Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1151

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 11. Jun 2018, 13:46

puhhh... ist offensichtlich schwierig, einander bei dem Thema wirklich zu verstehen :aeh:

Ich bezieh mich eigentlich vor allem auf das Ausgangspostung, das hat mich getriggert, weil so einseitig:
Rohana hat geschrieben:Spiegelartikel über Lidl und Tierwohllabel: http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 11287.html

Allerdings zeigen die vergangenen zwei Monate seit Einführung der Kennzeichnung laut Lidl: Je tierfreundlicher und somit teurer ein Produkt, desto weniger wird es nachgefragt. Das sagte Jan Bock, Einkaufschef von Lidl Deutschland, der "Süddeutschen Zeitung". Dieser Trend widerspreche Umfragewerten, wonach 90 Prozent der Verbraucher sich bereit erklärten, mehr Geld für Fleisch aus tierfreundlicherer Produktion auszugeben. "Die Moral endet oft am Geldbeutel, das ist nach unserer Erfahrung so", sagte Bock.
:kaffee:
genauso gilt: die Landwirte sind nicht bereit, Umsatzeinbußen in Kauf zu nehmen, um dem Tierwohl entgegenzukommen!

nicht alle "Verbraucher" sind Millionäre und es ist leichter, aus der Landwirtschaft auszusteigen als dort einzusteigen (außer man hats "richtige" Glück in der Liebe :roll:
Das meine ich eigentlich und das ist kein "Bauernbashing", das ist nur ein bisschen Fairness. :im:
(ich kenne ehemalige Straßenmusikanten, die es nie geschafft haben, in einem anderen Beruf Fuß zu fassen, aus "Liebe zum Beruf" - auch das haben die Bauern nicht für sich allein gepachtet)

@Rati, ja, natürlich: es ist billiger, "Flüchtlinge in Italien in Massencamps mit Zelten in Müll und Dreck wegzusperren" als ihnen, "egal wo in Europa, angemessene Zimmer samt guter Nahrung, Waschmöglichkeiten und Kleidung zu gewähren"
Die Frage ist ja wohl, wer soll das bezahlen?
Nur der, der darauf aufmerksam macht und verlangt, dass Flüchtlinge ordentlich behandelt werden oder alle?

Nur das meinte ich - die Kosten gehören gerecht geteilt. Und da fehlt sicherlich auch die Transparenz.
Wer die nicht will, hat was zu verbergen... ;) :flag:
Rati hat geschrieben:
ina maka hat geschrieben:Aber da wäre dann die Argumentation doch niemals "zahl mir was dafür!" sondern "hey, nein, das braucht die Kuh ja gar nicht".
??? was soll die Kuh nicht brauchen...?? Sorry, ich verstehe nur Bahnhof.
ich meine einerseits das Argument, die Forderungen seien überzogen, den Tieren gehe es ohnehin gut und andrerseist, soll der Verbraucher für ein "extra gestreicheltes Schwein" einen Aufpreis zahlen (die Formulierung stammt hier aus dem Faden).
Da wäre es wohl fairer vom Landwirt den "dummen Verbraucher/Tierschützer" aufzuklären, dass Schweine keine extra-Streicheleinheiten brauchen, statt einfach einen Aufpreis dafür zu verlangen.
Rati hat geschrieben:Vielleicht ist dir das nicht bewust, aber bei der Nutztierhaltung zur Lebensmittelproduktion ging es noch nie wirklich um das Wohlergehen der Tiere sondern immer nur um möglichst effektive Nahrungsmittelerzeugung.


Das finde ich nicht in Ordnung, egal, ob es immer so war oder nicht. Denn Tiere sind leidensfähige Lebewesen.
Rati hat geschrieben:Unverschämt vom Verbraucher war und ist es meiner Meinung nach das möglichst viel Produkt für möglichst wenig Geld verlangt wurde und wird.
Diese Dumpingpreistreiberrei ist doch die Ursache für die Intensivhaltung unter übelsten Bedingungen gewesen.
nicht schon wieder so einseitig!
nicht nur die "Gier" der Verbraucher ist daran schuld, auch die "Gier" der Nutztierhalter, so viel wie geht aus dem "Material" herauszuholen...
eigentlich genau das:
viktualia hat geschrieben:Ina, möchtest du so was ausdrücken wie "die Wertschöpfungskette stimmt so nicht"?
Und dass es nicht in Ordung ist, das nur an den äußersten Enden nachzubessern,
nämlich bei Urproduzent und Verbraucher - und der Rest, bleibt, wie es ist?
Unser ganzes Wirtschaftssystem stimmt nicht wird aber sicher bald besser werden..... :holy:

