Kulturen und Enzyme bevorraten
Kulturen und Enzyme bevorraten
Moin,
wie wäre es, wenn man Hefen, Enzyme, Bakterienkulturen nicht kaufen könnte?
Wenn man da selber für sorgen muss?
mal als ungeordnetes Brainstorming, über Kommentare und Erfahrungen dazu freue ich mich sehr.
1. die gute Nachricht: Sauerteig ist kein Problem, es gibt jahrhunderte alte, kann man ohne Kühlung quasi ewig am Leben behalten, regelmäßiges Verwenden vorausgesetzt.
2. Milchsäurekulturen (Säurewecker und Joghurt)
a. gibt es gefriergetrocknet zu kaufen - welche Art der Lagerung optimiert die Haltbarkeit dieser Kulturen? ANgenommen eine ungeöffnete Verpackung, das Granulat ist unter SChutzgas abgefüllt, denke ich. Wie behandelt man so eine Kultur am besten - rehydrieren, starten?
b. kann man, ich war erstaunt, tiefkühlen (Molke oder Produkt). Aber so eine Tiefkühler kann ja mal ausfallen. Auch hier - wie am besten ins Leben zurückholen?
c. Muss man dann "warten", dass die zufällig richtige Kultur sich in der Käseküche ausbreitet? Ich liebe den Geschmack wilder Kulturen nicht. Den reinen Balkan-Joghurts sehr. Aber gerade das gedeiht hier nicht von selber, weil viel zu kalt, man muss die Kultur sorgsam hüten, von selber stellt sie sich nicht ein.
d. Kann man eine Kultur weitervermehren? MAn kann, aber welche Parameter entscheiden übers Gelingen?
3. Hefen
eigentlich wie Bakterien zu betrachten
a. Gefriertrocknung, klar, gibt es als Backhefe und als BRauhefe. max LAgerdauer und Konditionen? Reaktivierung?
b. Tiefkühlen - bisher nicht probiert. Mal testen mit nem Würfel Backhefe.
c. Auf den Zufall warten - eher ungern. Teige werden eher Sauerteig werden denn Hefeteig, bei den Hefen zur alk. Gärung bin ich auch nicht scharf auf Zufallsprodukte, wegen Geschmack, Alkoholverträglichkeit und Methanolbildung.
d. Weitervermehren - müsste bei alk. Hefen eigentlich gehen - hat schon mal jemand von einer Apfelweinsaison bis zur nächsten eine Kultur durch Weiterzüchten am Leben erhalten? Und bei Backhefe?
e. es gibt von einem Anbieter Keramiken (nein, nicht EM!!!), die man wohl mit einer Kultur beladen kann - warum funktioniert das (oder nicht) und wie hebt man diese beladenen Keramiken dann auf? Und wie reaktiviert man die am klügsten?
4. Enzyme, zB Pektinase und Lab
a. gibt es getrocknet (Labtabletten von Hobbythek), aber das ist ja keine Dauerlösung. Wie lange bleibt die AKtivität bei welcher LAgerung?
b. In flüssiger Form Tiefkühlen - hilft das?
c. "Zufällig" kommt man nicht an Enzyme. Aber wenn einem so eine Milchlamm in den Schoß fällt - was macht man, um mit dem Labmagen Käse herzustellen und wie lange "hält" so ein LAbmagen bzw was man daraus gewinnt / herstellt?
d. weitervermehren - geht nicht.
e. Alternativen: Arbeitet jemand von euch (wie?) regelmäíg mit Labkraut? Gibt es andere Pflanzen, die für die Milchgerinnung verwendet werden können?
5. Kulturen für die Fleischreifung
hier Variante c - der Zufall. Vllt bin ich nicht informiert oder sensibel genug, aber die reifung roher Fleisch- und Wurstwaren hab ich bisher immer erfolgreich dem Zufall überlassen. Da scheint man in D kein Problem mit zu haben, zumindest in Altbauten. Fremdschimmel konnte immer durch Abwaschen mit Salzwasser, bei den "Ecken" im Schinken durch Beträufeln mit Milchsäure vermieen werden.
Im Ernst, Mensch verzehrt ja fast minderheitlich Nahrungsmittel, die nicht enzymatisch bzw mikrobiell aufgeschlossen sind.
Ob es Genussmittel sind wie tee oder Wein oder Bier, Backwaren, Milchprodukte, abgehangenes Fleisch, Rohwurst und Schinken, die kleinen helferlein sind fast immer und überall dabei.
