Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3191

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 29. Okt 2021, 23:12

Zottelgeiss hat geschrieben:
Fr 29. Okt 2021, 20:38
Oelkanne hat geschrieben:
Fr 29. Okt 2021, 17:51
Zottelgeiss hat geschrieben:
Fr 29. Okt 2021, 15:49
"Die anderen" sind ja "immer" soundso, und deshalb geht irgendetwas nicht....
Meine Erfahrung ist, das die Leute, die es sich leisten können, eher wenig aber dafür hochwertiges Fleisch essen. Das Geld ist auf jeden Fall in der Bevölkerung. Ihr glaubt gar nicht, was die Leute ausgeben wollen. Normale Familien (+- 3 Kinder) legen anstandslos 2000 € für eine Woche Ferienhaus hin. Neulich hatten wir eine Anfrage über drei Monate für ein sehr hochpreisiges Haus, eine einzelne Dame wollte dafür rd. 20.000 € ausgeben. Und das war kein Fake.
Vielleicht wäre eine Förderung möglichst tier- und menschengerechter Fleischproduktion in entsprechender Größe und dabei auch höherem Fleischpreis doch sinnvoll. Die Leute können es kaufen, wenn sie wollen. Ich denke, dafür müsste die Einfuhr ausländischen Fleisches anders geregelt sein (damit das Preisniveau auf dem des deutschen Fleisches liegt), Niedriglohnarbeitnehmer müssten vor Ausbeutung geschützt sein und das Sozialsystem (was den üblichen Satz für Lebensmittel angeht, in diesem Fall) ist ohnehin eine größere Überlegung wert.
Politisches deutsches Handeln ist eh sehr defizitorientiert, das ist m.M.n. das größte Problem.
Wollen sie aber nicht.
Damit hat sich der ganze Rest erledigt.


Das Angebot dafür gibt es in jedem Laden, aber nur wenige Leute nehmen es wahr, viele entscheiden sich für andere Produkte
Merkst selbst....

Und es stimmt so nicht. Die Verbraucher würden jeden Preis bezahlen, das machen sie nämlich auch sonst. Siehe Spritpreise, aktuell. Die Billigmentalität ist ein Erziehungsprozeß gewesen, der sicher aus der Nachkriegszeit kommt. Im Moment ist es eher so, das man höhere Preise durchsetzen kann, die der Verbraucher auch zahlt, wenn man es ihm erklärt. Das das schwierig ist, ist klar, deshalb können Direktvermarkter höhere Qualität zu höheren Preisen anbieten. Die reden mit ihren Kunden, dann funktioniert das.
Wenn Fleisch weiterhin über Supermärkte etc. vertrieben werden soll, muss es deshalb wahrscheinlich eine andere Regulierung geben, die den Landwirten ermöglicht, tiergerecht zu arbeiten und ausbeuterische Praxis in Verarbeitung und Vertrieb zu unterbinden.
Ja, ich merke selbst was der Verbraucher lauft und was nicht.

