Glyphosat-Diskussion

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#1241

Beitrag von Manfred » Sa 23. Dez 2017, 11:06

Ich würde wenn, dann weder in Form eines Investitionszuschusse, noch in Form einer Beihilfe für eine bestimmte Methode fördern (wie es teilweise z.B. für Winterbegrünung oder Mulchsaat gemacht wird).
Deutlich sinnvolle wäre, von diesem Klein-Klein weg zu kommen und lieber den Humusaufbau als messbare Zielvorgabe zu fördern, und den Betriebsleiter Freiheit bei den Methoden zu geben.
Evtl. findet sich dann auch der eine oder andere schlaue Kopf, der es trotz regelmäßigen Pflugeinsatzes hin bekommt.

Wir haben zehntausende Bauern in D, daraunter viele sehr findige Köpfe, jeder mit anderen Voraussetzungen in seinem Betrieb, und bilden uns ein, ein paar praxisferne Ministeriums- und NGO-Mitarbeiter könnten an ihren Schreibtischen bessere Lösungen vorgeben und sollten den Bauern durch immer mehr flächendeckendes Mikromanagement vorschreiben, wann sie welchen Handgriff zu tun haben...

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1242

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Sa 23. Dez 2017, 12:52

Manfred hat geschrieben:Die Vorträge und Regensimulatorversuche von Ray Archuleta hast du angesehen?
Was glaubst du woran wir arbeiten ?
Wir nennen es phänomenologischer Unterricht

Hier geht es um naturwissenschaftliche Themen
http://www.die-lernmanufaktur.org/pheno ... ahrnehmen/

Es geht letztlich darum, den Menschen zu befähigen die Welt durch Beobachtung und eigene Erkenntnis zu verstehen und nicht durch wiedergekautes, unhinterfragtes Lehrbuchwissen Ideologien zu verbreiten.
Das beschreibt er in einem der beiden Videos sehr gut.

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#1243

Beitrag von Manfred » Sa 23. Dez 2017, 15:01

RichardBurgenlandler hat geschrieben:Es geht letztlich darum, den Menschen zu befähigen die Welt durch Beobachtung und eigene Erkenntnis zu verstehen
So sollte es eigentilch sein.
Dazu gehört aber umgekehrt auch der Wille, diese Befähigung nutzen und ausweiten zu wollen, statt jeden Scheiß unreflektiert zu glauben.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1244

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Sa 23. Dez 2017, 16:40

Manfred hat geschrieben:Dazu gehört aber umgekehrt auch der Wille, diese Befähigung nutzen und ausweiten zu wollen, statt jeden Scheiß unreflektiert zu glauben.
Wenn diese Befähigung, die Welt selbstständig erkennen zu können, einmal im Schüler erwacht ist, dann gibt es auch kein Zurück mehr. Da wird es für den Lehrer mit wenig Hintergrund bald ganz dünn, die Schüler können dann nämlich auch die richtigen Fragen stellen.
Wenn Schüler heute im Kontext Schule Fragen stellt, dann weist das nicht auf Interesse sondern auf Dummheit hin, denn wer fragt weiß ja nichts und wer nichts weiß ist dumm und wer deshalb keine Fragen mehr stellt dem stirbt das Interesse und die Neugierde.
Das Problem am System des phänomenologischen Unterrichts ist, das er nicht beurteilbar (Noten) ist, und daher ist er für das heutige Schulsystem (Selektion) unbrauchbar.

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#1245

Beitrag von Manfred » Sa 23. Dez 2017, 17:28

Ich meinte damit weniger die Kinder, sondern mehr die Erwachsenen.

