Droht uns das Ende der Natur?

Empfehlungen, Kritik, Hinweise
Wildmohn

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#51

Beitrag von Wildmohn » Fr 13. Apr 2018, 11:30

Sehr erfreulich, die letzten Beiträge, der zarte Ansatz eines Diskurses, statt eines Disputes. :)

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#52

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 13. Apr 2018, 12:24

@Sonne,
so ähnliche Erfahrung hab ich auch gemacht-
das erste mal hab ich meinen Mann zu einem Vortrag mitgeschleppt- nannte sich- ein anderer Weg für die Landwirtschaft-
mein Mann ist mir zu Liebe dort geblieben, aber es hat lange gedauert, bis er mir wieder in "alternative Vorträge" mitgegangen ist.
Es lässt sich oft etwas relativ leicht in der Theorie darstellen, aber die Praxis ist um Längen schwieriger.
Aber- mein Mann hat bei der Behandlung der Gülle mitgemacht- das Risiko mit der EM Anwendung im Betrieb mitgetragen-
auch die Versuch und Irrtumphasen. Mehrfruchtanbau, Maisuntersaat, Luzerneanbau mit einem nicht dafür absolut geeigneten Boden, weniger Schnitte im Jahr beim Grünland, gab noch viele kleine oder grössere Puzzlesteine.
Am Anfang wurden wir wirklich von allen Seiten belächelt- aber wir haben beide durchgehalten und diesen Weg über die Brücke von EM gegangen.
Den Sepp Holzer hab ich in einem Film im Fernsehen gesehen und als die Möglichkeit bestand, diesen Krameterhof zu besichtigen, haben wir es gemacht.
Hat mich nicht gereut, aber ich hätte mit dem Herrn Holzer jetzt nicht unbedingt betrieblich zusammenarbeiten mögen.
Terra Preta ist im Garten eine wundervolle Sache- für die landw. Flächen ist es unrentabel, nicht praktikabel- und auch in diesem Ausmaß viel zu kostspielig.
Die ganzen Jahre waren im Frühjahr die Bienenkästen leer, letzten Frühling war ein unmgöiches Wetter, Schnee und Frost im April, ein grosser Teil der Blüten in den Obstbäumen ist erfroren, ich hatte grösste Sorge, was mit den Bienen sein würde-
und im Sommer ein guter Honigertrag, die Bienen sind alle über den Winter gekommen.
Hab auch nichts anderes gemacht-
ich hab das Geheimnis der Natur noch nicht verstanden-
ich versuche eine Win-Win-Situation für uns und alles rundherum kreuchende und fleuchende Leben zu schaffen-
aber wer da wirklich der Dirigent des Orchester ist-
der muss ein wesentlich tieferes Wissen für alles haben.
Ich glaube nicht, dass wir am Ende der Natur stehen- sondern viele haben eine gewaltige Naturferne- und es wird auf der einen Seite alles idealisiert und auf der anderen Seite wenig wertgeschätzt.
Jeder Depp kann einen Käfer zertreten, aber wer kann ihn wieder zum Leben bringen?

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#53

Beitrag von Rati » Fr 13. Apr 2018, 12:44

Wildmohn hat geschrieben:...Aber ich behaupte mal, dass in der vorindustriellen Zeit und noch viele Zeit davor der Mensch mehr im Einklang mit der Natur lebte. .
nicht wirklich Wildmohn.
Klar, das (Lebens)notwenige Wissen über die Natur war weiter verbreitet als heute, den immerhin waren sie ihr noch viel direkter ausgesetzt als wir, sie war also ein Gefahrenpotential und ja, teilweise wurde ihr auch mehr Respekt entgegen gebracht. Aber genau so wurde Natur auch rücksichtslos zerstört und verfolgt. Den Leuten in der Jäger und Sammlergesellschaft war es nicht so wichtig ob nun bei Massentreibjagten alle Tiere einer Herde inc. Jung und Muttertiere den Abhang hinunterfielen oder nicht. Humane schnell tötende Fallen waren auch nicht unbedingt das Hauptaugenmerk. Die ersten Landwirte haben Land durch Brandrodung gewonnen, war denen doch egal ob da nun ein alter Wald dran glauben muß oder nicht - außer vielleicht die eine heilige Eiche.
Der Wald allgemein war ja eher ein unheimliches (gefährliches) Ding --> siehe Sagen und Märchen, die ja auch deutlich zeigen wie die Menschen einzelnen Tierarten gegen über empfanden. Und so weiter und so fort.
Nein, bis auf Einzelfälle haben sich die Menschen auch damals schon verhalten wie jedes andere Tier auch.
DAS:
Wildmohn hat geschrieben:...Er hatte halt einfach noch nicht die Möglichkeiten, so einschneidend gegen die Natur zu agieren…und somit so massiv auf sie einzuwirken, bzw. sie so radikal zu zerstören
ist der einzige Unterschied.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Wildmohn