Dazu noch die bei uns eher seltenen Sachen wie Gärgetränke (KOmbucha, Kwass, Wasserkefir...), milchsaures Gemüse und Obst, etliche Würzzutaten werden mikrobiell aufgeschlossen.
Der mensch ist zwar kein Wiederkäuer, aber er hat, teilweise, seine Verdauung vorverlegt - in die NAhrungszubereitung mit Hilfe von MOs und Enzymen.
Rati, Steilvorlage!
Was macht der kleine Selbstversorger, wenn all die Anbieter von Kulturen und Enzymen von heut auf morgen sich in Luft auflösen?
danke, LAndfrau
wie wäre es, wenn man Hefen, Enzyme, Bakterienkulturen nicht kaufen könnte?
Wenn man da selber für sorgen muss?
mal als ungeordnetes Brainstorming, über Kommentare und Erfahrungen dazu freue ich mich sehr.
1. die gute Nachricht: Sauerteig ist kein Problem, es gibt jahrhunderte alte, kann man ohne Kühlung quasi ewig am Leben behalten, regelmäßiges Verwenden vorausgesetzt.
2. Milchsäurekulturen (Säurewecker und Joghurt)
a. gibt es gefriergetrocknet zu kaufen - welche Art der Lagerung optimiert die Haltbarkeit dieser Kulturen? ANgenommen eine ungeöffnete Verpackung, das Granulat ist unter SChutzgas abgefüllt, denke ich. Wie behandelt man so eine Kultur am besten - rehydrieren, starten?
b. kann man, ich war erstaunt, tiefkühlen (Molke oder Produkt). Aber so eine Tiefkühler kann ja mal ausfallen. Auch hier - wie am besten ins Leben zurückholen?
c. Muss man dann "warten", dass die zufällig richtige Kultur sich in der Käseküche ausbreitet? Ich liebe den Geschmack wilder Kulturen nicht. Den reinen Balkan-Joghurts sehr. Aber gerade das gedeiht hier nicht von selber, weil viel zu kalt, man muss die Kultur sorgsam hüten, von selber stellt sie sich nicht ein.
d. Kann man eine Kultur weitervermehren? MAn kann, aber welche Parameter entscheiden übers Gelingen?
3. Hefen
eigentlich wie Bakterien zu betrachten
a. Gefriertrocknung, klar, gibt es als Backhefe und als BRauhefe. max LAgerdauer und Konditionen? Reaktivierung?
b. Tiefkühlen - bisher nicht probiert. Mal testen mit nem Würfel Backhefe.
c. Auf den Zufall warten - eher ungern. Teige werden eher Sauerteig werden denn Hefeteig, bei den Hefen zur alk. Gärung bin ich auch nicht scharf auf Zufallsprodukte, wegen Geschmack, Alkoholverträglichkeit und Methanolbildung.
d. Weitervermehren - müsste bei alk. Hefen eigentlich gehen - hat schon mal jemand von einer Apfelweinsaison bis zur nächsten eine Kultur durch Weiterzüchten am Leben erhalten? Und bei Backhefe?
e. es gibt von einem Anbieter Keramiken (nein, nicht EM!!!), die man wohl mit einer Kultur beladen kann - warum funktioniert das (oder nicht) und wie hebt man diese beladenen Keramiken dann auf? Und wie reaktiviert man die am klügsten?
4. Enzyme, zB Pektinase und Lab
a. gibt es getrocknet (Labtabletten von Hobbythek), aber das ist ja keine Dauerlösung. Wie lange bleibt die AKtivität bei welcher LAgerung?
b. In flüssiger Form Tiefkühlen - hilft das?
c. "Zufällig" kommt man nicht an Enzyme. Aber wenn einem so eine Milchlamm in den Schoß fällt - was macht man, um mit dem Labmagen Käse herzustellen und wie lange "hält" so ein LAbmagen bzw was man daraus gewinnt / herstellt?
d. weitervermehren - geht nicht.
e. Alternativen: Arbeitet jemand von euch (wie?) regelmäíg mit Labkraut? Gibt es andere Pflanzen, die für die Milchgerinnung verwendet werden können?
5. Kulturen für die Fleischreifung
hier Variante c - der Zufall. Vllt bin ich nicht informiert oder sensibel genug, aber die reifung roher Fleisch- und Wurstwaren hab ich bisher immer erfolgreich dem Zufall überlassen. Da scheint man in D kein Problem mit zu haben, zumindest in Altbauten. Fremdschimmel konnte immer durch Abwaschen mit Salzwasser, bei den "Ecken" im Schinken durch Beträufeln mit Milchsäure vermieen werden.
Im Ernst, Mensch verzehrt ja fast minderheitlich Nahrungsmittel, die nicht enzymatisch bzw mikrobiell aufgeschlossen sind.
