junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

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Dagmar
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junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#1

Beitrag von Dagmar » Mi 3. Aug 2011, 08:54

Hallo,

ich habe so vor 4 Jahren bei einem Landschaftsgärtner um die Ecke 10 junge Hochstamm Apfelbäume gekauft. Der hat mir damals geraten, diese in den ersten Jahren vor dem Umkippen bei Sturm oder starken Winden so zu schützen, daß man drei senkrechte Rundhölzer im oberen Bereich verbindet und daran wieder mit breiten Bändern den Baum befestigt.

Das hat auch echt gut funktioniert, dieses Jahr tragen drei der Bäume auch zum ersten Mal. :hhe:

Meine Frage ist, wie lange sollen denn die Aufwuchshilfen noch stehen bleiben?? Irgendwann muss der Stamm doch auch an starke Winde gewöhnt werden. Andererseits hätte ich Angst, diese Hölzer jetzt wegzunehmen. Es herrschen dort vor Ort doch manchmal auch starke Windboen und ich befürchte, daß die dann einfach umkippen.

Wäre es sinnvoll irgendwann vielleicht nur noch ein senkrechtes Rundholz zu nehmen und den kleinen Baumstamm noch eine Zeitlang zu schützen?

Oder wie ist die richtige Vorgehensweise??


Dagmar
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Landfrau

Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#2

Beitrag von Landfrau » Mi 3. Aug 2011, 13:37

Liebe Dagmar,

wenn man Bäume so anbindet, wie von dir beschrieben, verwendet man idealerweise kdi - Rundhölzer.

Diese bleiben stehen, bis sie verrotten und das kann viele Jahre dauern.
lass sie einfach stehen. Das wäre am besten.

Muss die Anbindung erneuert werden - lieber einen Pfahl unter 45 Grad - siehe unten.

Die Entwicklung der Standfestiggkeit hängt vom Boden und von der Unterlage ab.

Wenn du den Baum an einen einzelnen Pfosten anbindest, kann dieser senkrecht eingeschlagen werden, was die Wurzeln beschädigt. Man kann auch einen dann deutlich längeren Pfahl unter ca 45 Grad einschlagen, außerhalb des Kronenbereiches.
Das ist allerdings recht schwierig und bei Hochstämmen nicht unbedingt sinnvoll, das der Pfahl dann sehr lang sein muss.
und man schafft sich Stolperstellen.

Wichtiger erscheint mir, die Anbindung zu prüfen.
Sie darf nicht einschneiden (der Stamm wird ja dicker) und soll nicht lose sein (kein Halt bzw. evtl Scheuerstelle).
MAn sollte die Anbindung alle halbe Jahre prüfen und evtl. erneuern.

Warum man Bäume überhaupt anbindet:
Abknicken durch windlast ist nicht der primäre Grund.
Vielmehr wird der Wurzelbereich vom Wind mit HIlfe des hebels von Krone und Stamm immer wieder bewegt und damit gelockert.
Die feinen, sich bildenden Wurzeln werden immer wieder abgerissen, der baum schafft es schwerer, anzuwachsen.

Darum ist der Verzicht aufs Anbinden oftmals Faulheit, Dummheit oder Geiz.
Was dir, liebe dagmar, nicht unterstellt sein soll!!!

Aber allzuoft werden Obstbäume gesetzt und aus Ignoranz unzureichend gegossen, gedüngt, gekalt oder eben angebunden.

Heute soll alles "natürlich" sein - nur leider ist unser Obst nicht natürlich, sondern kultürlich.
und wir erwarten viel von ihm - dicke fette saftige Pflaumen statt herber kleiner Schlehen zB. - und wollen "natürlich" nichts dafür tun.

Landfrau

Benutzer 72 gelöscht

Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 3. Aug 2011, 23:35

hallo!

Ja, das hab ich auch so ähnlich gelernt, dass man die Bäume anbindet, solange sie klein sind, damit die Wurzeln nicht gleich wieder locker werden, bevor der Baum sich einwurzeln können hat. Ab wann man den Baum losbinden darf, weiß ich aber leider auch nicht - ich hab immer gedacht, nach einem Jahr muss er gut eingewurzelt sein??
Wenn ihr aber so viel Wind habt, hmmm, sorry, das weiß ich dann auch nicht ...
Bei uns ist so gut wie kein Wind und ich bin daher so eine böse .... :rot:
Landfrau hat geschrieben:allzuoft werden Obstbäume gesetzt und aus Ignoranz unzureichend gegossen, gedüngt, gekalt oder eben angebunden.
Es waren aber auch 1-Euro-Abverkaufsbäume, die ich eher aus Mitleid genommen hab (weil besser als am Müll geht es ihnen bei uns trotz allem....).

