Glyphosat-Diskussion

Benutzer 72 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#661

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 18. Mai 2016, 10:26

Oelkanne hat geschrieben:Und wie bekommt der bei praxisüblicher Dünung das Getreide gekürzt und die zahlreichen Pilze bekämpft?
Und mit was beseitigt er Blattläuse und Getreideähnchen?
praxisübliche Dünung? Was meinst du damit? Mist??
wieso Halme verkürzen?
Außerdem machen es die Halmverkürzer, die beim konventionellen Weizenanbau oft eingesetzt werden, den Pilzen im Frühsommer leichter, vom Boden bis zu den Blüten zu gelangen. Bio-Getreide ist langstieliger und dadurch etwas weniger anfällig.


steht hier

Aber eigentlich dachte ich, das ganze Forum sei voll mit Tipps, wie man Pflanzenschädlinge selber (also natürlich - "bio") bekämpfen kann...

Auf der Selbsternteparzelle wurden Marienkäfer ausgesetzt, wir haben in Niederösterreich immer nur sehr wenige Läuse, ich tippe auf die vielen Libellen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#662

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 18. Mai 2016, 10:56

praxisübliche Dünung? Was meinst du damit?
http://www.effizientduengen.de/files/winterweizen.php
wieso Halme verkürzen?
Eigentlich heißen CCC, Moddus und co nicht Halmkürzer sondern Halmfestiger dann ist das auch verständlicher.

cfun
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Re: Glyphosat-Diskussion

#663

Beitrag von cfun » Mi 18. Mai 2016, 14:30

Rohana hat geschrieben:Bio ist nicht per se durch das Siegel geheiligt
Das sehe ich wie du. Ich finde es auch nicht gut, Bio und Konventionell so vereinfacht gegenüberzustellen, es sollte stärker differenziert werden, was gemacht und eingesetzt wird. Außerdem hat Bio m.E. auch Nachteile, z.B. natürlich den größeren Flächenbedarf. Mit Qualität meinte ich nur das, was ich beurteile kann, weil das bei dir so rüberkam, als wären Bioprodukte mickrig und zerfressen, würden nicht schmecken oder so.
Rohana hat geschrieben:du weisst schon, das Ding mit Angebot und Nachfrage, mittlerweile globalisiert... Das eigentliche Problem ist doch dass der Bauer gar nicht mehr in der Hand hat zu entscheiden was seine Produkte wert sind ... die deutsche Landwirtschaft ist ersetzbar - wir könnens ja importieren, vor allem wenn nen Bio-Siegel drauf pappt. Irgendwer machts schon irgendwo billiger.
Ja, auch das sehe ich so, die Rahmenbedingungen sind schlecht. Ich bin was den Handel angeht - zumindest im landwirtschaftlichen Bereich - eher protektionistisch eingestellt. Venezuela untermauert das gerade. Bestimmte Dinge muss man einfach selbst herstellen (können). Daher bin ich ja auch hier im Forum :).
Rohana hat geschrieben:Wie schön dass sämtliche Nicht-Bauern dann erstmal fein raus sind... allerdings
Wie du aufgezählt hast: allerdings. Jeder muss bei dem, was er macht schauen, ob er es verantwortlich macht und anderen so wenig wie möglich schadet. Klar sind da einige Berufe kritischer als andere, aber Schadenspotential hat jeder irgendwie. Es lebt eben nicht jeder für sich auf einer Insel.
Rohana hat geschrieben:Neue Sorten werden tatsächlich unter verschiedenen Bedingungen getestet, wir definieren ja vorher ein Zuchtziel
Ja, aber wie sieht dieses Zuchtziel aus? Da man ja spritzen kann steht die Resistenz im Hintergrund und er Ertrag im Vordergrund. Wenn man nicht spritzen dürfte, müsste man zwangläufig mehr auf die Resistenz achten. Dass das den Ertrag schmälert ist klar. Aber das ist doch genau der Punkt: Ist es sinnvoll, sich für den höheren Ertrag von Pflanzenschutzmitteln abhängig zu machen oder ist das der falsche Weg? Ich denke, dass das ganz eindeutig der falsche Weg ist.
Rohana hat geschrieben: oder ist der Ansatz das Verhungern früher eintreten zu lassen durch Verringerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch Bioanbau weltweit? :lala:
Nein natürlich nicht. Aber das tragische daran ist, dass das trotzdem nichts besser macht. Wenn man sich anschaut, wie Menschen auf Nahrungsknappheit reagieren, dann sieht man, dass sie (natürlich, das würden wir auch so machen) mit wachsener Verzweiflung zu immer rabiateren Mitteln greifen. Mehr Gift, mehr Dünger, mehr Bewässerung, einseitigerer Anbau, stärkere Beweidung, stärkere Ausbeutung der Böden etc. Das führt dann dazu, dass es zu einem plötzlichen Zusammenklappen des Systems kommt mit großen Hungersnöten (z.B. Dürren, Erosion, Wüstenbildung, Kartoffenfäule in Irland) und Kriegen kommt. Das kann ich nicht besser finden.