Du schriebst von wollen und eine Mehrzahl der Leute will eben nicht.
Beim Kraftstoff ist es das gleiche wie bei den Lebensmitteln: wir müssen sie kaufen, egal wie teuer.
Der Unterschied ist aber: bei den Lebensmitteln gibt es einen Wettbewerb vieler verschiedener Hersteller/Herstellungsvarianten und damit einen echten Marktpreis. An den Tankstellen gibt es ein Oligopol.
Im Moment ist es eher so, das man höhere Preise durchsetzen kann, die der Verbraucher auch zahlt, wenn man es ihm erklärt. Das das schwierig ist, ist klar, deshalb können Direktvermarkter höhere Qualität zu höheren Preisen anbieten. Die reden mit ihren Kunden, dann funktioniert das.
Der Umsatz per Direktvermarktung stagniert seit Jahren bei 2 % des Gesamtumsatzes de LEH. Die Direktvermarktung spielt also keine nennenswerte Rolle. Die Leute die dort kaufen wollen, kaufen dort.
98% des Geldes werden aber bei Lidl, Kaufland und co für Lebensmittel ausgegeben und dort haben die Leute wieder die Entscheidung was sie kaufen möchten.
Die Billigmentalität ist ein Erziehungsprozeß gewesen, der sicher aus der Nachkriegszeit kommt.
Nein, das ist ganz normal. Warum sollte ich für ein Produkt das meinem Empfinden keinen Mehrwert bietet mehr zahlen? Wenn du ein Liter Benzin aus heimischer Produktion nach DIN EN 228 hast, das 1,75 €/l kostet und ein Liter Benzin nach DIN EN 228 aus russischem Öl der nur 1,05 €/l kostet, warum sollte ich das deutsche Benzin kaufen?
Wenn Fleisch weiterhin über Supermärkte etc. vertrieben werden soll, muss es deshalb wahrscheinlich eine andere Regulierung geben, die den Landwirten ermöglicht, tiergerecht zu arbeiten und ausbeuterische Praxis in Verarbeitung und Vertrieb zu unterbinden.
Nein, es braucht keine neuen Regeln.
Es braucht Verbraucher die diese Produkte kaufen wollen (nicht müssen!).
Sind diese Verbraucher da, geht es ganz von alleine.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3192

Beitrag von emil17 » Sa 30. Okt 2021, 07:33

Oelkanne hat geschrieben:
Fr 29. Okt 2021, 23:12
Die Billigmentalität ist ein Erziehungsprozeß gewesen, der sicher aus der Nachkriegszeit kommt.
Nein, das ist ganz normal. Warum sollte ich für ein Produkt das meinem Empfinden keinen Mehrwert bietet mehr zahlen? Wenn du ein Liter Benzin aus heimischer Produktion nach DIN EN 228 hast, das 1,75 €/l kostet und ein Liter Benzin nach DIN EN 228 aus russischem Öl der nur 1,05 €/l kostet, warum sollte ich das deutsche Benzin kaufen?
An der Tanke mag es wurscht sein, aber Essen könnte auch eine kulturelle Handlung sein und nicht bloss Nachfüllen von Betriebsstoff. bei Lebensmitteln muss ich als nicht-Deutscher schon sagen, dass es ziemlich absurd ist was ihr da treibt. Guck mal wie in Frankreich oder Italien Lebensmittel gekauft und zelebriert werden. "Geiz ist geil" und "ich bn doch nicht blöd" waren in welchem Land erfolgreiche Werbeslogans?
Warum har Deutschland die niedrigsten Lebensmittelpreise? Was machen die anderen EU-Länder anders?
Noch was zur Direktvermarktung: Wieder mal das Beispiel Alpkäse. Hier gehen alle Käse problemlos weg, wenn sie einen guten Ruf haben. Dabei sind die Produktionsorte marktfern und alle haben bloss Alpkäse.
"Direktvermarktung bloss 2%" Ein volkswirtschaftliches Argument. Klar musst du über den Produktionspreis gehen *Betriebswirtschaft* , wenn du nur Weizen kannst und daraus nur Futter oder Mehl Typ 405 wird. Aber dann stellt sich auch die Frage *Volkswirtschaft*, warum man (= Steuerzahler) diese Landwirtschaft subventionieren soll. Bei Schweine- und Geflügelmast auf Basis von Importfutter ist es noch absurder.
Lebensmittelautarkie in Krisenzeiten? Vergiss es - kein Land in der EU kann ohne seine Nachbarn, und das ist auch gut so.
Lebensmittelsicherheit? Kein Argument, und guck mal, mit was deutsche Touristenmägen im Ausland freiwillig gefüllt werden.
Umweltstandars? Wäre es, aber wenn die Bauern selber nicht müde werden, das bloss als produktionsverteurnde Auflage darzustellen ist es damit nicht weit her, denn umweltverträgliche Produktion kann man zwar erzwingen, aber wenn es dem Produzenten selber kein Anliegen ist, wird es damit hapern. "Umwelt ist mir wurscht" kann man heute nicht öffentlich sagen, also sagt man "Wir würden ja gerne, wenn ... "
90% laufen über die vier oder fünf Grossen "Lidl, Kaufland und co": Klar, dass die den Produzenten möglichst wenig bezahlen. Also bleibt nur, entweder mit denen ihren Preisen zu leben oder aber sie zu umgehen. Da wir uns hier vorwiegend für kleine und mittlere Höfe mit mehr als einem Standbein interessieren, müssen die sich halt anstrengen, um ihre hochwertigen Produkte höherwertig zu verkaufen. An der Qualität der Erzeugnisse liegt es nicht, solange man nicht Intensivierungskosten hereinholen will, indem man das Gleiche macht wie alle anderen und dem Kunden vorschwafelt, sein Zeug sei besser als das der Konkurrenz, sondern wirklich auf Qualität auch der Erzeugung achtet. Das muss wiederum auch ein Anliegen des Betriebs sein, blosse Einhaltung aller gesetzlichen Auflagen und "im Ausland gibts weniger Standards" reicht dazu nicht. Kunden die freiwillig mehr bezahlen als die Billigware im Supermarkt kostet, sind unbequem - sie wissen auch überdurchschnittlich Bescheid und bezahlen mehr, weil sie darauf achten und sich informieren. (1) Zwischen Massenware beim Billigheimer und den Apothekerpreisen der Bio-Reformhäuser kann es doch einen vernünftigen Mittelweg geben.

