Dyrsian hat geschrieben: ↑Sa 16. Okt 2021, 13:50
Ich möchte hier nur mal anmerken: Schon mal Einblicke in den so hochgelobten ingenieurstechnischen Mittelbau der chemischen Industrie bekommen? Den extremen Druck, den Stress, die 60 Stunden Wochen? Das (häufig) von Angst geprägte Arbeitsklima?
Ja, da verdient man ganz ordentlich. Aber alles hat seinen Preis.
Als Landwirt hat man auch viele Vorteile von denen andere nur träumen, nicht vergessen!
Emil wird das jetzt wieder als Gejammer auffassen und mir empfehlen den Beruf zu wechseln, aber egal:
Du scheinst eine falsche Vorstellung des Berufsbildes zu haben.
Wir haben eine Chance pro Jahr alles so richtig zumachen wie es geht, Korrekturen sind nicht möglich. Gleichzeitig gibt dir ekiner auhc nur irgend eine Versicherung was in Zukunft ist (kein Regen, doch regen? wie ist das Wetter in 2 Monaten? Wie werden sich die Pflanzen entwickeln? gibt's drei tage vor der Ernte Hagel und alles ist hin): willkommen beim Druck und Stress.
Die Natur richtet sich nicht nach Kalender und Uhr: willkommen bei der unbegrenzten Arbeitszeit, die bei 60h in der Saison schon Freitags voll ist und dann geht man trotzdem noch Samstag und Sonntag auf Arbeit.
Tja, mein Arbeitsklima wird maßgeblich von Brüssel und Berlin bestimmt, ändern kann ich es nicht.
Was machen wir wenn die Energie und damit Düngerpreise weiter steigen?
Ich weis es nicht.
Aktuell beschäftige ich mit damit welche Kulturen wir großhungern können, da kommt man sich vor wie die Hungerhilfe in Afrika.
Was tun wir wenn weitere Pflanzenschutzmittel wegfallen?
Überaschen lassen, meist fallen sie von heute auf morgen weg und dann mus man eben sehen wie man mit dem Rest zurecht kommt.
Wir haben zum Glück keine Tierhaltung. Unsere Nachbarn schon. Deren Hähnchenstall steht leer.
Der Leerstand ist günstiger als Gas und Futter zu kaufen
Alles nicht das was man sich von seiner täglichen Arbeit wünscht: Mangel und rote Zahlen verwalten.
Trotzdem mache ich den beruf, weil er mir Spaß macht:
Jetzt im Herbst wenn die Saat aufgeht, der Tau an den Blattspitzen hängt und bei der Bonitur die Sonne aufgeht
Im Juni wenn sich der Weizen in der Blüte im Wind wiegt (Gerste sieht noch toller aus, aber die haben wir nicht) und man nebendran den Rüben beim Wachsen zusehen kann
Oder Im Sommer wenn alles reif ist, der Weizen knackt und man dann die Drescher losschickt und der erste Wagen Weizen in Silo prasselt.
Da vergisst man die ganzen Sorgen, steht da, grinst über beide Ohren und freut sich einfach.
