Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

roland
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#21

Beitrag von roland » Do 30. Jun 2011, 13:03

Thomas/V. hat geschrieben:es hat sich zwar eine Humusschicht aus dem Kompost und Mist vom Herbst gebildet, und auch das Gras ist durch die Mulchschicht abgestorben, aber die Kartoffeln sind ohne richtigen Bodenkontakt ganz schlecht aufgegangen und dann gleich von den Schnecken ausgehöhlt und abgefressen worden
locker ist der Boden durch dieses Verfahren nicht geworden,
Hm, ich hatte ganz gute erfahren damit - allerdings hab ich die Kartoffeln unter den Mulch in den Lösboden gelegt (einen Spatenstich, Knolle ins Loch, zuschütten) oben drauf ne dicke Schicht Grasschnitt (hohes Gras! gut belüftet) - fertig. Hatte keine riesenbüsche aber sehr wenig Arbeit und im Spätjahr durch die Ernte (schonendes Umgraben) auch einen super lockeren Boden. Dieses Jahr waren nach dem Winter erst spät wieder Kräuter drauf, da ich die Fläche zu lange brachliegen liess (Hab den Hunger des Bodens unterschätzt = zu spät mulch nachgelegt)

roland

razzio

Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#22

Beitrag von razzio » Do 30. Jun 2011, 15:07

Wenn Du die chemische Keule nicht scheust: Round Up heißt das Zaubermittelchen. Und zwar für Deinen gesamten Garten! Nur das Blattgrün mit dem Mittel benetzten (Spritzen) und ein paar Tage warten. Das Zeug tötet alles mit samt der Wurzel ab. Dann musst Du alles gründlich lockern (Umgraben, Fräsen) und die Pflanzenreste entfernen damit sich nur wenige Bestandteile des Mittels im Boden ablagern. Danach Gründüngung aussähen (Gelbsenf, Phazelien) die den Boden schnell beschattet und so neuen Unkräutern vorbeugt. Der Wirkstoff in Round Up nennt sich Glyphosat, der soll nicht giftig sein (Bitte unbedingt selbst informieren!).

Round Up wird verbreitet in der Landwirtschafts- und Forstindustrie eingesetzt. Um Flächen für die Aufforstung vorzubereiten, Brachflächen wieder zu Ackerland zu machen etc..

Ich will noch einwenden, dass ich auch kein Freund solcher Methoden bin, aber ich möchte es zur Information des Fragestellers hier nicht unerwähnt lassen.

LG, Razzio

Sabi(e)ne
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#23

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 30. Jun 2011, 18:54

Ich störe mich gewaltig an dem Wort "Zaubermittelchen" :motz:
Roundup killt das Bodenleben und damit alles, was zum guten Gedeihen nötig ist.
Und beileibe nicht jede Pflanze läßt sich damit killen - Brombeeren, Späte Traubenkirsche, Ampfer und Quecke schwächeln zwar ein wenig, überleben es aber dennoch ganz gut, außer man wiederholt die Anwendung mehrfach (und macht so lebloses Substrat aus seinem Boden).

Alles, was wasser- oder fettlöslich ist, geht in den Boden und hat da eine Wirkung - außerdem landet es früher oder später im Trinkwasser.
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And resistance is fertile. :-)

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DieterB
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#24

Beitrag von DieterB » Do 30. Jun 2011, 23:50

Hallo,

Quecken verbreiten sich oft in Boeden, die durch Pfluegen oder andere Kulturmassnahmen verdichtet wurden. Fast alle unsere Wiesen sind mit Quecken bewachsen weil der ehemalige Eigentuemer regelmaessig gepfluegt hat. Wogegen die Haenge, die urspruenglich noch schlechtere Erde hatten, frei sind von Quecken. Das ist eine Strategie des Bodens um weiterer Verwuestung vorzubeugen, denn Quecken wachsen sogar auf vollkommen trockenen und stark verdichteten Boeden.

Quecken sind also wichtig zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Das verzweigte Wurzelwerk bereichert und lockert den Boden. Idealerweise sollten die Quecken also im Boden bleiben bis der Boden sich soweit erholt hat, dass andere Pflanzen die Quecken verdraengen. Es ist jedoch schwierig Gemuese anzubauen, wenn die Erde voll ist von Quecken.