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#54

Beitrag von Wildmohn » Fr 13. Apr 2018, 18:59

Da es in diesem Thread ja um eine Buchvorstellung geht, noch folgende Info:
Der Verein für Landschaftspflege&Artenschutz MV bietet am 27.04.2018 eine Informationsveranstaltung in Grischow an. Neben der Vorstellung eines Projektes gibt es auch eine Buchlesung "Das Ende der Natur" mit der Autorin Susanne Dohrn und anschließender Disskussion.
Wer also schon immer mal loswerden wollte, wie bescheuert und naiv Naturschützer sind, hat hier die Gelegenheit dies zu tun. :)

Dyrsian
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 1886
Registriert: Mi 19. Okt 2011, 21:56
Familienstand: in einer Beziehung
Wohnort: Duisburg

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#55

Beitrag von Dyrsian » Fr 13. Apr 2018, 21:25

Ich habe auch Verständnis für die Landwirte, es ist nicht einfach in dieser Welt wo Lebensmittel so gut wie nichts kosten und mit Farmen in Brasilien und USA konkuriert wird, die unter ganz anderen Bedingungen produzieren.
Was mich nervt ist dieses Gejammer von wegen Schufterei, kein Urlaub usw. Die allermeisten Landwirte haben noch immer ein riesiges Kapital in Form von Land und Gebäuden. Niemand zwingt sie diese Arbeit zu tun. Sie können verkaufen, den wohl nicht geringen Eurobetrag einstecken und arbeiten gehen, wie wir anderen auch.
Ja, ist manchmal scheiße. Nix mehr mit selbstbestimmt und so. Nur haben 95% der Bevölkerung noch nicht mal die Wahl. Geschweige denn was zu verkaufen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Benutzeravatar
Sonne
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 2057
Registriert: Mo 1. Jan 2018, 21:57

