Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1621

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 30. Nov 2018, 20:35

Die LPG hat kein Eigentum am Ackerland ihrer Mittglieder erworben, sondern es nur bewirtschaftet.
Nach der Wende wurde man dann entweder
- Wiedereinrichter und bewirtschaftete das Land selbst
oder
- Wiedereinrichter und verpachtet das Land
oder
- man verkaufte das Land an den LPG Nachfolgebetrieb oder die Konkurenz (davor musste man wiedereinrichter werden).

Wo bei beim Verkauf an den Nachfolgebetrieb das Mitglied ausgezahlt wurde, für damals gutes (und schnelles) Geld, rückblickend zu Schleuderpreisen.
Das lief aber bei allen Betrieben so, von der Ostsee bis zum Erzgebirge.
Falls es mir zusteht, als Schweizer mit deutschen Wurzeln das zu sagen, denke ich, dass bei der Wende im Umgang mit in der DDR erworbenem Eigentum manches etwas fairer hätte gelöst werden können. Das hat aber nichts mehr mit Landwirtschaft zu tun.
Ja und Ja.
Da hätte auch so mancher Industriebetrieb überlebt wenn man ihn nicht hastig abgewickelt hätte.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1622

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 30. Nov 2018, 20:54

Rohana hat geschrieben:Manchmal muss man sich schon an den Kopf fassen weil es doch einfach nicht sein kann dass jemand den Unterschied zwischen Umsatz und Verdienst nicht kennt...
:hmm: Da liegt anscheinend das Problem

Wenn du einen Verdienst erwirtschaftest als Otto Normalverbraucher, dann gehen je nach Einkommen etwa 60% für Miete/Wohnen drauf 20 % für Mobilität um an den Arbeitsplatz zu kommen und ja 10 % (laut Video) sind aber im Durchschnitt 17% Für Lebensmittel und der Rest für sonstiges. Eine Wohnung in Berlin oder anderen Großstädten kosten ab 800 € kalt (45 m²). Das heißt also nachdem der Verdienst des Landwirts ein Nullsummenspiel ist müsste er von Sozialhilfe leben und den Betieb als Hobby betreiben.
Oder vergleichst du den Verdienst (=0) mit einem Unternehmer der sich jedes Jahr eine Jacht kaufen kann ? Dann müssten die Landwirte halt auch echte Unternehmer werden. Davon gibt es einige, kaufen sich zwar keine Jacht aber investieren in zukunftsfähige Projekte. Ja man kann Birnen nicht mit Äpfeln vergleichen.

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1623

Beitrag von emil17 » Fr 30. Nov 2018, 21:15

Ich sehe es auch so:
Als Arbeitnehmer gehen über 90% des Lohns drauf, um meine Arbeitskraft langfristig zu erhalten.
Wohnung, Versicherungen, Lebensmittel, Mobilität um zur Arbeit zu kommen (warum zahle ich das? Wenn ich einen Handwerker kommen lassen muss, setzt der den Weg ja auch auf die Rechnung), Körperpflege, Familie um den Nachwuchs zu sichern.
Warum muss ich darauf auch noch Einkommensteuer zahlen?
Nach Unternehmerlogik müsste das alles der Unternehmer zahlen, denn er will ja, dass für ihn gearbeitet wird. Bei Maschinen und allen anderen Investitionsgütern zahlt er ja auch Unterhalt, Amortisation und Betriebsmittel.
Wenn ich so rechne und nur den Teil vom Einkommen als "Gewinn" auffasse, den ich verprassen oder versaufen oder verfreizeitvergnügen oder auch auf die Seite legen kann, dann arbeite ich auch für einen verzweifelt geringen Lohn.

Wenn ich ein gutes Jahr hatte, konnte ich vielleicht 10% des Bruttoeinkommens zurücklegen.
Wenn einem Landwirtschaftsbetrieb nach allen Kosten ähnlich viel bleibt wie einem gewöhnlich gut verdienenden Angestellten nach obiger Rechnung, warum ist das dann Selbstausbeutung?

Wenn man das konsequent zu Ende durchdenkt, wird man ziemlich sicher Marxist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1624

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 30. Nov 2018, 21:19

ina maka hat geschrieben:wenn dir dein Beruf Freude macht, hast du ja eh schon einen Lottosechser - wo ist das Problem?
Das man sich von Spass an der freude nix kaufen kann?