Dass wir jetzt sagen, wir brauchen Glyphosat, sonst können wir die wachsende Weltbevölkerung nicht mehr ernähren ist doch nur der Anfang. Morgen reicht Glyphosat nicht mehr, dann brauchen wir mehr. Morgen brauchen wir Gentechnik ohne Wenn und Aber. Morgen brauchen wir Bewässerung (hier bei uns sieht es in trockenen Sommer schon sehr traurig aus!). Die Situation wird immer dramatischer werden, wir müssen auf den vorhandenen Flächen immer mehr produzieren und machen dabei die vorhandenen Flächen immer kaputter. Man muss das Ganze von einer etwas weiteren Perspektive aus betrachten, 100 Jahre sind nur ein Wimpernschlag für die Menschheit, nur kriegt der einzelne Mensch das nicht in sein Bewusstsein rein. Wer wird aber in 100 Jahren noch Lebensmittel nach Deutschland exportieren, wenn die eigenen Bevölkerung am Verhungern ist?
Rohana hat geschrieben:Versteh mich nicht falsch, ich hab per se nix gegen Bio, im Gegenteil, ich hab den höchsten Respekt vor den Kollegen die es betreiben und gut machen. Nur ist es nicht getan mit "mal eben Pflanzenschutz weglassen" - und ob es sich wirklich rentiert, ist eine ganz andere Frage. Gesetze, Richtlinien und Vorgaben passen oft genug nicht zur Realität auf dem Acker!
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Ich verstehe dich schon, aber leider ist das auch keine Lösung des Problems. Ich habe aber auch keine.

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Re: Glyphosat-Diskussion

#664

Beitrag von Rohana » Mi 18. Mai 2016, 18:26

cfun hat geschrieben: Mit Qualität meinte ich nur das, was ich beurteile kann, weil das bei dir so rüberkam, als wären Bioprodukte mickrig und zerfressen, würden nicht schmecken oder so.
Mickrig und zerfressen müssen sie nicht sein, sind es aber tendenziell öfter (ich spreche aus Erfahrung - in der SoLaWi bekommen wir einfach das was da ist. Oft ist das wirklich nicht hübsch, aber mei, dem Magen ist das egal...). Das meinte ich aber gar nicht, sondern eher Dinge die das Auge nicht sieht, weder bei konvi noch bio Lebensmitteln, wie z.B. die angesprochenen Mykotoxinwerte.
Ja, aber wie sieht dieses Zuchtziel aus?
Gibt verschiedene. Ertragssteigerung bei wenig "Nebenwirkungen" ist natürlich das End-Ziel, aber der Weg dahin kann je nach Standort, Klima und Anbaubedingungen ganz verschieden sein, eben z.B. auch durch verstärkten Fokus auf Resistenzen gegenüber Erregern die unter den gegebenen Bedingungen gerne auftauchen.
Mehr Gift, mehr Dünger, mehr Bewässerung, einseitigerer Anbau, stärkere Beweidung, stärkere Ausbeutung der Böden etc.
Dass Bauern generell nach dem System "Viel hilft viel" verfahren ist nun wirklich outdated, wird aber gerne durch die Medien transportiert, das ist ja so schön einfach (und geglaubt wirds auch gern, das ist auch so schön einfach...). Zuviel Dünger ist verschenktes Geld, zuviel Pflanzenschutzmittel auch - beides schadet u.U. der Kulturpflanze und ist ausserdem bei hoher Geldbuße in der Anwendung gesetzlich geregelt. Bewässerung - warum nicht da einsetzen, wo möglich und sinnvoll ist? Was meinst du eigentlich wie das ganze "Bio"-Gemüse in den wärmeren Ländern gezogen wird? :pfeif: Ausbeutung der Böden passiert da, wo den Böden trotz Entzug (= Abfuhr von Ernte- oder Schnittgut) nichts oder zuwenig/unpassendes zurückgegeben, sprich gedüngt wird. Kommt in der Regel bei einem vernünftig arbeitenden Landwirt nicht vor, es sei denn es gibt Auflagen von Natur/Gewässerschutz, FFH oder sonstigen lustigen Gebieten.
Dass wir jetzt sagen, wir brauchen Glyphosat, sonst können wir die wachsende Weltbevölkerung nicht mehr ernähren ist doch nur der Anfang. Morgen reicht Glyphosat nicht mehr, dann brauchen wir mehr.
Naja, Glyphosat ist ein Werkzeug, wie ein Schraubenzieher. Wenn du sagst du kannst die Schraube auch mitm Hammer einschlagen, funktioniert das grundsätzlich schon, macht aber nicht viel Sinn. Du brauchst den Schraubenzieher nicht, wenn du nen Nagel reinhauen willst, dann brauchst du nen Hammer. Hat der Schraubenzieher nun keine Daseinsberechtigung? Es gibt Dinge in meiner Werkstatt die benutz ich super selten, aber wenn, dann aus dem Grund dass ich genau *diese* Tätigkeit damit gut und exakt verrichten kann.

