"Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

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emil17
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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#61

Beitrag von emil17 » Mi 23. Nov 2016, 23:31

Hotzenwalder hat geschrieben:Warum jemand aufhört, Fleisch zu essen, dafür gibt es alle möglichen Gründe.
- weil man nicht möchte dass Tiere getötet werden: macht keinen Sinn, weil das draussen in der Natur, die wir doch alle so lieben, täglich dauernd vorkommt, auch ohne Menschen. Warum das etwas anderes sein soll kann ich nicht begreifen.

- weil man die Massentierhaltung nicht unterstützen will: das hat damit nichts zu tun, kauf doch Produkte aus anständiger Tierhaltung. Viele Landwirte geben sich alle Mühe, dass dem Konsumenten bekannt ist, wie das bei ihnen läuft. Ich bin auch nicht für Monsanto, bloss weil ich Polenta mag und Monsanto Patente auf Gentech-Mais hält. Muss man halt gucken, was man kauft, die Information ist da.

- weil man glaubt, Fleisch sei für Menschen nicht wirklich gesund: na ja, glauben kann man alles. Wenn man dafür Tatsachen sucht wirds schwierig, weil die Physiologie und die Archäologie das schlicht nicht bestätigen.

- weil es eine Verschwendung von Ressourcen ist die dazu führt dass anderswo gehungert wird: Leider gibt es riesige Flächen, die der menschlichen Ernährung nur über den Umweg Tierhaltung zugänglich sind, weil da nix wächst was man direkt essen könnte. Almwirtschaft beispielsweise ... in den Alpenländern geschätzte 2/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die dann vollständig unproduktiv wäre. Allein in der kleinen Schweiz sind das über 13'000 Quadratkilometer Dauergrünland. Der Nutzungsverzicht würde wieviel zum Kampf gegen den Welthunger beitragen? und wer hungert anderswo weil hierzulande Almwirtschaft betrieben wird? --> Falls du Mastfutteranbau auf hochwertigem Ackerland meinst, dann schreib "Mastfutteranbau auf hochwertigem Ackerland"

- weil diese Verschwendung von Ressourcen für einen großen Teil des Energie- und Wasserverbrauchs und der Umweltverschmutzung verantwortlich ist: siehe vorher. Wenn du industrielle Massentierhaltung meinst, das ist etwas anderes, wie es dir schon der erste Besuch beim Almbauern bestätigen würde. Abgesehen davon ist der Anbau von Soja samt Verwandlung in Tofu und Transport aus der dritten Welt hierher auch nicht gerade das, was man unter Ressourcenschonung versteht, denn auch das muss gedüngt und bewässert und verpackt und transportiert werden. Auch die Frühkartoffeln aus der ägyptischen Wüste sind da nicht besonders gut. Nach deiner Logik müssen Soja und Kartoffeln also auch generell gestrichen werden.

- weil die ganze Art und Weise wie Fleisch heute produziert wird von vorne bis hinten Scheiße ist: Ziemlich viel Unkenntnis und alles in einen Topf geworfen, fertig ist das Vorurteil. Könnte es sein, dass du damit sehr vielen Tierhaltern, die sich ehrlich bemühen, aus Unkenntnis Unrecht tust?

- aus spirituellen Gründen: siehe nächstes
- für das Karma: da sind wir bei der Religion, und glauben kann jeder, was er will. Es wäre aber noch festzustellen, ob die Ignoranz von Tatsachen (siehe oben) gut für das Karma ist.

Den einzigen Grund, den ich halbwegs verstehen könnte, den nennst du nicht: weil du es nicht magst. Meine Tochter mag Zwiebeln nicht, aber deswegen braucht sie kein Gedankengebäude und keine Rechtfertigung. Sie mag sie nicht, und sie isst sie nicht. Fertig.
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Thomas/V.
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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#62

Beitrag von Thomas/V. » Mi 23. Nov 2016, 23:33

Strategien zu entwickeln ohne Fleisch auszukommen. Wenn es der Welt und uns nutzt.
Die Frage wäre: warum sollte moderater Fleischverzehr von lokal/regional, artgerecht gehaltenen und gefütterten Tieren schädlich für "die Welt" sein?
Im Gegenteil: kluge, nachhaltige Fleischerzeugung kann sogar nützlicher "für die Welt" sein als der Umstieg auf Vegan. Manfred hat doch einige Beispiele dafür erbracht, das Weidetiere in der Lage sind, CO2 zu binden und den Boden zu verbessern. Die strikte Verteufelung der Tierhaltung ist reine ideologische Verblendung.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#63

Beitrag von emil17 » Mi 23. Nov 2016, 23:36

Thomas: Wir sind uns einig. Wann wird das gefeiert? :orccheers:
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Thomas/V.
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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#64

Beitrag von Thomas/V. » Mi 23. Nov 2016, 23:39

ach, so ungewöhnlich ist das nicht, ich bin oft mit Dir einer Meinung ;) Du merkst es nur nicht, weil ich nicht immer meinen Kommentar abgebe :mrgreen:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#65

