douglasien, Tannen und natürlich viele Fichten da wo es mehr Wasser hat, Esskastanie, Schwarznuss, Eiche wo es trockener ist. Buche wächst sowieso überall und alles was sonst so anfliegt darf gerne bleiben wenn's das Reh überlebt - was es ausserhalb des Zauns ohne Einzelschutz kaum tut

aber manchmal wird man überrascht von Sonderlingen wie Elsbeere oder einer einsamen Tanne, schnell Zaun drum machen. In den letzten Jahren sehe ich immer mehr Eiben-Sämlinge in einem bestimmten Stück Wald - da fliegen die Vögel vom Garten der Nachbarin rüber und kacken hin, leider gehört der Wald zum Nachbarn...
Man muss also als Waldbesitzer von sich aus also gar nichts unternehmen, sondern ein Profi mit Ahnung von der Sache kommt auf einen zu, ganz ohne das man selbst aktiv werden müsste.
Last not least: Spätestens dann wenn der Borkenkäfer sich in deinen Fichten heimisch fühlt und sämtliche Nachbarbaumbestände gefährdet, musst du sehr wohl was unternehmen (lassen), sonst werden die Förster ungemütlich. Gibt hier oft so kleine Waldstücke wo die Besitzer nichtmal wissen dass es ihnen gehört, da muss man ewig nachrennen.
Die Vorstellung, dass aus unserem Forststück auch mal wieder ein richtiger Wald wird, macht mir einfach ein gutes Gefühl, auch wenn ich zu meinen Lebzeiten höchsten noch die allerersten Anfänge miterleben werde. Und oben drauf steht man finanziell damit nicht schlechter, sondern eher besser da.
Das darfst du gerne erläutern. Wo kommt das Geld her? Von den Subventionen für Waldumbau? Oder doch von den bisherigen Fichtenbeständen die jetzt geerntet werden?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)