Ob es Genussmittel sind wie tee oder Wein oder Bier, Backwaren, Milchprodukte, abgehangenes Fleisch, Rohwurst und Schinken, die kleinen helferlein sind fast immer und überall dabei.
Dazu noch die bei uns eher seltenen Sachen wie Gärgetränke (KOmbucha, Kwass, Wasserkefir...), milchsaures Gemüse und Obst, etliche Würzzutaten werden mikrobiell aufgeschlossen.
Der mensch ist zwar kein Wiederkäuer, aber er hat, teilweise, seine Verdauung vorverlegt - in die NAhrungszubereitung mit Hilfe von MOs und Enzymen.
Rati, Steilvorlage!
Was macht der kleine Selbstversorger, wenn all die Anbieter von Kulturen und Enzymen von heut auf morgen sich in Luft auflösen?
danke, LAndfrau
Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
Das sind zu viele Anfragen um gleich zu antworten.
Heute schaff ich das nicht mehr.
Eins schon mal im Voraus.
Nicht jeder Käse war so gut und die Käsesorten die sich regional als besonders gut etablierten waren welche in deren Reiferäumen - durch Zufall - die richtigen Kulturen (ist immer ne Mischung) lebten.
Der Reiferaum war der Impfraum.
Grüße Rati

Heute schaff ich das nicht mehr.
Eins schon mal im Voraus.
so ähnlich ist es gelaufen.Landfrau hat geschrieben:c. Muss man dann "warten", dass die zufällig richtige Kultur sich in der Käseküche ausbreitet?
Nicht jeder Käse war so gut und die Käsesorten die sich regional als besonders gut etablierten waren welche in deren Reiferäumen - durch Zufall - die richtigen Kulturen (ist immer ne Mischung) lebten.
Der Reiferaum war der Impfraum.
Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]
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Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
das geht problemlos, ist der qualität auch nicht abträglich.Landfrau hat geschrieben: b. Tiefkühlen - bisher nicht probiert. Mal testen mit nem Würfel Backhefe.
geht auch der TKschrank ex kann backhefe unter zugabe von honig und wasser gut aus trockenfrüchten (ausprobiert, klappt hervorragend) und angeblich auch aus div. pflanzen gezüchtet werden, zb aus minze (noch nicht selbst getestet)
There's a crack in everything. That's how the light gets in.
Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
Rati, bin auch nicht davon ausgegangen, dass du das zwischen Tür und Angel machst :-).
Aber du bist der Fachmann für sowas!
Vllt ist es mit den MOs ähnlich wie mit Pflanzen im Garten - heimische und ausreichend angepasste eingebürgerte gedeihen ohne große Hilfe, will man das besondere (Balkanjoghurt) oder auch besonders hochgezüchtete (hochalkoholverträgliche Weinhefen), muss man sich anstrengen und unter schwierigen Bedingungen vllt von seinen Ansprüchen Abstriche machen.
Nicht umsonst kennen die Inder - die ja meistenteils Vegetarier sind und zumindest keine MIlchkälber schlachten - vornehmlich so eine Art Joghurtkäse, der mit zugesetzter Säure und ohne LAb hergestellt wird.
Und der reine Balkanjoghurt ist zumindest in der Türkei auch gar nicht so rein im Geschmack wie der hier käufliche oder unter Sorgfalt selbst hergestelltte - er ist hefig, klumpig, fadenziehend wenn man Pech hat.
Und viele einfache Rezepte für Käse aus Europa verursachen bei mir auch schon beim Lesen einen Würgreiz.... .
Hmm. Im Notfall also wohl Abstriche machen.
Trotzdem würde mich, bis dahin, interessieren, wie man anspruchsvollere, sich nicht selber ansiedelnde Kulturen unter häuslichen Bedingungen bevorratet und am Leben erhält.
...
Danke Angela, für die HInweise. Backhefe hab ich sogar eingefroren liegen, müsste sie mal auftauen und schaun.
Ist das Prinzip bei der Hefegewinnung aus Trockenobst, Wasser und Honig geklärt?
Eigentlich gilt HOnig doch als eher inhibierend, oder?
Aktiviert man damit die auf den Früchten befindlichen wilden Hefen?
So machte man früher ja auch Wein - durch Spontangärung.
Nur hat mensch dann reinzuchthefen entwickelt, die weniger Methanol bilden, besseres Aroma machen und eben reproduzierbaren Wein - der verbraucher hat ja gern, dass sein Rötkäppchensekt JAhr um JAhr gleich schmeckt, wie auch BUtter und Joghurt.
