wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

Was halt nirgendwo passt
hobbygaertnerin
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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#111

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 31. Okt 2018, 09:16

@Rohana,
ja, es ist eigentlich die Mühe nicht wert, sich hier einzubringen, weil man Meinungen und Haltungen nicht verändern kann.
Ich muss da oft an die Fabel vom Esel und den Bauern denken, wir werden es nie allen Recht machen können.
Und ich trau mir zu wetten, hätte es vor 4.000 oder 2.000 Jahren bereits grössere Diskussionen gegeben, es wäre genauso gelaufen wie heute.
Musste gestern bei unserer Waldbegehung da auch drandenken, als die Stürme die Wälder zerstörten, es hat leider auch sehr vielen Bauern bei der Aufarbeitung der Sturmschäden böse erwischt, da war der Aufschrei, dass solche Monofichtenkulturen keinen Sinn machen, gepflanzt wurden die Bäume bereits vor 70 oder mehr Jahren. Durch die Salzherstellung und andere Maßnahmen, die sehr viel Holz verbrauchten, wurde damals Bauern geraten, die schnellwachsende Fichte anzupflanzen.
Im Bauernhausmuseum in Ammerang war jahrelang eine Dauerausstellung Landwirtschaft einst und heute-
es wurde der Zeitraum von ungefähr 200 Jahren dargestellt, nach der Säkularisierung über die Entstehung von Beratung, ein Brief war ausgestellt, damals wurde den Bauern die Stallhaltung geraten, wegen dem Mist, aber es war eben das Wetter nicht immer passend, der Bauer klagte, dass sie jetzt viel mehr Arbeit hätten, aber weniger Futter.
Als Leibeigene mussten die Bauern springen, wenn der Grund- oder Lehensherr was brauchte- und die eigenen Höfe auch irgendwie bewirtschaftet werden, wehe sie hätten am Sonntag was getan.
Ganz früher gab es den Begriff von Schwanzvieh- ein Bauer durfte nur soviele Rinder halten, wie er über den Winter bringen konnte. Da die Futtergrundlage oft recht sparsam war, waren die Tiere im Frühjahr so entkräftet, dass sie mit einer Scheibtruhe auf den Wiese gefahren werden mussten.
Es wird zwar heute immer so gejammert, wie es den armen Tieren auf den Höfen geht, ich hab mir schon oft gedacht, dass es den Tieren oft viel besser geht, als den Menschen, die sie betreuen.


Ich kann dir nur den energeisparenden Tip geben, such dir die kleinen Inseln, die so ein Hof bieten kann, mache sie und lass dich nicht runterziehen.

Bin ja schon ein ganzes Stück älter als du, meine Erfahrung, es wird den Bauern von allen Seiten gesagt, wie sie es machen sollen, siehe Bauer und Esel-
einmal wurden Gelder bezahlt, dass die Obstbäume gerodet werden, einmal Prämien, dass Kälber aus dem Markt genommen werden :motz: , dann wieder hohe Zuschüsse für den Stallbau.
Als für Biogaslanlagen die Förderung erhöht wurde, war am nächsten Tag die ganze Baumaßnahme genau um diese Erhöhung teurer.
Ach, ja, die Bauern sollten die Energiewirte werden, ganz schnell war dass dann auch wieder pöhse.
Ich glaube die beste Anschaffung, die man sich als Bäuerin leisten sollte, Ohropax für die Ohren und sich nicht soviel reinziehen.

viktualia

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#112

Beitrag von viktualia » Mi 31. Okt 2018, 09:23

Emil sagte:
40% der EU-Gelder gehen also an einen Sektor, der in Deutschland bloss 1% der Brutto-Wertschöpfung generiert und nur rund 2% der Beschäftigung abdeckt. Das ist doch schon mal eine krasse Bevorzugung.
Hmm, "Bevorzugung" ist erst mal, dass die 40% eigentlich unter allen Landwirten aufgeteilt werden und bei uns dies nur noch 2% der Beschäftigten ausmacht, ich lese, dass also andere Länder auch was von den 40% abbekommen...
40%, dafür, dass EUROPAWEIT nur noch ein paar Prozent das GANZE Land bewirtschaften und alle anderen anderes machen können.

Meines Wissens hat die "Subvention" ne Menge damit zu tun, dass halt eben 98% der Bevölkerung für andere Arbeiten zur Verfügung stehen
UND ihr schönes neues Leben als Konsumenten "erproben" (können, sollen, wollen).

Und wenn man bedenkt, dass früher über 90% in der LW arbeiteten, ist sie doch längst abgeschafft, die "Land" wirtschaft.