Was du bezüglich der Schule schreibst, muss ich leider bestätigen.
Ich gebe einem Neffen und einer Nichte Nachhilfe in Mathe.
Bei beiden merke ich, dass sie bisher in der Schule nicht im Ansatz gelernt hatten, sich selbst in ein Thema einzuarbeiten und Lösungen zu suchen. Da wurde offenbar die Priorität auf Auswendiglernen irgendwelcher Schemata F statt auf Verständnis und Methodik gesetzt. Schon aus den Hefteinträgen aus dem Unterricht kann ich ablesen, dass sie nicht verstanden haben und es auch kein Bemühen dazu gab, und dass sie sich nicht trauen Fragen zu stellen, wenn etwas unklar ist.
Ich hatte leider nicht eher mitbekommen, wie es da steht.
Bei meinem Neffen sind es jetzt einige Monate. Leider kommt er nicht regelmäßig, sondern immer erst ein oder zwei Tage vor einer Prüfung zu mir. In den relativ wenigen Stunden, die wir in dieser Zeit zusammen gelernt haben, hat er es von einem 5er auf einen 2er Schnitt geschafft. Und da wäre noch Luft nach oben, wenn er regelmäßig vorbei käme, damit wir auch die alten Defizite nach und nach aufarbeiten könnten, über die er immer wieder stolpert.
Nichte kam erst vor 2 Wochen an, nachdem sie gesehen hat, was bei ihrem Bruder passiert. Und auch bei ihr ist es so. Kaum hat man ihr etwas vernünftig erklärt und ihr eine Methode an die Hand gegeben, kann sie diese auf verschiedene Aufgabenstellungen anwenden und macht bis auf ein paar Flüchtigkeitsfehler alles richtig.
Und wenn es schon an so etwas Trivialem wie der Vermittlung des in sich logischen bürgerlichen Rechnens scheitert, wie soll es dann bei hochkomplexen Themen wie der Auseinandersetzung mit der Natur funktionieren, wenn man nicht die Freude an der Beobachtung, dem Hinterfragen und Verstehen bei den Kindern aufrecht erhält und sie stattdessen irgendwas stoisch auswendig lernen lässt. Wie sollen sie etwas schätzen und lieben und evtl. sogar verstehen lernen, von dem man ihnen allenfalls abstrakte Vorstellungen davon vermittelt?
Da bin ich mal beim Sepp Holzer. Jeder Schule sollte einen Bauernhof, einen Garten, einen Dorfbach, einen Teich, ein Stück Wald haben. Und die Kinder sollten dort viel Zeit verbringen, beim Entdecken und Beobachten.
Heute trauen sich die Kinder ja nicht mal mehr eine Blume zu pflücken oder einen Käfer oder ein Fischchen zu fangen, wenn sie sich überhaupt mal draußen aufhalten.
Da sind Projekte wie eures sehr wertvoll.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1246

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Sa 23. Dez 2017, 19:07

Manfred hat geschrieben:Ich meinte damit weniger die Kinder, sondern mehr die Erwachsenen.
Bei Erwachsenen ist es sehr schwierig, weil sie nicht vorurteilsfrei beobachten können. Es ist schon schwer einem Erwachsenen (auch Lehrer) den Unterschied zwischen einer Beobachtung und einem Urteil bei zu bringen.
Unsere Projekte sind so angelegt, dass eigentlich die Lehrer diejenigen sind, die davon profitieren, wenn sie uns beim Unterricht zusehen( natürlich auch die Kinder).
Meine Frau macht Vorträge, Seminare und Workshops in den pädagogischen Hochschulen, das läuft zurzeit noch sehr zäh, weil sich keiner was vorstellen kann. Die Klassenfahrten ergeben sich dann aus diesen Seminaren, quasi als Vertiefung für Lehrer.
Wir hatten im Sommer einen jugendlichen "Schulverweigerer" übers Jugendamt. Der hatte kein Interesse an Deutsch oder Mathe und sonst auch nichts. Aber die Arbeit hat ihm Spaß gemacht (Heuen, Holzarbeit, Garten, Esel usw.)
Mit dem hab ich begonnen während der Arbeit zu rechnen, ganz nebenbei. 4 Stunden Holzschlichten ergaben 4 Stunden Mathe Kopfrechnen. Jetzt weiß ich wie viele Scheite Holz ich täglich im Winter verheizen kann, wie schwer das ist, was es kosten usw. Nach jeder gelösten Rechnung kam eine neue Frage von ihm und wir hatten richtig Spaß bei der Arbeit. Und das Beste, als seine Mutter in abholte, erzählte er von alle Ergebnissen, die wir errechnet hatten, die Hälfte davon hatte ich schon vergessen. So spannend kann Mathe sein.