Landfrau
Aber du bist der Fachmann für sowas!
Vllt ist es mit den MOs ähnlich wie mit Pflanzen im Garten - heimische und ausreichend angepasste eingebürgerte gedeihen ohne große Hilfe, will man das besondere (Balkanjoghurt) oder auch besonders hochgezüchtete (hochalkoholverträgliche Weinhefen), muss man sich anstrengen und unter schwierigen Bedingungen vllt von seinen Ansprüchen Abstriche machen.
Nicht umsonst kennen die Inder - die ja meistenteils Vegetarier sind und zumindest keine MIlchkälber schlachten - vornehmlich so eine Art Joghurtkäse, der mit zugesetzter Säure und ohne LAb hergestellt wird.
Und der reine Balkanjoghurt ist zumindest in der Türkei auch gar nicht so rein im Geschmack wie der hier käufliche oder unter Sorgfalt selbst hergestelltte - er ist hefig, klumpig, fadenziehend wenn man Pech hat.
Und viele einfache Rezepte für Käse aus Europa verursachen bei mir auch schon beim Lesen einen Würgreiz.... .
Hmm. Im Notfall also wohl Abstriche machen.
Trotzdem würde mich, bis dahin, interessieren, wie man anspruchsvollere, sich nicht selber ansiedelnde Kulturen unter häuslichen Bedingungen bevorratet und am Leben erhält.
...
Danke Angela, für die HInweise. Backhefe hab ich sogar eingefroren liegen, müsste sie mal auftauen und schaun.
Ist das Prinzip bei der Hefegewinnung aus Trockenobst, Wasser und Honig geklärt?
Eigentlich gilt HOnig doch als eher inhibierend, oder?
Aktiviert man damit die auf den Früchten befindlichen wilden Hefen?
So machte man früher ja auch Wein - durch Spontangärung.
Nur hat mensch dann reinzuchthefen entwickelt, die weniger Methanol bilden, besseres Aroma machen und eben reproduzierbaren Wein - der verbraucher hat ja gern, dass sein Rötkäppchensekt JAhr um JAhr gleich schmeckt, wie auch BUtter und Joghurt.
Landfrau
Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
Optimaler als gefriergetrocknet unter Schutzatmosphäre und kalt kann nicht gelagert werden. Bei Gefriergetrocknetem ist kalt aber nicht so wichtig wie trocken.Landfrau hat geschrieben:. Milchsäurekulturen (Säurewecker und Joghurt)
a. gibt es gefriergetrocknet zu kaufen - welche Art der Lagerung optimiert die Haltbarkeit dieser Kulturen?
Also falls alle Technik zusammenbricht, hilft nur so kalt wie möglich lagern. Solange sie trocken bleibt, ist sie sicher.Landfrau hat geschrieben:.Angenommen eine ungeöffnete Verpackung, das Granulat ist unter SChutzgas abgefüllt, denke ich. Wie behandelt man so eine Kultur am besten - rehydrieren, starten?
Fürs Jahr darauf kann mensch sich ja einen Eiskeller bauen und den im Winter mit Eis voll stopfen.
am besten ohne Schock, also ohne stärkere erwärmung auftauen, möglichst unter rühren, damit alles gleichmäßig geschieht.Landfrau hat geschrieben:b. kann man, ich war erstaunt, tiefkühlen (Molke oder Produkt). Aber so eine Tiefkühler kann ja mal ausfallen. Auch hier - wie am besten ins Leben zurückholen?
Allerdings würde ich vornehmlich versuchen alles was ich nicht sofort brauche möglichst kalt weiter zu lagern. Denn die Kultur am Leben zu erhalten ist viel schwieriger.
viel Sauberkeit und keine Zugluft um zu vermeiden das unerwünschte Keime dazu kommen. Ausreichende und konstante Nährstoff zufuhr und die richtigen Temperaturen. Theoretisch so wie beim Sauerteig oder beim „Hermann“Landfrau hat geschrieben:d. Kann man eine Kultur weitervermehren? MAn kann, aber welche Parameter entscheiden übers Gelingen?
Schwierig ist nur, das die Kulturen doch zur Mutation neigen und so eine „alte Kultur“ auf die Dauere ihre Eigenschaften verändert. Das kann zum guten oder zum schlechten sein. Außerdem gibt es da noch die Phagen, Wenn immer die gleiche Kultur weiter vermehrt wird, besteht die Gefahr das die dazu kompatieblen Phagen auftauchen und dann alles platt machen.
