wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

Was halt nirgendwo passt
Benutzer 72 gelöscht

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#241

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 2. Nov 2018, 20:55

Moment, Moment ...
Wir haben doch in Deutschland so viel Weideland, das anders nicht nutzbar wäre, dass wir gar kein Soya importieren? :hmm:
(außer für "mein" Tofu vielleicht)

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emil17
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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#242

Beitrag von emil17 » Fr 2. Nov 2018, 20:59

Manfred hat geschrieben:Die ganzheitliche Betrachtung erschöpft sich ja nicht in den Zusammenhängen, sondern verlangt auch den effektiven Einsatz der verfügbaren Mittel.
Alles ok und nachvollziehbar. Bei mir will der Förster die Bäume einer Notfällung nur mitnehmen, wenn er dafür extra Geld bekommt.
ich will auch nicht, dass der Aralsee austrocknet. Was im Yemen abgeht hat mich, ich muss es gestehen, nie wirklich interessiert, aus Überfluss an Themen, die mir näher liegen.
Wie z.B. diese meine Frage an Dich, denn das ist hier und jetzt und du hältst es (warum?) für falsch, landwirtschaftliche Nutzfläche hier bei uns stillzulegen:
Die Frage, was man mit den zusätzlichen Nahrungsmitteln machen sollte, die man auf den 310'000 ha in Deutschland erzeugen könnte und die dann hier sind, die möchte ich trotzdem gerne beantwortet haben. Nach Afrika fliegen und dort verteilen kanns ja auch nicht sein. Ackerland für Biogas und Biodiesel hernehmen ist auch absurd. Auf den Markt drücken würde bei der jetzigen Überproduktion was bewirken?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#243

Beitrag von Manfred » Fr 2. Nov 2018, 22:35

emil17 hat geschrieben: Wie z.B. diese meine Frage an Dich, denn das ist hier und jetzt und du hältst es (warum?) für falsch, landwirtschaftliche Nutzfläche hier bei uns stillzulegen:
Dafür gibt es viele Gründe:
z.B.
-Versorgungssicherheit (Reduzierte Unabhängigkeit von Importen an Lebensmitteln, Futtermitteln, Fasern, Pflanzenfette, Energie, Holz...)
-Ökologie (In unserem ausgeglichenen Klima ist es viel einfacher nachhaltig Ackerbau zu betreiben als in sprödem oder dauernassem Klima. Außerdem sind wir ein sehr produktiver Standort für die Fortwirtschaft. Jeder ha Wald, den wir hier nachhaltig in der Erzeugung halten, macht die Bewirtschaftung von 20 bis 40 ha borealen Wäldern unnötig.)
-Kontrolle über die Produktionsstandards: z.B. Tierschutz, Chemikalien, GVO, Schutz von Grundwasserreserven usw.
-"Dekarbonisierung": Wenn wir die Herstellung von Produkten auf Erdöl-Basis auf nachwachsende Rohstoffe umstellen wollen, brauchen wir die nachwachsenden Rohstoffe dafür. Dito bei der Heizenergie (zumindest solange, bis wir den Gebäudebestand auf passive Bauweise umgestellt haben, was ja absehbar mehrere Generationen dauern wird).
-Vermeidung von Hunger. Hunger ist zwar hauptsächlich ein Problem von Politik und Logistik, aber solange diese Baustellen nicht gelöst sind, sollten wir das Symptom Hunger durch Nahrungsmittelhilfen kompensieren.
-Vermeidung von Ressourcenkriegen (was wir selbst erzeugen, müssen wir nicht erobern, oder Ärmeren vor der Nase wegkaufen)

Was für die Stilllegung spricht, ist eigentlich nur die Wirkung auf die Erzeugerpreise (wegen des bisher fehlenden politischen Willens für Außenschutz und verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe, also wegen Kurzsichtigkeit) und der fragwürdige "agrarökologische" Nutzen.
Wenn ich z.B. sehe, dass auf den regenerativen Ackerflächen von David Brandt über 3.000 Insektenarten nachgewiesen wurden, und das wir ernsthafte Artenschutzprobleme eigentlich nur bei hochspeziallisierten Arten haben die auf den eher monotonen Agrar-Blühflächen nicht zu finden sind, dazu die mangelnde Berücksichtigung des Bodenschutzes bei Auswahl und Anbauempfehlungen der Blühflächenarten, scheint mir eine Umstellung auf regenerative Praktiken viel sinnvoller als das bisherige agrarökologische Blendwerk.

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emil17
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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#244

Beitrag von emil17 » Fr 2. Nov 2018, 23:13

Danke!
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#245

Beitrag von viktualia » Fr 2. Nov 2018, 23:32

Danke, Emil und Manfred, das find ich jetzt erhellend, diese unterschiedlichen Sichtweisen so nah beieinander zu sehen.
(Und bisl ist mir grad nach Dank an aron, ohne diese "Portionsgröße" wär das nicht ans Laufen gekommen, denk ich.)