Da die Wirtschaft den Restlandwirten durchaus diktieren tut, ihre "Dienstleistungen" (das, was vom traditionellen noch übrig ist, die "Grundproduktion") mittels Nitrat und Glyphosat zu machen, kann ich den "Beitrag der Landwirte", diesen "schwarzen Peter" erst mal zurück zu schieben, doch recht gut nachvollziehen. Nicht aus "emotionalen Gründen" (weder bei mir, noch bei Landwirten), sondern einfach, weil ich es für logisch halte.
Wie soll es sonst gehen, wenn 2% für alles Land "verantwortlich", im Sinne von HANDELND sind
und 98% auf dieses handeln einwirken, indem sie das Portemonaie aufmachen oder eben zulassen?

centauri

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#113

Beitrag von centauri » Mi 31. Okt 2018, 09:27

@hobbygaertnerin, Rohana, Manfred
man könnte denken das ihr täglich irgendwelchen Anfeindungen aus eurer näheren Umgebung ausgesetzt seid. Wenn das so sein sollte macht ihr echt was falsch. Vielleicht solltet ihr dann etwas lokaler denken. Und wenn der industrielle Agrarkomplex angegriffen wird dürfte euch das doch normalerweise am allerwertesten vorbei gehen. ;)

hobbygaertnerin
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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#114

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 31. Okt 2018, 09:43

@centauri,
wir sind ein Landkreis mit sehr hoher Industriedichte, liegen im Einfluggebiet von 2 grösseren Flughäfen, haben auch so einiges an Kröten in Form von Stoffen, die in Luft und Boden gelangen, daran zu schlucken. Muss man wirklich 5 mal und öfters in den Urlaub fliegen, jeden Kilometer mit dem Auto herumkarren ............................
Aber da wird immer mit den Arbeitsplätzen argumentiert und der Ball sehr flach gehalten, die Kinder der Bauern sind sehr gefrage Arbeitnehmer. Der zukünftige Fachkräftemangel wird uns noch so manches zeigen.
Also da ist so gut wie nichts daran zu ändern.
Den Traum von der heilen Welt will man aber dennoch träumen und die Bauern sollen das auch bitte liefern.
Warum soll man sich Mühe machen, den Hundeschiss vom Lumpi aus der Wiese zu nehmen, warum geleerte Bierflaschen und Dosen wieder zu entsorgen, Autofenster raus und weg damit. Das Papp und Papierzeugs vom Mack... schmeisst man aus dem Fenster, irgendso ein Blöder wird es dann schon wegräumen. Gestern wieder einen ganzen Korb voll weggeräumt. :motz:
Räum ich es nicht weg, dann finden noch viel mehr solcher Schlamper es sehr praktisch, ihren Mist wegzuschmeissen.
Ach ja, Müll, Wald ist da ein guter Platz zum Wegräumen, das wird immer schlimmer. Alte Rasenmäher und ganze Säcke voller Müll, einfach weg- und nicht immer hab ich Lust, den ganzen Müll durchzustöbern, ob so ein Schlamper eine Spur hinterlassen hat.
Und manchmal nervt es einfach, wenn egal, was geschieht, immer die Landwirtschaft im Fokus ist, ist jetzt nicht so, dass ich nicht selbst weiß, was meine Arbeit wert ist, aber trotzdem, manchmal gehts einem auf den Geist.

Vielleicht wird man mit den Jahren auch dünnhäutiger. Jeder, der sich mit SV beschäftigt, bzw. macht, weiß doch selbst, was alles dranhängt, dass am Schluss auf den Teller was zu Futtern liegt.
Wer mit Freude Landlust und SV Bücher liest- und nur davon träumt- naja, der sieht eben nur die eine Seite der Münze.

Benutzer 72 gelöscht

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#115

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 31. Okt 2018, 09:56

Ich hab noch nie im Leben einen Bauern oder eine Bäurin angegriffen.
Aber wenn ich sehe, dass die Bauern in meiner Gegend die ganzen Nüsse am Boden liegen lassen, weil die im Laden schöner sind, den Nutzgarten aufgeben und nur mehr mit Riesenmaschinen das Feld bearbeiten - wo sie 100% des Ertrages verkaufen, um dann im Laden ihr Gemüse zu holen...

Ja, "die Bauern" haben sich selber abgeschafft.
eigentlich schade, aber ändern kann ich es nicht!!

Ich will trotzdem, dass alle Menschen - inkludiert natürlich mich - wer behauptet, dass es anders wäre? herkommen! :grr: :im:

Alle Menschen müssen die Natur achten und darauf bedacht sein, keinen Schaden zu hinterlassen.
Denn es ist die Natur, die uns ernährt, nicht "die Bauern".

