Glyphosat-Diskussion

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Rohana
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Re: Glyphosat-Diskussion

#1121

Beitrag von Rohana » Di 12. Dez 2017, 10:56

RichardBurgenlandler hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Oder allgemein Herbizide statt mechanische Bearbeitung?

Nachdem Österreich und damit auch das Burgenland und auch unser Bezirk sich noch nicht gegen die Verwendung von Glyphosat ausgesprochen hat , nehme ich an, dass es sich bei dem Herbizid, das bei uns gespritzt wird um Glyphosat handelt.
Nicht alles was gespritzt wird muss zwangsläufig Glyphosat sein :eek:
RichardBurgenlandler hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:wenn du schreibst, dass die Zwischenfrucht untergepflügt wird, wirds wohl kein pflugloser Betrieb sein...
Welchen Wert hat dann ein Argument, das die Vorzüge von Glyphosat in Bezug auf eine bodenschonende Bearbeitung ( und damit nehme ich an ist eine pfluglose Barbeitung gemeint ) heranzieht ?
Denselben wie vorher? Es KANN gemacht werden. Von einer Pflicht zu genau dieser Vorgehensweise hat keiner gesprochen. Nimmst du Glyphosat nun weg, erschwerst du diese Arbeitsweise aber bis hin zur Verhinderung.
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Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1122

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Di 12. Dez 2017, 11:05

ina maka hat geschrieben:Wieviele Betriebe arbeiten ohne Pflug?
Bis dato ist die pfluglose Bodenbearbeitung innerhalb der EU-Mitgliedstaaten
erst vereinzelt anzutreffen. HUGGINS&REGANOLD (2009) zufolge setzt sich die
Direktsaat beispielsweise in Deutschland weit weniger durch als in den USA
oder in Teilen Südamerikas, wo sie lokal schon einen höheren Anteil ausmacht.
Sehr interessanter Text auf 54 Seiten (2015)

quelle: http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin ... EP0526.pdf
Manfred hat geschrieben: Es geht um Wählerstimmen. Und da zählt das, was der Wähler glaubt und nicht was die Wissenschaft ergründet.
Und genau deshalb bemühe ich mich um eine sachliche Diskussion, die natürlich auch Aufklärung und Wissenszuwachs in jede Richtung bringen soll.
Und zu einer sachlichen Diskussion, die im besten Falle dialektisch geführt wird gehören für mich keine unreflektierten Dogmen. Selbstverständlich bin ich auch selbst dankbar für jeden erdenklichen Hinweis eines möglicherwiese unreflektierten Arguments, das mich in meinem Gedankengebäude/Weltsicht festhält und es nicht zulässt einen anderen Standpunkt, Perspektive einzunehmen.

Im Volksmund heißt dass "über den Tellerrand blicken“, was meiner Meinung nach wesentlich zu kurz greift um ein Bewusstsein für Gesamtzusammenhänge herstellen zu können.

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emil17
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Re: Glyphosat-Diskussion

#1123

Beitrag von emil17 » Di 12. Dez 2017, 11:07

Die Befürworter von Glyphosat argumentieren natürlich, dass damit eine pfluglose Bearbeitung möglich sei.
Ob es getan wird, hängt noch von anderen Sachen ab. Die Bewirtschafter wollen natürlich alle Möglichkeiten zur Verfügung haben und dann nach Fall entscheiden, was sie tun. Es ist das ureigene Interesse des Bewirtschafters, sich alle Möglichkeiten offen zu halten. Daran ist also nichts falsch.