Hier sind einige Strategien, die ich mit Erfolg verwendet hab:

Den kleineren Teil unseres Gartens mit sehr guter Erde hab ich mit einer Grabgabel von Quecken befreit, um dort die ueblichen Gartengemuese anzubauen. Pfluegen, Hacken oder Umgraben mit dem Spaten fuehren dazu, dass die Quecken in kleine Stuecke zerteilt werden und sich so vermehren. Deshalb lockere ich die Erde zuerst mit einer Grabgabel, um dann das ganze Wurzelwerk vorsichtig mit der Hand aus der Erde zu ziehen. Danach bedecke ich die Erde sofort wieder mit Mulch.

Auf den Wiesen sowie im groesseren Teil des Gartens lass ich die Quecken wachsen und versuch Nutzpflanzen zwischen den Quecken zu ziehen. Das geht probremlos auch ohne Pfluegen/Umgragen mit den sogenannten drei Schwestern der amerikanischen Einheimischen (Mais, Bohnen und Kuerbis). Ich verteil die Samen auf einer gemaehten Wiese (manchmal auch ohne Maehen), dann bedecke ich das ganze mit einer guten Schicht Mulch. Bei genuegend Feuchtigkeit keimen die Samen nach ein oder zwei Wochen und wachsen durch die Mulchschicht. Es ist am besten urspruengliche Buschbohnen oder Stangenbohnen zu nehmen, die schneller wachsen als die Quecken. Nach der Ernte maeh ich alles und lass es auf dem Boden liegen. Alle Wurzeln bleiben im Boden. Auf diese Weise wird die Erde jedes Jahr angereichert durch die Ueberreste der Quecken, der Mulchschicht sowie der Nutzpflanzen. Bohnen und andere Leguminosen sammeln Stickstoff. Der Mais erzeugt besonders viel Biomasse. Ich kann feststellen, wie die Quecken jedes Jahr etwas weniger werden – in dem Mass wie sich die Erde erholt.

Von einem japanischen Natural Farmer weiss ich, dass er Karotten ohne Pfluegen zwischen Quecken anbaut. Das waere hier in Suedportugal nicht moeglich, denn die Erde auf den Wiesen ist viel zu hart und trocken. Aber vielleicht kannst du in D. ausser den drei Schwestern auch noch andere Nutzpflanzen zusammen mit Quecken anbauen. Du musst einfach ein bisschen experimentieren.

In meiner Erfahrung dauert es laenger als 6 Monate, um Quecken mit Plastikfolie zu unterdruecken. Aber vielleicht sind Quecken hier ja noch virulenter als in D. Fuer so lange Zeit den Boden mit Plastik zu bedecken zerstoert Bodenfruchtbarkeit, denn der Boden braucht Pflanzen, um seine Fruchbarkeit zu erneuern. Ein Boden, der fuer laengere Zeit mit Plastik bedeckt war, zeigt deutlich weniger Wachstum.

Ich hab auch erlebt wie Quecken durch einen halben Meter organischen Materials gewachsen sind. Deshalb halte ich Tiefmulchen ebenfalls fuer keine gute Loesung. Ganz davon abgesehen, dass man extrem viel Material fuer eine kleine Flaeche braucht.

LG, Dieter

PS: Es ist zu spaet, um in diesem Jahr noch Mais oder Kuerbis zu saeen. Aber es gibt Bohnen oder andere Leguminosen, die auch jetzt noch ausgesaet werden koennen. Hier in Portugal saee ich Stangenbohnen bis August. Du musst dich bei den Bauern in deiner Gegend erkundigen, welche Huelsenfruechte bis wann ausgesaet werden koennen. Ausser Stangen- und Buschbohnen benutze ich Felderbsen, Lupinen, dicke Bohnen sowie einige Huelsenfruechte, die typisch sind fuer diese Gegend, wie Kichererbsen oder Chicharos (quadratische Erbsen), die in D. nicht angebaut werden, aber besonders geeignet sind fuer schlechte und trockene Boeden.