ina maka hat geschrieben:
Außerdem machen es die Halmverkürzer, die beim konventionellen Weizenanbau oft eingesetzt werden, den Pilzen im Frühsommer leichter, vom Boden bis zu den Blüten zu gelangen. Bio-Getreide ist langstieliger und dadurch etwas weniger anfällig.
Ich stell mir grad vor wie der Pilz Füsse bekommt und am Halm hochkrabbelt... :lol: ganz so einfach ist das nicht.
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Re: Glyphosat-Diskussion

#665

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 18. Mai 2016, 18:32

Rohana hat geschrieben:Das meinte ich aber gar nicht, sondern eher Dinge die das Auge nicht sieht, weder bei konvi noch bio Lebensmitteln, wie z.B. die angesprochenen Mykotoxinwerte.
Nur komisch, dass Bio-Lebensmittel, was die Inhaltsstoffe angeht, bei diversen Tests besser abschneiden.
Wie kann das sein?
Hat "bio" eine so starke Lobby, dass die Tests fälschen können?

Rohana hat geschrieben:Naja, Glyphosat ist ein Werkzeug, wie ein Schraubenzieher.
Glyphosat ist ein Gift, kein Werkzeug.

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Re: Glyphosat-Diskussion

#666

Beitrag von der.Lhagpa » Mi 18. Mai 2016, 18:47

Wie auch immer - Morgen wird wohl entschieden.
Will noch jemand letzte Worte äussern?

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Re: Glyphosat-Diskussion

#667

Beitrag von Rohana » Mi 18. Mai 2016, 18:53

ina maka hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Naja, Glyphosat ist ein Werkzeug, wie ein Schraubenzieher.
Glyphosat ist ein Gift, kein Werkzeug.
Dann nenn bitte ab jetzt Medizin auch Gift, und jeden Arzt und Apotheker einen Giftmischer. Achja, Botox ist auch ein Gift, derTreibstoff in deinem Auto ist ebenfalls giftig und dein Körper produziert ständig Stoffwechselprodukte, die giftig sind.

Man kann übrigens auch mit Schraubenziehern Leute umbringen, wenn mans drauf anlegt :lala:
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Re: Glyphosat-Diskussion

#668

Beitrag von cfun » Mi 18. Mai 2016, 19:12

@Rohana
Ich glaube, jetzt fangen wir ein wenig an, aneinander vorbeizureden. Ich meine nicht, dass Bewässerung immer schlecht ist und Bauern überdüngen. Ich meinte das Prinzip: aus dem Boden muss kurzfristig mehr rausgeholt werden, also wählt man Mittel, die kurzfristig den Ertrag erhöhen, langfristig aber verringern oder sogar zu Katastrophen führen. Auch wenn einem das bewusst ist, kann man es nicht mehr ändern, wenn der Hungertod über einem schwebt. Denn man stirbt ja meist lieber morgen statt heute.

Bewässerungssysteme sind ein Beispiel dafür (Mesopotamien). Bei der Kartoffelfäule in Irland war das Problem, dass die Bevölkerung so stark angewachsen war, dass man als Massennahrung auf Kartoffeln angewiesen war, was der Boden nicht lange mitgemacht hat. Überweidung ist auch ein Beispiel und verbreiteter. Es ist ja nicht (immer) mangelndes Wissen, was die Leute in den Abgrund treibt, sondern die äußeren Zwänge (wie wir hier ja auch herausgearbeitet haben). Wir wissen im Prinzip auch, dass es besser wäre, auf Glyphosat zu verzichten, aber wir können es nicht (mehr).

An Glyphosat wird die Welt aber nicht zugrunde gehen, dafür an der Unfähigkeit der Menschen, langfristig gute Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#669

Beitrag von Manfred » Mi 18. Mai 2016, 19:18

cfun hat geschrieben:Bei der Kartoffelfäule in Irland war das Problem, dass die Bevölkerung so stark angewachsen war, dass man als Massennahrung auf Kartoffeln angewiesen war, was der Boden nicht lange mitgemacht hat.
Naja. Selbst mitten in der irischen Hungerkrise haben die britischen Gutsherren den Weizen ihrer irischen Ländereien nach London verschifft, weil die Händler dort mehr zahlen konnten als die Hungerleider auf der grünen Insel, die man eh loswerden wollte, weil dann mehr Platz für den Anbau von Exportgütern wäre.
Schon damals war die Verteilung das Problem, nicht die Menge.

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Re: Glyphosat-Diskussion

#670

Beitrag von cfun » Mi 18. Mai 2016, 19:20

Rohana hat geschrieben:Dann nenn bitte ab jetzt Medizin auch Gift
Gift ist nichts absolutes, sondern immer nur "Gift für" und das auch noch abhängig von der Dosis.
Für Weizen mag Glyphosat ein Medikament sein, für Mikroorganismen, Tiere etc ist es ein Gift.

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