Wenn du einen Betrieb hast wo auf 500 ha nur eine Kultur steht, geht das logischerweise nicht, aber das muss sich der professionelle Betriebsführer halt vorher überlegen.

1. Ich weiss, das ist oft einseitig und geht vom Kuschelzoo der aufgegessen wird bis zur Inkonsequenz, dass man zwar gerne zum Shoppen nach NewYork fliegt und im März frische Trauben aus Übersee oder Sushi aus Fernost isst, aber den Bauern vorwirft, ihre Kühe seien wegen den Methanfürzen klimaschädlich. Aber diese Kundschaft hat Geld und ist bereit es auch auszugeben - und dem Kunden am Hof kann man dann schon gewisse Dinge zeigen. Hier hätte eine gute Landwirtschaft durchaus Ähnlichkeit mit nachhaltigem Tourismus.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3193

Beitrag von Zottelgeiss » Sa 30. Okt 2021, 07:52

"Nein, das ist ganz normal. Warum sollte ich für ein Produkt das meinem Empfinden keinen Mehrwert bietet mehr zahlen? Wenn du ein Liter Benzin aus heimischer Produktion nach DIN EN 228 hast, das 1,75 €/l kostet und ein Liter Benzin nach DIN EN 228 aus russischem Öl der nur 1,05 €/l kostet, warum sollte ich das deutsche Benzin kaufen?"

Ja, warum? Genau das ist doch der Punkt. Die Argumentation muss ja für den Verbraucher passen, nicht für dich. Abgesehen davon werden wir wohl tatsächlich bei einigen Lebensmitteln erhebliche Preisanstiege erleben. Die Produzenten müssen ihre gestiegenen Kosten umlegen und der Verbraucher muss das bezahlen.