Und das ist kein Angriff, kein mobbing, nur die Wahrheit.
hobbygaertnerin hat geschrieben:Und manchmal nervt es einfach, wenn egal, was geschieht, immer die Landwirtschaft im Fokus ist, ist jetzt nicht so, dass ich nicht selbst weiß, was meine Arbeit wert ist, aber trotzdem, manchmal gehts einem auf den Geist.
komisch - den Eindruck hab ich gar nicht.
Vielleicht leben wir in einer anderen Welt und in meiner werden sehr wohl alle "beschimpft", die eine Flugreise buchen, einen Hund in der Stadt halten, Kinder, die im Bus herumblödeln, alle Ärzte und Lehrer, die Grünen, die Kirchenmänner sowieso...

Wo bitte werden immer nur die Landwirte für alles verantwortlich gemacht??? :hmm:

möchte nur noch kurz sagen, nicht dass auch das falsch verstanden wird:
Ich bewundere alle, die trotzdem ein Stück Land mit Liebe behüten und dort auch Tiere halten, die ein schönes Leben haben - und damit Lebensmittel generieren.
Wie soll ich es sonst formulieren?
Wie kann man zwischen "Landwirt" und "Landwirt" unterscheiden?

Das sollten aber viel viel viel mehr Menschen tun können.... auch wollen können ;)

unser ganzes System ist falsch, lieber Manfred, liebe hobbygaertnerin, centauri und Co - auch ich als Mutter und in der Schule engagierte, könnte so jammern.
sooooo viel jammern könnte ich :pft: :lala:

Manfred

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#116

Beitrag von Manfred » Mi 31. Okt 2018, 09:57

@centauri:
Was du industriellen Agrarkomplex nennst, wird ja nicht wirklich angegriffen. Das gedeiht und wächst, weil es durch die Bürokratie faktisch massiv gefördert wird.
Diejenigen, die aufgerieben werden, sind wir kleinen Bauern.
Die "Agrarindustrie" wählt vermutlich geschlossen Grün. Bessere Partner können die sich gar nicht wünschen, um die lästigen Kleinen los zu werden. Die Zange, sie durch immer weitere Auflagen wirtschaftlich zu erdrücken und sie gleichzeitig durch Subventionen zu unwirtschaftlichem Verhalten zu animieren, funktioniert super.
Die tierische Produktion verlagern die großen Player jetzt halt nach Polen und in die Ukraine. Spielt keine Rolle. Es müssen eh alle paar Jahre neue Ställe gebaut werden. Was zählt ist, dass man in D die die Hand auf den Ackerflächen behält, die lästigen Kleinen los wird und diese Dominanz weiter ausbaut.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#117

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mi 31. Okt 2018, 10:06

hobbygaertnerin hat geschrieben: Ich glaube die beste Anschaffung, die man sich als Bäuerin leisten sollte, Ohropax für die Ohren und sich nicht soviel reinziehen.
genau auf den eigenen Bauch hören :daumen:
Wären die Berater schlau , hätten sie eigene gut laufende Betriebe oder sind die Berater vieleicht schlau und haben deswegen keine eigenen Betriebe ?

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#118

Beitrag von Rohana » Mi 31. Okt 2018, 10:11

Ohropax ist so unangenehm in den Ohren - ich hab da lieber diese Silikonstöpsel :engel:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#119

Beitrag von Specki » Mi 31. Okt 2018, 10:11

Ich verfolge eure Diskussion sehr gespannt, kann selber leider nicht viel beitragen.

Was mich noch etwas näher interessieren würde, das Thema Grüne.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie so schlimm sein sollen... Ja ich habe hier in Bayern diesmal ausschließlich Grün gewählt.

Vielleicht kann jemand (Manfred) diese Abneigung gegen Grün mal an genauen Beispielen erläutern, wo Grüne etwas "böses" also kontroproduktives für die kleinen Bauern und die Umwelt gemacht haben. Vielleicht wäre dazu aber ein separater Thread geeigneter.

Des weiteren, passt vielleicht halbwegs zum Thema. Ich lese gerade das Buch "Genial Lokal" aus dem oekom verlag. Das gefällt mir bisher wirklich sehr gut. Bin noch nicht allzu weit. Bisher wurden hauptsächlich die Probleme aufgezeigt, jetzt kommen langsam die ersten Lösungsansätze, die mir sehr gut gefallen :)
Stichworte z.B.: Todmordem und Hansalim.

Gruß
Specki

centauri

Re: wie wärs ohne Bauern und dem ganzen Umfeld?

#120

Beitrag von centauri » Mi 31. Okt 2018, 10:19

Naja dann wäre ich der erste der die paar "Großen" erst mal aus dem Bauernverband schmeißen würde. Gut, ich nicht, ich würde austreten wenn ich mich nicht vertreten fühle. Und das geschieht ja bei eurem Verband schon seit ewig.
Ändern müsst ihr da schon auch selber etwas. Kann mir nicht vorstellen das 295 000 Mitglieder mit kleineren Höfen in so einem Verband nix ändern können. Das einzig worauf ihr nicht hoffen solltet ist die Gesellschaft wenn ihr sie dafür nicht sensibilisiert.

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