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#56

Beitrag von Sonne » Fr 13. Apr 2018, 23:11

hobbygaertnerin hat geschrieben: Aber- mein Mann hat bei der Behandlung der Gülle mitgemacht- das Risiko mit der EM Anwendung im Betrieb mitgetragen-
auch die Versuch und Irrtumphasen. Mehrfruchtanbau, Maisuntersaat, Luzerneanbau mit einem nicht dafür absolut geeigneten Boden, weniger Schnitte im Jahr beim Grünland, gab noch viele kleine oder grössere Puzzlesteine.
Da habt ihr ja schon einiges geleistet und umgesetzt. Finde ich ganz toll. :daumen:
hobbygaertnerin hat geschrieben: Am Anfang wurden wir wirklich von allen Seiten belächelt- aber wir haben beide durchgehalten und diesen Weg über die Brücke von EM gegangen.
Belächeln wird man mich ehr weniger. Aber vielen wäre das alles zu umständlich oder kompliziert. Wenn ich davon erzähle, interessiert sich keiner wirklich dafür. Viel zu arbeitsintensiv.
Schon allein sich zu informieren, ist für manche wohl zu mühsam.
hobbygaertnerin hat geschrieben: Den Sepp Holzer hab ich in einem Film im Fernsehen gesehen und als die Möglichkeit bestand, diesen Krameterhof zu besichtigen, haben wir es gemacht.
Hat mich nicht gereut, aber ich hätte mit dem Herrn Holzer jetzt nicht unbedingt betrieblich zusammenarbeiten mögen.
Ohja...das würde ich auch gerne. Das alles mal angucken. Allerdings glaube ich auch, dass er mir als Mensch zu extrem ist.
Was mein Mann aber sehr krass fand, dass die Führung ziemlich viel Geld kostet. Für ihn ist das pure Geldmacherei. Von daher, werde ich das wohl nie in Natura zu sehen bekommen.
hobbygaertnerin hat geschrieben: Terra Preta ist im Garten eine wundervolle Sache- für die landw. Flächen ist es unrentabel, nicht praktikabel- und auch in diesem Ausmaß viel zu kostspielig.
Glaube ich dir sofort. Ich bin noch nicht dazugekommen, aber ich wollte mal ausrechnen, was ich investieren müsste, wenn ich unseren Garten perfekt, mit allem was dazu gehört...Em-Produkte etc...nach der Anleitung von EM-CHIEMGAU bearbeiten würde. Billig ist das mit Sicherheit nicht - und ist für mich im Ganzen von heute auf morgen so finanziell nicht machbar, sondern nur Peu a Peu möglich.
hobbygaertnerin hat geschrieben: ich hab das Geheimnis der Natur noch nicht verstanden-
ich versuche eine Win-Win-Situation für uns und alles rundherum kreuchende und fleuchende Leben zu schaffen-
aber wer da wirklich der Dirigent des Orchester ist-
der muss ein wesentlich tieferes Wissen für alles haben.
Mit Sicherheit.
hobbygaertnerin hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass wir am Ende der Natur stehen- sondern viele haben eine gewaltige Naturferne- und es wird auf der einen Seite alles idealisiert und auf der anderen Seite wenig wertgeschätzt.
Ja...viele haben Null Ahnung von irgendwas. Ich bin schon erschrocken, was ich alles nicht weiß, obwohl ich jetzt doch Jahr um Jahr im Garten gearbeitet habe.
Meine Söhne und Töchter sind jetzt auch nicht gerade gartenbegeistert, aber da kann ich noch hoffen.
Mein Schwiegersohn hat vor ein paar Jahren mal gesagt, wie cool das doch bei uns ist, dass wir quasi einfach zur Tür rauslaufen und unser Essen aus dem Garten reinholen können.
Das ist doch schon mal ein Anfang. :lol:
hobbygaertnerin hat geschrieben: Jeder Depp kann einen Käfer zertreten, aber wer kann ihn wieder zum Leben bringen?
Arthur Schopenhauer. Den Spruch gab es eine zeitlang mal als Autoaufkleber und ich fand ihn so cool. Mal googeln, ob es das noch gibt.

Dyrsian hat geschrieben:Ich habe auch Verständnis für die Landwirte, es ist nicht einfach in dieser Welt wo Lebensmittel so gut wie nichts kosten und mit Farmen in Brasilien und USA konkuriert wird, die unter ganz anderen Bedingungen produzieren.
Was mich nervt ist dieses Gejammer von wegen Schufterei, kein Urlaub usw. Die allermeisten Landwirte haben noch immer ein riesiges Kapital in Form von Land und Gebäuden. Niemand zwingt sie diese Arbeit zu tun. Sie können verkaufen, den wohl nicht geringen Eurobetrag einstecken und arbeiten gehen, wie wir anderen auch.
Ja, ist manchmal scheiße. Nix mehr mit selbstbestimmt und so. Nur haben 95% der Bevölkerung noch nicht mal die Wahl. Geschweige denn was zu verkaufen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Hm...ich habe in unserem Dorf noch nie einen jammern gehört, wegen zuviel Arbeit oder keinen Urlaub.

ICH beobachte, dass sie viel Arbeit haben und sie sich nie Urlaub gönnen, aber jammern hören habe ich noch nie einen.

Sie stehen um 5 auf und arbeiten bis in die Nacht.

Sicher im Winter weniger...und im Sommer mehr.

Jammern - ?

Höchstens über den Milchpreis oder die EU-Auflagen...

Sie können verkaufen? Na...soviel ich weiß, muss ein Landwirt extrem viele Steuern bezahlen, wenn er privat verkauft. Außer es bleibt die Landwirtschaft danach erhalten.

Die aktiven Landwirte hier sind meist noch vom alten Schlag. Sie denken eben nicht: 'Ach ich verkauf' alles und mach dann mir ein schlaues Leben.' Ihre Kinder denken da ehr so...aber die Alten... :hmm:
Man arbeitete früher nicht nur um seiner selbst Willen. Da war sicher auch noch sowas wie Geweinwohl dabei. Und es tut ihnen weh, ihre Höfe nicht weitergeben zu können...Höfe die lange vor ihnen aufgebaut wurden. Nichtmal dann, wenn sie 3 Söhne haben, so wie unser Nachbar. Da will keiner Landwirt sein. Die Arbeit ist ihnen scheinbar nicht erstrebenswert genug.