Der Booskoop unter diesen Bäumen hat das echt gut überlebt bis jetzt, scheint groß werden zu wollen und trägt natürlich noch nicht.
Die meisten Bäume sind leider sehr arg zerfetzt worden (Rehböcke, die ihr Geweih putzen wollten?), aber das Anbinden hätt ihnen nicht gefehlt (wie gesagt: bei uns kaum Wind!)

Ein bisschen ot: wir haben einen recht alten sehr kleinwüchsigen Apfelbaum auf unserem Grundstück. Voriges Jahr schüttelte ein alter Nachbar an ihm und sagte dazu "da waren aber auch ordentlich die Wühlmäuse dran!" Auf mein entsetztes "Na hoffentlich geht er jetzt nicht ein" lachte er nur und sagte "nein" - Trotz all dem (also dem argen Geschüttelt-Werden inklusive) trägt der Baum heuer viele Äpfel.
Ich vermute, er bleibt so klein, weil die Mäuse an den Wurzeln knabbern? Aber Früchte trägt er trotzdem!

liebe Grüße!

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Dagmar
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Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#4

Beitrag von Dagmar » Do 4. Aug 2011, 08:22

Liebe Landfrau,

danke für die ausführlichen Tipps. Die Gurte hatte ich im Sommer noch mal angeguckt und irgendwie dachte ich mir damals schon, daß ich die wohl mal was lockern sollte. Werde ich dann im September machen.

Das mit den Wurzeln erscheint mir auch logisch, aber irgendwie dachte ich immer, daß man auch Kulturpflanzen nach einer gewissen Zeit "belasten" sollte, aber dann lasse ich die Hözer einfach stehen. Wachsen tun die Bäume ja und langsam fangen sie auch an zu tragen.

Nur bei meinen kleinen Maronen und Kirschen, da habe ich keinen Dreibein darum gemacht, da die ja gerade so 30-50cm hoch sind. Da dachte ich, daß ein Pfahl reicht. Oder meinst du, da sollte ich auch so kleine Dreibeingestelle basteln????
Landfrau hat geschrieben:unzureichend gegossen
Da kann ich leider nicht viel machen. Ich pflanze immer im Herbst, meist im Oktober an. Buddele ein schönes Loch, da tue ich dann relativ viel gute Pflanzenerde hinein, dann wird gegossen und runherum kommt dann Rindenmulch. Und dann hoffe ich nur. Und in jedem Jahr kostet es mich jetzt mehr Zeit, die Pflanzen vom "Unkraut" zu befreien, die Rindenmulchdecke zu erneuern, etc. etc. Es werden eben immer mehr. Aber für diese mangelhafte Pflege die ich ihnen angedeihen lasse, wächst doch recht viel an.

Mal sehen, was ich mir diesen Herbst leiste. :pfeif:

Danke. :grinblum:


Dagmar
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Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#5

Beitrag von Landfrau » Do 4. Aug 2011, 11:26

LIebe Dagmar,

je kürzer (und dicker) der Stamm und je kleiner die Krone, desto weniger ist das Anstäben erforderlich - geringere Hebelwirkung.
Daraus folgt - bei Hochstämmen umso mehr.

"Die Natur" macht das Anstäben ja auch nicht, aber sie astet auch keine Obstbäume auf, so dass sie aus (Hoch-)stamm und Krone bestehen.

Manche Unterlage, besonders die schwachwachsenden, besonders auf leichten Böden - erfordern ein Anstäben des Baumes während seiner ganzen Lebensdauer.

Aber auch Hochstämme kamen früher ihr ganzes Leben lang nicht "frei", wobei das Anstäben dann dem Rinden- und Stammschutz wich.
Wenn man Streuobstwiesen mit Hochstämmen beweiden lässt, sollte man die Stämme auch das ganze Leben (oder zumindest die ersten 50 JAhre) lang schützen - die Bäume bekommen dann eine Art Verhau aus Holz oder einen MAschendrahtwickel (aufs Einwachsen achten) , je nach Tierart.
und ich habe schon schafe und Wildschweine auf den Hinterbeinen hochhüpfen sehen, um sich Obstbaumblätter zu holen....

