Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3441

Beitrag von Rohana » Sa 25. Dez 2021, 13:36

emil17 hat geschrieben:
Sa 25. Dez 2021, 09:43
Rohana hat geschrieben:
Fr 24. Dez 2021, 00:09
Bei 600-800l pro Tag wie bei uns, brauchts halt n paar Kunden dass man da was von merkt. Mal ganz abgsehen davon dass nicht jeder Hinz und Kunz am Milchtank haben möchte.
Bei unserer Käserei füllt selbstverständlich das Personal ab. Am einfachsten geht das für alle, wenn man zwei angeschriebene Gebinde hat, dann lässt man das saubere leere da und nimmt das abgefüllte mit.
Das hat aber den Vorteil, dass die Leute an den Hof kommen und sehen wie ihr wirtschaftet. Dann stellste im Herbst auch mal ein paar Kisten Obst oder Lagergemüse da, das verkauft sich dann auch.
Kleinvieh mancht bekanntlich auch Mist. 100 Liter im Monat zu 50 ct geben 50 Euro sind 600 pro Jahr, ist doch schon mal was.
Dann kommt vielleicht plötzlich noch Ware vom Nachbarn dazu, der vielleicht selber Wurstwaren macht oder Wein oder Eier hat. Bei uns sind viele Hofläden so entstanden.
Ach Emil... :kaffee:
Wir verkaufen gelegentlich Milch ab Tank an Verwandte und Bekannte, ist ja kein Problem, aber eben auch nicht die Masse. Die geben gerne mehr als die 50ct pro Liter die wir verlangen - und die 50 ct sind schon gar nicht mehr aktuell, auf die kommen wir per Molkerei mittlerweile auch, ich suche dann mal die nächste Abrechnung.
Leute am Hof sind nur ein Vorteil wenn man grade Zeit dafür hat - Zeit ist Geld, weisste ja, und weder das eine noch das andere haben wir zuviel. Jetzt wo ich in Elternzeit bin hab ich genug Zeit um Interessierte rumzuführen, da kommen schnell mal 2-3h für die Basics zusammen - die wissen nix und man beantwortet gerne Fragen. Aber wenn ich wieder regulär arbeite fällt diese Zeit weg, mein Mann hat eh von morgens bis abends zu tun es sei denn es regnet, und dann wird gebastelt. Die Altenteiler sind nur noch zum Melken mit. Da ist kein "Personal" was untätig rumsteht ;) und unbegleitet geht hier gar nix für Besucher, das ist im besten Fall nervig und im schlimmsten Fall lebensgefährlich!

Und ja, ich lade gerne ein. Z.B. die Mamis von meiner Mutter-Kind-Gruppe, oder Leute bei denen ich Kinderklamotten kaufe, anderweitige Verwandte und Bekannte sowieso. Zum verkaufen steht allerdings nix rum und da wird auch nix dazu kommen dank Alleinlage :aeh:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3442

Beitrag von Laura_Maelle » Mo 27. Dez 2021, 06:55

emil17 hat geschrieben:
Sa 25. Dez 2021, 09:43
Rohana hat geschrieben:
Fr 24. Dez 2021, 00:09
Bei 600-800l pro Tag wie bei uns, brauchts halt n paar Kunden dass man da was von merkt. Mal ganz abgsehen davon dass nicht jeder Hinz und Kunz am Milchtank haben möchte.
Bei unserer Käserei füllt selbstverständlich das Personal ab. Am einfachsten geht das für alle, wenn man zwei angeschriebene Gebinde hat, dann lässt man das saubere leere da und nimmt das abgefüllte mit.
Das hat aber den Vorteil, dass die Leute an den Hof kommen und sehen wie ihr wirtschaftet. Dann stellste im Herbst auch mal ein paar Kisten Obst oder Lagergemüse da, das verkauft sich dann auch.
Kleinvieh mancht bekanntlich auch Mist. 100 Liter im Monat zu 50 ct geben 50 Euro sind 600 pro Jahr, ist doch schon mal was.
Dann kommt vielleicht plötzlich noch Ware vom Nachbarn dazu, der vielleicht selber Wurstwaren macht oder Wein oder Eier hat. Bei uns sind viele Hofläden so entstanden.
Das kann ich bestätigen aus dem Schweizer Mittelland und auch dem Berner Oberland, wo ich einmal einen vorbildlichen Hof besuchte, der wirklich aus allem im Hof Geld machte. Die Käserei war gleichzeitig für Touristen zugänglich über mit Glaswänden getrennte Besuchergänge. Man konnte die ganze Käseproduktion mitansehen. Dann gab es noch einen Verkaufsraum und ein Restaurant innen und außen, Gartenwirtschaft, weiter ein kleines Bauernmuseum mit historischen Gegenständen aus Bauernbetrieben. Nicht zu vergessen die herrliche Landschaft mit Wanderwegen. Dort war extrem viel los, sodass auch Räume für Anlässe vermietet wurden in dieser Bauernwirtschaft. Es waren vor allem auch viele Japaner als Touristen zu sehen.
Liebe Grüße, Laura Maelle

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3443

Beitrag von Rohana » Mo 27. Dez 2021, 17:18

Hast du mal nachgefragt wie viele Leute dort arbeiten? :D Also, kann man machen, ist ja toll, aber als kleiner Familienbetrieb nur sehr bedingt stemmbar - und Arbeitskräfte muss man auch erstmal bekommen! Grade in der Tierhaltung wird das zunehmend ein Problem.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3444