Ja, manche Berufe bräuchten wir nicht. Die Börsenbanker zum Beispiel find ich sehr verzichtbar. Oder Schauspieler, die mangels Qualität im Dschungel landen.
Manche Berufssparten könnten von mir aus auch ganz verschwinden.

Aber Landwirte - auf die können wir nicht verzichten. Vor allem nicht auf die im Mittelstand.

Reich ist bei uns übrigens keiner. Arm auch nicht gerade...aber es läuft keiner mit einer goldenen Nase rum.

Und das ist ja schon sehr traurig - dass die Freude an diese Arbeit offenbar nicht auf die Kinder übergeht.

Wie die wohl ihre Eltern erlebt haben, dass sie so wenig Lust auf Hof haben?

Früher gab es auch Raubbau in der Natur. Soviel ich weiß, haben die Römer fast ganz Italien abgeholzt.

Aber da könnte man ja noch sagen '...denn sie wissen (wußten) nicht was sie tun.'

Heute wissen wir so viel, und können trotzdem nicht damit umgehen. Wir haben Wissen, aber setzen es nicht um. Das finde ich das Schlimme.

Da gibt es doch diesen Spruch „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

(Wird ja den Indianern zugeschrieben, soll aber nicht so sein, sondern Urheber/in sei die kanadischen Autorin und Filmemacherin Alanis Obomsawin.)

Aber wer immer den Spruch nun kreiert hat - hat sowas von Recht.

Doch jede Generation muß wohl ihre eigenen Erfahrungen machen.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#57