Zu c hatte ich ja schon was geschrieben, das hier möchte ich noch ergänzen:
Tja, die Balkankulturen würden im Falle von -alles bricht zusammen – in unseren Breiten aussterben.Landfrau hat geschrieben:c. Muss man dann "warten", dass die zufällig richtige Kultur sich in der Käseküche ausbreitet? Ich liebe den Geschmack wilder Kulturen nicht. Den reinen Balkan-Joghurts sehr. Aber gerade das gedeiht hier nicht von selber, weil viel zu kalt, man muss die Kultur sorgsam hüten, von selber stellt sie sich nicht ein.
Wie du schon schreibst, es wäre zu kalt oder besser gesagt es wäre sehr schwer ihnen hier die richtigen Bedingungen zu schaffen.
Also müsste wieder auf das zurückgegriffen werden was früher hier gemacht wurde. Regional bezogen weis ich da gar nicht so Bescheid (mein Job besteht im züchten der Bakterien , nicht im Käse machen.) Was ich weis, war das die Milch einfach in Tonkrügen oder Tiermägen an warmen plätzen (Sonne oder Feuer) aufgestellt wurde dort wurde sie sauer und dickte ein. Das allein war schon ein Nahrungsmittel.
Früher wurde der Jogurt und Käse ja in – was heutige Maßstäbe angeht – unsauberen Gefäßen unter unsauberen Bedingungen angesetzt. Das führte dazu, das immer mal wieder neue Kulturen dazu kamen.
Es war aber auch so, das nicht immer das gleiche Geschmackserlebniss zu erwarten war. Da gabs mal bessere und mal schlechtere (der Urkäse war ja auch nichts anderes als – wenn überhaupt – mit Salz und Kräutern abgeschmeckter Käsebruch) Jogurt war mal dünner und mal dicker.
Bevor die Menschen das Lab entdeckten gabs auch nur Sauermilchkäse.
wie du schon schriebst, ist wie bei den Bakterien. Gefriertrocknen selber machen geht natürlich nicht.Landfrau hat geschrieben:3. Hefen
…
a. Gefriertrocknung, klar, gibt es als Backhefe und als BRauhefe. max LAgerdauer und Konditionen? Reaktivierung?
das Problem beim einfrieren ist immer die Kristallbildung. Deshalb werden immer Schutzstoffe mit hinein gegeben (meist Zucker)Landfrau hat geschrieben:b. Tiefkühlen - bisher nicht probiert. Mal testen mit nem Würfel Backhefe.
Einfrieren geht, aber es stirbt dabei eine erhebliche Zahl Zellen ab. Je langsamer eingefroren wird, des to geringer die Überlebensrate. Aber auch weniger Keime funktionieren, braucht nur mehr Zeit
auf den Früchten selber sitzen ja schon genug Hefen die dann früher für die Gärung sorgten. Auch da gilt wie bei Jogurt und Co nicht jeder Wein von damals würde uns schmeckenLandfrau hat geschrieben:d. Weitervermehren - müsste bei alk. Hefen eigentlich gehen - hat schon mal jemand von einer Apfelweinsaison bis zur nächsten eine Kultur durch Weiterzüchten am Leben erhalten?
Von am Leben erhalten habe ich noch nichts gehört.
So eine Keramik bietet eine sehr große Oberfläche und damit sehr viel platz für Keime zur Besiedlung. Weil die meisten Bakterien eigentlich natürlich in Biofilmen auf Oberflächenleben und nicht frei in Flüssigkeiten treibend (wie sie es in Milch oder Säften müssen) ist so eine Keramik natürlich ein guter Ausgangspunkt.Landfrau hat geschrieben:e. es gibt von einem Anbieter Keramiken (nein, nicht EM!!!), die man wohl mit einer Kultur beladen kann - warum funktioniert das (oder nicht) und wie hebt man diese beladenen Keramiken dann auf? Und wie reaktiviert man die am klügsten
Aber in Teig o.ä. kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.
Lagerung und Reaktivierung ist immer das gleiche. So kühl wie möglich und so trocken wie möglich lagern und so schonend wie möglich reaktivieren und rechtzeitig mit Nahrung versorgen.Landfrau hat geschrieben: und wie hebt man diese beladenen Keramiken dann auf? Und wie reaktiviert man die am klügsten
Feuchtigkeit und Wärme machen agil und wer agil ist braucht Energie. Also möglichst lähmen, Stoffwechsel runterfahren um so mit den vorhandenen Nährstoffen möglichst lange aus zu kommen.
Wenn dann aber wieder Leben in die Bude soll, muß auch rechtzeitig wieder Nahrung zur Verfügung stehen.