Wenn Fleisch weiterhin über Supermärkte etc. vertrieben werden soll, muss es deshalb wahrscheinlich eine andere Regulierung geben, die den Landwirten ermöglicht, tiergerecht zu arbeiten und ausbeuterische Praxis in Verarbeitung und Vertrieb zu unterbinden.
Nein, es braucht keine neuen Regeln.
Es braucht Verbraucher die diese Produkte kaufen wollen (nicht müssen!).
Sind diese Verbraucher da, geht es ganz von alleine.
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Da geht gar nichts von allein, weil die Qualität der Massenware unterirdisch ist. "Die Neureichen" würden sich NIE mit so einem Päckchen Billig Hähnchen Innenfilets im Kühlschrank erwischen lassen. Das man da Scampi aus Aquakultur findet, ist auch nicht reflektierter, dafür teurer und passt zum Image....
Die eigenen Grenzen sind immer die Grenzen des anderen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3194

Beitrag von emil17 » Sa 30. Okt 2021, 08:06

Sven2 hat geschrieben:
Fr 29. Okt 2021, 22:28
Hm, passt jetzt womöglich nicht in die Diskussion.
Hab einen schönen Artikel gesendet bekommen:

https://www.woz.ch/-75a4?fbclid=IwAR3YL ... uQRELYzla0

Geht um die Forderung, weniger Wiederkäuer und mehr Geflügel und Schweine zu halten, um weniger CO2 zu produzieren, und endet mit dem Schluss, das mehr Wiederkäuer, aber auf Randlagen, weniger Ackerfläche für Tierfutter und weniger Huhn und Schwein womöglich besser sind.
Ich glaub, das ist im Selbstversorgerbereich eh so am sinnvollsten.
Die Frage, ob das in der Landwirtschaft prinzipiell (entsprechende Förderung usw vorausgesetzt) möglich ist?
Die WOZ hat stets gut recherchierte Artikel zu allen möglichen Themen. Im von dir zitierten hätte ich nur zu beanstanden, dass die Autorin nicht darauf hinweist, dass Megaherbivoren und Schwarzerdeböden zwar etwas mit Grasland zu tun haben, aber nur unter Klimabedingungen natürlicherweise vorkommen (oder vorgekommen sind), die es in der Schweiz nicht gibt. Das Dauergrünland in Mitteleuropa ist unterhalb der klimatischen Waldgrenze weitgehend durch Rodung von Wald entstanden. Darauf weisen auch die dort vorkommenden Pflanzenarten hin, die sich von den Arten der Grassavannen sehr deutlich unterscheiden.
Die CO2-Produktion ist nur abhängig von der verfütterten bzw. von den Tieren aufgenommenen Biomasse, und die wiederum ist nur abhängig von der Pflanzenproduktion auf der Fläche: Was nicht gewachsen ist, kann weder gefressen noch verfüttert und folglich weder als CO2 ausgeatmet noch als Methan ausgefurzt werden, logisch? Das zusätzliche CO2 ist nicht dem Futter geschuldet, sondern dem mechanisierten Aufwand des Pflügens, der Düngung, der Ernte und der Vereedelung der Produkte. Es stammt aus fossilen Treibstoffen. Ob das Gras an Ort zur Streu wird und abgebaut wird, oder ob es von Tieren gefressen wird, ändert am CO2 nichts, wohl aber an der Vegetation und am Boden.
Wenn man also Äcker in den Subtropen mit Soja bestellt, das hier an Tiere verfüttert wird, statt direkt als Nahrung zu dienen, dann ist die schlechtere CO2-Bilanz nur der Tatsache geschuldet, dass sehr viel mehr Aufwand in Treibstoffen und Flächen betrieben werden muss (die vorher gerodet worden sind, was viel CO2 freigesetzt hat, das sonst noch in der Biomasse wäre).
Zudem sind die Kollateralschäden (Bodenerosion, Biodiversitätsverluste, Massentierhaltung, Überdüngung, Krankheiten usw.) viel grösser.

