Belorussisch

Landfrau

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#1

Beitrag von Landfrau » So 19. Jun 2011, 18:29

MOin,

durch ZUfall fiel mir dies Buch in die Hand:

http://www.amazon.de/Belorussische-K%C3 ... 220&sr=8-1

Als Kochbuch ist es sicherlich hervorragend für schlechte Zeiten, ähnlich wie die 50erJahre - Kochbücher: Kartoffeln, getreide, Milch und fettes vom Tier. Ein paar Grobgemüse.
Raffinesse und Gewürze - null.

Spektakulär aber der Teil zur Vorratswirtschaft, selten ein so präzises Werk gefunden.

- Welcher Sand nimmt man zum Einkellern
- wie stapelt man Kohl
- wie bereitet man den LAgerkeller vor
- ideale LAgerluftkonditionen
- wie lagert man Äpfel, Pflaumen, Tomaten
- wie säuert man ganzen Kohl ein
- woran erkennt man, dass Sauerkraut fertig ist
- einkochen ohne Wasser und ohne Zucker
- Tyndallisieren von gemüse
- Warenje (klingt lecker)
- Sterilisationstabelle
- Kwass - Herstellung
- einfache Käseherstellung

zum Beispiel.

Das dünne Heft schlägt alle schicken Hochglanz "Selbstgemachtes aus der Vorratsküche" - Werke um Längen an Sachlichkeit und Präzision.

Ein echtes Highlight: Inhalt statt Lay-Out.
Aus dem "Verlag für die Frau", Leipzig, 1988

LAndfrau, inzwischen Fan von DDR - Sachbüchern

Olaf
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Re: Belorussisch

#2

Beitrag von Olaf » So 19. Jun 2011, 20:21

inzwischen Fan von DDR - Sachbüchern
*lach*
Nicht ohne Grund.
Ich hab da noch eins doppelt, also was anderes, "Obst und Gemüse selbst verwertet", Fachbuchverlag Leipzig 1990, wollt ich so vor 20 Jahren meinem Bruder schenken, weil ichs toll fand, hab das dann aber vergessen zu verschenken. Ist auch nicht dick, 120 Seiten, aber steht was drin.
Könnt sein, dass Du das schon alles weisst, egal.
Kriegste -freu mich richtig, dass das Buch noch einen würdigen Besitzer findet.
Olaf
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Re: Belorussisch

#3

Beitrag von luitpold » So 19. Jun 2011, 20:29

Landfrau hat geschrieben:
schlechte Zeiten,

Raffinesse und Gewürze - null.

Vorratswirtschaft

- einkochen ohne Wasser und ohne Zucker

- einfache Käseherstellung

Das dünne Heft

Inhalt statt Lay-Out.

Leipzig, 1988

DDR
vermutlich alles keine zufälle.

sie dachten vermutlich sie bringen noch einige jährchen rum, mit immer weniger.
die spezialisierte arbeitsteilung war/ ist aber doch im vorteil.

lg
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Re: Belorussisch

#4

Beitrag von Olaf » Mo 20. Jun 2011, 09:50

Moin,
das mag so gewesen sein, aber grundsätzlich gab es recht gute Fachbücher. Ein Onkel meiner EX hat seinen Kindern immer unsere Schulbücher mit nach Westberlin genommen, weil die besser seien, und wenn ich mir die unserer Kinder angucke, mag ich das mehr als glauben. Allein das Tafelwerk schüttelt nen Hund mitsamst Hütte, und wie Kinder sich mit diesem pädagogischen Durchfall selbständig Wissen aneignen sollen, ist mir zumindest ein Rätsel.
Vielleicht hatte die mangelnde Konkurenz ja mal einen positiven Effekt. Der Autor konnte sich auf den Inhalt seines Buches konzentrieren, ohne sich durch sinnlose Streckungen, bunte Bilder oder einem unschlagbaren Preis zu Lasten des Inhalts von der Konkurrenz abgrenzen müssen. Vielleicht galt es auch, Papier zu sparen und deshalb das Werk kompakt zu halten.
Nach dem dritten Heimwerkerbuch hab ich bemerkt, dass überall das gleiche drinsteht, mit Bildern, als seien die Leser Vollidioten.
Und ja klar, es gab ein staatliches Interesse, dass die Leute viel in Eigenleistung vollbringen konnten, nicht nur Lebensmittel. Aber es gab eben auch eine kritische Leserschaft, und es wurde nicht jeder Schrott veröffentlicht.
Kochen, Landfrau hab ich mit http://www.amazon.de/K%C3%BCchenbuch-Ra ... 54&sr=1-12 und http://www.amazon.de/Wir-kochen-gut/dp/ ... 31&sr=1-15 gelernt, und wenn ich mal was nachschlage ist das immer noch meine erste Wahl, wenngleich meine Frau bestimt 2 duzend Kochbücher mitgebracht hat.
Beides Verlag für die Frau. Kann man aber auch als Mann benutzen...
Bescheidene, fleischarme Küche hat übrigens nicht immer was mit Armut zu tun, auch die polnische Küche ist interessant wegen ihren fleischlosen, sehr schmackhaften Suppen. Dazu las ich, die Polen sind ja in der Regel sehr strenge Katholiken, dass die Hausfrau kreativ werden mußte durch die zahllosen Fastentage, die es einzuhalten galt.
Der Küche hat es scheinbar gut getan und vielleicht müssen wir eines Tags häufiger auf solcherlei zurückgreifen, und dass auch noch ohne Maggifix. Und da können wir vermutlich vom gesamten "Ostblock" was lernen.
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Re: Belorussisch