Und bitte - als Schutz gegen das benagen oder Fegen keine Kunststoffschläuche / -manschetten evrwenden - darunter kann sich leicht Pilz bilden.

Wenn der Boden leicht ist und selten gegossen werden kann, empfiehlt sich das Einarbeiten von Bentonit (am günstigsten als Katzenstreu bei Lidl, nicht jede Streu ist bentonitstreu, diese schon) ins Pflanzloch.
Pflanzen im Nov / Dez ist immer gut.

Immer einen Gießkragen bauen, so dass man Wasser einfüllen kann, das nach unten versickert statt sich übers Gelände davon zumachen.

Mangelnde versorgung ist ein Stressfaktor für den Baum, er wird krankheitsanfällig, da geht es ihm wie uns.
Beim Baum bedeutet das, dass er zB von Splintkäfern befallen wird und abstirbt - wir haben in 2 extremen SOmmern dadurch etliche Jungbäume verloren.

MUlchen ist sehr gut, aber dick, um Bewuchs zu unterdrücken - dann bleibt der Boden offen und Flüssigdünger, zB Pflanzen- oder Stalljauche kann bis in den Wurzelbereich vordringen. Sonst würde er von den zB Graswurzeln bereits "abgefangen".

Und bitte rund um den Stamm einen Ring luftig und frei von Mulch lassen - wegen Verpilzung und der ggf. unerwünschten Wurzelbildung an der Veredelungsstelle, wenn diese unten sitzt.

Gegen Wühlmäuse soll helfen - kann leider keine statistisch sichere verifizierung liefern:
Aus der BAumscheibe Knoblauch, Bokharaklee kultivieren oder menschl. Urin ausbringen. Letzerer muss dann wohl nach jedem regen erneuert werden, geringe Mengen, es geht um den Geruch, große Mengen versalzen den Boden.
Bei verwenung als Dünger abstehen lassen und 1:10 - 1:20 verdünnen.
Wir haben bisher keinen Wühlmausschaden.

Das Pflanzen in Drahtkörben oder Einbringen von Glasscherben ins Pflanzloch soll auch funktionieren, behagt mir aber beides nicht als gerne Barfußläuferin.

Viel Freude, LAndfrau

Benutzer 72 gelöscht

Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#6

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 4. Aug 2011, 17:54

hallo!

Lustig .... ich lese zur Zeit gerade Machatscheks "Laubgeschichten". Darin vertritt er ja die Theorie, dass die Bäume eben durch den Nährstoffüberschuss anfällig werden :im:
Sie wachsen schneller, größer und bleiben dabei "weicher" - das klingt logisch für mich, im Gemüsegarten sind ja auch die Pflanzen am anfälligsten für Schädlinge und Krankheiten, die "am besten" gedüngt worden sind.
Wenn man dann allerdings den Ertrag anschaut, dann hihi - da sind die ungedüngten natürlich eindeutig kleiner!
Ich denke, es geht auch bei den Obstbäumen eher darum, oder?

liebe Grüße!

Landfrau

Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#7

Beitrag von Landfrau » Do 4. Aug 2011, 21:25

So simpel ist es nicht.

Dünger (Nährstoffversorgung) = böse ist ein gern genommenes weltanschauliches Versatzstück.
Aber das hat mit GArten- oder Obstbau nichts zu tun, sondern mit Ideologie.
So ähnlich auch das gerade modische "nicht - Schneiden" von Obstbäumen.

Zwischen "überdüngt" (mit Nährstoffen einseitig überversorgt und zB zu Geilwuchs neigend) und Mangel liegt eine weite Strecke.
Ein gut versorgter Baum ist nicht überdüngt.
Ein unterversorgter Baum hat Stress und wird anfällig für Schadorganismen. Außerdem braucht er deutlich mehr Wasser, denn um seinen Nährstoffbedarf aus der armen Erde zu decken, muss er mehr nährstoffarmes Wasser "Hochpumpen und verdunsten" als wenn er nährstoffreiches hätte - das ist allerdings eine vereinfachte Darstellung, ein Baum pumpt nicht.
Angemessene Nährstoffversorgung verringert also auch den Wasserbedarf!