Ach ja, haette ich fast vergessen: Sonnenblumen wachsen auch gut zwischen den Quecken. Ich hab vor einigen Jahren einen 40 kg Sack mit Sonnenblumen Samen fuer nur ein paar Euro gekauft. Bohnen und andere Leguminosen sind ebenfalls sehr billig wenn ich sie en gros auf dem Markt einkaufe. Aber jetzt benutze ich ohnehin hauptsaechlich eigenes Saatgut. Da ist es nicht so schlimm, wenn bei meinen Experimenten nicht jedes Saatkorn keimt, oder die Ameisen und Voegel sich bedienen.

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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#25

Beitrag von exi123 » Fr 1. Jul 2011, 08:46

dieter, danke für die ausführliche antwort - eine frage wie hoch ist deine mulchschicht auf der gemähten wiese und welches mulchmaterial?
und machst du dies auch bei einer "normalen wiese" - um diese gemüseanbaufähig zu machen?

ich kann mich vor jahren einmal an ein experiment erinnern, welches komplett schiefging. da gings darum nach einer gewissen methode getreide (weil starker verdränger) in eine normale wiese einzubringen, im herbst, ohne arbeit. es wurde gesagt, man muss nur einfach den samen in die wiese ausstreuen - aber bei mir ist kein einziges korn aufgegangen.

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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#26

Beitrag von Rati » Fr 1. Jul 2011, 09:15

razzio hat geschrieben:Wenn Du die chemische Keule nicht scheust: Round Up heißt das Zaubermittelchen. Und zwar für Deinen gesamten Garten!
kein guter Vorschlag. Klar du hast geschrieben jeder soll sich selber informieren, aber ich würde keine Flächendeckende Empfehlung (für den ganzen Garten) geben.
Für Notfälle ja, aber nicht als Universalmittel. Gib mal hier im Forum in der Suchfunktion Round up. ein da wirst du weiterfürende Infos zur "Ungiftigkeit" finden.
Grad neuere Veröffentlichungen zeigen das das Zeugs tatsächlich alles andere als harmlos ist.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

razzio

Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#27

Beitrag von razzio » Fr 1. Jul 2011, 12:08

Hallo,
bitte versteht mich nicht falsch: Ich sage ja nicht, dass er es ohne nachzudenken, anwenden soll. Meine persönliche Meinung zu diesem Mittel steht auch im letzten Satz noch mal zusammengefasst. Ich würde auch 100 Mal darüber nachdenken, bevor ich es benutze. Und wenn ich es nehmen würde, dann aber gleich an allen verqueckten Stellen um dann weitgehend Ruhe zu haben um fortan auf biologische Weise zu gärtnern. Deshalb die Bemerkung "für den ganzen Garten".

Es ist in meinen Augen EINE Methode, den Boden vom sichtbaren Bewuchs her wieder "auf Null zu stellen". Manchmal ist das besser als an den Quecken oder am Giersch zu verzweifeln und dann völlig frustriert im Garten herumzustochern und schließlich vlt. ganz aufzugeben.

Die Behauptung, dass Round Up das gesamte Bodenleben zerstört, halte ich persönlich im Moment (ohne entsprechende Beweise) für sehr zweifelhaft. Ich habe noch nicht gehört, dass der Boden hinterher unbrauchbar für Gartenbau oder gar "tot" war. Das Mittel ist auch deshalb so beliebt bei der Agrarindustrie (und auch zugelassen) weil man danach bei normalen Erträgen sofort wieder etwas anbauen kann. Wären die Bodenorganismen wirklich vernichtet oder völlig aus dem Gleichgewicht, wäre eine sofortige Kultur nicht möglich. Man kann vielleicht nicht alles verteufeln, auch wenn man es nicht mag. :hmm:

Habt Ihr mal darüber nachgedacht, wie viele Stoffe in Kartonagen (Bindemittel etc.) oder Zeitungspapier (Bindemittel, Pigmente, etc.) stecken? Um ein Schichtmulchbeet wirklich effektiv anzulegen, muss ich den Boden wenigstens 5cm dick damit belegen. Ob das sooo gesund ist?

Jeder muss sich selbst ein Bild machen und sich dann entsprechend entscheiden.