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#1247

Beitrag von Manfred » So 24. Dez 2017, 00:24

RichardBurgenlandler hat geschrieben:Und das Beste, als seine Mutter in abholte, erzählte er von alle Ergebnissen, die wir errechnet hatten, die Hälfte davon hatte ich schon vergessen. So spannend kann Mathe sein.
So klappt das, wenn man die Kinder abholt wo sie stehen, statt sie in Korsette zu zwingen. Aber dafür scheint in unserem Schulsystem sehr wenig Platz zu sein.

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Hier einer der bösen Glyphosat-Bauern. Der Michael Reber. Biogaser noch dazu. Und Agrarblogger.
Auch fleißig in der FB-Gruppe "Bodenfruchtbarkeit".

Der Mann baut Humus auf. Schneller als ich (OK, ich hab auch schon mehr davon, zumindest pro ha...)
Schaut euch mal an, wie der Boden seiner Maisfelder nach der Ernte ausschaut, in Vergleich zum von Ölkanne neulich verlinkten Bio-Acker.
https://www.wortgerecht.de/juwel-im-acker/

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1248

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 24. Dez 2017, 00:57

Manfred hat geschrieben:
RichardBurgenlandler hat geschrieben:Und das Beste, als seine Mutter in abholte, erzählte er von alle Ergebnissen, die wir errechnet hatten, die Hälfte davon hatte ich schon vergessen. So spannend kann Mathe sein.
So klappt das, wenn man die Kinder abholt wo sie stehen, statt sie in Korsette zu zwingen. Aber dafür scheint in unserem Schulsystem sehr wenig Platz zu sein.

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Hier einer der bösen Glyphosat-Bauern. Der Michael Reber. Biogaser noch dazu. Und Agrarblogger.
Auch fleißig in der FB-Gruppe "Bodenfruchtbarkeit".

Der Mann baut Humus auf. Schneller als ich (OK, ich hab auch schon mehr davon, zumindest pro ha...)
Schaut euch mal an, wie der Boden seiner Maisfelder nach der Ernte ausschaut, in Vergleich zum von Ölkanne neulich verlinkten Bio-Acker.
https://www.wortgerecht.de/juwel-im-acker/
Die Aktivitäten von Herr Reber sind sehr lobenswert!
Leider gibt es wenige wie ihn oder Bauer Willi.

Ich habe nur ein Kritikpunkt:
Er hat die Silomaisproduktion (teilweise) an andere Betriebe ausgelagert um seinen Boden zu schonen.

Wir bauen genau 33% Silomais, der zerhagelt uns (Zahlenmäßig) massiv die Humusbilanz, die 13% Zuckerrüben geben ihr dann den Rest.
In der Praxis können wir mit viel Mühe den Humusgehalt bei einem Schnitt von 2,1% halten,
mit einer Streuung von 1,4-2,8%.

Wobei sich eine Struckturverbessrung durch geänderte Bewirtschaftung schneller einstellt ans man das auf dem Papier erahnen kann.

Meine Eigenen Kartoffeln (unabhängig von der Landwirtschaft) stehen auf Wiesenumbruch mit 3,8% Humus-C,
ja, wenn das kein Tonboden wäre wären das auch ganz schön ;)
Mal sehen wie sich der häufe Kartoffelanbau auf den Humusgehalt auswirkt. :)


Klar könnte man uns jetzt sagen
"Last doch Silomais und Rüben einfach bleiben"
Das geht hier aber nicht.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1249

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Do 28. Dez 2017, 22:47

Die gesamte Ernte seiner Äcker kommt in die Biogas-Anlage.
aus dem Artikel https://www.wortgerecht.de/juwel-im-acker/

Unsere Gesellschaft scheint ja wirklich nicht mehr zuretten zu sein.

Damit es wirtschaftlich tragbar ist einen gesunden Boden zu fördern (und das tut er lt. dem Artikel) muss er (Reber) seine Ernte verheizen. :bang: :bang: :bang:
Wie bescheuert sind wir eigentlich ?

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1250

Beitrag von Rohana » Do 28. Dez 2017, 23:10

Ich dachte wir wollen von fossilen Energieträgern weg? Feenpups tut's halt nicht.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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