LAndfrau

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Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#8

Beitrag von emil17 » Do 4. Aug 2011, 22:11

Dem wäre beizufügen, dass Bäume aus der Baumschule stets verwöhnt sind. Sie werden nämlich extra in fetter Erde gehalten, um den Wurzelballen klein zu halten. Wenn man diese nun in gewöhnliches Obstland verpflanzt, stimmt für den Baum das Verhältnis zwischen Krone und Wurzel nicht, weil die Wurzeln zu wenig Nährstoffe im Verhältnis zur Kronengrösse liefern. Deshab wachsen frisch gepflanzte Bäume oft jahrelang kaum und werden oft sogar von kleineren Exemplaren überholt (das gilt nicht nur für Obstbäume). An Extremstandorten, wo extrem genügsame Wildbaumarten gerade noch fortkommen, ist es durchaus möglich, dass die Wurzelbiomasse ein mehrfaches der oberirdischen beträgt.
Deshalb die Faustregel: Je schlechter der Standort, desto kleiner sollen die Pflanzen sein.
Wenn man die Pflanzgrube relativ klein macht und mit zu guter Erde füllt, dann wachsen die Wurzeln nicht leicht ins umgrenzende Land, weil es dort im Vergleich mit der Pflanzlocherde nichts zu holen gibt. Solche Bäume wachsen ein, zwei Jahre gut und bleiben dann plötzlich stecken.
Zu alte Topfbäumchen, erkenntlich am Wurzelzopf, wenn man den Topf entfernt, wachsen ebenfalls schlecht.
Hochleistungsobst ist sowieso anspruchsvoll, d.h. unterhalb einer bestimmten Bodengüte ist mit keinem sinnvollen Ertrag mehr zu rechnen (das ist das gleiche, wie wenn man eine Holstein-Friesian-Hochleistungskuh, die in Stallhaltung bei Kraftfutter mehr als 10'000 Liter Milch pro Jahr ergibt, plötzlich nur noch auf eine magere Bergwiese lassen würde). In mässigen bis mageren Böden muss der Baum einen recht grossen Anteil seiner Stoffwechselleistung in die Wurzeln investieren, und schwachwüchsige Sorten mit Riesenfrüchten haben dazu einfach zuwenig Reserven.
Es kann helfen, auch wenn man das kaum übers Herz bringt, den Baum die ersten Jahre nicht tragen zu lassen, d.h. die Blüten zu entfernen.
Gegen Wildverbiss und Fegen hilft bei Jungbäumen, ein Bündel Schlehen- oder Wildrosenzweige um das Stämmchen zu binden, oder auch ein paar junge Fichtenstämmchen mit Aststummeln. Einen Hochstamm-Obstgarten würde ich nicht unterweiden lassen, schon gar nicht mit Grossvieh.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: junge Apfelbäume vor Stürmen schützen

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 5. Aug 2011, 08:39

hallo!
Landfrau hat geschrieben:Ein gut versorgter Baum ist nicht überdüngt.

sicher, so ist es - das wäre das Ideal! :daumen:
Landfrau hat geschrieben:Angemessene Nährstoffversorgung verringert also auch den Wasserbedarf!


Ich muss zugeben, ich hab vor allem an den vielen Wind gedacht - und ... wenn der Baum ein größeres Wurzelwerk ausbildet, dann ist er auch stabiler gegen Wind. Also wenn die Erde dort eher arm ist, ist es wahrscheinlicher, dass er den Winden trotzem kann, aber es ist unwahrscheinlich, dass er bald viele Früchte tragen wird.
Es ist nicht in allen Gegenden und für alle Böden alles gleich.
Denn :mrgreen:
"fest düngen und dann passt s" ist auch eine Ideologie ;)

Der Baum wird - vor allem wenn Nährstoffe fehlen - die ersten jahre in ein verstärktes Wurzelwachstum investieren und das hilft doch der Stabilität gegen den Wind - oder nicht?
Ich weiß jetzt nicht, ob meine Überlegung stimmt (ich hab keine Erfahrungen mit "viel Wind" bei Bäumen!) - aber könnte es nicht vielleicht sinnvoller sein, denn Baum loszubinden, sobald er gut eingewurzelt ist, aber bevor er groß gewachsen ist?
Denn dann bietet er dem Wind noch nicht allzuviel Angriffsfläche, ist aber schon halbwegs eingewurzelt und kann dann "dem Wind gemäß" weiter anwachsen.
Bäume an windexponierten Stellen wachsen nicht gleichmäßig!

liebe Grüße!

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