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 14. Apr 2018, 05:53

Dyrsian hat geschrieben:Ich habe auch Verständnis für die Landwirte, es ist nicht einfach in dieser Welt wo Lebensmittel so gut wie nichts kosten und mit Farmen in Brasilien und USA konkuriert wird, die unter ganz anderen Bedingungen produzieren.
Was mich nervt ist dieses Gejammer von wegen Schufterei, kein Urlaub usw. Die allermeisten Landwirte haben noch immer ein riesiges Kapital in Form von Land und Gebäuden. Niemand zwingt sie diese Arbeit zu tun. Sie können verkaufen, den wohl nicht geringen Eurobetrag einstecken und arbeiten gehen, wie wir anderen auch.
Ja, ist manchmal scheiße. Nix mehr mit selbstbestimmt und so. Nur haben 95% der Bevölkerung noch nicht mal die Wahl. Geschweige denn was zu verkaufen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Zu deinem Beitrag wollte ich eigentlich zuerst gar nichts schreiben, weil es dann als Jammerei abgetan würde-
aber bei dem Wort selbstbestimmt-
ist mir das Wort selbstständig gekommen- selbst und ständig.
Und nein ich möchte nicht jammern,
aber es ist eine gewaltige Leistung, jeden Tag für die Tiere da zu sein, egal ob man krank ist, jeden Sonn- und Feiertag, zu den Arbeitspitzen in der Ernte- 365 Tage im Jahr,
und dann im Geschäft zu sehen, wie die mit sehr viel Mühe erzeugten Rohstoffe verramscht und verschleudert werden, das geht unter die Haut. Da hab ich schon manche Träne vergossen, aber inzwischen sehe ich es anders, ich klopfe mir selbst auf die Schulter, weil ich weiß, was wir leisten.
Und ja, es kann jeder den Hof aufgeben und in die Arbeit gehen wie jeder andere auch-
machen auch immer mehr, in unserem Dorf ist noch ein Landwirt, der mit den Kühen weitermacht.
Und ja, wir können alles aus allen Ländern herholen, vor kurzem war der gepantschte Honig aus China in der Diskussion,
war in einem Vortrag über den Sojaanbau in Brasilien und was das mit den Land und den dort lebenden Menschen macht-
wir haben gestern unseren Soja angebaut, war ein eigentümliches Gefühl, besonders nach diesem Vortrag von einem brasilianischen Wissenschaftler.
Sicher hat ein Hof einen Wert- die Gebäude müssen auch erhalten werden und der Hof war eine aneinanderreihende Gabe- jede Generation hat versucht, der Nächsten einen Hof weiterzugeben, mit dem sie wirtschaften und leben können.
Das mit dem Reichtum- das ist eine Ansichtssache-
man unterstellt den Bauern ja, eine bestimmte Automarke zu fahren- so einen bonzigen, tun wir auch, unser fahrender Untersatz wird dieses Jahr 30, musste Unmengen an Säcken, Transportgut schleppen, Viehanhänger fahren,
ja, wir haben einen grossen Streuobstgarten, jedesmal wenn wir ein Gebäude gebaut haben, war als Auflage, eine bestimmte Anzahl von Hochstammbäumen zu pflanzen.
Am Anfang war ich ziemlich sauer, macht eine Menge Arbeit und niemand möchte heute noch Obst von so einem hohen Baum ernten.
Aber inzwischen sehe ich es mit anderen Augen, dafür leiste ich mir den Luxus, in diesem Streuobstgarten ein paar Bienenvölker zu stellen, die nicht nur unsere Bäume, sondern auch die der Nachbarn mitversorgen.
Auf alle Fälle, das mit der Selbstbestimmtheit- das erlebe ich anders, da muss ich mich echt oft zusammenreissen, wohin die Landwirtschaft gekommen ist.
Es wird immer über die Bauern geschimpft, weil sie das eine tun, was anderes eben nicht machen,
aber ich höre nie, dass diejenigen, die als Lehrer, Berater, Universtätisprofessoren, Agrarjournalisten den jungen Leuten ihr Wissen weitergeben, dass die am Pranger stehen.
Bei den Sklaven in Amerika gabs einen Spruch- halte sie schwanger und barfuss-
bei den Bauern kommt es mir so vor, halte sie klein und versorge sie mit sehr viel Arbeit-
denn ich lese Fachzeitschriften und wenn ich die nach ein paar Jahren in die Papiertonne werfe, blättere ich sie nochmals durch- und ich staune jedesmal, was da alle Wochen und Monate an alten Wein in neuen Schläuchen an die Landwirtschaft geliefert wurde.
Fast immer - viel Arbeit, auch Investitionen - aber die Lebensqualität der Menschen, die diese Arbeit machen, die ist absolut kein Thema.
Deshalb ist derzeit auch die Abstimmung mit den Füssen so gross.
Ich muss ehrlich zugeben, wenn nicht eine ganz tiefe innere Überzeugung in mir stecken würde, hätte ich diese Herausforderung Landwirtschaft nicht gepackt.
Jeder will seine Arbeit so gut machen, wie er kann- aber das geht auch den anderen Menschen so, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen aufgerieben werden-
es scheint ein Zeitgeist zu sein, dass man die Menschen, die mit Herzblut an der Sache sind- die Freude an der Arbeit nimmt.
Sicher - es werden Pflegerobotter und auch in der Landwirtschaft Robotter die Arbeit abnehmen-
aber was auf der Strecke bleibt- das kann ich mir gut vorstellen.
Ich schreib in diesem Forum mit, weil ich zum Glück auch ein Stück Garten bewirtschaften kann, weil es mich erdet und mir immer wieder auch die Kraft gibt, weiter zu machen.
Und ich hab mir gestern beim Gang über unseren Acker vorgenommen, mich über die ständige Kritik an der Landwirtschaft nicht mehr zu ärgern, da könnte man auf dem Hof noch so viel machen, irgendwer wird es immer anders sehen.
Die Fabel vom Bauern und dem Esel ist obwohl uralt- so aktuell und modern.
So der Post ist relativ lang geworden, aber wenn jeder an seinem Platz sein Bestes tut- das ist schon viel.

Benutzeravatar
Sonne
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 2057
Registriert: Mo 1. Jan 2018, 21:57

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#58

Beitrag von Sonne » Sa 14. Apr 2018, 07:21

Sonne hat geschrieben: Da war sicher auch noch sowas wie Geweinwohl dabei.
Das sollte natürlich Gemeinwohl heißen... :pft:
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Dyrsian
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 1886
Registriert: Mi 19. Okt 2011, 21:56
Familienstand: in einer Beziehung
Wohnort: Duisburg