Das Problem mit diesem Zeug liegt an anderer Stelle:
Man kann damit vieles vereinfachen. Die Vorteile kommen dem Betrieb als Produktionsverbilligung zugute, was später durch den Preiszerfall den Einsatz betriebswirtschaftlich erzwingt, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mögliche Kollateralschäden werden entweder verneint oder verharmlost oder als diffuses Allgemeinheitsproblem dargestellt, das so oder so bestehe.
Zudem wird versucht, Leute, die in solchen Dingen wie Umweltchemikalien kritisch sind, als Opfer von Ideologien darzustellen, die jeder vernünftige wissenschaftlichen Argumentation unzugänglich seien und keine Ahnung auf Sachebene hätten.
Genau deshalb sind Fachbegriffe wie "Monokultur" und "Reinkultur" ein nützliches Werkzeug, weil sich durch ihren richtigen oder falschen Gebrauch beweisen lässt, dass die meisten keine Ahnung haben und besser still sein sollten. Was richtig ist, entscheidet natürlich der Experte.
Pseudoumgangssprachliche Wortschöpfungen dieser Art sind falsche Freunde, mit denen sich das Publikum in die Schranken weisen lässt, zu dessen Wohl und gern auch in dessen Namen diese Fachleute handeln und argumentieren.
Angebracht ist hier eine "Wir sind das Volk" - Bewegung - nehmt uns unsere Sprache nicht weg!

Der Begriff "Reinkultur" suggeriert durch die Wortwahl etwas Reines, Edles, Das trifft es nicht so richtig, wenn ich an gewisse langweilige Agrareinöden in Mitteleuropa denke.

Die Agrowissenschaften sind damit in guter Gesellschaft. Das machen alle Fachdisziplinen so, wenn sie etwas durchziehen, was die Allgemeinheit betrifft, ohne dass das betroffene, aber nicht fachkundige Publikum mitreden soll:
Die Atomkraftwerke wurden offiziell in Kernkraftwerke umbenannt. Die Atombombe durfte hingegen bleiben, was sie war. In der Chemiefabrik hergestellte Lebensmittelzusatzstoffe haben die Eigenschaft, naturidentisch zu sein. Man kann eben nicht "industriell hergestellt" auf die Packung schreiben: Kämen sie so offensichtlich aus der Chemiefabrik, wären die Produkte schlechter verkäuflich.
Im Bankensektor wird "moderne Finanzierungsform" genannt, was früher allgemeinverständlich und treffend Kaufen auf Pump hiess. Im Personalwesen nennt sich flexible Anstellungsform, was schlicht Arbeit auf Abruf ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1124

Beitrag von Rohana » Di 12. Dez 2017, 11:32

emil17 hat geschrieben:Die Befürworter von Glyphosat argumentieren natürlich, dass damit eine pfluglose Bearbeitung möglich sei.
Ob es getan wird, hängt noch von anderen Sachen ab. Die Bewirtschafter wollen natürlich alle Möglichkeiten zur Verfügung haben und dann nach Fall entscheiden, was sie tun. Es ist das ureigene Interesse des Bewirtschafters, sich alle Möglichkeiten offen zu halten. Daran ist also nichts falsch.
Es ist ja auch schlicht Unfug EINE Bewirtschaftungsweise für alle Situationen verbindlich festlegen zu wollen - verschiedene Möglichkeiten zu haben ist *nötig*!

Beim Rest... man kann sich jetzt an "Monokultur" aufgeilen oder auch nicht. Es geht mir halt drum präzise zu bezeichnen was gemeint ist, damit man über die Sache vernünftig diskutieren kann.
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Re: Glyphosat-Diskussion

#1125

Beitrag von Manfred » Di 12. Dez 2017, 11:35

@Richard:
Natürlich haben wir bisher relativ wenig Direktsaat, besonders in Süddeutschland.
Das liegt zum guten Teil daran, dass die Maschinen dafür schweineteuer sind oder in den Leistungsklassen für uns Kleinbetriebe gar nicht angeboten werden.
Ich hatte letztes Jahr einen Lohner mit 6 m breiter Direktsaatmaschine hier.
Das Ding hat auf die 3 m Transportbreite zusammengeklappt rückwärts kaum in die Hofeinfahrt gepasst, zwecks Einfüllen des Saatgutes.
Die Saatgutsäcke haben wir dann mit dem Frontlader hochgehoben und von Hand in das Unding umgefüllt, weil natürlich auch keine der sonst für solche Maschinen üblichen Befüll-Förderschnecken vorhanden ist und sich der Einfülldeckel in geschätzt 3,5 m Höhe befindet.
Ändert aber nichts daran, dass wir nicht die vorhandenen Keime für eine bodenschonendere Bewirtschaftung ersticken sollten.
Kannst dich ja mal im Forum der Gesellschaft für konseriverende Bodenbearbeitung einlesen. Ich hatte deren Website dieses Jahr im Bereich aufbauende Landwirtschaft verlinkt, wie auch diverse weitere Infos zur Direktsaat.