LG, Razzio

PS: Wenn es aber zu der angeführten schädlichen Wirkung entsprechende neue Erkenntnisse gibt, würde ich von dem Mittel selbstverständlich unbedingt abraten!

roland
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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#28

Beitrag von roland » Fr 1. Jul 2011, 12:44

razzio hat geschrieben:Die Behauptung, dass Round Up das gesamte Bodenleben zerstört, halte ich persönlich im Moment (ohne entsprechende Beweise) für sehr zweifelhaft. Ich habe noch nicht gehört, dass der Boden hinterher unbrauchbar für Gartenbau oder gar "tot" war. Das Mittel ist auch deshalb so beliebt bei der Agrarindustrie (und auch zugelassen) weil man danach bei normalen Erträgen sofort wieder etwas anbauen kann. Wären die Bodenorganismen wirklich vernichtet oder völlig aus dem Gleichgewicht, wäre eine sofortige Kultur nicht möglich. Man kann vielleicht nicht alles verteufeln, auch wenn man es nicht mag. :hmm:
Naja, ich glaub, der "normale" Landwirt schaut eher auf Nährstoffe denn auf Bodenlebewesen. sonst würde er nicht mit Chemiedünger düngen ;)
Also, ob ein Boden einmal nach dem Düngen einen Ertrag bringt, ist kein Maßstab für die lebendigkeit des Bodens. Die Qualität der Ernte schon eher, die Menge sagt nichts aus.
Auch ists ja nicht so, das der Boden nach einer richtig dosierten Gabe RoundUp oder ählichem komplett tot ist. Aber es schädigt den vielschichtigen Organismus Humus, sofern er überhaupt noch vorhanden ist, sicherlich!

Solange es Alternativen gibt, verwende ich keine chmischen Giftstoffe - ich hab, seit ich mich mit Humus, beschäftige einen grossen Respekt vor diesem Lebensraum gewonnen! Er ist rar, baut sich extrem langsam auf und ist daher in allen Belangen schützenswert!

Roland

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Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#29

Beitrag von Tanja » Fr 1. Jul 2011, 12:48

razzio hat geschrieben:Man kann vielleicht nicht alles verteufeln, auch wenn man es nicht mag. :hmm:
Mal abgesehen davon, dass es inzwisschen welweit wissenschaftliche Studien in Konsequenz vom Einsatz aller Glyphosat-haltiger Herbizide abraten und man sich schon sehr anstrengen muß, um deren Ergebnisse nicht bedenklich zu finden (wie beispielsweise die auf molekularbiologischer Ebene an der Uni Caen angestellten, auf der der Einfluß von Round-up auf menschliche Zelllinien untersucht wurde), stammt Roundup von Monsanto. Ich würde eher gärtnerischen Frust schieben bis in alle Ewigkeit als die zu unterstützen und sei es auch nur mit ein paar Cent.
Tanja

:blah:

razzio

Re: Endlich einen Garten - aber Quecke wohin das Auge reicht

#30

Beitrag von razzio » Fr 1. Jul 2011, 13:21

Um mal von dem chemischen Zeugs wegzukommen :holy: :
Ich habe auf einer größeren Fläche schon einmal den Giersch erfolgreich zurückgedrängt indem ich alles mit einer Schaufelhacke und einem Krail bearbeitete und dabei alle sichtbaren Wurzeln entfernte. Das ist bei Quecken zwar kein Allheilmittel, weil die tiefer wurzeln, aber eine Möglichkeit der Eindämmung. Wichtig ist, den Boden nicht umzugraben oder gar zu fräsen sondern ihn nur zu lockern und ihn sofort wieder mit Gründüngungspflanzen möglichst dicht zu begrünen.

Dabei kannst Du eine Mischung aus Lupinen, Ölrettich, in Kombination mit Hirse, Roggen und Buchweizen verwenden. Die Lupinen und der Ölrettich wurzeln tief und lockern den Boden so bis in die untersten Schichten auf. Später wird alles abgemäht und der Mulch wird oberflächlich eingearbeitet. Das Getreide soll dabei gegen Quecken wirken. Ich habe es selbst noch nicht probiert, es wird aber empfohlen.

LG, Razzio

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