Moment, Moment - von welchen Summen reden wir denn? :hmm:

******************************************
Oelkanne hat geschrieben:Ganz im gegenteil, heute muss man Arbeitskräfte importieren weil es im Inland niemanden mehr gibt der die Arbeit machen mag.
Also dass das stimmt, bezweifle ich sehr!!
Als selber schon ein paar Mal von Arbeitslosigkeit Betroffene kann ich sogar versichern, dass das absolut unwahr ist - ich war ja nicht alleine in den Schulungsmaßnahmen und auf Arbeitssuche
Oelkanne hat geschrieben:Was hast du denn für einen Wasserversorger, der nix verlangt?
In Wien ist das Wasser in den Betriebskosten inkludiert und wird nicht extra abgerechnet - arg viel sind diese Betriebskosten insgesamt nicht.
In Niederösterreich haben wir einen Brunnen, das Wasser ist Gott sei Dank gut trinkbar und kostet uns nichts. :im:
Oelkanne hat geschrieben:Bei allen Familienbetrieben? Außer in der Landwirtschaft gibt es heutzutage keine "1-Mann-Betriebe" (das sind die Familienbetriebe auf dem Papier) mehr, Klemptner, Zimmerman, Schreiner, Maurer alles Betriebe mit mehreren angestellten.
oh - da dürftest du Recht haben - traurig, oder?
Oelkanne hat geschrieben:
ina maka hat geschrieben:Lebensqualität =Arzttermin? uuuah! nein, Lebensqualität ist Platz zu haben und gar nicht erst krank zu werden.
Das sieht du so, und wie sieht es der überwiegende Teil der Bevölkerung? Da bekommt man lieber schnell einen Arzttermin, braucht nicht weit zum einkaufen zu fahren und die Kinder sollen nicht eine Stunde und mehr mit dem Bus zur schule brauchen.
danke für den Einblick in (deine?) für mich völlig fremde Welt....
Ich muss auch zugeben, dass ich von DDR und Genossenschaften und so nicht wirklich viel verstehe, aber das ist nicht der Punkt.
emil hat es eh erklärt.
ina maka hat geschrieben:halleluja!! halleluja!! luja! luja!!

danke für dieses Video!! :holy:
Oelkanne hat geschrieben:dieses Filmchen ist hier wohl fehlplatziert oder wozu soll das dienen?
Ne, nee - der passt schon her, ich heiße manchmal Aloisius .... ;)
Und beim LPG-Video entkam mir so manches "Himmel, Sakra!! Wous is des für a Lebn?" :motz:
so "steril", so perfekt, so organisiert, so unfrei...
tut mir leid, ich komme aus dem wilden Süden.


Aber ist schon gut: soll auch erlaubt sein, so zu leben - solange nicht alle überall so leben müssen müssen....

Wie lösen wir das?

sicher nicht mit mehr Ackergeräten und weniger Kinder und Alte, die am Leben teilnehmen dürfen. Auch das ist "Arbeit" nämlich:
am Leben teilnehmen dürfen!
ot - mein Schulproblemkind ... ich hab nachgefragt, welche Kunst oder Ergotherapie es für ihn geben könne und der Arzt war herrlich!! ehrlich und er hatte Recht.
"Ihr Sohn sollte richtig hart arbeiten, er muss sich körperlich auspowern, dann kann er besser still sitzen. Vielleicht könnte er Bäume fällen, schnitzen, den Garten umgraben oder ein Baumhaus bauen?" (zur Info: er mag kein Fußball)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1625

Beitrag von Rohana » Fr 30. Nov 2018, 21:22

emil17 hat geschrieben:Wenn einem Landwirtschaftsbetrieb nach allen Kosten ähnlich viel bleibt wie einem gewöhnlich gut verdienenden Angestellten nach obiger Rechnung, warum ist das dann Selbstausbeutung?
Selbst wenn: Weil die Arbeitsbedingungen nicht zu vergleichen sind. Hast du doch selbst schon erwähnt...
emil17 hat geschrieben:Wer einen 8-Stundenjob will und Samstags, Sonntags frei mit 4 Wochen Urlaub und 13. Gehalt, der sollte nicht Landwirt werden.
Ich sehe übrigens das weitaus grössere Problem darin, dass es den Landwirten geht wie Jogi zu WM-Zeiten: Es weiss einfach jeder alles und würde den Job mindestens genausogut machen können, achwas, tausendmal besser sogar! Anders als bei Jogi hat das bei uns leider sehr unerfreuliche Auswirkungen, die weit ins Leben hineinreichen - sowas gibt es bei Schustern, Bäckern, Klempnern oder Grafikdesignern einfach nicht.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1626

