Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3661

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 14. Feb 2022, 09:33

penelope hat geschrieben:
Mo 14. Feb 2022, 09:24
Man hätte also Contergarn zwar in Deutschland verbieten, aber weiterhin für den Export in anderen Länder produzieren können? Gibt sicherlich 3. Welt Länder, die auf günstige Medikamente angewiesen sind und so hätte das Unternehmen noch weiter Gewinn machen können?

Glücklicherweise haben die allermeisten Menschen so was wie Anstand und Moral und ziehen das nicht in Betracht. Und bei den übrigen, mit einem gewissen Defizit in diesem Bereich, braucht es halt Regulierungen.
Oh, haat du den VHS Kurs "Zwischen den Zeilen Beleidigen anderer Leute" belegt :haha:

Contergan ist bis heute nicht verboten, es bietet als Schlafmittel für Schwangere nur keiner mehr an.
Stattdessen wird der Wirkstoff gegen Prostata-Krebs, Lepra und ein paar Hautkrankheiten eingesetzt.

penelope
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3662

Beitrag von penelope » Mo 14. Feb 2022, 09:42

Oelkanne hat geschrieben:
Mo 14. Feb 2022, 09:33

Contergan ist bis heute nicht verboten, es bietet als Schlafmittel für Schwangere nur keiner mehr an.
Ja, das ist eben der erste Punkt: Das Unternehmen hat ethisch gehandelt und die Produktion eingestellt.

Der Wirkstoff wird in sehr wenigen Fällen noch in anderen Medikamenten verwendet - unter sehr strenger Regulierung, eben damit niemand damit wieder Schaden anrichten kann -> zweiter Punkt.

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3663

Beitrag von emil17 » Mo 14. Feb 2022, 09:47

Für mich ist es aus Sicht der Ethik logisch, dass man nichts herstellen, importieren und verkaufen darf, was verbotene Inhaltsstoffe enthält oder auf unzulässige Weise erzeugt wurde. Es ist ein notwendiger, aber nicht ausreichender Schritt hin zu einer besseren Welt.
Aus genau diesen Überlegungen heraus können auch gewisse im Ausland begangene Straftaten vor Gerichten in anderen Ländern eingeklagt werden.
Das Beispiel Asbest ist übrigens klassisch dafür, wo der Stellenwert des Verbraucher (und Arbeiter-) schutzes für die produzierende Industrie in Wirklichkeit steht: ganz weit hinten.

Man muss, um problematische Substanzen weg zu bekommen, alles machen: sie nicht produzieren, und sie nicht zulassen. Und es braucht internationale Handelsabkommen, die das respektieren.
Es ist logisch, dass die Deutschen den Russen nicht vorschreiben können, was diese produzieren und in Drittstaaten exportieren oder von Viertstaaten importieren dürfen.
Bei internationalen Abkommen versuchen die Exportstaaten regelmässig, im Interesse der Konzerne die Kennzeichnungspflicht zu unterlaufen, weil das a) endlos wäre (Zulieferer der Zulieferer, verständlich) und b) weil es den Handel und Export vereinfacht (unverständlich, wenn damit Umweltprobleme maskiert werden sollen) und c) weil es die einheimische Industrie, die bereits auf sauber umgestellt hat, gegenüber den Importen bevorzugen würde (das eigentliche Motiv).

Ein Erfolgsbeispiel ist die Verbannung der FCKW in Kühlanlagen wegen dem Ozonloch. Ein anderes das Verbot von Quecksilber in Thermometern, Saatbeiz- und Desinfektionsmitteln. Das konnte sich aber nur durchsetzen, weil die Staaten, die das zuerst wollten, die einheimische Industrie mit Produktions- und Verkaufsverboten geschädigt haben.

Auch hier könnte man sagen, was geht es die Deutschen an, wenn die Russen FCKW für indische Kühlschränke produzieren? Der Fall ist klar, sobald das Zeug in die Umwelt gelangt. In welchem Land es das tut, ist ziemlich egal.

Deutschland (genau genommen, die deutschen Steuerzahler, die Profiteure haben es nicht so mit Steuern zahlen) hat zudem teures Schmerzensgeld bezahlt: man hat früher Giftmüll in der DDR deponieren lassen, weil die für Devisen alles gemacht haben und es billger und einfacher war. (--> Deponie Schönberg) Das war alles legal. Man kann dem Nachbarstaat ja nicht vorschreiben, was die zu tun haben, nicht wahr? Und warum hat die so saubere deutsche und niederländische Industrie das Zeug nicht bei sich selber deponieren wollen?
Dumpingpreise und die unzulängliche Überwachung durch die DDR-Behörden machten die Deponie Schönberg für die europäische Abfallwirtschaft interessant. Der Preis für die Benutzung einer Müllverbrennungsanlage lag im westeuropäischen Wirtschaftsgebiet bei bis zu 300 DM pro Tonne, noch deutlich teurer war die Deponierung von Sondermüll in einer Untertagedeponie. In Schönberg dagegen konnte Müll für 20 DM pro Tonne entsorgt werden.
...
Politiker in Kiel, Hamburg oder Nordrhein-Westfalen erhielten Vergünstigungen vom Hauptgesellschafter Adolf Hilmer, wie beispielsweise regelmäßige Geldzuwendungen, Urlaubsaufenthalte in Travemünde, auf Föhr etc. (wiki)
Nachdem man diese Landstriche wieder heimgeholt hat, darf der Staat (wer denn sonst?) diese Deponien sanieren.
In der Schweiz ist es dasselbe, nur beteiligt sich die verursachende Industrie an den Kosten solcher Sanierungen, um schlechte Presse zu vermeiden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3664

