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So ziehst du hunderte Pflanzen vor, innerhalb von 5 Minuten." spätestens dort war für mich Schluss. So kann man auch die Menschen verarschen und wozu braucht die hunderte Pflanzen frag ich mich. Ich kann Daniel schon verstehen. Man selber optimiert und verbessert jahrein jahraus, schaut über den Tellerrand hinaus und dann kommt so ein Küken und erklärt, es geht doch viel schneller, unkomplizierter, besser, what ever so ganz ohne jegliche Anstrengung. So locker flockig aus dem Handgelenk. Mit 3 Stunden im Monat kann das gar nicht gehen. Auch nicht die reine Gartenarbeit ohne Verarbeitung etc. Auf die Fläche von ihren 300m² hochgerechnet sind die 3h ja schon im Frühling für die Bodenlockerung mehr als verbraucht. Schaut man sich die Bilder an, sind da oft noch die klassischen Beete, fürs Foto mal schnell gejätet und alle Pflanzen einer Art sind gleich groß und erntefähig. Wenn man das ganze Jahr von den meisten Kulturen etwas ernten möchte, dann ist ständig nachzupflanzen, nachzusähen und ständig zu verarbeiten. So toll und gleichmäßig steht da in Wirklichkeit keine Kultur da, wenn man davon leben möchte. Ich mach ja ab und zu bei den offenen Gärten hier bei uns mit und dann plane ich es so, dass die Beete an diesem Tag vollkommen dastehen, da darf vorher keiner dort ernten, bis die Besucher wieder fort sind. Außerhalb dieses Events ist von der Jungpflanze bis zum erntefähigem Gemüse alles auf dem Beet vertreten. Anbaustaffelung heißt das Zauberwort. Ich brauch auch nicht 20 Salatköpfe auf einmal, 2-3 pro Woche sind schon ausreichend. Es ist bei ihr wie mit den ganzen Selbstversorgerbüchern und Zeitungen, wie Landliebe etc. Da wird immer suggeriert, das macht keine Arbeit, ist alles easy, macht immer nur Spaß und sieht zu jeder Zeit schick aus. Nein, es ist schmutzig, schweißtreibend und manchmal völlig frustrierend, wenn Schmecken die komplette Anpflanzung über Nacht gekillt haben, wenn ein einziges Unwetter mit Hagel den gesamten Garten platt gemacht hat oder man vor Tonnen von Äpfeln steht und die nun irgendwie verarbeiten muss. Fragt mal Tom, was er davon halten würde. Er schindert ja auch rund um die Uhr.
Ich bin ja nun ausgebildeter Gemüsegärtner mit den entsprechendem Know-how und bewirtschafte einen 1000m² Nutzgarten + 3ha Streuobstwiese und habe einiges an Viehzeug zu versorgen (so alles an Nutztieren außer Rindern). Mal eine kurze Aufzählung: - täglich morgens 1h für Haushalt, füttern, misten vor der Arbeit, das Gleiche nochmal am Abend, den die Familie will ebenso was zu futtern wie die Tiere sind schon2 Stunden ohne Gartenarbeit am Tag. Dafür, dass wir bis auf Getreide, Öl- & Milchprodukte so ziemlich autark sind ist viel mehr zu tun als nur 3h im Monat. 3 Stunden am Tag (hochgerechnet aufs Jahr aber immer noch ohne die Weiterverarbeitung) kommt da schon eher hin. Schon allein für Heu - mähen, wenden, pressen, einlagern, später wieder auslagern zum füttern braucht es einiges an Zeit. Allein damit sind wir von Mitte Mai bis Anfang August je nach Wetter etliche Stunden pro Woche beschäftigt. Selbst im Winterhalbjahr ist genug im Garten zu tun: Schnittarbeiten an Bäumen und Sträuchern, Kompost verteilen, Gewächshäuser und Mistbeete vorbereiten. Glaubhaft sind weder die 3h / Monat noch die 5h in der Woche, wobei die etwas realistischer sind, wenn es nur ein kleiner Garten ist, der bewirtschaftet wird. Meiner Meinung suggerieren diese Blogs: ohne jegliche Anstrengung das süße "Land"-Leben zu bekommen. Nachahmer werden schnell frustriert aufgeben und/oder dann teure Kurse bei solchen Leuten buchen und dann trotzdem frustriert das Handtuch werfen. Es fehlen ehrliche Aussagen, das das Ganze schon mit einiger Anstrengung zu tun hat, dass es doch nicht so ohne geht. In einem anderen Faden hier "Garten ohne Arbeit".
https://www.selbstvers.org/forum/viewt ... &start=30 wurde völlig andersherum argumentiert als hier, dass es eben ohne Arbeit keine (nennenswerte) Ernte geben kann. Und jetzt bin ich hier raus - der Garten ruft.