Hier gilt auch das gleiche wie bei den Kulturen, nur Einfrieren ist nicht so gut, das zerstört das Enzym.Landfrau hat geschrieben:4. Enzyme, zB Pektinase und Lab
a. gibt es getrocknet (Labtabletten von Hobbythek), aber das ist ja keine Dauerlösung. Wie lange bleibt die AKtivität bei welcher LAgerung?
Wie lange die Haltbarkeit ist, kann ich dir nicht genau sagen, aber ich weiß das du auf das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum durchaus ein Jahr draufrechnen kannst. Eventuell muß du irgendwann die Dosis etwas erhöhen.
Der Labmagen (Kalb 10 Tage bis max. 4 Monate alt) wird von den restlichen Mägen getrennt und getrocknet. Dann werden sie gemahlen und können so eingesetzt werden. Es kann aber auch noch mit Hilfe von Kochsalzlösung, Zellulose und Getreidespelzen eine Extraktion durchgeführt werden. Dann hat mensch Labflüssigkeit die noch mit Salz konserviert und dadurch unter schlechteren bedingungen länger haltbar ist.Landfrau hat geschrieben:c. "Zufällig" kommt man nicht an Enzyme. Aber wenn einem so eine Milchlamm in den Schoß fällt - was macht man, um mit dem Labmagen Käse herzustellen und wie lange "hält" so ein Labmagen bzw was man daraus gewinnt / herstellt?
Gelagert wird natürlich wieder möglichst kühl und möglichst trocken.
Und für ein kg Käse benötigt mensch ca. 2g Labmagen.
Ich hab hier so ne Liste an Pflanzen (leider nur in latein)die funktionieren. Ich kann aber nicht sagen welche wie gut funktionieren d. h. wie gut sie dick legen und ob es zu Nebengeschmäckern führt:Landfrau hat geschrieben:e. Alternativen: Arbeitet jemand von euch (wie?) regelmäíg mit Labkraut? Gibt es andere Pflanzen, die für die Milchgerinnung verwendet werden können?
Cynara cardunuculus L.
Wrightia calycina
Irpex lacteus
Fusarium moniliforme
Calotropis procera
Sonnenblumenkernmehl geht übrigens auch.
Lab kann auch aus den Labmägen älterer Tiere hergestellt werden, nur sinkt der Lab Anteil deutlich wenn weniger Milch aufgenommen wird.
Aus den Mägen älterer Tiere werden die Pepsine gewonnen.
es ist das gleiche Prinzip wie bei Käse, Wein, Jogurt oder Brot nur das es für den Privat mensch keine - oder zumindest nicht so leicht Kulturen zu kaufen gibt. Es hat sich noch nicht eingebürgert dafür im Privatbereich Kulturen extra ein zu setzenLandfrau hat geschrieben:5. Kulturen für die Fleischreifung
hier Variante c - der Zufall. Vllt bin ich nicht informiert oder sensibel genug, aber die reifung roher Fleisch- und Wurstwaren hab ich bisher immer erfolgreich dem Zufall überlassen.
Deshalb vertraut da jeder ohne sich Gedanken zu machen der natürlichen Reife, bei anderen Produkten hingegen werden viele skeptisch wenn gesagt wird das kannst du dem Zufall überlassen.
Früher war es aber einfach so, spezielle Reinstkulturen konnten weder aufbereitet, gelagert oder weitervermehrt werden.
klar, und da sind wir nicht die einzigen.Landfrau hat geschrieben:Der mensch ist zwar kein Wiederkäuer, aber er hat, teilweise, seine Verdauung vorverlegt - in die NAhrungszubereitung mit Hilfe von MOs und Enzymen.
Und was nicht vorher aufgeschlossen, oder aufgewertet wird, bearbeiten die Mikros in unserem Darm weiter.
ich bin nicht ahnungslos, aber auch kein Doktor der Biologie. Nur Techniker.Landfrau hat geschrieben:...Aber du bist der Fachmann für sowas!

ja, genau so ist es.Landfrau hat geschrieben:...Vllt ist es mit den MOs ähnlich wie mit Pflanzen im Garten - heimische und ausreichend angepasste eingebürgerte gedeihen ohne große Hilfe, will man das besondere (Balkanjoghurt) oder auch besonders hochgezüchtete (hochalkoholverträgliche Weinhefen), muss man sich anstrengen und unter schwierigen Bedingungen vllt von seinen Ansprüchen Abstriche machen.
und auch das stimmt so ganz genau.Landfrau hat geschrieben:...Nur hat mensch dann reinzuchthefen entwickelt, die weniger Methanol bilden, besseres Aroma machen und eben reproduzierbaren Wein - der verbraucher hat ja gern, dass sein Rötkäppchensekt JAhr um JAhr gleich schmeckt, wie auch BUtter und Joghurt.