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#59

Beitrag von Dyrsian » Sa 14. Apr 2018, 10:05

Das das alles privat und im Einzelfall mitunter extrem bitter ist, stelle ich gar nicht in Frage. Es kommt halt (vielleicht auch durch die Medien) nur immer so rüber, dass man grade mit Bauern extrem viel Mitleid haben muss ala "der Arme muss seinen Betrieb aufgeben, den sein Opa aufgebaut hat ..." Über all die anderen Firmen, die aufgeben müssen weil sie im globalen Wettbewerb nicht mehr wirtschaftlich produzieren spricht kaum jemand.
Man hat es hier im Pott bei der Kohle versucht: Mit Subventionen hat man die Produktion künstlich am Leben erhalten - ein Konzept dass schlicht und ergreifend irgendwann politisch nicht mehr aufrecht zu erhalten war. Woanders wurde (unter fragwürdigen Bedingungen) einfach zu günstig produziert. Das sind die negativen Folgen der Globalisierung, und das merken nicht nur Firmen und Bauern, sondern auch Arbeitnehmer, und zwar ganz direkt. Der Chinese nagelt das Iphone einfach günstiger zusammen als Herbert aus Wanne-Eikel.
Langfristig sehe ich nur eine Lösung über ein Umdenken in der Gesellschaft (ein Hähnchen darf nicht 2,99€ kosten), mehr Direktvermarktung, einer Abschaffung der Agrarsubventionen und knallharten Importzöllen auf landwirtschaftliche Produkte. Das ist dann vielleicht Protektionismus, aber bei einer Sparte wo der Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft so groß ist wie bei der Landwirtschaft macht das Sinn. In den USA sieht man schon, dass immer mehr kleine Betriebe mit geringem Invest und wenig laufenden Kosten in den Markt kommen. Das geht hier nur eingeschränkt, weil die Lebensmittel hier einfach unfassbar billig sind bzw. umsonst bei den Tafeln abgeholt werden können. Die dicken Flächensubventionen tun ihr übriges.

Benutzeravatar
Sonne
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 2057
Registriert: Mo 1. Jan 2018, 21:57

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#60

Beitrag von Sonne » Sa 14. Apr 2018, 10:49

Dyrsian hat geschrieben: Langfristig sehe ich nur eine Lösung über ein Umdenken in der Gesellschaft
Oh ja, ich stimme dir zu.

Allein ich bezweifle, ob das jemals klappt.

Die Gier des Menschen ist einfach groß. Die Gier des kleinen und die Gier des großen Mannes.

Um überhaupt etwas zu erreichen, müsste man in der Gesellschaft die Liebe zur Natur lehren.

Niemand verzichtet auf etwas, wenn er nichts anderes dafür bekommt.

Erst wenn die Natur als Schatz wahrgenommen wird, werde ich bereit sein, dafür auch auf das eine und andere zu verzichten.
Um überhaupt etwas zu erreichen, müsste man in der Gesellschaft die Liebe zur Natur lehren.
Allein wo sind die Lehrer?

Denn leider fehlen die Leute, die mit Begeisterung und Enthusiasmus diese Liebe und Wertschätzung zur Natur vermitteln.
Solche Menschen sind wie Tropfen auf dem heißen Stein.

In den Großstädten wissen die Kids ja schon bald nicht mehr wie ein Grashalm aussieht, oder gar eine Blumenwiese.
Außer sie haben reiche Eltern, die sich eine Jahreskarte in den Zoo und Ausflüge auf's Land leisten können.

Es sind die Steinwüsten der Städte, die einen großen Teil der Gesellschafft prägen. Und oft ist das auch der Teil, der
ausschließlich Hähnchen für 2.99 € kauft, weil er sich gar nichts anderes leisten kann.

Die nächste Stadt bei uns ist ehr eine Kleinstadt...aber ich wundere mich immer wieder, wie trostlos leer die Balkons in den Häuserblocks ausschauen. Kaum einer hat ein Blümchen
- oder gar eine Tomatenstaude dort stehen.

Hier müsste die Veränderung beginnen.

Also in den Schulen - so mein Eindruck - passiert das ehr nicht. Dabei sind es die Kinder, die man prägen und formen könnte. Zu Gutem oder zu Schlechtem.

Und natürlich - Veränderung muss auch von oben her einsetzen...von der Politik...von den Betrieben...Pharma- und Agrarprodukthersteller.

Aber es ist doch so...die einen kaufen sich die Hähnchen für 2.99 €, weil sie sich sonst vielleicht gar kein Hähnchen leisten könnten - die anderen verkaufen
Hähnchen für 2.99 €, weil ihre Geldbeutel so am schnellsten fett und immer fetter werden.

So einen Biohahn zu produzieren ist doch viel anstrengender....aufwendiger...unwirtschaftlicher.

Das passt nicht in die wirtschaftliche Energiebilanz der Groß- und Billigunternehmer.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Antworten

Zurück zu „Bücher und andere Medien“