Beitrag von emil17 » Mo 14. Feb 2022, 09:57

Oelkanne hat geschrieben:
Mo 14. Feb 2022, 09:33
Oh, hast du den VHS Kurs "Zwischen den Zeilen Beleidigen anderer Leute" belegt :haha:
Eigentore sind nicht verboten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3665

Beitrag von Rohana » Mo 14. Feb 2022, 12:11

penelope hat geschrieben:
Mo 14. Feb 2022, 00:37
Unsere "Insel der Glückseligkeit" hat in diesem Fall viele Menschen hier vor dem Tod bewahrt.
Diese neue Insel der Glückseligen wird nur bewirken dass das, was totreguliert werden soll, schlichtweg abwandert, und der Regulierungswahnsinn guckt in die Röhre. Wem genau ist damit geholfen?

Mal ganz abgsehen davon finde ich es seltsam wenn für Pflanzenschutzmittel die Ethik und Moral auf einmal zählt, aber es gibt sicher genügend andere Baustellen... die nicht so publikumsträchtig sind, wo mehr Geld hintersteht, weiss der Geier. :hmm:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3666

Beitrag von emil17 » Mo 14. Feb 2022, 13:20

Wie oft muss man es noch wiederholen?
Der Übelstand an einem anderen Ort ist keine Ausrede, hier nichts zu verbessern. Denn dann kann jeder nichts machen, weil es andernorts auch schlimm ist, und es geschieht nichts.
Das wir hier über Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion diskutieren, kommen auch nur solche Themen zur Sprache. Keiner hat wohl die Illusion, in anderen Bereichen sei alles gut.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3667

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 14. Feb 2022, 13:46

emil17 hat geschrieben:
Mo 14. Feb 2022, 13:20
Wie oft muss man es noch wiederholen?
Der Übelstand an einem anderen Ort ist keine Ausrede, hier nichts zu verbessern. Denn dann kann jeder nichts machen, weil es andernorts auch schlimm ist, und es geschieht nichts.
Wie oft muss man es noch wiederholen?
Es. wird. durch. dieses. Vorhaben. NICHTS. besser.

In den Ländern in den die Wirkstoffe zugelassen sind, wird sich nichts ändern.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3668

Beitrag von penelope » Mo 14. Feb 2022, 14:28

Das ist einfach die Frage, was man unter "besser" versteht.

Wenn man es "besser" findet, dass als schädlich eingestufte Mittel im eigenen Land nicht mehr produziert werden, dann.wird.es.besser. ;)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3669

Beitrag von emil17 » Mo 14. Feb 2022, 14:43

Ich wiederhole es gerne nochmal: Damit es dort besser wird, braucht es auch Importverbote von mit unzulässigen Mitteln hergestellten Waren. Die gibt es schon insofern, als dass importierte Nahrungsmittel und andere Waren auf unzulässige Rückstände von pestiziden Weichmachern usw. geprüft werden (sollten).
Nun ist es für viele Menschen schwierig, anderen etwas zu verbieten, solange man es selber herstellt, um damit Geld zu verdienen.

Die Diskussion gibt es auch bei Waffenexporten: Wenn die Armee eines totalitären Regimes schon die eigene Zivilbevölkerung massakriert, dann doch bitte mit unseren Waffen und nicht mit denen der Russen oder Chinesen. Für die umgebrachten Leute ändert sich nichts, aber wir behalten die Arbeitsplätze. Folglich wäre es dumm, auf den Export solcher Dinge zu verzichten.

Diese Sicht der Dinge kann man zur Kenntnis nehmen. Teilen kann man sie nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3670

Beitrag von penelope » Mo 14. Feb 2022, 14:54

Und auch in Bezug auf Importverbote könnte man argumentieren, dass wenn wir irgendwas nicht abnehmen, sich sicher ein anderer Abnehmer finden würde. Das kann man annähernd ins Unendliche fortführen.

Es ist halt eine grundsätzliche Frage, ob man die Perspektive hat zu schauen, was man selbst leisten kann, oder ob man sich daran orientiert, auf keinen Fall mehr zu leisten als irgendwer anders.

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