(hoffmer halt)

Rati
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1152

Beitrag von Rati » Mo 11. Jun 2018, 14:22

ina maka hat geschrieben:puhhh... ist offensichtlich schwierig, einander bei dem Thema wirklich zu verstehen :aeh: :
ja, wie so oft bei so vielschichtigen Themen. :) (geht am besten am Lagerfeuer ;) )
ina maka hat geschrieben:Ich bezieh mich eigentlich vor allem auf das Ausgangspostung, das hat mich getriggert, weil so einseitig:
Spiegelartikel über Lidl und Tierwohllabel hat geschrieben: ..Je tierfreundlicher und somit teurer ein Produkt, desto weniger wird es nachgefragt. Das sagte Jan Bock, Einkaufschef von Lidl Deutschland, der "Süddeutschen Zeitung". Dieser Trend widerspreche Umfragewerten, wonach 90 Prozent der Verbraucher sich bereit erklärten, mehr Geld für Fleisch aus tierfreundlicherer Produktion auszugeben. "Die Moral endet oft am Geldbeutel, das ist nach unserer Erfahrung so", sagte Bock.
...
genauso gilt: die Landwirte sind nicht bereit, Umsatzeinbußen in Kauf zu nehmen, um dem Tierwohl entgegenzukommen!..
und genau das denke ich nicht Ina, denn:
ina maka hat geschrieben:Die Frage ist ja wohl, wer soll das bezahlen?
Nur der, der darauf aufmerksam macht und verlangt, dass Tiere (Bezug von Rati angepasst) Flüchtlinge ordentlich behandelt werden oder alle?...
Du kannst dir sicher sein, das ein Landwirt der auf Tierwohlbedingungen umstellt nicht nur gewaltig Kredit bei ner Bank aufnehmen, sondern auch Gewinneinbußen in Kauf nehmen muß weil auch die laufenden Kosten /Tier natürlich höher sind als bei Intensivindustriemast. Dazu kommt die ständige Unsicherheit ob den der Verbraucher noch gewillt ist den gerechtfertigten Preis für die Mehrarbeit zu bezahlen.

ina maka hat geschrieben:Unser ganzes Wirtschaftssystem stimmt nicht wird aber sicher bald besser werden..... :holy:..
oh ha! definiere "bald" ;)

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1153

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 11. Jun 2018, 19:11

Rati hat geschrieben:oh ha! definiere "bald" ;)
:daumen:
:hmm:
nach dem "Weltuntergang"??? :aeh:

Rati
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1154

Beitrag von Rati » Di 12. Jun 2018, 08:40

:lol: na, ich hoffe mal so lange dauert es dann doch nicht. :mrgreen:

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

centauri

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1155

Beitrag von centauri » Di 12. Jun 2018, 13:33

Ach Ina wo lebst denn Du? Klar gibt es Leute die sich anständiges Essen nicht leisten können. Ich kenne davon genug. Dafür haben die vom best ausgestatteten Rechner für Gameshooterspiele, das neueste Handy, Pay- TV, die Kinder nur Markenklamotten, nächstes Wochenende wird dann wieder alles für die WM geschmückt und Blablabla und Trallala. Klar das es dann nicht mehr fürs Fressen reicht.
Und natürlich gibt es auch welche die sich den Blablabla und Tallala und gutes Essen nicht leisten können. Aber ich denke das sind die wenigsten. ;)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1156

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 12. Jun 2018, 13:51

centauri hat geschrieben:Und natürlich gibt es auch welche die sich den Blablabla und Tallala und gutes Essen nicht leisten können. Aber ich denke das sind die wenigsten.
ergänze: "Landwirte" - :roll: :mued:

wollte ja nur sagen, dass es da keinen prinzipiellen Unterschied gibt!
Aber das scheint nicht gerne gehört zu werden.
Ok, unsere Landwirte krebsen allesamt am Existenzminimum, die Arbeitslosen, die Hilfsarbeiter und die Kassieinnen im Supermarkt aber haben `s Geld über.... :aeug:

Also falls es echt ums Tierwohl geht: da müssen sich alle die Kosten dafür teilen.
Falls es ums übertriebene Tierwohl geht (was genau das ist mögen Experten für Tierwohl entscheiden) - da wundert`s mich dann aber nicht, dass kaum ein Konsument dafür Mehrkosten akzeptiert - weil es ja gar nicht nötig ist, gar nicht wirklich den Tieren zugute kommt.