Beitrag von sybille » Mo 27. Dez 2021, 17:53

und Arbeitskräfte muss man auch erstmal bekommen! Grade in der Tierhaltung wird das zunehmend ein Problem.
Das stimmt so nicht. Vor Jahren hatte ich einen Job oder zumind. einen Minijob in der Landwirtschaft gesucht. Bis ich dann melken gehen konnte bekam ich viele Absagen nur weil ich eine Frau bin und das höre ich hier auch von Anderen.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3445

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 27. Dez 2021, 21:09

sybille hat geschrieben:
Mo 27. Dez 2021, 17:53
und Arbeitskräfte muss man auch erstmal bekommen! Grade in der Tierhaltung wird das zunehmend ein Problem.
Das stimmt so nicht. Vor Jahren hatte ich einen Job oder zumind. einen Minijob in der Landwirtschaft gesucht. Bis ich dann melken gehen konnte bekam ich viele Absagen nur weil ich eine Frau bin und das höre ich hier auch von Anderen.
Das stimmt leider schon. Solltest du als Melkerin einen Job suchen:
in den neuen Bundesländern gibt es dutzende Milchviehhalter die händeringend Personal für den Stall suchen.

Wenn du natürlich bei altbackenen, eigenbrötlerischen ein-Mann Betrieben gefragt hast, die eh nur wenig Vieh und noch weniger Geld haben ist es klar dass du nur Absagen bekommen hast.

In der Landwirtschaft der DDR waren genau so viele Frauen wie Männer beschäftigt. Egal ob als Traktoristin, Melkerin, LKW-Fahrerin, LPG-Leiterin oder sonstwas. Das Frauen keine Arbeitskräfte zweiter Wahl sind, hat sich dort bis heute gehalten.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3446

Beitrag von sybille » Mo 27. Dez 2021, 21:21

Oelkanne, 100 Milchkühe sehe ich nicht als gerade wenig Vieh. Aber Du magst Recht haben - hier in der Eifel ticken die Uhren in Bezug auf Frauen immer noch ganz anders als im Osten.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3447

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 27. Dez 2021, 21:25

Zurück zu "vermarktet doch einfach alles direkt"

Ich schrieb es hier schon oft und rechnete es auch schon oft vor: Das geht nicht.

Ein Beispiel:
Unser Nachbar in meiner Heimat: 38 Kühe, 7.500 kg Fleckvieh weil noch angeschlossene Mast. 70 ha Acker, 30 ha Wiese, der klassische (ein Mann) Familien-Betrieb
Der ermelkt jeden Tag 780 Liter Milch.
Ja, er hat ein Milchautomaten, der geht auch besser als gedacht. Aber der Automat setzt eben doch nur 50-70 Liter am Tag ab.
Bleiben über 700 Liter am Tag die die Molkerei bekommt.
Wo hin mit den 30 ausgemästeten Rindern pro Jahr? Das sind 14.400 kg verkaufsfertiges Fleisch. Bei aller Liebe, aber jeden Monat 1,2 Tonnen Fleisch über eine Direktvermarktung abzusetzen ist sehr sportlich.

Auf dem Acker wächst neben Silomais, Futtergetreide und Zuckerrüben vorallem Brotweizen, jedes Jahr 280 Tonnen. Wie soll er die 280.000 Päckchen Vollkornmehl absetzen? Wäre es besser Brot draus zu backen?
Dann müsste er 836.000 500g Vollkornbrote verkaufen,
jeden Tag 2.890 Laib Brot.

Ich glaube es ist offensichtlich dass selbst der Betrieb der für die Zukunft zu klein ist auch nicht mit Direktvermarktungsträumen weiter wirtschaften kann. Dazu fehlt Geld, Personal, Absatzwege und vor allem zahlungskräftige Kundschaft.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3448

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 27. Dez 2021, 21:36

sybille hat geschrieben:
Mo 27. Dez 2021, 17:53
und Arbeitskräfte muss man auch erstmal bekommen! Grade in der Tierhaltung wird das zunehmend ein Problem.
Das stimmt so nicht. Vor Jahren hatte ich einen Job oder zumind. einen Minijob in der Landwirtschaft gesucht. Bis ich dann melken gehen konnte bekam ich viele Absagen nur weil ich eine Frau bin und das höre ich hier auch von Anderen.
Mit 100 Kühen fängt da keiner an...

Die DDR Typenställe fassten 1.000 Kühe, zusammengestellt zu 2.000 er Anlagen.

Umgebaut nach heutiger Gesetzgebung, heutige Kühe und mehr Tierwohl fasst ein Stall meistens 700-800 Kühe.
Wiedereinrichter haben meist Anlagen übernommen oder für 400 Kühe neu gebaut, weil das schon 10x größer war als man das von zu Hause kannte.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3449

Beitrag von Manfred » Do 30. Dez 2021, 21:02

Wolfgang Nürnberger über sein Leben für die und mit der Landwirtschaft.

In Teil 1 erzählt er seinen persönlichen Werdegang:
https://www.youtube.com/watch?v=08kOr9ogVkc

In Teil 2 seine Einschätzung der Situation der Landwirtschaft:
https://www.youtube.com/watch?v=zS5-rO4l-0I

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3450

Beitrag von Manfred » Sa 1. Jan 2022, 13:44

"Schulze: Förderung des Ökolandbaus nicht mehr finanzierbar"

https://www.zeit.de/news/2021-12/31/sch ... nanzierbar

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