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 30. Nov 2018, 21:22

emil17 hat geschrieben:Als Arbeitnehmer gehen über 90% des Lohns drauf, um meine Arbeitskraft langfristig zu erhalten.
Wohnung, Versicherungen, Lebensmittel, Mobilität um zur Arbeit zu kommen (warum zahle ich das? Wenn ich einen Handwerker kommen lassen muss, setzt der den Weg ja auch auf die Rechnung), Körperpflege, Familie um den Nachwuchs zu sichern.....
Das alles zählt zum Umsatz nicht zum Gewinn? :eek:
Wow, das hab ich echt nicht gewußt....

obwohl - ja, doch, logisch:

emil17 hat geschrieben:Als Arbeitnehmer gehen über 90% des Lohns drauf, um meine Arbeitskraft langfristig zu erhalten.
muss ja sein, ist kein Extra-Gewinn :hmm: :hmm:

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1627

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 30. Nov 2018, 21:25

Rohana hat geschrieben:
Wenn einem Landwirtschaftsbetrieb nach allen Kosten ähnlich viel bleibt wie einem gewöhnlich gut verdienenden Angestellten nach obiger Rechnung, warum ist das dann Selbstausbeutung?
Selbst wenn: Weil die Arbeitsbedingungen nicht zu vergleichen sind. Hast du doch selbst schon erwähnt, oder?
emil17 hat geschrieben:Wer einen 8-Stundenjob will und Samstags, Sonntags frei mit 4 Wochen Urlaub und 13. Gehalt, der sollte nicht Landwirt werden.
Ah! :hhe:
Jetzt verstehe ich - du willst den Beruf einer Landwirtin ausüben (weil es ja trotz allem Freude macht), aber dafür einfach viel mehr Geld bekommen?
richtig verstanden?

Ich will Wanderschäfer sein und davon leben können! Wieso geht das nicht? Böse böse Konsumenten...

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1628

Beitrag von Rohana » Fr 30. Nov 2018, 21:29

Alles was ich will, ist das unsere Arbeit genauso anerkannt und fair entlohnt wird wie jede andere auch. Thats it.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1629

Beitrag von Hildegard » Fr 30. Nov 2018, 22:26

Rohana hat geschrieben:Alles was ich will, ist das unsere Arbeit genauso anerkannt und fair entlohnt wird wie jede andere auch. Thats it.
Es wird nicht JEDE andere ARBEIT fair entlohnt,da gibt es eklatante Unterschiede.
Auch bei den Landwirten!
Bei der Anerkennung das gleiche Spiel.
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1630

Beitrag von emil17 » Fr 30. Nov 2018, 23:11

Zum fairen Lohn hat Marx die beste Erklärung: Lohn ist nicht fair, sondern Entgelt zum Marktpreis für den Mehrwert, den der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber schafft. Deshalb kann eine Kassiererin am Supermarkt nie soviel bekommen wie ein Patentanwalt, obwohl es, von der Art der Arbeit her, fair wäre, der Kassiererin mehr zu bezahlen.
Der Mindestlohn stellt sich bei freiem Markt dort ein, wo er unter Einbezug der Familie gerade noch so zum Leben ausreicht.

Warum "alle" bei der Landwirtschaft mitreden: erstens hat fast jeder einen Landwirt in seiner jüngeren Ahnereihe, und dann ist es nun mal die mit Abstand umwelt- und flächenrelevanteste Tätigkeit. Zudem betrifft einen sehr direkt, was man isst. Dazu kommt noch, dass verhältnismässig sehr viele Subventionen in die Landwirtschaft fliessen.
Hauptsächlich aus Umweltgründen hat die Landwirtschaft ein Imageproblem. Durch das "wir machen es schon richtig, wenn was falsch läuft sind die Konsumenten schuld und wer nix davon versteht soll das Maul halten" wird sich das auch nicht bald ändern.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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