Die Organissmen wurden geziehlt ausgewählt und gezüchtet um alle Prozesse zu optimieren und zu standartisieren. Diese Art Zucht funktioniert aber nur in Labor Reinsträumen mit optimalen Bedingungen und diese Organissmen sind wie Hochleistungskühe. Sie produzieren perfekt, aber ein Sommerregen auf der Weide kann sie das Leben kosten.

Deshalb wirst du wohl Abstriche machen müssen.

So weit mein Wissen.
Was hier noch fehlt und eigentlich noch wichtiger ist sind die Anwendungstrickt der Praktiker im Nahrungsfermentiergeschäft.
Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]
[Einstürzende Neubauten 1996]
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- Beiträge: 701
- Registriert: Mi 4. Aug 2010, 13:02
Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
Bill Mollison ist viel herumgekommen und hat auf seinen Reisen in aller Welt festgehalten, wie Menschen regional ihre Nahrung fermentieren - mit traditionellen Techniken. Auch wenn diese für einen 1:1-Nachbau nicht detailliert genug beschrieben werden, so zeigt dieses Buch ganz interessante und unbekannte Techniken unter mehr oder weniger primitiven Umständen. Ganz besonders zeigt es aber die tiefe Verwobenheit menschlicher Ernährung mit der Aufbereitung der Nahrung mittels Mikroben.
The Permaculture Book of Ferment & Human Nutrition von Bill Mollison
ISBN: 978-0908228065
Das Buch ist leider sehr schwer zu bekommen. Ich habe es gekauft, als es noch wesentlich günstiger auf dem Markt zu bekommen war. Vielleicht sollte ich mir eine digitale Sicherheitskopie anlegen.
Gruß
Bernhard
The Permaculture Book of Ferment & Human Nutrition von Bill Mollison
ISBN: 978-0908228065
Das Buch ist leider sehr schwer zu bekommen. Ich habe es gekauft, als es noch wesentlich günstiger auf dem Markt zu bekommen war. Vielleicht sollte ich mir eine digitale Sicherheitskopie anlegen.

Gruß
Bernhard
Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
ich denke auch das tut not.BernhardHeuvel hat geschrieben:Das Buch ist leider sehr schwer zu bekommen. Ich habe es gekauft, als es noch wesentlich günstiger auf dem Markt zu bekommen war. Vielleicht sollte ich mir eine digitale Sicherheitskopie anlegen.
Und ich wüste auch einen ganz sicheren Ort für die Unterbringung einer deiner Sicherheitskopien.
Der CD Ständer in meiner Kammer...... nur für den Fall das bei dir mal einer einbricht.


Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]
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Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
Große Klasse, Rati - da sind echte Perlen drin in deinen Ausführungen!
Wobei ich persönlich nicht scharf bin aufs allzu experimentelle MIlchverarbeiten, es ist so, mit all den käuflichen kleinen Helferlein, schon spannend genug.
Aber auch heute ist es gut zu wissen, dass man Molke, um sie als Starter weiterzuverwenden, besser schnell (also in dünnen Schichten, in flachen Gefäßen) einfriert, evtl. Zucker zusetzt und langsam auftaut und erwärmt und dass man besser von einer guten Kultur einige "Sicherheitskopien" wie beschrieben einfriert, als die Kultur im Gebrauch immer weiterzuzüchten - wie ich es mit Sauerteig zB tue.
Aber der ist hier angepasst und bestimmt keine Hochleistungskuh.
Herzlichen Dank!
Landfrau
Wobei ich persönlich nicht scharf bin aufs allzu experimentelle MIlchverarbeiten, es ist so, mit all den käuflichen kleinen Helferlein, schon spannend genug.
Aber auch heute ist es gut zu wissen, dass man Molke, um sie als Starter weiterzuverwenden, besser schnell (also in dünnen Schichten, in flachen Gefäßen) einfriert, evtl. Zucker zusetzt und langsam auftaut und erwärmt und dass man besser von einer guten Kultur einige "Sicherheitskopien" wie beschrieben einfriert, als die Kultur im Gebrauch immer weiterzuzüchten - wie ich es mit Sauerteig zB tue.
Aber der ist hier angepasst und bestimmt keine Hochleistungskuh.
Herzlichen Dank!
Landfrau
Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
Danke schön für die Blumen Landfrau.
Hast dir die richtigen Ideenansätze rausgesucht.