#5

Beitrag von Bunz » Mo 20. Jun 2011, 12:42

Nein, wir können nicht vom "Ostblock" was lernen,
sondern von einer Zeit, wo die Frau noch eine Frau war, der Mann noch ein Mann war, und der Ingenieur noch ein Ingenieur war.
Ich habe ein Buch über "Technische Mechanik" aus einer Zeit, über die viele nicht mehr reden wollen.
Gut.
Da steht auf wenigen Seiten soviel drin wie jetzt in einem dicken Wälzer.
Hm.
lg
Bunz
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Re: Belorussisch

#6

Beitrag von Olaf » Mo 20. Jun 2011, 13:16

sondern von einer Zeit, wo die Frau noch eine Frau war, der Mann noch ein Mann war, und der Ingenieur noch ein Ingenieur war.
Ich weiß nicht, ob diese Zeit insbesondere für Frauen immer angenehm war....
"Die Frau gehört an´ Herd, weil sie im Wohnzimmer nur stört" pflegte ein Studienkumpel zu formulieren. Wofür er von seiner Frau allerdings meist eine Kopfnuß bekam....
Für Arbeitsteilung bin ich aber auch zu haben, schon weil Frau mein TM-Buch nicht versteht und mir von Spinat schlecht wird, die Kinder den aber mögen.....
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Re: Belorussisch

#7

Beitrag von Tanja » Mo 20. Jun 2011, 13:36

sondern von einer Zeit, wo die Frau noch eine Frau war, der Mann noch ein Mann war, und der Ingenieur noch ein Ingenieur war.
und kleine pelzige Tierchen von Alpha-Zentauri noch richtige kleine pelzige Tierchen von Alpha-Zentauri... :lol:

Ich hab echt voll keinen Nerv darauf, mich aufgrund meines Geschlechts in irgendeine "dämliche" Schublade stecken zu lassen. Wem das zu unweiblich ist, der hat halt Pech gehabt und verpasst eine wahre Wuchtbrumme an Weiblichkeit! :grinblum:

In unserer Famile wurden übrigens teilweise auch die "besseren Schulbücher aus dem Osten" importiert und ich kann nur sagen: stimmt, sie waren es. :nick:

EDIT

ach ja und btt: die Belorussische Küche hält demnächst auch Einzug bei mir, eben bestellt, Dank an Landfrau für den Tipp! :)
Tanja

:blah:

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Re: Belorussisch

#8

Beitrag von Thomas/V. » Mo 20. Jun 2011, 16:50

und nicht nur die Schulbücher waren besser...
zu Zeiten der Herbstmesse sind scharenweise Wessis eingeflogen und haben für ihre Söhne und Töchter Fach- und Hochschulliteratur gekauft...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Belorussisch

#9

Beitrag von emil17 » Mo 20. Jun 2011, 18:05

Bunz hat geschrieben:sondern von einer Zeit, wo die Frau noch eine Frau war, der Mann noch ein Mann war, und der Ingenieur noch ein Ingenieur war.
Gemeint ist wohl, dass damals noch nicht Schonzeit für zimperliche Leute mit Selbstdarstellungsdrang war. Ich komme jedenfalls besser klar mit Leuten, die eine klare Rollenverteilung akzeptieren (was die beinhaltet, ist auszuhandeln), statt dauernd an Dingen herumzumurksen, die sie nicht beherrschen, nur um sich nicht schubladisieren zu lassen. (welches Verhalten natürlich auch eine ganz bestimmte Schublade weit öffnet)

Tanja hat geschrieben:Ich hab echt voll keinen Nerv darauf, mich aufgrund meines Geschlechts in irgendeine "dämliche" Schublade stecken zu lassen. Wem das zu unweiblich ist, der hat halt Pech gehabt und verpasst eine wahre Wuchtbrumme an Weiblichkeit!
Mir ist der Begriff Wuchtbrumme nicht geläufig. Ist das etwas, was man von weitem kommen hört, und dann geht man besser zur Seite und verhält sich unauffällig, bis es vorbei ist? :pfeif:
Vermute mal, Schublade Walküre, nicht Schublade Elfe ...
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Belorussisch

#10

Beitrag von Bunz » Mo 20. Jun 2011, 18:38

emil17 hat geschrieben:Gemeint ist wohl, dass damals noch nicht Schonzeit für zimperliche Leute mit Selbstdarstellungsdrang war
Danke, Emil,
so wollte ich es verstanden wissen.
Herrgottnochmal.
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