Strega, "Subjektivität" ist das, was du loslässt, wenn du nicht dran kaputt gehen willst, nicht das, was "der Konsument" braucht.
Grad wenn "er", also wir, langfristig saubere Lebensmittel wollen.
"Objektivität" ist zwar theoretisch sehr abstrakt und praktisch nicht erreichbar, aber vor allem das Wissen drum, dass wir verarscht werden und man selber schauen muss, wann und von wem und wie man das bekommt, was frau braucht. Ich find dich da ganz objektiv auf dem richtigen Weg.
Auch wenn es im Moment grad die subjektive Wut der Konsumenten zu sein scheint, die was bewegt, ist dadurch das Ergebniss nicht automatisch das, was man sich unter "saubere Produktionsweisen" wünschen könnte. Wenn halt nicht wirklich was am Denken passiert.

Hach, zur Henne - Ei - Sache muss ich aber auch noch schwurbeln:
Die Hennne muss mit dem ganzheitlichen Denken anfangen: da sie nie schwanger wird, ist sie ständig "in anderen Umständen"
und das Ei IST das ganzheitliche Denken, da es ständig bebrütet werden will.

Und letzteres, das "ständig bebrütet" werden, möchte ich jetzt nicht als Last, sondern als Vernetzung verstanden wissen, ne beständige.

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#246

Beitrag von aron » Sa 3. Nov 2018, 00:14

Schön, dass der Fall " aron" euch weitergeholfen hat! Ich habe übrigens niemand das Land weggekauft, sondern es lag schon seit Jahrzehnten brach, weil an einem felsigen terassierten Hang gelegen und mit grossen Maschinen ni ht zu bearbeiten und deshalb für die herkömmliche Landwirtschaft uninteressant.

Manfred

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#247

Beitrag von Manfred » Sa 3. Nov 2018, 09:12

Aktuelle Meldung aus dem EU-Parlament in Straßburg:
Der Einsatz von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung wird verboten.
Eine prophylaktische Behandlung soll nur noch in Ausnahmefällen, nach tierärztlicher Untersuchung der betreffenden Tiere und mit schriftlicher Begründung der Ausnahme durch den Tierarzt zulässig sein.
Frau Melior von der SPD kritisiert die Landwirtschaft heftig für ihren übermäßigen Antibiotikaeinsatz.

Von der Humanmedizin und der Behandlung von Haustieren mal wieder keine Rede.
Dabei ist die Behandlung von Haustieren besonders kritisch, weil so viele Menschen direkten Kontakt zu den so selektierten Keimen haben.
Und in vielen europäiscen Ländern werden in der Humanmedizin noch immer Antibiotika gefuttert wie Bonbons.
In Spanien z.B. ist der Verbrauch 4 x so hoch wie in den Niederlanden:
https://de.statista.com/statistik/daten ... -laendern/

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#248

Beitrag von emil17 » Sa 3. Nov 2018, 11:47

Manfred, das ist doch immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es wieder mehr Kosten und mehr Formulare bedeuten wird.
Es wird niemand fordern, dass man seine senile Katze mit Medikamenten nicht noch ein paar Monate weiter durchhalten lässt, denn wenn Haustiere am Leben bedroht werden (so würde das dann dargestellt) hört bei vielen der Spass auf und das würde massiv Wählerstimmen kosten. Schau dir doch mal die Länge der Regale mit Haustierbedarf in den Supermärkten an.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#249

Beitrag von Rohana » Sa 3. Nov 2018, 12:52

Wie du schon richtig sagst: Bei Hund und Katz hört der Spass auf und die Haustierhalter sind ein ganz anderer Anteil an der Bevölkerung als die Bauern, also hütet man sich da irgendwie tätig zu werden. Was die ganze Logik dahinter ad absurdum führt.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Manfred

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#250

Beitrag von Manfred » Sa 3. Nov 2018, 14:20

Das ist genau der Punkt. Aber wenn ich das Problem der Resistenzen lösen will, dann hilft es wenig, nur auf den Nebenkriegsschauplatz der Landwirtschaft einzudreschen. Dann muss das Thema in allen Aspekten angegangen werden.
Dazu würden z.B. eine massive Verbesserung der Krankenhaus-Hygiene (wie in den Niederlanden), die konsequente Behandlung von Krankenhausabwässern, eine Antibiotikum-Verschreibung nur noch nach Erreger- und Resistenzanalyse (mit Ausnahmen), das zyklische Aussetzen von Wirkstoffgruppen, und eine Gleichbehandlung der Haus- und Nutztierhaltung gehören.
Wie gesagt wäre ich auch bereit, ein vollständiges Verbot in der Tierhaltung zu akzeptieren. Es ist nun mal so, dass sehr viele Menschen an heute banalen Infektionen sterben werden, falls uns irgendwann die Wirkstoffe ausgehen.

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