Beitrag von poison ivy » Do 24. Nov 2016, 03:44

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centauri

Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#66

Beitrag von centauri » Do 24. Nov 2016, 06:38

Was mich an der veganen Weltanschauung stört ist die andauernde Ausblendung von Tatsachen.
Und das fängt schon im kleinen an.
Z.B, Honig isst man nicht, also braucht man auch keine Imker.
Keine Imker, keine Bestäubung, kein Obst und Gemüse und keine Veganer! ;)
Mich würde jetzt mal interessieren wie viele Veganer Bienenhaltung betreiben um ihre Nahrung zu sichern? :hmm:
Oder übernehmen das wieder nur die bösen Tierquäler? :hmm:
Gut das es das Phänomen Veganismus hier auf dem Land gar nicht gibt. Zumindest kenne ich hier keinen! :eek:

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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#67

Beitrag von bielefelder13 » Do 24. Nov 2016, 08:07

Hallo, Thomas, Emil, Centauri, bin mit euch einer Meinung. :daumen: Mich tröstet immer das die Veggie Wurst wie die Fleischwurst noch zwei Enden hat.
Aber
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#68

Beitrag von kraut_ruebe » Do 24. Nov 2016, 08:24

leider hat nicht nur die veggie-wurst einen haken, sondern auch so manche idee/manches lebensgefühl, welche(s) manche glauben lässt, sie würden etwas gut machen.

das erinnert mich an die zeit, als ich so 16 bis 18 jahre alt war (ist schon etwas her...), da hab ich den öko-trip für mich entdeckt. nächtelang saß ich mit meinem zukünftigen ehemann und einem befreundeten paar beisammen und diskutierte vollkornlaibchenrezepte und die erstaunten blicke der supermarktverkäuferinnen, wenn man denen ein tuppergschirrl auf die waage gestellt hat, damit die wurst nicht verpackt werden musste.

heute schenke ich meinem jungen selbst von damals dafür ein sanftes, warmes lächeln. gott, war ich da jung und naiv! ich fühlte mich gut und vor allem besser als der durchschnittsmensch. woher das vollkorn in der zückerrübenregion in NÖ, in der wir lebten, kam interssierte mich genauso wenig wie was sich in der wurst befand, auf deren verpackungslose übergabe ich bestand. gar nicht zu reden davon, was an plastikdosen so viel besser sein sollte als an plastikbeschichtetem wurstpapier. aber: ich war süsse siebzehn, und machte, mit einer hand voll auserwählten, genauso klugen wie ich, alles richtig. :holy:

gefühlt ist die menschheit zu einem grossen anteil gerade im stadium der süssen siebzehn. wie niedlich!

das dumme ist nur: du kannst nicht immer siebzehn sein. es wird zeit, darüber hinaus zu wachsen, und die hintergründe zu beleuchten anstelle sich über symptombehandlung zu freuen.

disclaimer: ja, ich sehe (auch hier) auch menschen, die essenstechnisch schon erwachsen sind und echte entscheidungen für oder gegen fleisch leben anstelle von zeitgeisthülsen. ich wundere mich aber, dass es (überall, nicht nur hier) noch so viele gibt, die denken, der blick übern tellerrand würde den horizont schon hinterm supermarkt haben.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Dagmar
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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#69

Beitrag von Dagmar » Do 24. Nov 2016, 09:46

Hallo,
kraut_ruebe hat geschrieben:heute schenke ich meinem jungen selbst von damals dafür ein sanftes, warmes lächeln. gott, war ich da jung und naiv! ich fühlte mich gut und vor allem besser als der durchschnittsmensch. woher das vollkorn in der zückerrübenregion in NÖ, in der wir lebten, kam interssierte mich genauso wenig wie was sich in der wurst befand, auf deren verpackungslose übergabe ich bestand. gar nicht zu reden davon, was an plastikdosen so viel besser sein sollte als an plastikbeschichtetem wurstpapier. aber: ich war süsse siebzehn, und machte, mit einer hand voll auserwählten, genauso klugen wie ich, alles richtig
danke für deinen Beitrag. Wie kommt es nur, daß ich mich da irgendwie wiedererkenne?????? :pfeif: :pfeif: :pfeif:

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Re: "Die Veggie-Wurst hat einen Haken"

#70

Beitrag von emil17 » Do 24. Nov 2016, 09:56

ja, k_r, da musste ich auch durch.

Stundenlange Diskussionen in der WG, ob man, wenn man doch eine K.onservendose gekauft hat, das Etikett abmachen und ins Altpapier geben muss, oder ob es dranbleiben darf und mit der Dose in die Altmetalltonne kommt.

Die lange Version spar ich Euch, die kurze:
Anfangs 20 wollte ich die Walfische retten, ein paar Jahrzehnte will ich zwar immer noch, dass die Walfische nicht aussterben, aber was dich dann wirklich beschäftigt, ist, dass Nachbars Hund nicht in den Garten macht.

Ich denke das hat schon seinen Sinn, würden in der Jugend alle alles so machen wie die Alten, wäre die Welt langweilig.

Mein Ältester wollte eine Weile lang immer mit dem Kopf durch die Wand. Schlimm für ihn, wenn es nicht genug Wände hatte.

Schlimm an all den unausgegorenen Lebensweisen ist ja nicht diese an sich, sondern das Sendungsbewusstsein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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