Rohana hat geschrieben:
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Das ist weder ein grossartiger Verdienst der Bauern noch von sonstwem, einfach durch die Landschaft und Klima (viele Steine, karge Böden, wenig Regen...) vorgegeben und von Flurbereinigung und ähnlichem verschont. Ist auch, muss man ehrlich sagen, kein "guter" Landwirtschaftsstandort. Die Bauern hier sind Bauern weil es schon immer so war, nicht weil's hier besonders toll ist
Es ist schon eine Leistung der Bauern, denn ohne Bauern wäre das alles vermutlich schöner Laubwald, statt eben dieses Mosaik.
Der Zusammenhang zwischen Gelände, Bodenfruchtbarkeit und Ertrag schafft unfaire Behandlung für die ohnehin benachteiligten Landwirte auf den sogenannten Hungerhöfen, weil die Anliegen des Naturschutzes von den Landwirtschaftsämtern zu spät oder gar nicht erkannt worden sind. Die Bauern mit dem schlechtesten Land, sprich die Kleinen, haben oft noch als einzige Flächen, die von der Flora her interessant sind, und werden deshalb von Naturschutzvorschriften am meisten betroffen.
Das ist unfair, wenn die Förderungen zu spärlich sind und die Restmotivation durch Verbote und Vorschriften kommt.
Rohana hat geschrieben:Woran es meiner Meinung nach in vielen Gegenden Deutschlands hapert: Landschaftselemente und "Strukturierung" durch Abwechslung von Feldern, Wiesen, ggf. Weiden, Wäldern, Ufern, ggf. auch urbanen Räumen. Wo es soweit das Auge reicht nur Feld an Feld gibt, ist klar dass keine vielfältige Flora und Fauna sein kann - das liegt aber an der Struktur und nicht an der Bewirtschaftung, denn auch Bio-Bedingungen ersetzen keine erweiterte Struktur (genausowenig wie Blühmischungen, auch wenn die schonmal ganz nett sind).
Das haben (im Schweizer Mittelland, in D wird es nicht anders sein) nicht zuletzt die Landwirtschaftsämter zu verantworten - staatlich geförderte Flurbereinigungen aus Motiv der effizienten Bewirtschaftung heraus. Da wurden Fliessgewässer zugeschüttet, Feldgehölze beseitigt und so weiter, alles staatlich gefördert. Motiv: Flächengewinn und Maschinengängigkeit.
Die Landschaft wurde als Produktionsstandort optimiert. Durch Zusammenlegung der Parzellen gibt es weniger, dafür zusammenhängende Flurstücke. Das macht betriebswirtschaftlich Sinn, aber es gehen viele Grenzstreifen verloren, die im flachen Gelände oft noch die einzige Abwechslung zu den Kulturen waren.
Früher hat das alles keinen interessiert, weil durch die vorherrschende Handarbeit Artenreichtum gewissermassen als Nebeneffekt reichlich vorhanden war.
Ein weiterer Fehler aus heutiger Sicht war die gesetzlich vorgeschrieben Kompensation von Waldflächen, die wegen Autobahnbau verlorengenangen waren. Da wurden abgelegene Magerwiesen oder auch ganze abgelegene Höfe vom Staat aufgekauft und mit Fichte aufgeforstet.
Deshalb die Forderung, man müsse in strukturarmen Gebieten wieder einige Prozent der Flächen "für die Natur" reservieren. Offenbar gibt es keine Bewirtschaftung, die das als Nebenzweck leisten kann.
Nachtrag: Für die Gestaltung des Grünlandes in den Siedlungsflächen, d.h. für das, was nach Haus, Carport, Vorplatz und Gehweg noch vom Einfamilienhausgrundstück bleibt, gibt es keine Gestaltungsvorschriften. Das ist aus Sicht der individuellen Freiheit zu begrüssen, aus Sicht des Naturschutzes ist es bedauerlich.
Bei uns ist ein Flächengestaltungsplan gescheitert, der im neu erschlossenen Baugebiet bestehende Feldgehölze schützen wollte - die Schutzvorschriften gelten nur für den Aussenbereich. Wird dann neu gebaut, wird zuerst alles weg und plattgemacht, damit Kirschlorbeer und Zierrasen Platz haben - offenbar will es die Mehrzahl der Besitzer so.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.