Man kann auch durch ökologische Überlegungen drauf kommen: Die Natur hat die Wiederkäuer erfunden und die haben sich durchgesetzt, weil sie Gras viel besser verwerten können und weil Gras ein natürliches Massenprodukt ist. Dadurch geben sie auch uns Zugang zu diesen riesigen Flächen als Nahrungsquelle. Wenn man aber Wiederkäuer mit Hochleistungsfutter in Ställen ernährt, um den Ertrag an Protein zu erhöhen, werden die Tiere nicht so gehalten, wie es ihren speziellen Fähigkeiten entspricht. Die Ausnützung von proteinreichem Futter und Abfällen aller Art kann durch Allesfresser wie Schwein und Huhn besser erfolgen. Deshalb findet man in der Evolution auch stets eine sehr weitgehende Differenzierung der erschlossenen Nahrungsquellen. Bloss weil wir Allesfresser sind (Extreme: Eskimos, die nur Fleisch essen, und arme Bauern in Entwicklungsländer, die Vegetarier sind, beide weil sie nichts anderes haben, sowie Veganer, die kein Fleisch essen, weil sie nicht wollen) heisst das nicht, dass unsere Nutztiere es durchgehend auch sind.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3195

Beitrag von Manfred » Sa 30. Okt 2021, 08:37

Völlig falsch, Email.
Der Wald in unseren Klimabedingungen ist durch die Zerstörung des Megaherbivoren-Prädatoren-Gleichgewichts durch die frühen Menschen entstanden.
In den meisten Teilen Mitteleuropas sind die Niederschläge viel zu gering für eine Bewaldung ohne menschlichen Einfluss.
Auch die nacheiszeitliche Vermoorung ist nach heutigem Verständnis menschengemacht.
Leider haben sich das Wald- und das Moor-Dogma derart eingefahren, dass es wohl viele Generationen dauern wird, diese Falschinformationen wieder aus den Köpfen zu kriegen...
Nicht der Buchenwald, sondern die Eichensavanne würde hier dominieren, wären die Menschen Mitteleuropa fern geblieben.

Schwarzerde-Böden sind nochmal ein anderes Thema, die sind eher dem spröderen Klima des Steppenbereichs zuzuordnen.

So versucht man jetzt flächig Ökosysteme zu schützen, die nicht das ökologische Optimum darstellen und die sich mit zunehmender Erwärmung immer weiter vom ökologischen Optimum entfernen. Und entsprechend stärker wird der Widerstand der Natur gegen diese Fehlentwicklungen.
In unserem verziehenden Klima nicht so dramatisch, weil die Böden trotzdem halbwegs konserviert werden, aber je spröder das Klima, desto schädlicher der mitteleuropäische Baumpflanzwahn, der sich auf die ganze Welt ausbreitet...

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3196

Beitrag von Rohana » Sa 30. Okt 2021, 09:20

Warum eigentlich hat sich das Konzept der Supermärkte durchgesetzt? Warum geht die Masse der Verbraucher hin und kauft dort Dinge, deren Qualität angeblich so schlecht ist? Wer hat denn das befeuert? Bitte, erklärt es mir. Vor vielen Jahren gab es hier doch das Paradies der kleinen Strukturen, der kurzen Wege und der (erzwungenermassen) regionalen Erzeugung. Warum haben die Menschen dieses Paradies freiwillig verlassen und jammern heute, dass es fort ist? :hmm: :bang:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3197

Beitrag von Sven2 » Sa 30. Okt 2021, 10:42

@
Rohana hat geschrieben:
Sa 30. Okt 2021, 09:20
Warum eigentlich hat sich das Konzept der Supermärkte durchgesetzt? Warum geht die Masse der Verbraucher hin und kauft dort Dinge, deren Qualität angeblich so schlecht ist? Wer hat denn das befeuert? Bitte, erklärt es mir. Vor vielen Jahren gab es hier doch das Paradies der kleinen Strukturen, der kurzen Wege und der (erzwungenermassen) regionalen Erzeugung. Warum haben die Menschen dieses Paradies freiwillig verlassen und jammern heute, dass es fort ist? :hmm: :bang:
Weil's im Supermarkt bequem ist. Ich bekomme alles und muss nicht in drei verschiedene Läden. Und billiger ist es dann auch noch, Juhu! Und wenn ich dann merke, dass die kleinen Läden zu sind, muss ich dahin.
Wenigstens meine ich mal gehört zu haben, dass die Supermärkte beliebter sind als Discounter- wenigstens etwas?
Achja, bin leider bequemer Supermarktgänger :pfeif:

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3198

Beitrag von penelope » Sa 30. Okt 2021, 10:49

Was genau sollte "der Verbraucher" denn anders machen?
Für welche Produkte sollte ich mich im Supermarkt denn entschieden, wenn in deutsche, konventionelle Familienbetriebe unterstützen will? Sagen wir Mal bei Mich, Schweinefleisch und Weizen.