Also: wo ist das Problem? :hmm:

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1157

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 12. Jun 2018, 13:57

ina maka hat geschrieben:
centauri hat geschrieben:Und natürlich gibt es auch welche die sich den Blablabla und Tallala und gutes Essen nicht leisten können. Aber ich denke das sind die wenigsten.
ergänze: "Landwirte" - :roll: :mued:

wollte ja nur sagen, dass es da keinen prinzipiellen Unterschied gibt!
Aber das scheint nicht gerne gehört zu werden.
Ok, unsere Landwirte krebsen allesamt am Existenzminimum, die Arbeitslosen, die Hilfsarbeiter und die Kassieinnen im Supermarkt aber haben `s Geld über.... :aeug:

Also: wo ist das Problem? :hmm:
Das du die Einkommensituation in der Landwirtschaft vollkommen falsch einschätzt?

centauri

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1158

Beitrag von centauri » Di 12. Jun 2018, 14:10

Das Problem liegt eigentlich nur daran das einem Landwirt von einem Schwein 2 € nach 4 Monaten übrig bleibt. Jetzt ist das ganz natürlich (wenn man das so sagen darf) das ein Betrieb schon mal 6000 Schweine braucht um über die Runden zu kommen.
Jetzt könnten wir doch den Landwirten ja eigentlich 10 € zukommen lassen, dann würde es den schon mal besser gehen und sie könnten sich auch um das Tierwohl kümmern. Und da würde das Fleisch nicht wesentlich mehr kosten. Aber das ist ja weder von der Gesellschaft noch von der Politik gewollt.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1159

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 12. Jun 2018, 14:12

@Ölkanne: ich - nee, nee, nee.
den Schuh zieh ich mir nicht an!

Ich kenne Landwirte und ich kenne arme Menschen (also arm, was das Geld angeht).

Mir brauchst du da nichts erzählen :roll:

weißt du was? ich war nie in meinem Leben jemand, der "auf die (Bauern, Konsumenten, Reichen, Arbeitslose oder so)" herumschimpft.
noch nie.

du bringst mich fast dazu, "die Bauern" für geldgierige Jammerer zu halten, die uns vera... wollen.

lass das lieber, ich hab deine Erklärung über Schwanz-Kupieren eigentlich sehr gut gefunden.
Bauernbashing gibt es bei uns eigentlich nicht - mag sein, dass es das woanders gibt und mag auch sein, dass solche Aktionen dazu geführt haben?

Wieso sollte ich mehr dafür bezahlen, dass der andere, also der, dem ich was abkaufe, seine Arbeit auch gut tut?
ist das nicht mehr selbstverständlich, dass man seine Arbeit gut tut?

Dann werde ich, die ich als Kassierin im Landhandel arbeite, in Zukunft von jedem Landwirte, der einen Traktor haben will, der mehr als ein halbes Jahr hält, einen "freiwilligen Aufpreis" verlangen.
Und wenn er das nicht zahlen will, werde ich auf der Moralkeule herumreiten.... :pfeif:

In jedem Beruf ergibt sich der Preis aus einer Verhandlung, einem Kompromiss zwischen Käufer und Händler.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1160

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 12. Jun 2018, 14:21

Wir produzieren nach Recht und Gesetzt und erzeugen damit Lebensmittel in sehr guter Qualität, bei sehr hohen Umweltschutzstandarts.
Warum sollten wir keinen Aufpreis verlangen wenn wir darüber hinaus Leistungen erbringen sollen?

Wer einen Traktor neu kauft hat erstmal nur die gesetzliche Gewährleistung, mehr nicht auch wenn die Kiste 400.000€ kostet.
Wenn ich jetzt darüber hinaus eine Garantie will und/oder einen Wartungsvertrag haben will sagt der Landmaschinenhändler "ja sicher können wir das machen, kostet aber XXX€ pro Jahr".

Und warum sollen wir solange Gratis-Extras bieten bis wir am Hungertuch nagen??
Bloß weil manche einer ein sehr veraltetes Bild des Bauern im Kopf haben?
Nein, Landwirte sind Unternehmer und das von ihnen geführte Unternehmen ist keine Wohlfahrtsgesellschaft sondern dient dazu nach Vollständiger und angemessener Bezahlung aller Arbeit auch noch Gewinn abzuwerfen,
wie jedes Andere Unternehmen auch.
Und das mit der vollständigen, angemessenen Bezahlung schaffen nur die Betriebe bei denen auch der Betriebsleiter ein Angestellter ist,
in den kleineren Betrieben (die ja so gewünscht sind) ist es Selbstausbeutung des Landwirtes und der Familie denn es kommt nichtmal der Mindestlohn bei rum.

bei der BASF, SAP, die DB, EON und auch bei deinem Schreiner umme Ecke ist die Gewinnerzielung legitim aber sobald das die Landwirtschaft will werden wir als geldgeile Jammerer denunziert?

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