Wenn ich mal eine gebrauchte, erschwingliche, kleine Maschine, die ich mit meinen 70 PS Traktoren bewältigen könnte, finden würde, würde ich sie evtl. kaufen.
Grait Plains bietet jetzt auch in D relativ kleine Maschinen an. Die liegen neu mit der nötigen Ausstattung aber bei 30.000 bis 40.000 Euro.
Völlig unmöglich, das hier wieder reinzuwirtschaften. Die müsste mehrere hundert ha im Jahr machen. Und das wäre selbst im Lohneinsatz bei unserem Klima kaum zu schaffen, weil die Wetterfenster zu kurz sind. Da tun sich die Betriebe mit Kontinentalklima in Nordamerika deutlich leichter. Die können auch auf großen Flächen relativ kleine Maschinen einsetzen, weil sie wochenlage Zeitfenster dafür haben.

Auch die Arbeit mit Zwischenfrüchten ist in D weitaus schwieriger, außer evtl. in den wärmsten Regionen. Hier z.B. vor der Maissaat eine Zwischenfrucht hinzukriegen, die ausreichend Mulchmasse zur Unkrautunterdrückung liefert und reif genug wird um sich durch Walzen abtöten zu lassen um so eine herbizidfreie Direktsaat zu ermöglichen scheint mir kaum möglich.

Wie schon mehrfach geschrieben:
Wollte man wirklich etwas Positives erreichen, satt mit billigem Populismus Wählerstimmen zu erheischen, bevor man dann die nächste Sau durchs Dorf treibt, müsse man die Praxisforschung an Alternativen so gut es nur geht unterstützten.
Für die Praktiker, die daran arbeiten, gibt es aber keine Förderung. Die zahlen das selbst oder finanzieren es, indem sie ihr mühsam erarbeitetes Wissen gegen Bezahlung an interessierte Kollegen weitergeben. Schon das bremst die Vertreitung des Wissens massiv aus, weil die Einstiegsschwelle für Interessierte durch diese Kosten höher wird.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#1126

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 12. Dez 2017, 11:47

oooch, ich hätte schon gerne eine Antwort bekommen :aeh:

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1127

Beitrag von Rohana » Di 12. Dez 2017, 11:50

Also, ich kenne einen pfluglos wirtschaftenden persönlich... über Forenkontakte vielleicht so ein zwei handvoll... soll ich jetzt versuchen dir daraus irgendeine Zahl abzuleiten?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#1128

Beitrag von Manfred » Di 12. Dez 2017, 12:29

Zumal es ja nicht nur um Pfluglos oder besser Direktsaat geht, sondern um die ganze Spanne der reduzierten Bodenbearbeitung.

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Re: Glyphosat-Diskussion

#1129

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 12. Dez 2017, 15:03

Es geht um viel mehr, egal ob die Behandlung der Gülle, ob Humusaufbau, Unkraut bzw. Beikrautregulierung,
so wirklich gross wird da nichts an Wissen an die Landwirte weitergegeben. Da muss man sich schon selbst auf die Socken machen, ausprobieren, versuchen, den Spott und die Häme ertragen, wenn mal was nicht so gelingt.
Wenn ich mir nur die Ausbildungsinhalte vor Augen halte-
nicht nur im konventionellen, sondern auch im Biobereich.

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#1130

Beitrag von Manfred » Di 12. Dez 2017, 15:40

https://www.topagrar.com/news/Acker-Agr ... 41579.html

"In Frankreich hat das nationale Agrarforschungsinstitut INRA Alternativen zum Einsatz von Glyphosat skizziert. Als wichtigste Ausweichmöglichkeiten nennt es andere Wirkstoffe und mechanische Methoden."

"Neben dem Einsatz von alternativen Wirkstoffen, die durchaus mehr Gefahren für Anwender und Umwelt darstellen könnten, verweisen die Agrarforscher besonders auf die mechanische Unkrautbekämpfung und die oberflächliche Bearbeitung des Bodens."

Also genau der Schuss nach hinten, den auch ich erwarte...

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