Grundsätzlich denke ich, dass niemand perfekt konsumiert. Auch die Landwirte hier im Forum werden ja ein Großteil ihre Bedarfs irgendwo einkaufen. Und Lebensmittel sind ja nicht das einzige, was man im Leben so braucht. Kleidung, Möbel, Hygieneartikel... Man kann nicht immer die perfekte Entscheidung treffen - bei vielen Leute aufgrund des knappen Geldes, aber auch wenn das kein Problem wäre, aufgrund eines Mangels an den notwendigen Informationen. Man kann an Verbraucher keine Anforderungen stellen die überhaupt nicht zu erfüllen sind.
Es ist ein strukturelles Problem und braucht daher auch einen strukturellen Ansatz. Schuldzuweisungen bringen nichts und lenken nur vom eigentlichen Problem ab.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3199

Beitrag von Rohana » Sa 30. Okt 2021, 15:27

penelope hat geschrieben:
Sa 30. Okt 2021, 10:49
Es ist ein strukturelles Problem und braucht daher auch einen strukturellen Ansatz.
Tja. Und wer ist verantwortlich für die Struktur? Die Bauern? Die Verbraucher?
Das führt so nicht weiter.

Und: Auch die kleinen Familienbetriebe liefern an die grossen Verarbeiter. Im Prinzip ist das beste, KEINE besondere Milch zu kaufen, sondern eine die eben aus der Region kommt. Das muss ja nicht die billigste Eigenmarke sein sondern halt die Molkereimarke, da bleibt was hängen das ausgezahlt werden kann. Ist schon klar dass es schwer fällt zu entscheiden bei so grosser Auswahl wie derzeit in den Regalen und es geht auch nicht ohne dass sich der Verbraucher zu einem gewissen Grad SELBST informiert und SELBST hinschaut (na, wer erkennt die Molkereien in seinem Landkreis am Molkereisiegel?).
Bei Massenware wie (Weizen)Mehl ist es fast unmöglich sich umfassend zu informieren. Frag doch mal beim Bäcker nach wo denn das Mehl herkommt... :lala:
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penelope
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3200

Beitrag von penelope » Sa 30. Okt 2021, 15:50

Strukturell meint natürlich: politisch. Durch die politischen Rahmenbedingungen wurden die bestehenden, oft problematischen, Strukturen geschaffen oder zumindest ermöglicht.

Einseitige Schuldzuschreibungen, weder in Richtung Verbraucher, noch in Richtung Landwirte, führen doch zu nichts. Was bringt es denn zu sagen, dass der Verbraucher sich nicht richtig entscheidet, wenn man gar nicht klar sagen kann, was denn die richtige Entscheidung wäre.

Die günstigste Milch hier im nächsten Edeka ist die von der lokalen Molkerei. Das führt einen doch genau das Problem vor Augen: auf den Verbraucher schimpfen, der die günstigste Milch kauft, aber was soll der denn bitte anders machen? Die teuren Carry Gold Sachen aus Irland wählen?

Die mit Abstand beste (und eine der wenigen noch wirklich Handwerklichen) Bäckereien hier in der Gegend verbackt teure spezielle Mehle aus aus irgendeiner französischen Mühle. Da kostet ein Laib Brot fünf Euro aufwärts und die Leute stehen Schlange. Also doch lieber der günstigste Back-Shop im Supermarkt?

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