Hier, habe ich unter Kochen backen Rezepte gefunden und ich finde das passt gut hier rein.
1. weil ein Praxisbericht
2. weil es gut zeigt welche Art von Schwankungen und Abweichungen mensch damals so zu erwarten hatte.
Übrigens hab mal doch nach den "Pflanzen" gegooglet die in einem Prospekt, der Firma in der ich arbeite, angegeben waren.
Grüße Rati

Hast dir die richtigen Ideenansätze rausgesucht.

Hier, habe ich unter Kochen backen Rezepte gefunden und ich finde das passt gut hier rein.
1. weil ein Praxisbericht
2. weil es gut zeigt welche Art von Schwankungen und Abweichungen mensch damals so zu erwarten hatte.
PermaNatur hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,
vorläufig deswegen, weil ich selbst noch am experimentieren bin![]()
Für ca. gut 2 Liter Ziegenmilch nehme ich einen flach gehäuften Teelöffel getrocknetes und puverisiertes Klettenlabkraut, rühre es in die rohe Milch ein und stelle das abends in die Bain-Marie, die ich auf 35 grad einstelle. Morgens rühre ich das ganze noch mal um, weil das Pulver oben auf der Milch schwimmt. Offensichtlich sind die Inhalsstoffe des Labkrautes nicht immer gleich, denn manchmal ist die Milch dann schon geronnen, manchmal nicht![]()
Es ist auch schon passiert, dass oben Käse und unten saure Milch im Gefäß war. Kam aber wohl davon, dass ich immer einige Tage sammeln muss damit sich der Aufwandt lohnt. Dann gebe ich beides zum Abtropfen in ein feines Sieb, würze es unter Rühren und stelle es dann nochmal in der Käseform in den Kühlschrank.
Hab auch schon zu viel Labkraut genommen was zur Folge hatte, dass ich schon fertigen löchrigen Käse hatte, den ich dann nur gesalzen habe, weil er doch recht fad war. Geschmeckt hat er dann am nächsten Tag aber gut![]()
Ob das ganze mit anderer Milch auch so zu bewerkstelligen ist, weiss ich nicht weil wir nur Ziegenmilch haben.
Das Labkraut hat schon teilweise geblüht oder blüht gerade. Ich will dann die Samen sammeln, was ja recht einfach istDie werde ich dann mahlen und damit probieren, Käse zu machen und hier berichten, was draus wird.......
Ich würde mich freuen, wenn jemand von euch auch mit Labkraut experimentieren und seine Ergebnisse hier teilen würde.
Oben beschriebenes sind erste Ergebnisse aber keinesfalls ein fertiges Rezept. Trotzdem hoffe ich, dass sie jemandem von Nutzen sein können.
Liebe Grüße
Johanna
Übrigens hab mal doch nach den "Pflanzen" gegooglet die in einem Prospekt, der Firma in der ich arbeite, angegeben waren.
sind nicht nur Pflanzen, sondern es ist auch ein Pilz und ein Schimmelpilz dabei.Rati hat geschrieben:Cynara cardunuculus L.
Wrightia calycina
Irpex lacteus
Fusarium moniliforme
Calotropis procera
Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]
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Re: Kulturen und Enzyme bevorraten
hallo!
Zum Sauerteig: ich hab heute nacht meine "eiserne Reserve" aktiviert - hat geklappt!
Ich hatte einfach ein bisschen Ansatz auf einem Plastikteller ausgebreitet und trocknen lassen (im Oktober 2010) und dann im Schraubglas aufgehoben.
Während ich krank war, ist mir mein Ansatz im Kühlschrank nämlich eingegangen.
Ansonsten hab ich eine andere "eiserne Reserve": meine Mutter, die bäckt nämlich auch und kann mir im Notfall von ihrem Ansatz etwas wieder geben - so eine Art "Tausch unter Freunden" müsste eigentlich bei allen Mikroben möglich sein - ?
liebe Grüße!
Zum Sauerteig: ich hab heute nacht meine "eiserne Reserve" aktiviert - hat geklappt!
Ich hatte einfach ein bisschen Ansatz auf einem Plastikteller ausgebreitet und trocknen lassen (im Oktober 2010) und dann im Schraubglas aufgehoben.
Während ich krank war, ist mir mein Ansatz im Kühlschrank nämlich eingegangen.
Ansonsten hab ich eine andere "eiserne Reserve": meine Mutter, die bäckt nämlich auch und kann mir im Notfall von ihrem Ansatz etwas wieder geben - so eine Art "Tausch unter Freunden" müsste eigentlich bei allen Mikroben möglich sein - ?
liebe Grüße!